Seit gestern denke ich nun über das hier nach,und werde immer nachdenklicher.
Wie auch immer die Linke heute orientiert ist, wie auch immer Deutschland heute orientiert ist- nicht aufgearbeitete Schuld wird mitgenommen, wie immer und überall im individuellen und gemeinschaftlichen Leben.
Nicht aufgearbeitete Folter im Falle der SED/Linken ebenso wie nicht wirklich auch nur ansatzweise aufgearbeiteter Traumakomplex aus dem dritten Reich.
Die Entnazifizierung scheint auch eher eine notwendige Show gewesen zu sein, damit der Laden weiter laufen (hier hatte ich mich doch tatsächlich verschrieben erst und kaufen statt laufen getippt, was den Punkt trifft, aber zu weit führt hier)kann, statt wirklicher tiefer Arbeit.
Deutschland wurde schnell und manisch wieder aufgebaut damals, es folgte ein Wirtschaftswunder statt Trauer und Stille, und was nach wie vor in der Tiefe ans Licht geholt werden will schläft und wächst dort weiter.
Das ist das faule Fundament der BRD.
In diesem Licht werden mir immer mal wieder manche heutigen Umstände besser verständlich.
So wie die unzähligen Foltergeschehnisse in der DDR nie wirklich und schon gar nicht wirklich kollektiv aufgearbeitet wurden.
In meinem Freundeskreis ist ein Paar, das damals dem ausgesetzt war,in Rumänien, weil es flüchten wollte und dann lange in Haft mit allen erdenklichen und von Dir beschiebenen Begleitumständen war.
Das wurde „vergessen“ (weil zu traumatisch), nie verarbeitet, man machte Karriere hier, bekam ein Kind, alles war fein, bis es seine schlummernde zerstörerische Kraft dann im Kind voll entfaltete, das sich mit 17 das Leben nahm.
Danach ging die Mutter in eine gründliche Therapie, in der auch ihr Foltertrauma ansatzweise aufgearbeitet wurde.
Die Menschen sind nicht gut im freiwillig Aufarbeiten und betrauern, kollektiv schon mal gar nicht.
Ohne diese so unverzichtbare Arbeit werden Traumata in der Täter- und in der Opfer- und auch in der Mitläuferrolle weiter mitgeschleppt.
Was darauf aufgebaut wird, wird meiner Einschätzung nach unvermeidlich eines Tages mit den Leichen im Keller konfrontiert, aber bis es so weit ist, kann noch viel Schräges und kann noch viel Not geschehen (weil es ans Licht kommen will und soll).
Das ist mir klar geworden, angeregt durch die Schilderungen Deiner therapeutischen Arbeit, und darum werde ich nicht den Fehler machen, die Linke heute zu wählen, womit ich geliebäugelt hatte.
Schon nicht aus Respekt vor denen, die ihr angeborenes Recht auf Freiheit mit ihrem Leib und ihrer Seele bezahlt haben.
Und ja- die Grünen sind eine relativ junge, noch unbelastete Partei, bei allen Fehlern, die auch dort gemacht werten- aber Leichen im Keller sehe ich dort noch keine, das ist eine gleichbleibend gute Basis.
Ich möchte das unterstützen und in diesem Sinne meine eine kleine Stimme in die Waagschale legen.
Danke für die Anregungen!
Zahira