hi 
Wieviele Menschen sind denn im Osten Religiös gewesen?
Religion war im Sozialismus nicht von belang.
Ich hab auch nicht behauptet, daß es so wäre. Aber du hast gesagt:
"Die wirklichen wichtigen Grundwerte wie Sprache, Religion , Mentalität sind ähnlich."
Mit dem von mir genannten Zitat bzgl. Atheismus wollte ich nur
aufzeigen, daß dem eben nicht so ist. Das Religionsverständnis
in West und Ost darf sehr wohl als elementar unterschiedlich
bewertet werden. Daraus können sich langfristig erhebliche
Probleme ergeben.
Ich sehe hier deinerseits erhebliche Ignoranz. Wenn es nach
deiner Definition gehen würde, hätten wir in D wahrscheinlich
10 Nationen, wenn ich die einzelnen Herzog und Fürstentümer
vor der Weimarer Republik betrachte. Oder ist das etwas
anderes, weil es etwas mehr als 100 Jahre her ist? Dann kam ja
zum Glück einer, der 12 Jahre lang „sauber“ gemacht hat und
schon waren wir bis 1963 eine Nationalität.
Was heißt hier Ignoranz? Ich kenne die DDR nur aus dem Fernsehen,
ich hatte keine Verwandte noch sonst irgendwas persönliches
mit der DDR zu tun. Plötzlich sind es meine Staatsbrüder?! Damals
war ich begeistert über die Wiedervereinigung. Aber mir war
auch nicht wirklich klar, was es bedeutet, zwei Staaten zu vereinen.
Dazu kommt, daß man hier nicht von Vereinigung sprechen kann,
sondern daß die DDR integeriert wurde, um nicht zu sagen regelerecht
assimiliert wurde. Ich habe bei manchen wichtigen Elementen aber das
Gefühl, daß die Integrationsfähigkeit von ~70Millionen für 16
Millionen neuer Bürger Grenzen erreicht. Ich kann mich ja täuschen,
soll vorkommen. Außerdem möchte ich dich daraufhinweisen, daß ich
vieles in fragender Form geposted habe, also nicht als Wahrheits-
verkünder auftrete.
Schön das es Mesnchen wie Dich gibt, die den Deutschen
erklären, daß es eine westdeutsche und eine ostdeutsche
Nationalität gibt. Super!
Ich habe den Begriff Nation kein einzigesmal in den „Mund“
genommen. Der Begriff wird wiederholt von dir benutzt. Ich sprach
und Spreche von Volksgruppen. Ehrlich gesagt, weiß ich nicht was
eine Nation ist. Als Westdeutscher kann ich mit Fug und Recht
behaupten, daß mir und meiner Generation das Nationalgefühl
erfolgreich ausgetrieben, bzw. gar nicht erst vermittelt wurde.
Und jetzt frage ich dich nochmal: Wie weit können zwei getrennte
Volksgruppen eine evtl. zu Beginn ähnliche Mentalität erhalten,
wenn sie beide 40 Jahre getrennt waren, beide in völlig verschiedenen
Systemen weitergelebt haben und nachfolgende Generationen in einer
dann veränderten Mentalität aufgewachsen sind?
Antworte mir doch mal darauf. Das hast du bis jetzt nicht getan.
Um es mal ganz zugespitzt zu formulieren: Es erinnert mich teilweise
an Staaten in Afrika, die die Kolonialstaaten mit dem Lineal gezogen
haben. Da wurden einfach Völker und Stämme zu einem Staat
zusammengepackt, die noch nie etwas miteinander zu tun hatten.
Von heute auf morgen sollten sich diese Menschen miteinander
identifizieren. Die folgen sieht man heute sehr gut auf dem Kontinent.
Ähnlich sehe ich es bei uns. Zwei Staaten, deren Bevölkerung sich
meiner Meinung nach sehr weit von einander entfernt
haben, werden schlagartig zusammengefügt und man erwartet, daß
das gut geht. Ich weiß, daß die Wiedervereinigung immer wichtig
und als erstrebenswert erachtet wurde. Und 1989 wäre alles andere
als eine Wiedervereinigung nicht machbar gewesen (von Deutscher
Seite). Ich stelle aber die Frage, ob es nicht vielleicht sinnvoller
gewesen wäre, die DDR als eigenständigen Staat zu erhalten. Denn
das ist sie für mich nach heutiger Einschätzung gewesen: ein
eigenständiger Staat.
Eine 2er Beziehung ist etwas intimes, eng miteinander
Verbundenes, daß nicht immer für die Ewigkeit geschaffen ist.
Ein ganzes Volk so zu betrachten ist ein fataler Fehler. Der
Nachbar mit dem Du Dich nicht verstehst gehört dann auch bald
nicht mehr zu deiner Nation?
Ist ja auch ne 2er Beziehung.
Die Frage ist doch, in wie weit bestehen, bei allen persönlichen
Differenzen, Gemeinsamkeiten die es ermöglichen zusammen
in einem Staat zu leben. Es gibt viele Nachbarn mit denen
kommt man klar, und viele die würde man am liebsten auf
den Mond schiessen. Aber beide würden wir für die gleichen
Werte auf die Strasse gehen, oder uns bei einer Diskussion
zu Sachthemen die Hand reichen. Wenn aber auch das nicht
mehr gegeben ist, wird es langsam eng mit den Identifikations-
mustern. Wenn ich nur Kommunisten oder Rechte rechts und links
von mir wohnen habe, würde ich in der Tat nicht mehr das
Gefühl haben, in „meinem“ Staat zu leben. Vielleicht müßte
ich dann meine Koffer packen. wer weiß.
Beide Seiten verstehen bisher eines jedoch am besten. Sich
gegenseitig den schwarzen Peter zuzuschieben. „Ihr kostest nur
Geld, von Euch haben wir die Kriminalität, früher hätts das
nicht gegeben, etc…“
Du schiebst mir Dinge unter die ich nicht gesagt habe, und die
ich auch nicht meine. Es geht in keinster Weise um finanzielles.
Es geht um die Mentalität. Um die Grundwerte persönlicher
Lebensplanung. Um Ziele die in der Gemeinschaft zu erzielen
sind. All das hat kann am Rande auch mit Geld zu tun haben,
aber primär hat es mit Einstellung zu tun.
Aber alle sehnen sich nach der guten alten Zeit. Das war schon
immer so. schon dem alten Fritz trauerte man nach kurzer Zeit
hinterher, vergaß dabei gern die strapazen, die er seinem Volk
auferlegte.
In diesem Sinne:„Toleranz und Weitblick sind gefragt.“
Ich muß mir von sehr wenigen Leuten etwas in Bezug auf
Toleranz sagen lassen. Aber das kann ich dir hier wohl
kaum beweisen. Muß ich aber auch nicht. Es geht mir um objektive
Feststellungen. Bei aller Toleranz und Integrationswillen, darf
man manchmal auch nicht die Fakten aus den Augen verlieren.
grüße, rené