Null- Wachstum

Hallo Miteinander!

Ihr kennt es sicherlich: Jedes Jahr werden Prognosen hinsichtlich
des zu erwartenden Wirtschaftswachstum abgegeben, die häufig
dann zum Jahresende wieder nach unten/ bzw. oben korrigiert werden.

Angenommen, unser Wirtschaftswachstum würde für mehrere Jahre
eine (schwarze) Null ausweisen. Nicht mehr Wachstum, aber auch
nicht auch nicht weniger. Wie sind eigentlich die Auswirkungen?

Sind wir zu ständigem Wirtschaftswachstum „verurteilt?“

Gruss
Esther

Zunächst mal brauchen wir das Wachstum, um die Teuerungsrate auszugleichen. Wachstum bedeutet ja - so grob - dass das Geld und die in Geld (monetär) bewerteten Produkte und Dienstleistungen mehr werden. Wenn die Produkte und Dienstleistungen teurer werden, die (Geld)Summe, die dafür ausgegeben wird aber gleich bleibt, haben wir unter dem Strich weniger, weil wir für das gleiche Geld weniger kaufen können (wir heißt in diesem Falle die gesamte Bevölkerung).

Dazu kommt, dass wir uns im internationalen Wettbewerb befinden. Wenn wir unseren Luxus halten wollen, müssen wir auch im internationalen Vergleich ganz oben bleiben - China z.B. hat ein sehr großes Wachstum und wird auch deshalb z.b. bald in der Lage sein, große Flugzeuge zu bauen. Wenn die deutsche (respektive europäische) Wirtschaft nicht mitwächst, kann Airbus nicht mithalten (Stichwort Bildung etc.) und wir verlieren Arbeitsplätze… „schrumpfen“ also, weil wir nicht gewachsen sind.

Gruß Jochen

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Hi,

Sind wir zu ständigem Wirtschaftswachstum „verurteilt?“

Zu dem was Jochen sagt, noch drei Punkte mehr:

  1. es gibt ein bestimmtes Wirtschaftswachstum, das erreicht werden muss, damit neue Jobs entstehen bzw. damit mehr Beschäftigung entsteht;
    das liegt im Moment an einer sogenannten „Beschäftigungsschwelle“ irgendwo zwischen 1% und 3%.
    Wie hoch genau ist umstritten, ob es einen solchen direkten kausalen Zusammenhang überhaupt gibt auch;
    nachlesbar z.B. hier:
    http://www.iwkoeln.de/data/pdf/content/trends02-05-5…

  2. An der Tatsache(?), dass etwa mit den fördernd-fordernd-modernden HartzIV-Gesetzen dieser Schwellenwert gesunken ist:
    http://www.netzeitung.de/wirtschaft/wirtschaftspolit…
    weil dadurch die Menschen mehr zur Annahme irgendeines Beschäftigungsverhältnisses „überredet“ werden, sieht man schon recht schön, dass gerade die Politik das Wirtschaftswachstum braucht, weil sie so nicht versuchen muss, mit solchen Scheißmaßnahmen die Besch.-schwelle auf ein Niveau zu senken, das durch das faktische Wirtschaftswachstum auch erreicht werden kann.

Auch allgemein lassen sich mit hohem Wirtschaftswachstum die ganzen unpopulären Einschnitte z.B. die in die Versicherungssysteme, etc. tendenziell vermeiden, und eher noch im Gegenteil Wahlgeschenke austeilen.

  1. Es lebe also für die Politik das Wirtschaftswachstum! Ein dreifaches: Heil! Heil! Heil!

Überhaupt könnte man sagen, es habe das Wirtschaftswachstum ein bißchen etwas sakrales in sich, eine Art innerweltlicher Messianismus; um hier mal meinen Lieblings-Bielefelder zu zitieren:
„Die ‚invisible hand‘ [Gott-Surrogat] hatte, schon im 17. Jahrhundert, eine Fortschrittsgarantie symbolisiert. Nachdem sie zunehmend unter Arthrose zu leiden begann, übernahm das Desiderat des wirtschaftlichen Wachstums selbst diese Funktion. Man gab die Annahme einer Mengenkonstanz auf, um durch die Art der Allokation ein Mengenwachstum produzieren und zugleich diejenigen, die dabei zu kurz kommen, abfinden zu können. Den Politikern und der öffentlichen Meinung wird folglich suggeriert, Wirtschaftswachstum sei notwenig, sei eine Bedingung gesellschaftlicher Stabilität“.
(Luhmann, Die Wirtschaft der Gesellschaft", S. 99f.)

In diesem Sinne abschließend eine gemeinsame Erbauungspredigt dreier hoher zeitgenössischer Politkleriker:

http://www.insm.de/Downloads/PDF_-_Dateien/Anzeigena…

Wachstum!
Voll der Gnaden!
Amen!

VG
F

Hallo Jochen!

Wenn die Produkte und
Dienstleistungen teurer werden, die (Geld)Summe, die dafür
ausgegeben wird aber gleich bleibt, haben wir unter dem Strich
weniger, weil wir für das gleiche Geld weniger kaufen können

Dann sinkt die Nachfrage und drückt die Preise.

Dazu kommt, dass wir uns im internationalen Wettbewerb
befinden. Wenn wir unseren Luxus halten wollen, müssen wir
auch im internationalen Vergleich ganz oben bleiben - China
z.B. hat ein sehr großes Wachstum und wird auch deshalb z.b.
bald in der Lage sein, große Flugzeuge zu bauen. Wenn die
deutsche (respektive europäische) Wirtschaft nicht mitwächst,
kann Airbus nicht mithalten (Stichwort Bildung etc.) und wir
verlieren Arbeitsplätze… „schrumpfen“ also, weil wir nicht
gewachsen sind.

Um wettbewerbsfähige Produkte anbieten zu können, muß der Hersteller immer größer werden? Kann ich nicht nachvollziehen.

Gruß
Wolfgang

"Die ‚invisible hand‘ [Gott-Surrogat]

So einen Blödsinn habe ich selten gelesen. Wenn man es so betrachtet ist die Gravitation auch ein „Gott Surrogat“. Die ‚invisible hand‘ ist ein Marktgesetz, genauso wie Gravitation ein Naturgesetz ist. Ein Automatismus an dem nichts mysteriöses ist.

Grüße,

Anwar

Angenommen, unser Wirtschaftswachstum würde für mehrere Jahre
eine (schwarze) Null ausweisen. Nicht mehr Wachstum, aber auch
nicht auch nicht weniger. Wie sind eigentlich die
Auswirkungen?

Das ist recht einfach:
Aus dem Wirtschaftswachstum werden ja die Zinsen bezahlt. Vereinfacht(!) gesagt: Niedriges WW - niedrige Zinsen. Und wenn es im deutschen Wirtschaftsraum niedrige Zinsen gibt, wandert Kapital aus Deutschland ab, was ja ein negatives Wachstum ist. Ein stabiles Nullwachstum ist also (solange irgendwo in der Welt noch Wachstum ist) prinzipiell nicht möglich.

Grüße,

Anwar

völlig oT

"Die ‚invisible hand‘ [Gott-Surrogat]

So einen Blödsinn habe ich selten gelesen.

Hast Du Luhmanns „Wirtschaft der Gesellschaft“ denn überhaupt gelesen?

Wenn man es so
betrachtet ist die Gravitation auch ein „Gott Surrogat“.

Wenn Du es nicht kennst, dann kannst Du auch gar nicht wissen, wie betrachtet …

Die
‚invisible hand‘ ist ein Marktgesetz, genauso wie Gravitation
ein Naturgesetz ist.

„So einen Blödsinn habe ich selten gelesen.“

(Stimmt zwar eigentlich nicht, weil ich schon viel größeren Blödsinn hier gelesen habe -und Dich eigentlich recht gerne lese-, aber wenn Du mir so kommst, warum sollte ich erst groß erklären, dass die „invisible hand“ eben ein bestimmtes Denkschema ist, das im langen Übergang von den Physiokraten zur Klassischen Nationalökonomie entstand, z.B. mit Mandevilles „Bienenfabel“ und mit Smiths „Wealth of Nations“)

Marktgesetz

„The invisible hand is a metaphor coined by Adam Smith to illustrate how those who seek wealth by following their individual self-interest, inadvertently stimulate the economy and assist society as a whole“
http://en.wikipedia.org/wiki/Invisible_hand

Selbstverständlich kann man das als eine „innerweltliche“ Form von Theodizee betrachten, ist ja auch genug getan worden, aber war wohl natürlich seltener Blödsinn …

VG
F

Hallo,

Das ist recht einfach:
Aus dem Wirtschaftswachstum werden ja die Zinsen bezahlt.

warum sollte man seinen Umsatz steigern müssen, nur weil man Zinsen für Kredite bezahlt? Ein Wirtschaftswachstum braucht man nur, wenn irgendjemand mehr haben will (und alle anderen mindestens das gleiche wie bisher) und das können die Arbeitnehmer oder die Unternehmen/Kapitalgeber sein.

Vereinfacht(!) gesagt: Niedriges WW - niedrige Zinsen.

Und weil es so stark vereinfacht ist, sollte man das gar nicht erst behaupten. Es ist zwar richtig, daß man oft versucht, ein niedriges Wirtschaftswachstum versucht man oft mit niedrigen Zinsen zu bekämpfen, aber eine natürliche Folge ist das ganz sicher nicht. Vielmehr fängt ein richtiges volkswirtschaftliches Drama meistens mit niedrigem Wachstum und hohen Zinsen an.

Und
wenn es im deutschen Wirtschaftsraum niedrige Zinsen gibt,
wandert Kapital aus Deutschland ab, was ja ein negatives
Wachstum ist.

Hier schweifst Du von BIP und Volkseinkommen in Richtung auf die Zahlunsgbilanz ab. Abwanderndes Kapital bedeutet noch lange kein negatives Wachstum und nur weil die Zinsen niedrig sind, heißt das auch nicht, daß das Kapital abwandert.

Gruß,
Christian

Zunächst mal brauchen wir das Wachstum, um die Teuerungsrate
auszugleichen.

nein, die ist schon rausgerechnet

Dazu kommt, dass wir uns im internationalen Wettbewerb
befinden.

seltsam nur, dass wir trotz im internationalen extrem hoher Produktivität immer noch jedes Jahr noch mehr wachsen müssen als im Vorjahr - und das vor allem für ALLE Länder der Erde gilt

P.S. keine Zeit für Diskussionen, daher Antwortbenachrichtigung gar nicht erst aktiviert

Aus dem Wirtschaftswachstum werden ja die Zinsen bezahlt.

fast. Genaugenommen muss die Wirtschaft wachsen, um die nicht verkonsumierten Zinseinnahmen in die Investition zu lenken. Ohne Wirtschaftswachstum kein Nettoneuinvesitionspotential, ohne dieses würde das Geld für Zinszahlungen, die vom Gläubiger nicht verkonsumiert werden, dem Markt entzogen werden.

Vereinfacht(!) gesagt: Niedriges WW - niedrige Zinsen.

Pi mal Daumen stimmt das. Vor allem aber weil sehr große Anteile der Zinseinnahmen schon nicht mehr verkonsumiert werden können, weil die Menschen, die sie bekommen viel mehr einnehmen, als sie bei bestem Willen überhaupt selbst verkonsumieren können. Außerdem muss man von den reinen Zahlenwerten noch die Kosten der Bank, den Preisindexausgleich und die Risikoprämie abziehen. Dann kommt es noch besser hin.

Angenommen, unsere Bevölkerung würde in einer Generation um 20% abnehmen, ist euch eigentlich klar, dass die Wirtschaft dann in diesem System dennoch wachsen müsste, um nicht zusammen zu brechen?

P.S. Keine Zeit für Diskussionen, daher Antwortbenachrichtung gar nicht erst aktiviert.

Hallo Esther,

wir sollten uns erstmal klarmachen, was Wachstum überhaupt ist:

Wenn ein Dorf in jedem Jahr 5 neue Häuser baut, und Anfang 2006 gerade 100 Häuser hatte. Alle anderen Faktoren mal aussen vor: Wie hoch war dann in 2006 das Wirtschaftswachstum dieses Dorfes?

Alles Gute wünscht
… Michael

Sendung mit der MAus?
Hallo Michael,

… geht Dein Beitrag noch irgendwie weiter?

kopfkratzend
bobesch

… geht Dein Beitrag noch irgendwie weiter?

Wenn mal jemand schreibt, wie hoch er in dem Fall glaubt, dass das Wirtschaftswachstum sei.

Hallo!

Wenn ein Dorf in jedem Jahr 5 neue Häuser baut, und Anfang
2006 gerade 100 Häuser hatte. Alle anderen Faktoren mal aussen
vor: Wie hoch war dann in 2006 das Wirtschaftswachstum dieses
Dorfes?

Dann will ich mal den Anfang machen.
Das hängt stark davon ab, ob es in dem Dorf einen Laden gibt, dessen tatsächlicher Käuferpool (und der zugehörige Umsatz also)stetig mitwächst. Das sollte sich bei den Gewerbesteuern bemerkbar machen. Ausserdem, ob es im Dorf Baufirmen gibt, die an der stetigen Dorfvergrösserung mitgearbeitet haben. Andererseits gibt es (so glaube ich) Mittel von Bund und/oder Land, die pro Einwohner vergeben werden. Also sollte das Dorf, so es eine eigene Kommune bildet, tatsächlich sagen können, dass es wirtschaftstechnisch jedes Jahr eine grössere Basis hat.
Die Gemeinde wird Ihrerseits so etwas wie Grundsteuern oder ähnlichem einnehmen, also ist da wohl auch eine stetige Veränderung messbar.

Mir ist nur der Zusammenhang mit dem Ausgangspost noch nicht so ganz klar ;o)

Viele Grüsse!

Denis

Hallo Denis,

Das hängt stark davon ab,

nein, es hängt von nichts ab. Ich hatte alle Informationen gegeben, die notwendig sind.

Steuern sind irrelevant. Das Dorf sei als autark anzunehmen und alle Neubauten stammen folgedessen logischerweise von den Dorfbewohnern.

Mir ist nur der Zusammenhang mit dem Ausgangspost noch nicht
so ganz klar ;o)

Weil 95% der Bevölkerung überhaupt gar nicht klar ist, was Wirtschaftswachtum überhaupt ist.

Alles Gute wünscht
… Michael

Hallo,

Steuern sind irrelevant. Das Dorf sei als autark anzunehmen

damit ist jeder Vergleich Deines kleinen Krippenspiels mit der Realität auch schon für den Eimer.

Weil 95% der Bevölkerung überhaupt gar nicht klar ist, was
Wirtschaftswachtum überhaupt ist.

Ich zweifle daran, daß Du gerade der richtige bist, um es zu erklären.

Gruß,
Christian

Moin,

Steuern sind irrelevant. Das Dorf sei als autark anzunehmen
und alle Neubauten stammen folgedessen logischerweise von den
Dorfbewohnern.

Alles klar, und die Fensterscheiben werden von den Dorfbewohnern mundgeblasen und für die Sanitätsrohre Mohrrüben ausgehöhlt und aneinandergesteckt? Selten so gelacht.

Gruß
Marion

Alles klar, und die Fensterscheiben werden von den
Dorfbewohnern mundgeblasen und für die Sanitätsrohre Mohrrüben
ausgehöhlt und aneinandergesteckt? Selten so gelacht.

Lach nur, dir wird das Lachen noch im Halse stecken bleiben.

Ich sagte, alles andere wäre neutral zum Wirtschatswachstum. Das Dorf könnte ja z.B. Walldorf sein (nur der Einfachheit halber auf 100 Häuser reduziert) und jedes Jahr dieselbe Leistung an SAP-Produkten exportieren und dafür weiterhin immer dieselbe Leistung an anderen Leitungen importieren. Steuern sind eh neutral in dem Zusammenhang.

… Michael

Lach nur, dir wird das Lachen noch im Halse stecken bleiben.

Ja klar, angesichts deiner Wirtschaftsphantasien im Fieberwahn könnte man auch in Tränen ausbrechen.

Was du hier erschaffst sind künstliche Konstrukte, phantastische Gebilde unter selbst geschaffenen und völlig an der Realität vorbeigehenden Voraussetzungen. Deshalb bist du auch in diesem Brett falsch. Versuch es doch mal bei „Sience fiction und Fantasie“ oder meinetwegen auch noch bei Philosophie.

Du kommst mir vor wie einer, der Fahrräder unter der Voraussetzung entwirft, dass Menschen 5 Beine haben, und dann aggressiv reagiert, wenn keiner die Dinger kaufen will. Sorry, aber du bist echt auf dem falschen Planeten.

Gruß
Marion

Hallo Marion,

Ja klar, angesichts deiner Wirtschaftsphantasien im Fieberwahn
könnte man auch in Tränen ausbrechen.

weinst/lachst Du so laut weil Du verschleiern willst, dass du die Antwort nicht kennst? - Die Dorfgeschichte ist eine typische volkswirtschaftliche Modellierung.

Was du hier erschaffst sind künstliche Konstrukte,
phantastische Gebilde unter selbst geschaffenen und völlig an
der Realität vorbeigehenden Voraussetzungen. Deshalb bist du
auch in diesem Brett falsch. Versuch es doch mal bei „Sience
fiction und Fantasie“ oder meinetwegen auch noch bei
Philosophie.

künstliche Konstrukte sind übliches Mittel wissenschaftlicher Modellierung. Dabei ist das autarke Dorf keineswegs soooo künstlich. in der Geschichte gab es selbstverständlich ziemlich autarke Dörfer dieser Größenordnungen und egal ob die eher PCs oder Getreide produziert haben könnte man da ein Wirtschaftswachstum messen.

Du kommst mir vor wie einer, der Fahrräder unter der
Voraussetzung entwirft, dass Menschen 5 Beine haben, und dann
aggressiv reagiert, wenn keiner die Dinger kaufen will. Sorry,
aber du bist echt auf dem falschen Planeten.

Du kommst mir vor, wie jemand dessen Ahnung von Wirtschaftswissenschaft deutlich kleiner ist als er/sie vorgibt.

Gruß
Marion

Übrigens: Wirtschaftswachstum ist die Veränderung des BIP im Vergleich zur Vorperiode - gar net so schwer oder?

Gruß, Udo