Guten Morgen.
Ich kenne den Zustand, den du meinst, nur zu gut. Schon bei meinem Opa war es so. Und in amerikanischen Sitcoms sieht man, wenn man genauer hinschaut, oft das Gleiche.
Und meiner Meinung nach (Vorsicht Klischee!) sind es meistens die Frauen, die ihn herbei führen und die sich dann, wenn die Kinder anfangen, eigene Wege zu gehen, wundern. Und sich fragen, wo denn der intelligente, lebenssprühende, kreative Mann, den sie einst, gerade wegen dieser Eigenschaften geheiratet haben, geblieben ist.
Sie haben ihn kaputt gemacht! Ohne Absicht, aber durchaus mit System.
Ein Bekannter hat mir mal gesagt, es ist, als würden Frauen mit dem ersten Kind völlig verblöden, abstumpfen und nur noch als Muttertier existieren.
Weg ist die lachende Geliebte, die sich auch mal auf dem Küchentisch verführen ließ. Sex gibt es nur noch Samstag Abend, nach der Tagesschau, wenn die Kinder im Bett sind und er vorher den Müll runter gebracht hat.
Vorbei sind die fantasievollen Höhenflüge, die philosophischen Gespräche, die Träumereien, die man vor der Ehe so gut fand.
Jetzt gibt es nur noch ein Thema und das heißt Kinder und danach kommen die Kinder und dann nochmal die Kinder.
„Obama ist in Amerika Präsident geworden!“ „Ach wirklich?“ „Lass uns morgen darüber sprechen, heute bin ich zu müde. Die Kinder haben mich mal wieder geschafft.“
„Wie es wäre, über den Jakobsweg zu pilgern?“ „Das stell ich mir gut vor, aber weißt du schon, was *** in der Mathearbeit geschrieben hat?“
„Du willst ein Regal für den Keller bauen? Aber das kriegt man bei IKEA doch viel billiger und besser!“
„Wie ihr damals beim Bauer Dingens die Äppel geklaut habt? Also das hast du mir ja schon hundert mal erzählt!“
Dass er sich damals als Held gefühlt hat und dieses Gefühl wieder mal nachempfinden möchte, ahnt sie nicht.
Und wenn er dann mal mit ihr reden will und nur der kleinste Vorwurf für sie heraus zu kommen scheint, dann hat sie stets mindestens 10 Gelegenheiten bei der Hand, bei denen er sich falsch benommen hat.
Er hat sich falsch benommen, zweifellos, aber er ist doch erstaunt, dass sie sich das alles so gut gemerkt hat. Wenigstens beim ersten Mal.
Er hätte ganz gern noch ein eigenes Leben, das nicht von den Kindern bestimmt wird. Aber das ist nicht drin, jedenfalls nicht mit ihr. Und so sucht er sich denn ein Hobby, bei dem er allein ist, richtet sich einen Hobbykeller ein, geht angeln oder zum Fußball, oder bleibt jeden Tag so lange wie möglich auf der Arbeit.
Wenn dann die Kinder ihre eigenen Wege gehen, fühlt sie sich plötzlich vernachlässigt, sucht die Schuld bei ihm, der sich längst an den Stumpfsinn gewöhnt hat und verliebt sich Hals über Kopf in den Nächsten, der ihr schöne Augen macht. Weil sie sich endlich wieder als Frau fühlt. Also als das, was sie ihrem Mann systematisch ausgeredet hat.
Dann lässt sie sich scheiden, nimmt die Kinder und den größten Teil des mühsam erworbenen Vermögens mit und lässt ihn allein.
Worauf er sich dann endlich einmal fragen muss, wie man Nudeln kocht oder eine Waschmaschine einstellt, denn auch daran hat sie ihn nicht teilnehmen lassen.
Recht geschieht ihm. Warum hat er nicht vorher auf den Tisch gehauen.
Und vielleicht findet er ja noch eine Geliebte, zwanzig Jahre jünger am besten, fantasievoll und lebenssprühend. Eine mit der man noch träumen kann!
Erkennt sich jemand wieder? Das war Absicht!
mfg