Öcher Jonge - Übersetzung gesucht

Hallo Aachener (oder die diese Sprache beherschen),

es gibt eine ‚Hymne‘ in Aachen, die bei allen (un)möglichen Gelegenheiten gesungen wird und der grobe Sinn ist mir soweit klar, aber der tiefere selbige ist mir nicht so klar. Nachfolgend der Text, der mir nicht so ganz klar ist.
Übersetzung bzw. Interpretation sind erwünscht.

OCHE ALAAF

Vür sönd allemoele Öcher Jonge, weä jät welt, dea kann jo komme.
Heisserassassa, valderallalla, Stecke än Jewehre met ene Wißquaß dra.

Laderitschomdai, nojene Paß eren, laderitschom ritschom … dei juchei.

Die erste Zeile ist sowit klar
Wir sind alle male Aachener jungen, wer was will der kann ja kommen, die beiden folgenden Wörter sind m.E. Füllsel, aber der Rest des Satzes ist mir nicht so ganz klar.

der zweite Satz fängt m.E. wieder mit einem Füllsel an, aber was bitte bedeutet ‚nojene Paß eren‘

Gandalf

Hallo Gandalf,

ja, das ist ein uralter Karnevals-Schlager, den ich in den letzten Tagen auch immer wieder etwas wehmütig auf den Lippen hatte, weil ich es auch dieses Jahr (wie in den vergangenen 25 Jahren) mal wieder nicht fertig bekommen habe zum Karneval nach Oche zu kommen. Aber wenn ich mich so daran erinnere, was mir meine liebe Nachbarin damals so zu Grundschulzeiten als Zugereistem erzählt und beigebracht hat, dann kann ich Dir zumindest bei der ersten Frage weiterhelfen:

Heisserassassa, valderallalla, Stecke än Jewehre met ene
Wißquaß dra.

Da geht es darum sich ein Gewehr mit einer bunten Quaste anzustecken. Der Karneval verhöhnt ja in vielfältiger Weise den Militarismus vergangener Zeiten und daher kommen ja auch die ganzen Garden, Uniformen und Orden, Funkenmariechen, Märsche, … Und die Karnevalsgarden exerzieren und marschieren ja auch teilweise mit Waffe. Daher wohl diese Aufforderung, sich eine geschmücktes Gewehr zu greifen.

Laderitschomdai, nojene Paß eren, laderitschom ritschom …
dei juchei.

Da fällt mir sponatn nicht viel zu ein. Müsste ich auch mal recherchieren. Über die Jahre hatte sich diese Zeile in meiner Erinnerung eher in Richtung „heut ist Fasenet“ entwickelt.

Gruß vom Wiz

Die erste Zeile ist sowit klar
Wir sind alle male Aachener jungen, wer was will der kann ja
kommen, die beiden folgenden Wörter sind m.E. Füllsel, aber
der Rest des Satzes ist mir nicht so ganz klar.

der zweite Satz fängt m.E. wieder mit einem Füllsel an, aber
was bitte bedeutet ‚nojene Paß eren‘

Gandalf

Hallo, Gandalf,

weit davo entfernt ein Öcher Jong zu sein, versuche ich es doch:

OCHE ALAAF

Vür sönd allemoele Öcher Jonge, weä jät welt, dea kann jo komme.
Heisserassassa, valderallalla, Stecke än Jewehre met ene Wißquaß dra.
Laderitschomdai, nojene Paß eren, laderitschom ritschomdei juchei.

Wir sind alle Mal Aachener Jungen, wer was will, der kann ja kommen,
Heisserassassa, valderallalla, (wie nehmen) einen Stecken als Gewehr (?) mit einer weißen Quaste dran.
Laderitschomdai, dann gehen sie besser herein, laderitschom ritschomdei juchei.

Gibt es den keine Öcher hier? Ich dächte schon. Aber denen geht es wohl wie manchem Konstanzer, die den Narrensegen zwar aufsagen, aber nicht erklären können.:wink:

Gruß Fritz

Hallo, Fritz,
nichts zu meckern an Deiner Übersetzung nur hier

Laderitschomdai, nojene Paß eren, laderitschom ritschomdei juchei.

würde ich eher (im Gedenken an die Hektoliter, die bis gestern in Karnevalisten hinein und aus ihnen heraus flossen) anbieten: „Einer geht noch rein“ was ja ebenfalls ein Sauflied ist.

Verkaterte
Grüße
Eckard

1 Like

Hallo, Eckart,

Laderitschomdai, noch ene paßt erein, laderitschom ritschomdei juchei.

Du hast sooo Recht!
Das gibt den richtigen Sinn!

Verschwitzte Grüße (Frühjahrsputz)
Fritz

Also Eckart,

mir als gebürtigen Aachener hat man den Satz ‚no dor Paas erej‘ (oder wie man das auch schreibt) damals in der Grundschule so erklärt: Es gibt in Aachen eine Straße die Paßstraße heißt. Und durch diese Straße gehen die Leute dann eben.

Gruß Willi

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hierzu muss man weiter ausholen um die Bedeutung dieses Liedes für Öcher oder das Rheinland allgemein zu verstehen. Dazu folgendes Zitat:

Die Revolution von 1848 und „et Öcher Wißquaaß-Ledche“

Nachdem im Frühjahr 1848 in Frankreich

die Revolution ausgebrochen war,

zogen die preußischen Behörden aus

Sorge vor Übergriffen ihre Truppen

zusammen, um die Westgrenze zu

verstärken. Zu den preußischen

Soldaten, die in Aachen einquartiert

wurden, gehörten

auch die Reservisten des 34.

Regiments aus der Provinz

Preußen. Sie trafen am 14. April

ein und erregten sofort den

Unmut der Bevölkerung.

Es ging das Gerücht, dass sie „grobe Unsittlichkeiten gegen das weibliche

Geschlecht und Mißhandlungen an Bürgern verübt, denselben

die deutsche Kokarde von den Hüten gerissen,[…] zu Boden geworfen

und mit Füßen getreten hätten.“ (Althammer, Beate, Herrschaft,

Fürsorge, Protest. Bonn 2002, S. 317.) Dieses angebliche schlechte

Verhalten löste große Empörung in der Bevölkerung aus und es kam

zu tätlichen Angriffen auf die Soldaten.

„De wisse Kogel“ (die weiße Kugel), von Beruf Packknecht, zeichnete

sich in dieser aufgeheizten Stimmung dadurch aus, dass er einem Soldaten

des 34. Regiments den Säbel abnahm und damit um das Kölntor

„flankieret“, also herumstolzierte. ‚Kogel’, der für seine Kraft und seinen

Mut bekannt war, ging sicherlich keiner Auseinandersetzung aus dem

Weg. Wenn seine Frau ihn besänftigen wollte, rief er: „Kom hej, Oas, da

rasier ich dich der Kopp av!“ (Oecher Jampetaatsche us de 1840er Johre.

Verzaald van der J. D. 1. Männchere. Die Zitate in Öcher Platt erfolgen in

der Schreibweise des jeweiligen Verfassers.)

De wisse Kogel war auch mit dabei, als „Oecher Jonge“ dem preußischen

Tambour-Major Lange vom 34. Regiment an der Hotmannspief

den mit weißen Quasten verzierten Tambour-Stab gewaltsam abnahmen.

Den Stab vorantragend, zogen sie anschließend durch die Aachener

Kneipen und sollen dort sogar Schnaps und Bier erpresst haben.

Selbst die Bürgerwehr konnte sie nicht aufhalten.

Der 1815 in Aachen geborene Jupp Specks, genannt „der Aue“, hat

die damaligen Ereignisse miterlebt und im „Öcher Wißquaiss-Ledche“,

von dem hier einige Verse wiedergegeben werden, verewigt:

Et kohm’ne Tambour Major gegange,

Deh hot an der Steck zwei Wissquaiss hange;

Juchhairassa valderidera,

Van der Lange singe Steck met de Wissquaiss drah.

Wie dat die Oecher Jonges sahge,

Hiert ens hei, wat die duh dohge,

Juchhairassa valderidera, […].

Se nohmen höm, wor dat wahl brahf,

Der Steck metsammt de Wissquaiss ahf.

Juchhairassa valderidera, […].

Nu pullede se methöm dörch gen Sief,

Än dat ess gescheht an gen Hotmanns Pief.

Juchhairassa valderidera, […].

Und nun für alle Nicht-Aachener:

Es kam ein Tambourmajor gegangen,

hatte am Stock zwei Tüncherquaste hängen,

Juchhairassa valderidera,

Von des Langen Stock mit den Tüncherquasten dran.

Wie das die Aachener Jungens sahen,

hört einmal her, was die nun taten,

Juchhairassa valderidera, […].

Sie nahmen ihm, war das wohl brav,

den Stock mit samt den Tüncherquasten ab.

Juchhairassa valderidera, […].

Nun kugelten sie mit ihm durch die Sief (Gosse)

Und das war geschehen an der Hotmannspief.

Juchhairassa valderidera, […].

Der Kehrreim „van der Lange singe Steck mit de

Wissquaiss drah“ wird noch heute gesungen, wenn

auch in veränderter Form: „Heierassassa, valderallala,

stecken än Jewehre mit der Wißquaaß dra!“ Im

Laufe der Zeit kam dann noch eine Strophe hinzu,

die sicherlich als Aachener Nationalhymne bezeichnet

werden kann:

„Vür sönd allemoele Öcher Jonge,

Weä jet welt, deä kann jo komme.

Heierassassa, valderallala,

Stecken än Jewehre mit der Wißquaaß dra! […].“

Ohne es zu ahnen, hat Jupp Specks mit seiner Prophezeiung

„Et Wissquaiss-Ledche net vergeht, su

lang als Kaiser Karls Oche steht“ in gewisser Weise

wohl doch Recht behalten.

http://www.senio-magazin.info/Pdf/11Ausgabe.pdf (Seite 27 )

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Übersetzung

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Wir sind alle male Aachener Jungs,
wer was will der kann ja kommen,
Heierassassa, valderallala,
Stöcke und Gewehre mit der weißen Quaste dran (vom Preußischen Regimentsstab)
Laderitschomdai, nocheinmal eintreten (in die Kneipe zum erpressen von Schnaps und Bier)
laderitschom ritschom … dei juchei.

Also… nojene paß eren bedeutet: Nocheinmal passieren hinein - Eintreten