Was soll man von einer Religion halten, in der dies möglich ist:
_Zwölf Greise mit langen, ungepflegten Bärten und langem Haupthaar betraten mit bloßen Füßen den für sie freigelassenen Raum. Sie trugen weite, himmelblaue Gewänder, die bis unter die Knie reichten und um den Leib mit breiter Schärpe zusammengehalten wurden.
Es waren die heulenden Derwische.
Diese seltsamen Fanatiker, welche sich durch ihre wilden Tanz und Selbsttorturen das Paradies Mohammeds zu erwerben trachten behaupten, in ihrer Ekstase der Welt entrückt zu sein. Verehrt von allen Muselmännern werden sie vom Volke sogar als Heilige betrachtet, da sie verstehen, sich als Wundertäter auszugeben.
Sie gehören uralten Religionskörperschaften an, die bis ins Jahr 1270 zurückreichen und heute noch mächtig sind, da sie eine Unzahl von Klöstern besitzen. Das bedeutendste derselben liegt in Konstantinopel, zwischen Pera und Galata.
Die zwölf Derwische, die sich in einem wohl durch Haschisch hervorgerufenen Rausch befanden, formten einen Kreis und gingen bald vor, bald zurück, indem sie Koranverse sangen, die Augen fest auf ihren Mirab gerichtet, der ruhig fortfuhr, Gebete zu murmeln.
Sie sangen mit seltsamer, nicht menschlich klingender Stimme. Die bizarren Tone wurden von Minute zu Minute seltsamer und gingen schließlich in ein wildes Geheul über. Augenscheinlich berauschten sie sich erst an der eignen Stimme, ehe sie sich der Raserei des Tanzes hingaben.
Als die Derwische bald Allah, bald den Begründer ihres Ordens gepriesen hatten, brachen sie plötzlich ab und blieben stumm, bewegungslos stehen. Mit offenem Munde und verzückten Augen starrten sie auf die Kuppelwölbung.
Aus einer dunklen Ecke der Moschee ertonten einige leise, fast schüchterne Klange, die von einer Flöte zu kommen schienen. Bald wurden sie von Posaunentonen begleitet.
Anscheinend setzte diese sich nach und nach steigernde Musik die Füße der Derwische in Bewegung. Im Nu drehten sie sich alle gleichzeitig um sich selber mit ausgestreckten Armen und starren Augen – erst langsam, dann immer schneller. Dazu stießen sie unausgesetzt den Ruf: »Allah il Allah« aus.
Die Stimmen wurden immer rauher, schrecklicher. Sie heulten, schrien wie wilde Tiere. Die Augen schlossen sich, die Brust atmete krampfhaft, die Gesichter mit den verzerrten Zügen wurden totenbleich. Der Schweiß floß in Strömen, die Haut rauchte förmlich, aber die Geschwindigkeit der sich drehenden Tänzer ließ nicht nach. Selbst die begeisterten Zuschauer wurden vom Schwindel ergriffen.
Von Zeit zu Zeit blieben sie einen Augenblick stehen, um die Erde zu berühren und einen gellenden Schrei auszustoßen. Dann schleuderten sie ihre Kopfbedeckungen von sich und begannen den rasenden Tanz von neuem. Die langen Haare flogen um ihre Wangen und verschlangen sich mit den langen Bärten.
Plötzlich stürzt einer vor, verbeugt sich vor dem Mirab, welcher die Fanatiker durch taktmäßiges Händeklatschen anfeuert, nimmt eine glühende Zange vom kupfernen Kohlenbecken und durchbohrt sich damit die Zunge, wie ein wildes Tier dabei brüllend. Ein anderer legt sich glühende Kohlen auf Haupt, Arme und Schultern, die er eiligst entblößt. Ein dritter sticht sich spitze Nagel in den Schädel, wie in die Arme, und setzt dann seinen Tanz fort. Der Rest ergreift Messer, Dolche und krumme Säbel und bringt sich Schnittwunden an allen Körperteilen bei. Das Blut rinnt über Bärte und Gewänder. Und die Besessenen drehen sich und drehen sich, bis einer nach dem andern erschöpft, mit schaumbedeckten Lippen, in heftigen Krampfen zu Boden sinkt. Die Zuschauer rufen begeistert mit erhobenen Armen: »0, Wunder, Wunder!«_
Das stammt aus einer literarischen Quelle; nicht aus einem wissenschaftlichen Werk.
Und noch was:
[Den hier folgenden Text habe ich mit dem hiermit gegebenen Hinweis auf die Brettbeschreibung gelöscht:
Unerwünscht ist jedoch in diesem Brett:
Hetze interreligiöser oder antireligiöser Art
Metapher [MOD] ]
Fritz