Oma ans Bett gefesselt

Hallo!

In meiner Familie geht’s mal wieder drunter und drüber…
Wir haben jetzt meine Oma zu uns geholt, sie ist schwer krank.
Sie hat Bronchialkrebs, auch andere Organe und Knochen sind bereits bewuchert, durch die Metastasen auf der Leben findet ihr Wasser nicht mehr den richtigen Weg…daher wird sie alle 2 Wochen punktiert, die Ärzte ziehen ihr immer fast 6 Liter Wasser aus dem Bauch.

Aber da das Wasser eben erst nach 2 Wochen weg kommt und es aber schneller vollläuft, wissen wir nicht, wie wir sie zum Essen bringen können.
Ihr ist ständig schlecht, Tablette jeglicher Art lehnt sie ab und wenn sie mal eine schluckt, erbricht sie diese nach ca. 5 Minuten, mit der Ausrede, die Tabletten machen ihr Übelkeit. (Wir haben das jetzt schon seit Ewigkeiten angesehen und wissen, dass das rein psychisch ist, dass die die Tabletten nicht in sich behält).

Meine Oma hat eine angeborene Gaumenspalte, daher meint man, dass sie alle viel stärk er riecht oder schmeckt, für uns heißt das, kein Parfüm oder andere Gerüche…

Sie ist dazu extrem stur und kompliziert, erst jammert sie rum „hol mich aus dem Pflegeheim“ (ok haben wir getan), und jetzt jammert sie rum, dass sie laufen will.
Aber wenn wir ihr sagen, dass sie das noch nicht kann und sie auch dafür etwas tun müsse, tut sie nichts und versinkt, wie so oft in Selbstmitleid, die bei ihr auch noch zu Depressionen führen.

Wir haben ihr ein Senio-Star (Babyphone) ins Zimmer gestellt, jetzt ruft sie fast jede Nacht meine Mutter 3 mal aus dem Bett, nur weil sie Schmerzen hat. Ich sage hier nur, weil es einfaches Sodbrennen ist, das Aufgrund des Wassers im Bauch, ausgelöst wird.

Wir tun wirklich alles, um ihre Zeit zu verschönern, aber sie jammert ständig und will selbst nichts dafür tun.
Wir bieten ihr an, sie auf die Bettkante zu setzen, damit ihr Kreislauf wieder stabil wird und ihr Rücken nicht mehr so schmerzt, ABER NEIN…sie hat Angst davor…deswegen hält sie lieber die Schmerzen aus und jammert uns die Ohren voll und Schmerzmittel will sie mal gar nicht nehmen…
Jetzt bekommt sie sogar Morphium über ein Pflaster, das macht zwar die Schmerzen weg, löst aber nicht das Problem.
Sie hatte das letzte mal vor 6 Wochen eine Chemo bekommen und seitdem liegt sie im Bett. Wir haben schon Franz-Brandt-Wein (oder wie das Zeug heißt) ausprobiert, aber das scheint ihr angeblich den Rücken zu „verbrennen“.

Wir wissen, dass sie ständig sehr kalte Sachen zu sich nimmt (Eiswürfel, Eiswasser, Eis allg.)
Oft verlangt sie auch saure Lebensmittel, Himbeeren, Salat(Dressing), Saure Linsen, Saure Kutteln, Brathering etc.

Wir suchen die ganze Zeit nach einem sauren Eis, aber wir können nichts finden, alles ist ihr zu Süß. (Die üblichen Eissorten aus dem Supermarkt)

Kann mir/uns wer helfen, die Situation zu erleichtern?

Übrigens wir bekommen bald einen Rollstuhl, sollen wir sie dann dazu zwingen länger als 5 Min im Stuhl zu bleiben? (Kaum nachdem wir sie schonmal in einen Rollstuhl gehieft haben, wollte sie wieder zurück ins Bett, da ihr so schwindlig war)

Sagt mir, sehe ich die Sache mit falschen Augen, oder habe ich auch das Recht auf meine Oma sauer zu sein?

Moin, Melo Chan,

habe ich auch das Recht auf meine Oma sauer zu sein?

nein, hast Du nicht. Du hast hingegen die Pficht, Dich kundig zu machen, wie eine Pflege abläuft. Bei der Gelegenheit wird man Dir (bzw Euch) auch klarmachen, warum sich die Oma so und nicht anders verhält - nämlich keineswegs aus Boshaftigkeit, sondern weil sie nicht mehr anders kann.

Also: Sozialstation anrufen, Beratung vereinbaren und dann entscheiden, ob Ihr sie überhaupt zuhause pflegen könnt. Die Befähigung und vor allem die Nerven, die es da braucht, fallen nämlich nicht vom Himmel, ich lerne seit 4 Jahren.

Gruß Ralf

oder habe ich auch das Recht auf meine Oma sauer zu sein?

Nein, Melo Chan, dieses Recht hast Du nicht.
Ich habe zu Deiner Situation einige Fragen.

  1. Wie ist die ärztliche Versorgung - Wie oft kommt der Arzt? Wie beurteilt er die Situation?
  2. Habt Ihr eine Pflegestufe beantragt? - Schon mal um die Kosten der Pflege abzusichern.
  3. Habt Ihr einen professionellen Pflegedienst beigezogen? Der könnte Euch die Pflege erheblich erleichtern, Euch beraten und Tricks beibringen, die in der Pflege helfen.

Die alte Frau kann nichts dafür, dass sie alt und krank ist.
Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie schwer das oft für die Umgebung zu ertragen ist. Auch dass sie uneinsichtig und gelegentlich schwierig ist macht es nicht leichter.
Aber es macht nichts besser, wenn man unwirsch oder unfreundlich mit ihr spricht. Mit sehr viel Geduld erreicht man meist viel mehr.

Sucht Euch Hilfe, wo ihr sie bekommen könnt - Pflegeberatung gibt es in allen Städten und Kreisen. Da wird man bestens beraten, wie man den Alltag mit pflegebedürftigen Verwandten bewältigen kann. Die kennen die Moglichkeiten aus Pflege- und Krankenversicherung Unterstützung herzubekommen.

Geduld ist es, was ich Euch und Eurer Oma wünsche.
Eckard

Hallo,

so wie Du die Krankheitssituation beschreibst, scheint es um deine Oma nicht besonders gut gestellt zu sein. Du musst damit rechnen, dass sie in absehbarer Zeit versterben wird. Ob das jetzt Tage, Wochen oder Monate sind, kann man von hier aus nicht sagen, aber so grob in diese Richtung dürfte es gehen. Der behandelnde Arzt kann dazu sicher mehr sagen.

Deine Oma spürt vermutlich, dass ihr nicht mehr viel Zeit bleibt, und mit zu den schlimmsten Dingen in so einer Phase gehört, wenn ein Mensch dann Nachts nicht mehr schlafen kann, sich einsam fühlt, während die ganz reale Existenzangst in Panik breit macht. Verständlich, dass sie in so einer Situation Gesellschaft sucht, und sei es durch auch nur vorgeschobene Schmerzen, weil sie nicht offen zugeben mag, dass sie in dieser Situation einfach nicht alleine sein will.

Eine andere ganz schlimme Geschichte ist die Übelkeit nach Medikamenten oder als Folge einer Chemotherapie, des um sich greifenden Tumors, … Du wirst es selbst kennen, dass man meint sterben zu müssen, oder sogar sterben will, wenn einen mal wieder ein Noro-Virus erwischt hat, oder einen andere Dinge mit Übelkeit zur Schüssel treiben. In der Palliativmedizin ist die Bekämpfung von Übelkeit neben der Bekämpfung von Schmerzen daher ein ganz wichtiges Thema. Und dazu gehört eben auch, dass man sich ganz offen mit der Frage auseinandersetzen muss, welche ggf. eine Übelkeit verstärkenden Dinge wie Medikamentengaben und Essen in dieser Lebensphase wirklich noch einen Sinn machen, und was nur die Übelkeit verstärkt. Weniger essen kann den Sterbeprozess erleichtern, ohne dass Hunger zu einer zusätzlichen Belastung wird. Andererseits kann man aber auch in der Phase, in der das Leben noch lebenswert empfunden wird, das Essen aber zur Belastung geworden ist, durch Produkte wie Flüssignahrung (z.B. Frisubin) mit wenig Menge viel an Ernährung erreichen.

Versucht auf die Bedürfnisse der Oma so weit wie möglich einzugehen. Holt Euch Hilfe durch Pflegedienst und/oder ambulanten Hospizdienst. Gestaltet Ihr die letzte Zeit so angenehm wie möglich. Versucht auch für Euch diese Zeit als positiv zu erleben, noch einmal gemeinsam Dinge erleben, viel miteinander zu reden, Krankheit und Sterben gemeinsam zu meistern. Du wirst nachher spüren, was auch Dir ganz persönlich so eine Situation bringt. Denke immer daran, dass auch Du eines Tages am Ende deines Lebens stehen wirst. Wenn Du Glück hast, saust Du mit 200 gegen einen Brückenpfeiler, und dann geht einfach das Licht aus. Wenn Du Pech hast, sind es Monate voller Schmerzen, Übelkeit und Einsamkeit. Stell Dir vor, wie Du dann von deiner Familie geborgen sein möchtest.

Gruß vom Wiz

  1. Wie ist die ärztliche Versorgung - Wie oft kommt der Arzt?
    Wie beurteilt er die Situation?

Wir waren jetzt schon bei mehr als 3 verschiedenen Ärzten, einer sagt, künstliche Ernährung muss her.
Ein anderer meint, lasst sie in Ruhe und lasst sie machen, was sie will.
Egal zu welchem Arzt wir gehen, es kommt immer was anderes dabei rauß, die meisten Ärzte sagen aber, dass es schlecht um sie bestellt ist.

  1. Habt Ihr eine Pflegestufe beantragt? - Schon mal um die
    Kosten der Pflege abzusichern.

Ja, Pflegestufe 2

  1. Habt Ihr einen professionellen Pflegedienst beigezogen?

Nein, denke nicht, wollten wir aber.
Meine Schwester wird, soweit sie es kann, aushelfen, da sie gelernte Krankenschwester ist. (Auch nicht lange aus dem Beruf draußen)

Heute hat sie das Wasser gezogen bekommen, jetzt will sie aber nichts essen, da sie wieder Angst vor Sodbrennen hat.
Wobei das genau der falsche Weg ist. Es ist ja kein Wasser mehr da, welches ihr die Magensäure hochdrücken kann. Aber wenn man nichts isst, dann reichert sich nur noch mehr Magensaft an…

Ich bin erst 19, daher kann ich das Verhalten meiner Oma nicht verstehen, ich bin zwar sauer auf sie, aber ich werde mit SICHERHEIT NICHT hingehen und mich bösartig ihr gegenüber verhalten.

Den Hauptteil der Pflege übernimmt meine Mutter und wenn diese nicht da ist, dann helfen mein Opa und ich aus.
Jedoch bin ich sehr unbeholfen, wie ich gerade feststellen musste…konnte sie nichtmal auf die Seite drehen…

Ich geh für sie Eiswürfel holen, oder essen, was immer sie mag, aber mehr kann ich auch nicht tun.

Wir versuchen ihr es schön zu machen, was leider nicht so gut gelingt, da sie, nachdem man ein Übel beseitigt hat, sich ein neues sucht.
Sie kann nicht wirklich reden, sie spricht nichtmal mehr in ganzen Sätzen. Das „Nein“, kann man nur an einem schwachen Kopfschütteln erkennen.
Radio oder sonstige Medien sollen wir auch auslassen…man kann nur das Ticken der Uhr wahrnehmen, was mich persönlich nervös macht.
Man sollte dazusagen, dass sie wirklich nur geradeaus schaut, also einfach zur Tür hin, jedoch haben wir ihr mal den Fern ausversehen eingeschalten und man konnte sehen, dass sie doch darauf schaut.

Gerade eben haben wir einen Arzt gerufen, da sie Schmerzen in der Lunge hat.

Hallo Melo Cahn,

ich finde es ganz prima, dass ihr die Oma nach Hause geholt habt.

Da es sehr anstrengent wird, viel Arbeit ist und manchmal kaum zu ertragen, das merkt ihr jetzt.

So wie du es schreibst ist deine Oma schwer krank. Ihr solltet euch mit dem Gedanken vertraut machen, dass sie vielleicht sterben wird.
Und keinem ist das so bewusst wie deiner Oma.
Sie hat Angst, Schmerzen und ganz viel Furcht vor der Zukunft. Sie sucht euren Kontakt und die Nähe. Es ist halt leichter Jemanden zu rufen weil man Schmerzen hat, als zu sagen " bitte setzte dich an mein Bett, ich habe Angst".
Ob du auf deine Oma sauer sein darfst?
Darf man auf einen schwer kranken Menschen sauer sein, weil er große Angst und Schmerzen hat?

Da Problem was viele pflegende Angehörigen haben ist, dass sie nicht objektiv bleiben können. Früher konnte die Oma das doch auch, warum jetzt nicht mehr? Warum gibt sie sich den keine Mühe? Warum macht sie uns so Arbeit? Die macht das doch nur aus Schikane.

Darum fände ich es schon sehr wichtig einen Pflegedienst zu holen.
Auch wenn deine Schwester die Pflege evtl. übernehmen könnte, kann auch sie manche Dinge nicht so neutral beurteilen. Das kann aber eine Person, die deiner Oma nicht so nahe steht wie ihr! Zumal ihr ja für die Pflegestufe auch Geld bekommt und somit die Kosten gedeckt währen!

Und noch etwas. Deine Oma ist Geistig klar, weiß was sie will und kann das auch sagen. Das ist ihr Recht und haltet Euch an das was sie will. Wenn sie Nahrung verweigert, dann ist das so. Wenn sie keine Tabletten nehmen will, ist das halt so.
Einen Menschen gegen seinen Willen in den Rollstuhl zu setzten oder zu ernähren ist Menschen ünwürdig und gehört meiner Meinung nach unter Strafe gestellt. IHR Wille ist in erster Linie zu repektieren. Auch wenn das ganz bestimmt schwer fällt und du vielleicht anders entschieden hättest. Aber sie ist eine erwaschsene Frau und darf bis an ihr Lebensende über ihr Leben selbst bestimmen!!!

Alles Gute

Ich bin erst 19, daher kann ich das Verhalten meiner Oma nicht
verstehen, ich bin zwar sauer auf sie, aber ich werde mit
SICHERHEIT NICHT hingehen und mich bösartig ihr gegenüber
verhalten.

Sicher hat deine Oma auch nicht immer alles verstanden was du getan hast. :smile: So ist es eben wenn ein Mensch stirbt…da muss nicht alles klar und logisch sein.

Jedoch bin ich sehr unbeholfen, wie ich gerade feststellen
musste…konnte sie nichtmal auf die Seite drehen…

Es erwartet keiner das du es perket machst! Wichtig ist es, dass du es mit Ruhe machst und deiner Oma freundlich begegnest. Das ist viel wichtiger, als perfektes Lagern :smile:

Ich geh für sie Eiswürfel holen, oder essen, was immer sie
mag, aber mehr kann ich auch nicht tun.

Das ist schon sehr viel, wenn man es nicht selber tun kann! Und deine Oma ist sehr froh, dass du ihr Eiswürfel holst!

Wir versuchen ihr es schön zu machen, was leider nicht so gut
gelingt, da sie, nachdem man ein Übel beseitigt hat, sich ein
neues sucht.

Sucht? Vielleicht hat sie es auch??

Sie kann nicht wirklich reden, sie spricht nichtmal mehr in
ganzen Sätzen. Das „Nein“, kann man nur an einem schwachen
Kopfschütteln erkennen.
Radio oder sonstige Medien sollen wir auch auslassen…man
kann nur das Ticken der Uhr wahrnehmen, was mich persönlich
nervös macht.

Dann stell ihr doch einen Funkwecker ins Zimmer.

Man sollte dazusagen, dass sie wirklich nur geradeaus schaut,
also einfach zur Tür hin, jedoch haben wir ihr mal den Fern
ausversehen eingeschalten und man konnte sehen, dass sie doch
darauf schaut.

Lasst doch einfach die Türe auf. Dann kann sie euch sehen, wenn ihr vorbei lauft. Wenn sie den TV nicht haben möchte, dann lasst ihn doch aus. Es ist anstrengent, wenn man so erschöpft ist immer dieses Flimmern und den Lärm zu haben.
Drauf geschaut hat sie einfach, weil er an war. Aber hat es ihr sicher gefallen?

Hallo Melo Chan,

Den sehr einfühlsamen Antworten unten kann ich mich nur anschließen.
Nur eines fällt mir auf…

Sie hat Bronchialkrebs, auch andere Organe und Knochen sind
bereits bewuchert, durch die Metastasen auf der Leben findet
ihr Wasser nicht mehr den richtigen Weg…daher wird sie alle
2 Wochen punktiert, die Ärzte ziehen ihr immer fast 6 Liter
Wasser aus dem Bauch.

Fragt den Arzt mal, ob es möglich ist, das Wasser wöchentlich statt vierzehntägig abzusaugen oder einen künstlichen Ausgang dafür zu legen.

Aber da das Wasser eben erst nach 2 Wochen weg kommt und es
aber schneller vollläuft, wissen wir nicht, wie wir sie zum
Essen bringen können.

Der Druck des Wassers verursacht wahrscheinlich zusätzliche Schmerzen. Häufigeres Absaugen könnte diese vermindern und auch das Essen etwas erleichtern, ebenso das Übelkeitsgefühl vielleicht vermindern. Jede kleinste Erleichterung dürfte für deine Oma wichtig und willkommen sein.

Herzliche Grüße,
Cantate

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Wie immer, Wiz,

in diesen Themen, bist Du nicht nur ein kompetenter Berater in rechtlichen Angelegenheiten, sondern auch in menschlichen. Dafür und für Deine immer sachliche, ruhige Darstellung 1000*

Viele Grüße
Diana

Hallo nochmal,

man merkt an deinen Postings, wie sehr Du mit dieser Situation überfordert bist. Und das ist nichts, wofür man sich schämen muss, oder was zu verurteilen ist. Vielen Menschen passiert es in einer solchen Situation sogar, dass sie die eigenen Ängste und die eigene Unsicherheit, ja auch die Wut über die eigene Hilflosigkeit dann auf den oder die Betroffene projizieren, so nach dem Motto „Du musst mehr für deine Genesung und dein Weiterleben tun (weil ich Dir nicht mehr helfen und zusehen kann, dass Du stirbst)“ . Da muss man dann aufpassen, dass man nicht zur zusätzlichen Belastung des Betroffenen wird, und ihm das Leben nicht unnötig zusätzlich schwer macht. Ich weiß von Fällen, in denen diese Hilflosigkeit sogar in körperliche Gewalt übergegangen ist.

Aber nicht nur Angehörige, sondern auch Ärzte und Pflegepersonal sind in solchen Situationen oft überfordert. Leider begreifen viele Ärzte nicht, wie wertvoll und hilfreich sie in solchen Situationen abseits von Apparatemedizin und Medikamentengabe sein könnten. Hier im Forum musste ich zu einer solchen Situation mal von einem Arzt den Satz lesen „Das haben wir gerne, da wird man zu einem Sterbenden gerufen, und soll dann nichts machen“, nur weil jemand eine weitere kurative Behandlung abgelehnt hat. Dabei kann ein Arzt in solch einer Situation so viel machen, indem er versucht Schmerzen, Atemnot und Übelkeit zu lindern, schon einfach durch seine Anwesenheit ein Gefühl der Sicherheit und Geborgenheit (auch den Angehörigen) geben, … Aber darauf muss man sich eben auch emotional einlassen können, und das wird in keinem Studium gelehrt, sondern dafür muss man sich selbst als Mensch einbringen.

Wichtig für alle Beteiligten wäre mE zunächst einmal ein offenes Gespräch mit den behandelnden Ärzten über die konkrete Perspektive. Welche Lebenserwartung besteht unter welchen Randbedingungen? Reden wir hier schon von der mehr oder weniger finalen Phase, dann sollte man überlegen alle Medikamente abzusetzen, die nicht zwingend zur Bekämpfung von Schmerzen, Übelkeit, Unruhe oder Atemnot notwendig sind (viele Ärzte trauen sich nicht, dies von sich aus vorzuschlagen). Dann sollte man auch bzgl. Nahrung und Flüssigkeit nicht mehr von deiner Oma verlangen, als sie selbst von sich aus haben will. Es klingt vielleicht schlimm, aber die damit einhergehende Entkräftung erleichtert wirklich den Sterbeprozess, und die Natur hat es auch genau so eingerichtet.

Lasst sie einfach mit allem in Ruhe, was sie selbst nicht haben will, und beschränkt Euch darauf so viel wie möglich für sie da zu sein. Die Hand halten, sie in den Arm nehmen, ihr von dem Leben außerhalb ihres Schlafzimmers erzählen, schöne Erinnerungen aufrufen, … Stellt ihr regelmäßig frische Blumen hin, hängt ein paar große Bilder der Familie, von schönen Orten und Ereignissen auf, die ihre Gedanken auf schöne Erinnerungen lenken, …

Wenn dann noch Pflegedienst und ggf. ein ambulanter Hospizdienst kommt, man ggf. das Thema mit dem Wasser besser in den Griff bekommt, dann habt ihr alles getan, was ihr tun könnt. Vielleicht möchte sie auch einen Geistlichen sehen, darunter gibt es auch viele, die sehr gut mit solchen Situationen umgehen können, …

Viel Kraft in dieser schweren Zeit!

Gruß vom Wiz

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Hi Melo Chan,

ich werde mit SICHERHEIT NICHT hingehen und mich bösartig
ihr gegenüber verhalten.

das unterstellt niemand. Das Drama bei der Pflege ist ja gerade, dass ein Pfegling den gutwilligsten Pfleger in den Wahnsinn treiben kann, wenn der Pfleger nicht weiß, wie er mit unverständlichem Verhalten umgehen soll.

Manches bleibt unverständlich, und dann ist Geduld gefragt. Auch das kommt nicht von allein, zumindest höchst selten. Leichter tun sich alle Beteiligten, wenn sie sich den Umgang zeigen lassen.

Nochmal: Lasst Euch beraten. Selbst dann wird es noch schwer genug.

Gruß Ralf

2 Like

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Auch von mir unendlich viele Sterne für deinen tollen Beitrag.

Gruß

Samira

Hallo Melo,

Sagt mir, sehe ich die Sache mit falschen Augen, oder habe ich
auch das Recht auf meine Oma sauer zu sein?

entgegen den anderen möchte ich sagen: Ja, Du darfst auch mal richtig sauer auf Deine Oma sein. Solange in Deinem Kopf (oder besser Herzen) das Bewusstsein bleibt, dass die Oma so schwer krank ist, dass sie nichts dafür kann, wie sie jetzt reagiert.

Aber wenn Du das „sauer sein“ bloß runterschluckst, wird alles nur noch schlimmer.

Gruß, Karin

Hallo

was euch anscheinend wirklich fehlt ist jemand, der sich wirklich auskennt. Das bedeutet in eurem Fall: ihr braucht Palliativmediziner, das hatte wiz ja auch schon geschrieben.

Ggf. hilft es auch nur bedingt, dass dein Schwester Krankenschwester ist, weil sie auch da nicht für alles Experte ist, was ihr gebrauchen könnt.

Daher kann ich euch auch nur ans Herz legen, mal mit einem (ambulanten) Hospiz Kontakt aufzunehmen. Dort bekommt ihr die Tipps, die ihr gebrauchen könnt, vielleicht ist auch ergänzende praktische Hilfe ratsam.

LG Petra

Ich glaube, das alles hat gar keinen Sinn mehr…

meine Oma hat die letzte Nacht nur Blut erbrochen jetzt ist sie im Krankenhaus… als der Arzt eintraf meinte er nur, dass sie kurz vorm Herzstillstand war.

Meine Mutter bereut sogar jetzt ihre Entscheidung, sie zu retten…da ihr Leidensweg nur noch verlängert wurde.

Ich selbst bin mit meiner Lebenlage überfordert, muss ja selbst für meine Zukunft kämpfen. Daher wächst mir alles über den Kopf.

Wer aber am meisten leiden wird, ist wohl mein Opa…
wie kann ich ihm nur helfen?

Hallo,

sei sauer auf Deine Oma! Das Recht hast Du immer.

Aber laß es sie unter diesen Umständen nicht merken (es sei denn, es ist ganz arg - schließlich lebt sie noch, ist noch ein Mensch und will vielleicht auch so behandelt werden. Vielleicht nervt es sie, dass keiner mehr ehrlich mit ihr redet oder auf sie reagiert - ich weiß es nicht, ist nur eine Möglichkeit. Und es ist keine Sünde einem Krebskranken mal die Meinung zu sagen - andernfalls könnte man sie eigentlich gleich für tot erklären - vielleicht eine anderre Seite der Medaille, aber das mußt Du abschätzen).

Rede auch mit Deinen Verwandten darüber, mit allen anderen, die deine Oma betreuen, ich schätze, die können das verstehen, empfinden verm. ähnlich.

Es geht ja in so einer Situation vor allem darum, einem Menschen die letzten Monate so erträglich und schön zu machen, wie möglich - aber wenn der Kranke alle Versuche ablehnt, sollte man mal fragen, was jener will, so konkret wie es geht und das dann ruhig machen. Wenn aber jemand sagt: ich will keine Schmerzen, aber auch keine Schmerzmittel - da wirds dann schon schwierig - fragt sich halt, ob sie geistig noch fit ist.

Proffesionelle Pfleger haben damit natürlich keine Probleme: jetzt nehmen wir mal dieses Medikament, dann noch jenes, jetzt schlafen wir schön - dass Angehörige solche Situationen vermeiden und dem sterbenden Menschen solange wie möglich eigene Entscheidungen und eine gewohnte Umgebung zugestehen wollen, finde ich absolut gut. Kein für Normalmenschen bezahlbares Pflegeheim kann das bieten.
Und vielleicht sind die normalen Gefühle incl. Wut der Bekannte und Verwandten genauso wichtig.

Was anderes:
Mach auch mal Pause, lenke Dich ab und nimm mal frei. Das braucht man, sonst hält man eine solche Situation nicht gut durch.
Ich hatte während mein Mann im Sterben lag, glücklicherweise meine Arbeit (unser gemeinsam aufgebautes Geschäft, dessen Weiterbestehen meinem Mann druchaus am Herzen lag, schon weil es unsere Einkommensquelle war und die Kinder ja nicht von nichts groß werden). Das hat mir sehr geholfen, normal zu bleiben und meinem Mann wohl das Gefühl gegeben, er kann gehen, ohne dass die Kinder übermäßig darunter leiden.

Und schäme Dich nicht Deiner Wut (auch nicht der, die später ev. noch kommt) - die ist total normal.

Alle Achtung für Dein Verantwortungsgefühl - aber übertreibs nicht.

Gruß und alles Gute, Anne

Hallo!

Wer aber am meisten leiden wird, ist wohl mein Opa…
wie kann ich ihm nur helfen?

Das hängt natürlich davon ab, was für ein Typ dein Opa ist. Auf der einen Seite braucht er natürlich Trost und Zuwendung, aber auf der anderen Seite gibt es nach dem Tod der Oma auch so einiges zu regeln.

Wenn ihr in der Beziehung noch nichts unternommen habt, wäre es vielleicht hilfreich, wenn du dich schon mal umhörst, welches Beerdigungsinstitut infrage kommt. Welche Form der Bestattung wünschenswert ist, wer die Grabrede halten könnte und wer alles eine Einladung bekommt.

Gute Informanten können Nachbarn oder Bekannte sein, die kürzlich vor einem ähnlichen Problem standen.

Oft fühlt man sich bei einem Trauerfall wie gelähmt und ist dann froh, wenn man schon mal weiß, welchen Bestatter man jetzt beauftragt und wo die Adressen von Tante Erna und Onkel Willi zu finden sind. Es schadet auch nicht, wenn man informiert darüber ist, wer den schönsten Grabschmuck zum günstigen Preis anbietet.

Kümmer dich natürlich in erster Linie um Oma und Opa, aber ein wenig Recherche zum Thema - falls die beiden das selbst noch nicht gemacht haben - kann nicht schaden.

Ich hatte beim Tod meines Vaters das Glück, dass er sich das Bestattungsinstitut schon vorher ausgesucht hatte, aber die Adresssammlung war auch noch ziemlich mühsam. Aber der Nachbar, dessen Frau kurz vorher verstorben war, hatte auch gute Tipps.

Selbst wenn der/die Verstorbene schon Vorarbeit geleistet hat - meistens gibt es trotzdem noch so viele Dinge, die man regeln und entscheiden muss. Ein wenig Vorbereitung ist da bestimmt nicht falsch.

Bedenke dabei auch, dass es durchaus auch vermeidbare Kosten gibt. So kann man den Verstorbenen z.B. in eigener Kleidung beisetzen und muss kein Totenhemd kaufen. Es geht sogar, dass man ihm die eigene Lieblingsdecke und das eigene Kissen mit in den Sarg legt. Das ist keine so dumme Idee, wenn die Sachen später doch keiner mehr benutzen mag (z.B. weil der Tote darin gestorben ist). Dadurch spart man ein paar Euro und es ist doch viel individueller als so eine 08/15 Sargausstattung. Bei einer Einäscherung spart man lieber am Sarg und investiert mehr in die Urne, zumindest wenn eine Urnenbeisetzung mit den Trauergästen geplant ist. Dabei ist man übrigens zeitlich auch viel flexibler. Eine herkömmliche Bestattung im Sarg erfolgt meistens ziemlich schnell. Deshalb sollte man mit der Benachrichtigung der Trauergäste dann auch fix sein.

Du kannst auch schon mal überlegen, in welches Restaurant die Leute nach der Bestattung gebeten werden könnten. Allerdings kennt sich mit sowas auch der Bestattungsunternehmer gut aus. Ich bin damals aber vom üblichen Schema abgewichen und habe ein ganz anderes Lokal ausgewählt. Das hat uns und den Gästen sehr gut gefallen (dem Gastronom übrigens auch). Man muss nicht alles so machen wie jedermann, wichtig ist, dass es dem Opa gefällt. Denn im Grund dient die ganze Vorstellung in erster Linie den Hinterbliebenen. Der Verstorbene ist schließlich tot. Trotzdem sollte es natürlich alles auch zum Verstorbenen passen.

Viele Grüße

Anne

Hallo,

hin und wieder werden einem Entscheidungen abgenommen, was positive wie negative Aspekte hat. Die Pflege im häuslichen Umfeld, die sich viele Menschen an ihrem Lebensende wünschen, ist leider nur bis zu einem gewissen Grade machbar, und Angehörige sind in einer ganz schwierigen Situation bei solch dramatischen Ereignissen wie Du sie beschrieben hast, eine richtige Entscheidung zu treffen. Man kann hier eigentlich nur alles falsch machen. Verweigert man bei solch furchtbaren Ereignissen weitere medizinische Hilfe, damit ein Mensch sterben kann, wird man sich ggf. dem Vorwurf unterlassener Hilfeleistung aussetzen, was jetzt nicht nur juristisch, sondern auch moralisch gemeint ist, sorgt man für medizinische Versorgung, verlängert man das Leiden und programmiert einen Tod im Krankenhaus vor.

Andererseits ist diese „alles falsch machen“ aber auch umgekehrt ein „alles richtig machen“, weil es eben kein besser oder schlechter gibt. Man muss aus dem Moment heraus entscheiden, und entscheidet (nicht gut oder schlecht, besser oder schlechter).

Was Du jetzt noch tun kannst ist einfach für Oma und Opa da zu sein. Besuche machen, Hand halten, in den Arm nehmen, reden, …

Aber Du solltest auch etwas für Dich selbst tun. Gibt es eine richtig gute Freundin, einen richtig guten Freund? Ich meine Freunde die für mehr als Party machen taugen? Oder wie sieht es sonst mit einem Lehrer, Geistlichen, Nachbarn, … aus. zu dem Du Vertrauen hast, und der außerhalb der ganz persönlich betroffenen Familie steht? Du brauchst mal jemanden mit klarem Kopf, bei dem Du dich ausheulen und auskotzen kannst. Der zuhört, Dich auffängt, und auch mal wieder auf andere Gedanken bringt.

Ganz lieben Gruß vom Wiz

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Hey

Wir wissen, dass sie ständig sehr kalte Sachen zu sich nimmt
(Eiswürfel, Eiswasser, Eis allg.)
Oft verlangt sie auch saure Lebensmittel, Himbeeren,
Salat(Dressing), Saure Linsen, Saure Kutteln, Brathering etc.

Wir suchen die ganze Zeit nach einem sauren Eis, aber wir
können nichts finden, alles ist ihr zu Süß. (Die üblichen
Eissorten aus dem Supermarkt)

Habt ihr/du schon mal versucht Himbeereis ohne zucker selbst zu machen? Oder Zitroneneis ohne zucker? :smile: könnt ihr ja mal ausprobieren, es ist nicht schwer und fals du rezept möchtest meld dich einfach:smile:

Übrigens wir bekommen bald einen Rollstuhl, sollen wir sie
dann dazu zwingen länger als 5 Min im Stuhl zu bleiben? (Kaum
nachdem wir sie schonmal in einen Rollstuhl gehieft haben,
wollte sie wieder zurück ins Bett, da ihr so schwindlig war)

Hierzu denke ich das sie angst hatte, vor was auch immer. Oder es war wirklich nur ihr kreislauf, vllt einfach nächstmal bisschen länger und ihr vllt sagen wie schön es doch wäre wenn sie mit dir oder ggf. jüngere geschwisster bisschen spazieren gehen würde, oder andere damalige hobbys halt, aber beachte DER ROLLSTUHL ist dabei :smiley:DDD