Ordnung der Lemmata in Wörterbüchern

Hallo Forum (und insbesondere: Hallo André)!

In Indonesisch-Wörterbüchern ist es gängige Praxis, die Lemmata nach Wortstämmen zu ordnen. So findet man „penari“ (Tänzer) unter „tari“ (tanzen)*, und nicht (wie man vielleicht erwarten könnte) unter dem Buchstaben „P“. Dies hat natürlich den großen Vorteil, dass man das Bedeutungsspektrum eines Stammes überblickt und dies dann gleich so lernen kann.
Nun frage ich mich und Euch alle:
1.) Gibt es noch andere Sprachen, in denen die Lemmata standardmäßig nach Wortstämmen sortiert sind?
2.) Gibt es Wörterbücher für andere Sprachen (in denen [Sprachen] jene Sortierung unüblich ist), in denen [WB] man unter einem Stamm die gesamte Wortfamilie nachschlagen kann, also die Bedeutung aller möglichen präfigierten und suffigierten (meinetwegen sogar abgelauteten) Formen dieses Stammes auf einen Blick findet? Insbesondere interessant wäre so etwas für mich im Deutschen, Englischen, Russischen und (natürlich) Litauischen.
3.) (Zusatzfrage an André:smile: Gibt es noch andere ungewöhnliche Möglichkeiten, die Lemmata zu ordnen, die [Möglichkeiten] sich in bestimmten Sprachen als Standard etabliert haben? (Ich meine damit nicht ungewöhnliche alphabetische Sortierungen – nach Strichzahl oder ungeachtet der Vokale o.Ä.; sondern man könnte ja die Lemmata nach Wortart sortieren oder „alphabetisch“ [was immer das für die Konkrete Sprache heißen mag] zunächst nach dem letzten Zeichen, dann nach dem vorletzten u.s.w., wie dies in Vornamenbüchern gern in den Anhängen getan wird.)

Liebe Grüße
Immo

* Das n

Hallo Immo,

ich meine mich zu entsinnen, dass es für die semitischen Sprachen z.T. Wörterbücher gibt, die die Einträge nach den Wortstämmen sortieren. Das bietet sich bei diesen Sprachen natürlich deshalb an, weil sich die allermeisten Begriffe auf eine (i.d.R. Dreier-)Wurzel zurückführen lassen, z.B.

درس (d-r-s): [Wortfeld Lernen/Lehren]
دَرَسَ (darasa): lernen
دَرَّسَ (darrasa): lehren
دَرْسٌ (darsun): Lektion
دَارِسٌ (dārisun): Forscher
دِرَاسَةٌ (dirāsatun): Studium
مُدَرِّسٌ (mudarrisun): Lehrer
مُدَرِّسَةٌ (mudarrisatun): Lehrerin
مَدْرَسَةٌ (madrasatun): Schule

usw. und die jeweilige Bedeutungsänderung durch Präfigierung, Suffigierung oder sonstige Flexion meistens einheitlich verläuft.

So viel zur Theorie. Wie gesagt, meine ich mich zu entsinnen, dass es aus diesem Grund Wörterbücher gibt, die nach dem Wortstamm sortieren. Das wurde uns zumindest seinerzeit in den Arabisch- und Hebräischkursen so erzählt. Meine jeweiligen Langenscheidts tun das aber nicht, sondern denken an den 08/15-Benutzer, der lieber seine alphabetische Sortierung hat.

Was indogermanische Sprachen angeht, wage ich (ins Blaue) die Vermutung, dass eine solche Sortierung eher unwahrscheinlich ist, da sich die Zugehörigkeit eines Begriffs zu einem bestimmten Wortfeld nicht so deutlich in der Ableitung aus dem gleichen Stamm widerspiegelt, wie das u.a. in den semitischen Sprachen der Fall ist. Um mein obiges Beispiel aufzugreifen: Da könnte man im Deutschen die Begriffe „Schule“, „Schüler(in)“, „Schulung“ usw. zusammenfassen; „lehren“, „Lehrer“, „Lektion“, „Studium“ u.ä. inhaltlich verwandte Begriffe ließen sich hingegen aufgrund ihres anderen Stammes nicht automatisch diesem Feld zuordnen. Wenn man dann noch bedenkt, wie viele Begriffe im Laufe der Jahrhunderte aus anderen Sprachen übernommen wurden, müsste man vermutlich für jedes Begriffsfeld ein halbes Dutzend Wortstämme aufnehmen, die sich zudem auch häufig überschneiden würden, sodass man durch eine Sortierung nach Wortstämmen/Begriffsfeldern letzten Endes fast mehr Chaos als Klarheit schaffen würde. Aber das ist nur meine persönliche Vermutung. – Vielleicht belehrt mich ein Wissenderer eines Besseren. :wink:

Gruß,
Stefan

Hallo,

Zunächst sollten wir nicht die Fähigkeit verlieren, uns über bereits Bekanntes zu wundern. Wie du ja sicher weißt, werden in lateinischen Wörterbüchern die Verben nicht nach dem Infinitiv aufgeführt, sondern nach der 1. Person Sing. Ind. Präs. Akt. Als ich anfing, Latein zu lernen, war das schon seltsam und fremd. Dass dies seltsam ist, sieht man auch daran, dass in Vokabellisten in Lehrbüchern normalerweise der Infinitiv aufgeführt wird, wie wir es vom Deutschen her gewohnt sind. Wenig später, als ich anfing, Altgriechisch zu lernen, erfuhr ich, dass altgriechische Wörterbücher ebenso wie lateinische verfahren und dass die Römer diese Anordnung von den Griechen übernommen hatten. In neugriechischen Wörterbüchern ist das immer noch so, weil es im Neugriechischen keinen Infinitiv mehr gibt.

In Sanskritwörterbüchern werden Verben üblicherweise unter ihrer Wurzel aufgeführt, also unter der Form, von der sich die Zeitformen (inkl. Präsens) durch irgendwelche Bildungsregeln ableiten lassen. Das kommt dem, wonach du fragtest, schon recht nahe. Allerdings gibt es für Substantive u.a. Wortarten, die von Verbstämmen abgeleitet sind, extra Einträge. Auch Substantive und Adjektive stehen nicht unter einer „Normalform“ (also Nom. Sg. wie z.B. in WB für Latein oder Deutsch oder Russisch), sondern unter ihrem Stamm. So steht z.B. das Wort für Name nicht unter nāma (= Nom. Sg.), sondern unter nāman, weil das der Stamm ist, von dem sich die anderen Kasus ableiten. Auch die alphabetische Reihenfolge in Sanskritwörterbüchern ist ganz anders. Die Reihenfolge der Buchstaben ist logisch aufgebaut. Zuerst die Vokale, und zwar zuerst die kurzen und dann die langen, dann die Diphthonge, dann die Konsonanten. Und bei den Konsonanten wiederum kommen zuerst die Gutturale, dann die Palatale usw. Und in jeder Gruppe kommt zuerst der harte unbehauchte, dann der harte behauchte, dann der weiche unbehauchte, dann der weiche behauchte Laut, dann der Nasal. Also eine systematische Anordnung nach phonetischen Kriterien. Vielleicht ist das noch nicht exotisch genug für dich, aber exotischere Sprachen kann ich (noch) nicht. Nächste Woche ist ja Vorlesungsbeginn, und am Freitag beginnt der Hebräischkurs, dann kann ich vielleicht auch zu Hebräischwörterbüchern was sagen.

Viele Grüße

Marco

Hallo Stefan!

ich meine mich zu entsinnen, dass es für die semitischen
Sprachen z.T. Wörterbücher gibt, die die Einträge nach den
Wortstämmen sortieren.

Das klingt sehr logisch; wenn ich darüber nachdenke, würde ich das auch erwarten.

Meine jeweiligen Langenscheidts tun das aber nicht, sondern denken an den
08/15-Benutzer, der lieber seine alphabetische Sortierung hat.

Naja, ich weiß nicht, ob das mit Benutzerfreundlichkeit erklärbar ist. Sprachen mit ungewönlichen Alphabeten werden ja auch nicht umsortiert, da kommt dann schon mal das ch zwischen h und i und nicht bei c (gilt für Tschechisch und Slowakisch), sodass Otto Normalverbraucher das Wort „nechávat“ nicht findet, weil es zwischen „nehet“ und „nejasný“ steht und nicht eine Seite weiter vorn zwischen „nebývalý“ und „nectnost“.
Will sagen: Wenn ich eine Sprache lerne, lerne ich doch auch, wo ich die Wörter im WB suchen muss. Und wenn ich das nicht weiß, dann muss ich halt das Vorwort vom WB lesen, da steht so was auch immer drin.

müsste man […] für jedes Begriffsfeld ein halbes Dutzend Wortstämme aufnehmen,
die sich zudem auch häufig überschneiden würden, sodass man
durch eine Sortierung nach Wortstämmen/Begriffsfeldern letzten
Endes fast mehr Chaos als Klarheit schaffen würde.

Ich würde auch nicht nach Begriffsfeldern, sondern wirklich nach Wortstämmen sortieren.
Dort sähe ich dann:

Schule, Schüler, Schülerin, schulen, umschulen, Schulung, Umschulung

und noch ein paar Komposita. Ich hätte also den Überblick darüber, was sich aus diesem Wortstamm alles machen lässt – und auch darüber, was eben nicht geht: nämlich lehren und lernen.

Ein ergiebigeres Beispiel wäre in diesem Zusammenhang:

Raum, räumlich, geräumig, räumen, aufräumen, beräumen, umräumen, Räumung, Beräumung.

Die Wahrscheinlichkeit besteht, dass Du „beräumen“ noch nicht kanntest – dann hast Du gleich ein neues Wort gelernt, wo Du doch nur ein bekanntes nachgeschlagen hast. (Gut, das geht mir auch ohne Wortfelder so, aber dann ist es schwerer zu merken, weil es nur die ersten drei Buchstaben, nicht aber den Sinn auch nur annähernd mit dem bekannten Wort gemein hat.)

Im Litauischen merke ich immer, dass ich mit Vorsilben durcheinanderkomme. Klar ist, dass „degti“ „brennen“ heißt. Dann heißt „nudegti“ wahrscheinlich „abbrennen“ (die Bedeutung von „nu-“ ist fast immer „bis zum Ende“). „uždegti“ kenn ich auch, das ist „entzünden“ – auch medizinisch. Und ich weiß, dass es noch „durchbrennen“ (wie die Glühbirne), „ankokeln“ und sicher noch zahlreiche andere Komposita mit „degti“ gibt. Wenn ich die jetzt alle lernen möchte, damit ich sie endlich nicht mehr durcheinanderwürfele (Richtung Litauisch-Deutsch ist ja kein Problem, da gibt’s einen Zusammenhang, und jede Vorsilbe hat nur endlich viele Bedeutungsmöglichkeiten) – wenn ich das möchte, muss ich jede erdenkliche Vorsilbe durchgehen und die jeweilige Bedeutung nachschlagen. Das wären dann:

apdegti, apsidegti, atidegti, atsidegti, įdegti, įsidegti, išdegti, išsidegti, nudegti, nusidegti, padegti, pasidegti, pardegti, parsidegti, perdegti, persidegti, pradegti, prasidegti, sudegti, susidegti, uždegti, užsidegti.

Davon existieren höchstens die Hälfte. Ich habe also eine Heidenarbeit, die alle zusammenzufinden.

Dagegen Indonesisch – was auch die von Dir beschriebenen Probleme besitzt: „Schule“ heißt „sekolah“, „lernen“ „belajar“, „Schüler (Schulkind)“ „murid“ und „Student“ „mahasiswa“: bis auf „belajar“ alles Lehnwörter aus verschiedenen Sprachen. Wenn ich mir jetzt aber den Stamm „ajar“ ansehe, finde ich sofort:

ajar – Bildung, Unterricht
kurang ajar – (dumm)dreist (wörtlich etwa: ohne Bildung)
belajar – lernen, studieren
mengajar – (jemanden) lehren; bestrafen
mengajari – trainieren (v.tr.)
mengajarkan – (etwas) unterrichten
pelajar – Schüler, Lehrling
pelajaran – Lehre, Studium
pengajar – Lehrer
pengajaran – Lektion, Unterrichtsstunde
mempelajari – lernen, studieren
terpelajar – gebildet

Hier sehe ich erst einmal sofort, dass ich für „lernen“ zwei Synonyme zur Verfügung habe (falls ich das mal brauchen sollte); und dann hab ich gleich das Wort für „bestrafen“ gelernt, weil das interessanterweise zum selben Wortfeld gehört.

Ich finde so etwas praktisch, nicht chaosstiftend.

Liebe Grüße
Immo

Hallo Marco!

Zunächst sollten wir nicht die Fähigkeit verlieren, uns über
bereits Bekanntes zu wundern. […]

Wie recht Du hast! Als Nennform eine beliebige Form zu wählen, erschien mir logisch (und: warum sollte es auch immer Infinitiv bzw. Nominativ [maskulinum] sein? im Ungarischen ist es bei Verben die 3.P.Präsens der 1. Konjugation), während ich die Sortierung nach Wortstämmen für zwar praktisch, aber verrückt hielt.

Auch die alphabetische Reihenfolge in
Sanskritwörterbüchern ist ganz anders. […]

Ja, mit Alphabeten kenne ich mich aus. Deshalb schrieb ich ja, dass mich ungewöhnliche alphabetische Sortierungen nicht sehr interessieren. Sicher, Devanagari und die davon abgeleiteten Schriften haben eine sehr logische Sortierung, auf gleicher Stufe stehen die Syllabare, die sich vom Cree herleiten (z.B. das Inuit-Syllabar); danach kommt wahrscheinlich gleich Koreanisch, welches zwar die Anlaute nicht so ganz logisch sortiert, aber immerhin die behauchten nach den unbehauchten führt.

(Da stellt sich mir gleich die Frage, ob es ein Alphabet oder Syllabar gibt, bei dem die Buchstabenreihenfolge nach der äußeren Form der Buchtaben geht, etwa so: A,Λ,V, C,O,Q, L,F,E u.s.w.)

Auf die Sortierung der hebräischen Lemmata bin ich auch etwas gespannt; Stefan hat ja nahegelegt, sie könnten nach den (für semitische Sprachen typischen) 3-Konsonanten-Wurzeln sortiert werden und ebenfalls Präfixe ignorieren, wobei Langenscheidt das nicht so handhabt. Mal sehen, was noch so kommt.

Liebe Grüße
Immo

Hallo nochmal,

ich meine mich zu entsinnen, dass es für die semitischen
Sprachen z.T. Wörterbücher gibt, die die Einträge nach den
Wortstämmen sortieren.

Das klingt sehr logisch; wenn ich darüber nachdenke, würde ich
das auch erwarten.

Was mir dazu einfällt: Eigentlich müsste man sich mal bei Arabisch-/Hebräisch-Muttersprachlern erkundigen, welche Art der Wörterbuchanordnung sie in der Schule gelernt haben. Gerade beim Hebräischen würde ich (aufgrund der vielen Entkomplizierungen und „Entsemitisierungen“, die sich da im Zuge der Wiederbelebung durchgesetzt haben) ja fast vermuten, dass ihnen die rein alphabetische Sortierung geläufiger/angenehmer ist als eine nach Wortstamm.

Meine jeweiligen Langenscheidts tun das aber nicht, sondern denken an den
08/15-Benutzer, der lieber seine alphabetische Sortierung hat.

Naja, ich weiß nicht, ob das mit Benutzerfreundlichkeit
erklärbar ist. Sprachen mit ungewönlichen Alphabeten werden ja
auch nicht umsortiert, da kommt dann schon mal das ch
zwischen h und i und nicht bei c (gilt
für Tschechisch und Slowakisch), sodass Otto Normalverbraucher
das Wort „nechávat“ nicht findet, weil es zwischen „nehet“ und
„nejasný“ steht und nicht eine Seite weiter vorn zwischen
„nebývalý“ und „nectnost“.

Also da muss ich ja zu meiner Schande gestehen, dass ich, als ich angefangen hab, Schwedisch zu lernen, genau dasselbe Otto-Normalverbraucher-Problem hatte, da mir nicht bewusst war, dass å, ä und ö grundsätzlich erst nach dem z stehen. :wink:

Will sagen: Wenn ich eine Sprache lerne, lerne ich doch auch,
wo ich die Wörter im WB suchen muss. Und wenn ich das nicht
weiß, dann muss ich halt das Vorwort vom WB lesen, da steht so
was auch immer drin.

Aber dennoch besteht da für mich ein gewisser „qualitativer“ Unterschied. Dass ein Buchstabe an einer anderen Stelle eingeordnet ist, kann man sich relativ schnell merken. Aber wenn man gerade anfängt, eine komplett neue Sprache zu lernen, die noch dazu in einer anderen Schrift geschrieben ist, ist es nicht immer ein einfaches Unterfangen, sofort die Wurzeln zu erkennen und zielsicher im Wörterbuch zu entdecken.

Ich würde auch nicht nach Begriffsfeldern, sondern wirklich
nach Wortstämmen sortieren.

Klar, mein Beispiel aus dem Deutschen war ja bewusst ein wenig überzogen, um eben den Kontrast zwischen den semitischen Sprachen, wo die Querverbindungen zwischen den einzelnen aus der Wurzel abgeleiteten Wörtern sehr vielfältig sind und man extrem viel daraus machen kann, und der in dieser Hinsicht doch eher „armen“ deutschen Sprache darzustellen.

Ich finde so etwas praktisch, nicht chaosstiftend.

Zum Litauischen und Indonesischen kann ich nicht viel sagen, aber diese Systematik scheint mir dort deutlicher gegeben zu sein als beispielsweise im Deutschen oder den anderen indogermanischen Sprachen, mit denen ich mich bisher beschäftigt habe. Und Deinen Gedankengang mit der Erschließung neuer Begriffe über Wortstämme (und -felder) kann ich auch voll und ganz nachvollziehen. Nur denke ich, dass man da vielleicht auch eine gewisse Trennlinie ziehen müsste/sollte/könnte: Der normale Zweck eines Wörterbuchs ist ja nun mal, dass man gezielt Wörter nachschlägt und nicht, dass man sich neue Wortfelder erschließt (auch wenn ich das ja durchaus spannend finde und mich selbst öfters dabei erwische). Und da tun sich die allermeisten Menschen aus Gewohnheitsgründen leichter, wenn sie eine simple alphabetische Anordnung haben. Zumal man auch nicht vergessen darf, dass nicht jeder Mensch einen Blick für Wortstämme oder ähnliche sprachliche Dinge hat, die für Dich, mich und die meisten anderen Leute hier im Brett ganz natürlich und offensichtlich scheinen. Für solche Benutzer wäre ein nach Wortstämmen geordnetes Wörterbuch vermutlich nicht nur das reinste Chaos, sondern der Sargnagel für ihre Sprachlernambitionen. :wink:

Ergo: Seien wir salomonisch, erkennen den Sinn von alphabetisch geordneten Wörterbüchern fürs einfache und schnelle Nachschlagen an und hoffen darauf, dass es auch mal wortstammsortierte Wörterbücher für Mehr-Wissen-Woller gibt. :wink:

Gruß,
Stefan

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Hallo Immo,
Die berühmten (und teuren, aber riesigen) Arabisch-Wörterbücher von Götz/Wehr listen die Wörter soweit ich weiß nach Stamm, nicht strikt alphabetisch. Weiß nicht mehr, welches davon die Richtung Arabisch-Deutsch war.

Ich habe daheim (in Leipzig) ein kleines Georgischwörterbuch, dessen Sortierung ebenfalls wie die indonesische ist — also Wortstämme, sodass einige Wörter mit Vorsilben unter dem Wortstamm zu finden sind. Da ich grad in China bin, kann ich da keine Beispiele zitieren, aber es ist ganz ähnlich wie im Indonesischen.
Übrigens sind manche Esperantowörterbücher auch so sortiert. Für Sprecher der Sprache ganz praktisch, aber für komplette Neueinsteiger manchmal schwierig.

Chinesischwörterbücher kennst du sicher. Entweder sind diese nach Pinyin (also Aussprache) sortiert. Da gibt’s strikte Sortierungen wie im Langenscheidt (wo „zh“ nach „zi“ kommt) und welche nach Anlauten, wo „zh“ eine eigene Kategorie bildet.
Dann gibt’s welche nach Strichzahlen (nicht sooo häufig) und ganz viele nach Radikalen und dann Strichzahlen. So sind auch meist Japanischwörterbücher sortiert.

Ich glaube, moderne Sumerisch-Zeichenwörterbücher (die paar, die’s gibt) sind auch nach sowas wie Radikalen sortiert, oder zumindest nach größeren Formen, die einen maßgeblichen Teil (z.B. ein Kästchen drumrum) oder den oberen oder linken Teil bilden. Ich bin damit nicht vertraut, hab das nur mal gesehen.

Maya-Zeichenwörterbücher sind glaube ich nach Formen sortiert (z.B. Köpfe zuerst, dann Körperteile, Tiere, etc.); genauso sieht’s ja auch mit Ägyptischwörterbüchern aus. Da gibt’s die praktischen Gardiner-Codes, wobei jedem Zeichen ein Code zugeordnet wird, A1 z.B. für einen stehenden Mann, B1 für eine stehende Frau, usw.

Leider ist meine Wörterbuchsammlung auf der anderen Seite der Erde und ich kann nicht nachgucken, was ich da noch so hab. Die meisten (also praktisch alle) sind „normal“ alphabetisch sortiert. Das mit dem Sanskrit und den Stämmen ist mir auch aufgefallen, übrigens.

Oooh, doch, einwas noch: Tibetisch! Mein Tibetischwörterbuch ist zwar nach tibetischem Alphabet sortiert, dessen Reihenfolge in etwa den anderen indischen Schriften entspricht, aber es geht nicht der Reihenfolge der in der Silbe verwendet Zeichen nach, sondern folgt dem „Hauptkonsonanten“, d.h. dem „Kernanlaut“, meist ist das auch das Zeichen, dessen Aussprache auch dem Anlaut entspricht. Also bei brgyad. wäre das eben nicht das b, sondern das g. Zusätzlich stehen dort die nicht ausgesprochenen Buchstaben unterstrichen, also in dem Falle brgyad. — die „echte“ Aussprache des Wortes, was „acht“ bedeutet, ist übrigens ‚tschää‘ bzw. ‚kjää‘, je nach Dialekt. Mit der Sortierung tu ich mich beim Suchen auch manchmal schwer.

Es gibt natürlich (v.a. in der russischen, afrikanischen und chinesischen Welt) viele Wörterbücher, die nach Bedeutungen sortiert sind, was ich recht blöd finde. Also semantische Sortierung, anfangend mit entweder Personen und ihre Berufe (Mensch, Mann, Frau, Vater, Mutter, etc.) oder Umwelterscheinungen (Tag, Nacht, Sonne, Mond, Erde, Regen, Wasser, etc.). Hier in China sind in der Bibliothek viele Minderheitensprachenwörterbücher so sortiert…

Wenn mir noch was einfällt, melde ich mich. :wink:

Viele Grüße aus dem Fernen Osten wünscht

  • André

Hallo André,

vielen Dank für Deinen Beitrag!

Die berühmten (und teuren, aber riesigen)
Arabisch-Wörterbücher von Götz/Wehr […]

Damit wäre efans Vermutung bzw. Erinnerung bestätigt.

Ich habe daheim (in Leipzig) ein kleines Georgischwörterbuch,
dessen Sortierung ebenfalls wie die indonesische ist […]

Klasse! Weißt Du auch, ob das die übliche Sortierung oder nur ein Spleen dieses einen kleinen Wörterbuches ist?

Übrigens sind manche Esperantowörterbücher auch so sortiert.

Oh, sogar eine indoeuropäische Sprache! Ist ja toll!

Chinesischwörterbücher kennst du sicher. […]

Durchaus.
Außerdem hatte ich ja ursprünglich gesagt, dass mich das Verfahren, nach dem die Zeichen/Wörter überhaupt „alphabetisch“ sortiert werden, nicht sonderlich interessiert, sondern nur die Abweichungen. (Natürlich kommt das indonesische Wort „penari“ im Alphabet zwischen all den anderen Wörtern mit „pe“; nur in Wörterbüchern [und ich meine nicht nur Indonesisch-Fremdsprache, sondern vor allem auch indonesische Lexika und dergl.] findet man’s da halt nicht, sondern eben unter „tari“.)

Aber diese Einschränkung muss ich wohl zurücknehmen oder zumindest stark relativieren, denn hier:

Mein Tibetischwörterbuch
ist zwar nach tibetischem Alphabet sortiert, […] aber es geht nicht der Reihenfolge der in der Silbe verwendet Zeichen nach […]

ist tatsächlich die alphabetische Ordung der Wörter die spannendste, die mir je untergekommen ist. Allerdings, wenn man die Funktionsweise der in der tibetischen Orthographie vorgesehenen Prä-, Super- und Subskripte bedenkt, ist diese Ordnung die einzig sinnvolle.

Es gibt natürlich (v.a. in der russischen, afrikanischen und
chinesischen Welt) viele Wörterbücher, die nach Bedeutungen
sortiert sind, […]

Für Sprachführer und manche Lehrbücher ist das ja auch üblich, aber bei Wörterbüchern?! Das ist mir in der Tat noch nie begegnet. Spannend, was es so alles gibt auf der Welt!

Liebe Grüße
Immo