Hallo,
sei doch mal ehrlich: Es geht doch weniger um „warum eigentlich“ als eher um „aus Prinzip nicht“, wenn jemand das Thema so angeht, wie hier beschrieben. Nein, nur um „eines tolles Tages willen“ macht die Sache sicherlich keinen Sinn, und Eheschließungen, die wirklich nur „um der tollen Fete“ wegen stattfinden, und bei denen das Brautkleid, die perfekte Location und das Essen wichtiger als die Inhalte sind, sind sicherlich hinterfragenswert, und scheitern nicht umsonst oft recht schnell daran, dass nach der wahnsinnig tollen Hochtzeitsreise der ganz normale Alltag wieder so eintritt, wie er auch davon bestanden hat.
Und wenn man gleich an den Scheidungsanwalt denkt, dann ist es mit einer auf mehr als nur absehbarer Dauer angelegten Einstandsgemeinschaft, in der man an mehr als an die nächsten paar Jahre denkt, die man auch alleine über die Runden bekommen würde, offenbar auch nicht so weit. Und dann kann man sich natürlich „den ganzen Aufwand“ auch sparen, und in Beliebligkeit und Unverbindlichkeit bleiben.
Ob allerdings im Falle des Falles die Sache ohne Trauschein dann wirklich einfacher wird, steht auf einem ganz anderen Blatt. Und da trügt die Laiensicht leider regelmäßig. Ja, eine Scheidung ist - im absehbaren Maße - nicht ganz billig und belastend. Nur weil man dies ohne Trauschein nicht so ohne weiteres absehen kann, bedeutet das noch lange nicht, dass die Sache dadurch dann tatsächlich billiger und stressfreier würde. Gerade wenn Kinder und Immobilien mit im Spiel sind, kann man aus rein praktischen Gründen nur ganz dringend zur Eheschließung raten, die massenhaft erprobte und über die letzten hundert Jahre immer mal wieder an sich ändernde gesellschaftliche Umstände angepasste Regelungen mitbringt, die dann greifen. Die mögen dem Laien im Einzelfall nicht immer gleich einleuchten, und sogar Unverständnis hervorrufen, sind aber unter dem Strich regemäßig allemal besser und in der Anwendung praktischer als all der Zirkus, der bei einer nicht gütlichen Trennung ohne Trauschein stattfindet.
Und auch wenn der Tod natürlich immer nur „die anderen trifft“, und selbstverständlich niemals nicht vor Erreichen des einhundersten Lebensjahres anklopft, spricht die Statistik leider eine ganz deutlich andere Sprache: Jeder 4. von uns wird deutlich vor Erreichen seiner statistischen Lebenserwartung sterben, und die Fahrt gegen den Brückenpfeiler kündigt sich nicht durch jahrelanges Leiden vorab an, was einem dann Warnung genug für eine angemessene erbrechtliche Gestaltung ist.
Es kommt nicht von ungefähr, dass viele „überzeugte ach so moderne Lebenspartnerschaften“ just dann vor dem Standesamt enden, wenn der eine oder andere Partner mal die Sense hat blitzen sehen, und dann die Erkenntnis kommt, dass das schon ewig als selbstverständlich erachtete und geplante Testament dummerweise doch noch nicht geschrieben worden ist, und ein solches nicht ansatzweise die Regelungen hätte bieten können, wie dies das stinknormale gesetzliche Ehegattenerbrecht geschafft hätte. Von den steuerlichen Konsequenzen für einen Begünstigten der Klasse III im Vergleich zur Klasse I mal ganz zu schweigen.
Nein danke, ich habe mehr als einmal hier eine junge Witwe sitzen gehabt, die es ach so toll fand, dass Männe alleine für den Hauskredit den Kopf hin gehalten hat - und deshalb natürlich auch alleine im Grundbuch stand - damit es im Falle einer Trennung „keinen Stress“ geben sollte, und die es gut fand, dass Männe auch Vorsorge betrieben hat (allerdings für sich und ohne darüber nachzudenken damit eben auch im Falle des Falles für seine gesetzlichen Erben), und jetzt in eine perfekt blankgeputzte Röhre schaute.
Ob es von der emotionalen Seite her reicht, muss jedes Paar für sich entscheiden. Die reine Vernunft spricht - sobald Kinder und Immobilien im Spiel sind - eine ganz klare und eindeutige Sprache, über die es sich nicht weiter zu diskutieren lohnt, weil dazu wirklich mehr als genug gesagt und geschrieben worden ist.
BTW: Und was ich wirklich pervers finde ist natürlich die Geschichte das Standesamt wie der Teufel das Weihwasser zu fürchten und dann an allen Ecken und Enden nach Möglichkeiten zu suchen anderweitig den Schutz und die Vorteile einer Eheschließung zu erreichen, und sich auch noch darüber zu beschweren, dass dies nun mal nicht ansatzweise gelingt.
Gruß vom Wiz