Hallo,
- Wenn zu Pesach kein Lamm gegessen wird und Brot verboten
ist, wie passt das dann zu Buch Exodus cap. 12, also der
Stelle, an der das Pesach eingesetzt wird (jedenfalls hab ich
das so gelernt):
Jüdisches Brauchtum ist mehr als nur dieser Text (wie in jeder
Tradition). Es wird zu Pesach kein Lamm gegessen, und schon
gar keines geschlachtet (wie zb. es ein griechischer
Osterbrauch ist!), denn das wäre ja das Pesachopfer, das nur
im Tempel vonstatten gehen kann. Es gibt aber keinen Tempel
mehr. Beim Pesachmahl liegt lediglich ein Knochen am Teller in
der Mitte des Tisches, der aber nicht angerührt wird. Er
symbolisiert nur das Opfer im Tempel.
- Wenn zu Pesach Brot verboten ist, warum ist das Brotbrechen
ein Zeichen für den Ursprung des Rituals im Pesachfest?
Unter „Brot“ habe ich jetzt flapsig gesäuertes Brot
verstanden. Entschuldigung, wenn das nicht klar war! Unter
Brot versteht man normalerweise gesäuertes, also aufgegangenes
Brot, entweder aus Sauerteig oder aus Hefeteig. Dieses Brot im
eigentlichen Sinne ist zu Pesach nicht drin, sondern nur
„ungesäuertes Brot“. Dieses „Brot“ würde aber kein normaler
Mensch als Brot bezeichnen, sondern eher als Knäckebrot, Keks
ohne Geschmack (oder gleich Wellpappe, wenn er mutig
ist…). Das „Osterbrot“, das es in katholischen
Ländern gibt, ist aber genau jenes Brot, das verboten ist: Es
ist aus Hefeteig und weich! Wer aus Österreich kommt, der
kennt das. In Bayern gibt es das sicher auch.
Bei der Kommunion wird aber „ungesäuertes Brot“ benutzt,
nämlich ein „Kuchenboden“, der aus Wasser und Mehl besteht,
genau wie Matzot. Hier ist die Verbindung mehr als eindeutig.
Dieses „Brot“ wird auch auseinandergebrochen - genau wie beim
Sedermahl.
Das hatte ich mir fast gedacht, dass Du ungesäuertes Brot meinst. Osterbrot aus Hefeteig ist in meiner Region nicht so üblich, aber ich kenne das natürlich. Das bei der Kommunion verwendete Brot kenne ich natürlich, wir sagen Hostien dazu und es ist genauso wie du es beschrieben hast.
Im übrigen wollte ich, vielleicht ist das so nicht deutlich
geworden, nur sagen, dass das christliche Osterfest deshalb so
eng mit dem Pesachfest zusammenhängt, weil erstens die
Ereignisse, auf die sich Ostern beziehen, also Kreuzigung und
Auferstehung, an einem Pesachfest bzw. kurz davor/kurz danach
geschehen sind
Das ist eine Verbindung, die sich ausschließlich aus
christlicher Interpratation der INHALTE ergibt. Es gibt keine
Verbindung bei den RITUALEN, ihrer Herkunft und ihrer
Bedeutung.
Natürlich ist das eine christliche Interpretation. Aber das Christentum ist nunmal eine Religion, die sich aus der jüdischen entwickelt hat. Ich meine das ganz ohne Werturteil. Ursprünglich denke ich, war das Christentum nur eine jüdische Sekte, dann hat aber eine derartige Modifikation und Veränderung stattgefunden, dass das jüdische im christlichen kaum mehr erkennbar ist - gleichwohl denke ich, dass es immer noch vorhanden ist. Deshalb würde ich behaupten wollen, dass es auch nur Ritualspuren des Jüdischen im Christlichen gibt.
Ganz im Gegensatz bei der Ableitung der Kommunion
aus dem Sedermahl. Austesten läßt sich diese „Verbindung“,
indem man einem in christlichen Bräuchen eher unbedarften
Juden das Osterfest vorzeigt und darauf wartet, daß irgendeine
Reaktion kommt „oh das kommt mir bekannt vor“. Da ist nichts.
Nicht einmal umgekehrt wird einen Christen ein Pesachmal an
Ostern erinnern (wenn, dann eher an Weihnachten). Das sind
zwei Inhalte, zwei Feste, die nichts miteinander zu tun haben,
außer eine inhaltiche Brücke in *eine* Richtung. (Wohl aber
bei der Spendung der Kommuniation. Da ist mehr als eindeutig,
was sich woher auf Umwegen abgeleitet hat.)
Du hast sicher recht, was die gegenseitige Erkennbarkeit dieser Spuren betrifft. Aber gerade dein Hinweis auf die Kommunion-Spendung weist eben daraufhin, dass es Gemeinsamkeiten gibt, denn liturgisch und theologisch ist die Einsetzung und Ausübung des Altarsakraments integral mit Ostern verknüpft, die sonntägliche Messfeier der Katholiken ist eben ein „kleines“ Ostern.
Es ist leider immer noch für einen katholisch-christlich01
sozalisierten Menschen in Deutschland schwierig zwischen den
echten jüdischen Traditionen und dem, was einem als jüdisch
dargestellt wird, z.B. im Religionsunterricht, zu
unterscheiden.
Meine Meinung dazu: Unterricht in „Weltreligionen“ ist ein
PC-Feigenblatt, das mehr Mißverständnisse erzeugt als
ausräumt. Believe me ich weiß wovon ich spreche.
Deshalb wäre ich sehr dankbar, wenn mir solche
Widersprüche aufgelöst werden.
Ich bin mitten drin 
Danke dafür. Ich habe einiges gelernt.
Ich glaube auch, dass sich Juden und Christen wesentlich
besser verstehen würden, wenn sie mehr von der jeweils anderen
Religion wüssten, speziell die Christen mehr von der jüdischen
Religion.
Ohja da hast du vollkommen recht. Geballtes Wissen über
Jüdisches gibt es bei Wikipedia, wo sich einem die Zehennägel
aufrollen, auch wenn vergleichsweise wenig Einblicke hat (wie
ich).
Na ja. Das ist eben das leidige mit dem Internet. Sehr praktisch, aber eben doch auch unzuverlässig bisweilen.
Ich persönlich bin ohnehin der Überzeugung, dass ein Gott bzw. ein göttliches Prinzip, so es denn eines gibt, keine personale Natur hat und so unerreichbar transzendent ist, dass es menschliche Beschreibungs und rationale Erkenntnis nicht erfassen kann. Die rituellen Ausprägungen sind somit immer nur Hilfsmittel für das Begreifen des Daseins und das Wunder der Schöpfung. Ich mag diese Vorstellung schon deshalb, weil sie jede Religion zulässt und jede als gleichwertig akzeptieren kann.
Beste Grüße
Oliver