Papst, der sich mit Mathematik beschäftigt hat ?

-> Was ist das? Eine rethorische Nebelwand?

Na gut, Peter,

wenn Du so diskutieren willst…

Die sogenannten
sieben Künste sind gewissermaßen eine Listung dessen, was ein
gebildeter Mensch in der Antike studieren sollte.

Wohl kaum. In der Antike gab es keine organisierte Lehre, also war auch die Definition dessen, was ein ‚geblideter Mensch‘ sei je nach Ort, Kultur und Schule (im Sinne eines Studienkonglomerats) verschieden. Ein ‚Studium‘ mit einem dazugehörigen Standard (… ‚studieren sollte‘) und Examen gab es in der Antike so nicht.
Die Universitätsgründungen des Mittelalters sind in dieser Hinsicht ein absolutes Unikum. (cf. Alain de Libera, La Philosophie Médévale, 1993 => Essor des Universités en Occident, p.367ff)
So ganz nebenbei bedeutet, die Tatsache, dass es die freien Künste bereits in der Antike als solches (wenn auch nicht under diesem Namen) gab, noch lange nicht, dass sich das Mittelalter dessen nicht bediente.

Besonders
propagiert wurde das von Marianus Capellus (im damals noch
nicht-christlichen Karthago) und,

Erstens heisst der nette Mensch Mar t ianus Capella.
Zweitens hat er nicht propagiert, sondern die Idee der vereinten Künste in Allegorieform in Szene gesetzt. Und dazu braucht man keinen Vitrivius, sondern lediglich die kritische Edition von De nuptiis Philologiae et Mercurii, Leipzig, 1983 => kürulich bei Bompiani in zweisprachiger Ausgabe lat-ital mit neuem Kommentar erschienen.

Sein Text hat im Mittelalter viele beeinflusst. Unter anderem auch Boetius, der im Übrigen den Terminus Quadrivium überhaupt erfunden hat. And der weiteren Entwicklung des präzisen Katalogs der Freien Künste beteiligten sich denn auch noch Kassiodorus und Isidor von Sevilla (besonders in den Etymologien).

Das hatte vor ihm schon
Cicero getan, als er für Redner eine umfassende Bildung in den
Artes Liberales forderte.

Cicero ging es primär um die Sprache und die Rhetorik, wenn er von der Bildung des Menschen sprach. Von Mathematik oder Astronomie, wie sie in den freien Künsten vorkommen, kann da wohl kaum mit grösster Lesefreiheit die Rede sein.

Wir können also davon ausgehen, dass
das eine Winzigkeit vor dem Mittelalter lag und, trotz hehrer
Ziele, nicht viel mit dem mittelalterlichen Papsttum zu tun
hatte.

Erstens habe ich nie bestritten, dass der Ursprung der Bereiche der 7 Künste nicht im Mittelalter lag.
Zweitens habe ich nie behauptet, dass das Papsttum damit was zu tun hatte. Was - ganz nebenbei - auch vollkommener Unsinn wäre, da das Papsttum als Institution mit den Universitätsgründungen des lateinischen Mittelalters überhaupt nichts zu tun hatte.

Dieses Studium war Grundbedingung für ein anschliessendes
Theologiestudium bereits vor den Statuen der Universitäten zu
Paris oder Oxford, wo diese Bedingungen dann
institutionalisiert wurden.

Die Universität von Oxford wurde zwar im 13.Jhdt gewissermaßen
als kirchliche Universität beschrieben,

Das ist schlichtweg falsch.

aber allgemeine
Bildung und Theologie (mitsamt Kirchenansprüchen an den Stoff,
der unterrichtet bzw. nicht unterrichten werden sollte)
knallten noch 1355 blutig aneinander, als man offensichtlich
keinen anderen Ausweg mehr wusste, als gegen die Studenten
gewaltsam vorzugehen, weil die immer wieder Sachen
aufbrachten, die kirchlich nicht gefielen (St. Scholastica
Day).

Und nun krieg spätestens hier einen vollkommen erwarteten Heiterkeitsanfall.
Der St. Scholastica Riot hat etwa mit Universitätslehre und Tehologie so viel zu tun, wie der Schneefall mit der Frage ob es Sauerstoff auf dem Mars gibt. In dieser blutigen Auseinandersetzung ging es um einen Streit zwischen den gowns (Studenten) und den towns (Stadtbevölkerung). Informiere Dich doch bitte erst, bevor Du mir hier unpassenderweise aggressive am Zeug flicken willst.

Für die Geschichte der Universitäten in Europa im Allgemeinen empfehle ich The Universities of Europe in the Middle Ages von Rashdall, OUP 1964, und für Oxford im Speziellen The History of the University of Oxford von J.I. Cato, in 3 Bänden, OUP, 1984.

Die Sorbonne entstand um 1200 als Alumnat für arme
Theologiestudenten. (…)

Noch mehr falsche Mythen über die Pariser Universität… Du lässt auch nichts aus. Dazu habe ich mich hier /t/verzeichnis-gemeindemitglieder-nach-konfession/43…
bereits ausgelassen. Nochmal informier Dich vorher.

Die Grundvoraussetzungen für ein Theologiestudium dort konnten
also kaum die Artes Liberales gewesen sein, wenn es
gleichzeitig verboten war, diese Autoren auch nur zu kennen.

Auch hier nochmal, vielleicht erst einen Blick auf das Chartularium Universitas Parisiensis (cf. Grundlagensatute von 1225, 1250 und 1255 => Hauptstudien-Aufbau und Grundlagen für die Zulassung zur Theologischen Fakultät waren ca. 10 Jahre Trivium und Quadrivium) von Denifle zu werfen, denn Du lässt Dich hier so weit auf die Äste raus, es ist schon gefährlich.

Ich wundere mich immer wieder viel hier doch alle wissen, ohne auch nur einen einzigen historischen Text oder eine Chronik der Zeit über welche sie sich auslassen in die Hand genommen zu haben.

Als Nebenanklagepunkt eignet sich die Mathematik also nun
wirklich nicht um als Häretiker angeklagt zu werden.

Wieso nicht? Schau Dir mal die Liste an. Und genieße besonders
den armen Kerl dem seine Bibliothek auf den Kopf fiel.

Nochmal, statt hier den Mund so voll zu nehmen, komm erst mal Deiner Beweispflicht nach und gib mir die Referenzen von Anklagedokumenten oder Datumshinweise auf Chroniken, in welchen ‚Beschäftigung mit Mathematik‘ als Anklagepunkt (zwischen 600 und 1400 sollte eigentlich reichen) vorkommt.

Danke, keine weiteren Fragen.

Y.-

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