Hallo Marion,
wie kannst Du nur einen so langen Beitrag schreiben ;-(
Soweit ich weiss sind es die Israelis, die nicht mehr mit
Arafat verhandeln wollen, oder ?
Mittlerweile, aber es ging ja um den Beginn der Intifada und Gewalt als Mittel zur Durchsetzung von politischen Zielen.
Arafat ist in seinem Leben ein riesiges Stück weit gegangen.
Von der militanten Verhinderung eines Staates Israel bis hin
zur Unterzeichnung von Verträgen, die den Palästinensern nur
noch einen Bruchteil des in der UNO-Resolution vorgesehen
Gebietes ohne wirkliche Staatliche Souveränität vorsehen.
Dieses war ja auch nur als Zwischenschritt gesehen.
Genutzt hat es ihm nichts. Ein Großteil seines Volkes
vegetiert weiterhin in Flüchtlingslagern dahin, sein Volk ist
weiterhin staatenlos (kommt dir das irgendwie bekannt vor ?)
Nein, ich bin nicht staatenlos.
und in den sogennaten „Autonomiegebieten“ diktieren alle
wichtigen Entscheidungen weiterhin die Israelis.
Mittlerweile.
Isreal hat im gleichen Zeitraum trotz Unterzeichung aller
möglicher Verträge seine Siedlungspolitik weiterbetrieben,
bestehende Siedlungen ausgebaut, Gebiete in der Westbank als
Staatsland annektiert und jegliche Verantwortung für das
Flüchtlingsproblem abgelehnt (grad so, als wären die
Flüchtlinge von Himmel gefallen und nicht aus Israel
gekommen).
Ich sehe die Friedensverhanldungen als Prozess und habe deswegen damit keine Probleme. Das allerdings in der Westbank Land zum Staatsgebiet hinzugefügt und neue Siedlungen gegründet wurden, ist mir neu.
Ja, an dem Flüchtlingsproblem sind die Verhandlungen gescheiert, weil Arafat nach wie vor auf das Recht besteht, dass alle Flüchtinge zurückkehren können. Dieses ist aber völlig utopisch. Genauso könnte Israel darauf bestehen, dass die Siedlungen bestehen bleiben in einem palästinensichen Staat. Ich halten die Vorschläge von israelischer Seite für wesentlich realisitscher, dieses Recht anders abzugelten.
Ist das die Stelle, wo ich lachen soll ? Israel hat es in den
ganzen Jahren seiner militärischen Besatzung nicht geschafft,
Terroranschläge zu verhindern und das, obwohl (so wage ich es
mal zu behaupten) die Israelische Armee sicherlich noch um
einiges besser ausgerüstet ist, als die palästinensischen
Polizisten. Israel verlangt also etwas, dass es selbst nie
geschafft hat. Israel verlangt das Unmögliche.
Es geht nicht um die Verhinderung sondern das Handeln, darum dass die Autonomiebehörde angemessen gegen den Terror vorgeht.
Dass die palästinensiche Polizei tatsächlich Hamas-Aktivisten
verhaftet hat, hast du in einem anderen Posting indirekt
selbst zugegeben. Wie sonst hätten Hamas-Aktivisten nach den
Israelischen Angriffen wieder freigelassen werden können.
Hamas ist eine grosse Organisation und ausserdem wurden die Aktivisiten zu Beginn der Intifada freigelassen, ohne das dazu ein Anlass bestand.
Und wer eine Utopie zur Grundlage von
Friedensverhandlungen macht, der muss sich schon gefallen
lassen, dass man daran zweifelt, dass er es ernst meint.
siehe oben
Die Behinderung der palästinensischen Polizei durch die
Israelischen Sicherheitskräfte ist ja schon andernorts
angesprochen worden.
Ich habe bisher noch nie davon gehört, dass diese Polizeikräfte darum klagen, dass sie bei ihren Einsätzen gegen Terroristen behinder werden. Warum wohl nicht?
Bei solchen Konflikten ist es immer sinnvoll beide Parteien
mit gleichem Maß zu messen. Gab es in Israel keine Stimmen,
die weiterhin zu Hass und Gewalt gegen die Palästinenser
aufgerufen hat ?
Es geht hier nicht um Stimmen sondern um die Führung. Es ist der Vorsitzende der Autonomiebehörde welche hierzu aufruft. Von Sharon habe ich noch nie gehört, dass er alle israelischen Terroristen aufruft, die Gewalt in die Autonomiegebiete zu bringen, um auf diese Druck auszuüben. Hier bestehen ja wohl grosse Unterschiede.
Welche Verhandlungen ? Was ist denn mit dem von Isareal
annektierten „Staatsland“ in der Westbank ? Was ist mit den
jüdischen Siedlungen im Palästinensergebiet die längst hätten
geräumt sein sollen?
Nach welchem Dokument?
Was ist mit der Annektion von Land durch
Israel z.B. zum Bau von Straßen, die die jüdische Siedlungen
miteianander und mit Israel verbinden sollen, aber nicht von
Palästinensern genutzt werden dürfen ? etc.etc.
Dieses ist in den Verhandlungen ziehmlich genau festgelegt wurden. Natürlich kann man jetzt in Frage stellen, dass dieses Vorgehen von Teilautonomien bis hin zum eigenen Staat nicht sinnvoll ist.
Dein Satz oben impliziert, es gäbe tatsächlich ein Gebiet,
über das man reden würde, wenn man von einem möglichen
Palästinenserstaat spricht. De facto gibt es dieses Gebiet
jedoch nicht.
Ja, warum denn nicht?
Das ist ja interessant, was du alles weisst. Soweit ICH weiss,
wurde während der Verhandlungen in Camp David eine
Nachrichtensperre verhängt.
Anschliessend gab es von den Beteiligen schon recht genaue Stellungsnahmen.
Israel hat (angeblich) während der
gesamten Verhandlungen weder den Amerikanern, noch den
Palästinenern jemals eine Landkarte präsentiert.
Jetzt wundere ich mich über dein Wissen. So wurde bei den letzten Verhandlungen fast nur mit Karten gearbeitet, um die einzelnen Schritte und die Grenzen festzulegen. Selbst über Jerusalem wurde schon auf diese Weise verhandelt.
„Angeblich“ solten 89 Prozent der besetzen Gebiete an die
Palästinenser zurückgegeben werden. Die verbleibende 11%
sollten an Israel gehen. Tatsächlich hat aber Israel bereits
60% der Westbank als „Staatsland“ annektiert.
Es ging um eine Abfolge von Schritten. Diese 89% wurden zuletzt sogar überschritten und dieser Teil war in der Autonomie der Palästinenser.
Die mitten im Palästinensergebiet liegenden Siedlungen würden
unter „israelische Souveränität“ fallen. In weniger als 15%
des 1967 annektierten Gebiets hätten die Palästinenser
„administrative Kontrolle“ ausüben können. Die Außengrenzen
hätten natürlich die Israelische Armee überwacht und die
Flüchtlinge wären natürlich auch da geblieben, wo sie sind
etc.etc…
Ich muss einmal suchen, ob ich die letzten Ergebnisse noch wo finden kann. Ich befürchte, dass du hier den damilgen Iststand darstellst.
Und nun erzählst du, Arafat hätte die alleinige Schuld am
Scheitern gehabt ?
Nein, dass habe ich nicht gemacht. Ich bestreite auch nicht, dass er einen schweren Stand hat und es vielleicht ihm sogar unmöglich war. Dann wären aber jegliche Verhandlungen unsinnig gewesen.
Ja, alles ganz nett. Aber die wichtigesten Punkte sind ja wohl
ein Staat für die Palästinenser (und zwar ein lebensfähiger,
und nicht ein durch jüdische Siedlungen, Militäranlagen,
Straßen und „Staatsland“ zerlöcherter Käse) und die Lösung des
Flüchtlingsproblems. Wenn das geklärt ist, dann kann man ja
auch mal ein bisschen Schulbücher aussuchen.
Es geht um einen Friedensprozess. Hierzu werden einzelne Schritte ausgehandelt, um irgendwann das Ziel zu erreichen. Werden diese Schritte aber schon nicht eingehalten, machte es aus meiner Sicht keinen Sinn ab Gesamtziel noch festzuhalten.
Die Formel für die Friedensverhandlungen war „Land gegen Frieden“. Du wirst ja wohl nicht beschreiten, dass der Autonomiebehörde immer mehr Rechte eingeräumt und Land zugeteilt wurde? Auf der anderen Seite gab es konkrete Schritte zur Erreichung des Friedens. Hier wurde leider viel versäumt, was auch die ganze Zeit in Israel massiv kritisiert wurde.
Ich glaube, du solltest mal anfangen, die Palästinenser nicht
als eine homogene Gruppe zu sehen. Das sind diese nämlich
genau so wenig wie die Israels. Die Hamas trat genau in dem
Jahr erstmals öffentlich in Erscheinung, in dem der
palästinensische Nationalrat erstmals die UN-Resolution und
den UN-Teilungsplan anerkennt, und somit die Teilung in zwei
Staaten akzeptiert (1988). Daher sollte eigentlich jedem klar
sein, dass diese Gruppe z.B. kein Interesse an zwei getrennten
Staaten hat, und immer dann aktiv wird, wenn diese Lösung
absehbar ist. Arafat hingegen würde ich durchaus der (meiner
Meinung nach größten Gruppe) der Palästinenser zurechnen, die
ihren eigenen Staat will. Hier alle in einen Topf zu werfen
halte ich für absolut falsch.
Du hast mich hier falsch verstanden. Ich habe hier nicht alle in einen Topf geschmissen und habe hier wohl auch Arafat noch nie als Terroristen bezeichnet. Allerdings sehe ich nach wie vor, dass er immer noch Gewalt für ein Mittel hält um seine Ziele zu erreichen. Wobei ich genaus schreibe, dass diese Haltung nicht alle Palästinenser teilen und es auch eine grosse Mehrheit gegen die Intifada gab.
Verlangt das noch irgendwer ? Das verlangt ja nicht mal
Arafat. Aber wie wäre es mit Rückzug auf das Gebiet vor 1976,
Lösung des Flüchtlingsproblems und Stationierung von
UN-Sicherheitstruppen um sowohl die Sicherheit der
Palästinenser, als auch die der jüdischen Siedler in den
Palästinensergebieten zu gewährleisten ?
Habe ich je etwas anderes geschrieben?
Zu einem souveränen Staat gehören z.B. auch die Errichtung
einer eigenen Armee, das Untersagen des Aufenthalts oder
Durchzugs staatsfremder Armeen, eine unabhängige Außen- und
Wirtschaftspolitik, die Sicherung der Staatgrenzen etc.
Es ist normal, dass im Rahmen eines Friedensprozess von einem ursprünglichen Aggressor (ich weiss, es war nicht eigentlich das palästinensiche Volk) bestimmte Auflagen zu machen. Und erst im Laufe der Zeit die volle Souveränität zu geben.
Schöner Punkt
Wer ist denn GEGEN den Rückzüg auf die
Grenzen von 1967 ? Zu sagen, irgendwas müsse „nachverhandelt“
werden heisst doch nur, hier wird versucht, ein Problem NICHT
zu lösen, nämlich dass des tatsächlichen Gebiets, dass die
Palästinenser inrgendwann für sich beanspruchen können…
Seit Oslo haben die Israels munter fortgefahren, weiterhin
neue Siedlungen zu bauen und auszuweiten.
Neue Siedlungen? Wie dem auch sei, ich kritisieren auch das Vorgehen bei und während der Verhandlungen. Auch Israel hat aus meiner Sicht Fehler gemacht, welche nicht gerade sehr vertrauensfördernd wahren.
Das ist mir neu, soweit ich weiss, sollte Jerusalem noch bei
den Camp David Verhandlungen 2000 unter israelischer
Souveränität verbleiben. Hast du irgend eine Quellenangabe für
obiges ?
Ich werde (siehe oben) suchen, kann allerdings nicht versprechen, dass ich noch etwas finden 
Nun ja, Arafat ist nach wie vor da. Und wer ist auf
israelischer Seite bereit mit WEM zu verhandeln ?
Wenn Arafat handelt, ist auch auf der israelischen Seite jemand da. Aber selbst die EU und Amerika haben erkannt, dass er immer schöne Erklärungen in Englisch abgibt, aber nicht entsprechend handelt. Wer, wenn nicht der Vorsitzende der Autonomiebehörde, hat die Macht, die von ihm geforderten Massnahmen in den Autonomiebehörde umzusetzen?
Wenn sich die Kräfte auf beiden Seiten, die einen Frieden
wünschen, sich gegenseitig unterstüzen würden (z.B. dadurch,
dass sie keine utopischen Anforderungen stellen), dann hätte
viel gewonnen werden können. Es sah sooooo gut aus, noch vor
wenigen Monaten eigentlich.
Ja.
Ich stell mir grad vor, Spanien oder GB hätten nach jedem
Terroranschlag der IRA oder der ETA das Baskenland oder Irland
bombardiert. Ob die dann wohl mehr Frieden im Land gehabt
hätten?
Diese Vergleich hinkt ja wohl etwas, da die entsprechenden Mächte dagegen vor gegangen sind.
Ja, das ist ja das Dilemma. Und die nächste Israelische
Regierung wird wieder einiges in Frage stellen und
nachverhandeln wollen undundund… Angeblich erkärte Shamir
1992, als er die Wahlen gegen Rabin verlor, dass er noch über
zehn Jahr mit den Palästinensern verhandelt hätte, ohne ein
Abkommen abschließen zu wollen. Ist das Strategie oder
Programm ?
Das ist Demokratie oder ist die eine Diktatur etwa lieber?
Nein, das sehe ich nicht als Hauptproblem, sondern allenfalls
als ein Symptom an. Und solange die Ursachen nicht beseitigt
werden, wird das Symptom auch immer wieder auftreten.
Und wie soll das erreicht werden? Israel soll also den Terror weiter hinnehmen ohne Gegenmassnahmen und sich ruhig an den Verhandlungstisch sitzen, in der Hoffnung, gegen den Terror werde schon vorgegangen, wenn es erst einmal einen palästinensichen Staat gibt?
Schalom,
Eli