Hallo,
Ich hatte nicht behauptet die Objektivitaet in Person zu sein.
das wollte ich auch nicht andeuten.
Mit der Lehrerfortbildung ist das so eine Sache … 
Das stimmt, aber Du kennst den Mann nicht. Du haettest
wahrscheinlich sogar Deine helle Freude an ihm.
Möglich.
Ist er Vorreiter in dieser Rolle? Wenn ja, dann gaebe es
zumindest einen fuer mich erkennbaren Grund, dass er so viel
diskutiert ist.
jedenfalls ist der Ansatz in dieser Strenge neu.
Ansonsten ist er fuer mich beinahe schon ein Nazi, der seine Worte
in ebenso schoene Worte zu huellen vermag, wie damals Goebbels und
Hitler es zu vermoegen getan haben.
Als Singer hier in Deutschland seine Thesen erstmals auf Einladung der Universitäten vorstellen wollte, wurde er mit Hilfe von Trillerpfeifen mundtot gemacht, eben weil man in ihm einen Nazi vermutete. Die meinsten dieser Störer hatten allerdings kaum ein Wort von Singer gelesen, sondern nur einige Fetzen über Drittpersonen aufgeschnappt und glaubten sich nun vehement darüber beschweren zu müssen, dass hier jemand reden darf, der es ihrer Meinung nach nicht dürfen sollte. Aber was diese mit guter Absicht angetretenen Menschen nicht bedacht haben, ist, dass Auspfeifen eine Nazimethode ist, gerade weil es Nazis eben nicht um Argumentation geht, sondern um Beeinflussung. Und das ist der entscheidende Unterschied zwischen Singer und den Nazis.
Ich finde noch nicht einmal, dass man soweit gehen muss, aber
zumindest das Format eines Habermas haette er haben koennen.
Was hast du denn von Habermas gelesen?
Er spricht von „Personen“ wie wir festgestellt haben.
Kleinstkinder bis 3 Monate haben weder einen Sinn fuer
Zukunft, noch begreifen sie sich als Entitaet, noch sind sie
unabhanegig oder autonom wie Singer es beschreibt. Dies trifft
sowohl fuer ein gesundes als auch ein behindertes Kleinkind
zu. Demnach waere es bei konsequenter Betrachtung voellig in
Ordnung ein gesundes Baby zu toeten.
Nein, das sagt Singer nicht. Das gesunde Baby unterscheidet sich ja gerade bei ihm vom kranken dadurch, dass es potentiell vernünftig ist. Aktuell sind zwar beide bei ihm gleich, nicht aber potentiell. Akt und Potenz sind Grundbegriffe philosophischer Denkweise, die sich schon bei Aristoteles finden. Vielleicht darf ich dir ein wenig Lektüre in Philosophiegeschichte empfehlen?
Auch wenn er sich versucht herauszureden, dass bei utilitaristischer
Sichtweise Eltern ihr gesundes Kind nie toeten wuerden, weil sie
dadurch ja immer(!) ungluecklich wuerden.
Auch das steht nicht bei Singer.
ich denke nicht, dass das Wunschpotential bei
gesunden Babys nicht gegeben ist. Babys aeussern sich anders
auch wenn ihnen der konkrete Blick fuer die Zukunft fehlt.
Genau das ist das Singer’sche Argument. Wenn du das aber aufnimmst, bist du in der Gefahr, das, was du eigentlich nicht wahrhaben wolltest, ebenfalls annehmen zu müssen, nämlich dass es bei dem kranken Baby anders ist.
Apodiktische Beweise aber
setzen voraus, dass die Axiome geklärt wären, und genau das
sind sie nicht, denn dann müssten sie eben begründet sein und
wären damit keine Axiome mehr.
Von der Seite hab’ ich’s noch nicht betrachtet. Hmmm, da muss
ich mir nochmal mein kleines Koepflein zerbrechen, da bin ich
nicht so schnell wie Du.
Beweise durch Deduktion sind sicher, sofern die Prämissen anerkannt werden.
Hmm, im Grossen gebe ich Dir mit Sicherheit recht, aber ich
kann Abduktionsschluesse nur sehr bedingt befuerworten, weil
sich im Endeffekt alles daraus ableiten laesst und man
ueberall und nirgendwo landet.
Natürlich gibt es auch in Abduktionen Regeln. Ich empfehle dir, Charles S. Peirce zu lesen.
Aber sollte die Legitimation nicht wirklich ueber die Logik
stattfinden?
Der Unterschied besteht zwischen Sein und Sollen. Mit der Logik kannst du nur Gründe und Folgen herausarbeiten, nicht aber Wertungen. Legitimationen sind Wertungen, und es ist die Frage, wo man diese Wertungen ansetzt, also bei welchen Prämissen bzw. bei welchen Konklusionen. Das kann man besonders gut bei Moore („Principia ethica“) verstehen.
Bin ich jetzt so verkorkst oder stellst Du mich so hin? Ich muss
zugeben, dass ich nie der grosse Philosoph
war. Bezeichnet man mich als Rationalist? Empirist? Ist die
Forderung denn dann schon so abwegig, dass man sich dann nicht
mehr auf einer philosophischen Ebene bewegt?
Nein, du bist nicht verkorkst, dir fehlen nur einige philosophische Grundbegriffe, was ja kein Wunder und auch gar nicht schlimm ist. Man kann sich alles erarbeiten.
Touche. Gute Frage. Um die Frage zu beantworten nein das ist
in meinen Augen nicht Philosophie. Ja, ich habe eine Meinung.
Ja, ich bin mit der Argumentation nicht zufrieden. Ist das
nicht Anlass genug eine Loesung zu finden, die mich
zufriedener stellt. Allein getrieben aus der Motivation
heraus, dass mich Singer’s Antwort eben nicht befriedigt?
Wenn du dir über deine Wertungen im Klaren bist, sehe ich kein Problem, aber ich habe Zweifel daran, weil du ein bisschen aus dem Bauch heraus denkst. Das ist akzeptabel, wenn man es weiß, dass man so denkt. Allerdings ist dabei die Gefahr nicht klein, sich auf Glatteis zu begeben, denn genau so ein Denken aus dem Bauch heraus macht es möglich, dass sich die Nichtdenker gegen die Denker durchsetzen, auch wenn sie Unrecht haben. Damit keine Missverständnisse aufkommen: Ich unterstelle dir nichts, sondern weise nur darauf hin, dass du - wenn du bauchdenkend vorgehst - nicht wirklich unterscheiden kannst, ob deine Wertungen richtig sind.
Lou
Luise? Ludger? Lutz? 
P.S. Danke fuer Deine Zeit, die Du investierst mit einem
Semi-Laien ueber dieses Thema zu diskutieren.
Gerade dieses Thema finde ich auch außerphilosophisch sehr wichtig zu diskutieren. Philosophen schmoren gerne im eigenen Saft, was man aber ja nicht unbedingt unterstützen muss. 
Herzliche Grüße
Thomas Miller