Peter Singer

Hallo alle!

Waehrend der Hausarbeit meiner Freundin ueber das Thema Frueheuthanasie bin ich ueber o.g. Philosophen und Ethiker gestolpert. Er wird immerzu erwaehnt und zitiert, da er einen krassen Standpunkt „offensichtlich“ vertritt.

Meine Frage ist jetzt allerdings, warum immer wieder auf ihn verwiesen wird? Was hat er getan, dass ihm soviel Beachtung geschenkt wurde/wird?

Wer kann mir weiterhelfen?

TapouT

Hallo TapouT,

zur Auseinandersetzung mit Singers Thesen im deutschsprachigen Raum siehe:
http://www.ewetel.net/~martin.bode/Singer.htm .

Grüsse aus Lüneburg
Heiner Gierling

Hallo,

ich hoffe das in aller Kürze die Problematik erklären zu können:

Peter Singer beteiligt sich an der Diskussion, wann das „Recht auf Leben“ beginnt. Er lehnt jede religiöse Beründung ab und hält auch eine Sonderstellung des Menschen per se für nicht sinnvoll (d.h. er nimmt keine generrelle Unterscheidung von Mensch und Tier vor).
Für Singer ist der personelle Charakter von Lebenwesen entscheident, damit diesen ein Recht auf Leben zukommt. Dieser spezifisch personeller Charakter (wird aus gewissen geistigen Fähigkeiten abgeleitet) tritt für Singer (!!!) erst im zweiten bis dritten Lebensjahr eines Menschen ein.
Daher entsteht die eigenartige Situation, dass Singer höheren Säugetieren durchaus ein Recht auf Leben zugesteht (er ist strenger Vegetarier), gleichzeitig aber menschlichen Babys dieses Recht nicht zugesteht.
Singer macht eine Ausnahme von dieser Logik, um die Folgen abzumildern: Er schlägt einen gewissen Zeitraum (ich glaube ein Monat) nach der Geburt vor, in dem Babys noch kein Recht auf Leben haben. Dadurch wäre nach Singer eine Tötung von schwerbinderten Babys mit nicht „lebenswerter“ (!!!) Existenz erlaubt. Danach sollte man aus Gründen der öffentlichen Ruhe auf eine Tötung verzichten.

Warum Singer nun von fast allen angegrifen wird, die sich mit dem Recht auf Leben beschäftigen, dürft eigentlich selbstverständlich sein. Singers Ethik steht im krassen wiederspruch zu unserer bisherigen Auffassung (wenn auch diese diffus ist) von Recht auf Leben. Er hat sozusagen das Spektrum dieser Diskussion um einen sehr radikalen Punkt erweitert.
Des weiteren wird er so stark angegrifen, weil der ganze Diskurs leider sehr emotional und auch manchmal ohne Rücksicht auf Verluste geführt wird. Objektive Beiträge zu diesem Thema gibt es leider nur selten.

Viele Grüße,
Hannes

P.S.: Der Begriff „Frueheuthanasie“ ist sehr problematisch. Ich bin der Meinung, dass Wort „euthanasie“ sollte man lieber in dieser Diskussion aussparen, weil es oftmals zu historischen Verwechselungen führt. Die Definition „aktive Sterbehilfe nach Surrogatentscheidung“ trifft den fall glaube ich besser als „Früheuthanasie“.

Hi!

Danke fuer die Links. Einige waren zwar lehrreich haben mich in meiner Urpsrungsfrage leider nur sehr bedingt weitergebracht.

Gruss,

TapouT

Hi!

Vielen Dank fuer Deine ausfuehrliche Antwort. Leider zielt sie ein wenig an meiner Ursprungsfrage vorbei. Warum Singer von allen angegriffen wird, sollte jedem halbwegs intelligenten Menschen klar sein :0)
Die Frage ist vielmehr, warum gerade Singer so viel Beachtung geschenkt bekommt, wenn es schon lange vor ihm Personen gab, die wesentlich krassere Standpunkte vertraten. Selbst Hitler vertrat aehnliche Standpunkte mit weitaus vehementeren Konsequenzen fuer alle Betroffenen. Sogar die Argumentationen aehneln sich in gewisser Weise.

Mein Verstaendnisproblem liegt einfach darin begruendet, dass wenn ich ein Buch mit aehnlichen Standpunkten verfassen wuerde, sich wahrscheinlich zwar einige darueber aufregen wuerden, aber dass ich weltweit keinerlei Beachtung geschenkt bekommen wuerde. Frei nach dem Motto: was juckts’s den Baum, wenn sich die Sau dran reibt?
Zumal seine Argumentation in keinster Weise haltbar ist.

Mit fragenden Gruessen,

TapouT

Hallo,

die Antwort liegt versteckt in meinem ersten Posting. Es ist die logische Konsequenz von Singer, die wohl beängstigend ist. Einfach nur zu schreiben, dass es gerechtfertigt ist Säuglinge zu töten ist lächerlich.
Aber Singer entfaltet eine Logik, für die er im Tierschutz berühmt geworden ist. Das Tiere (jedenfalls höhere Säugetiere) auch ein Recht auf Leben ist für viele selbstverständlich. Doch die Logik der Wertung von Leben (hoch genug entwickelt = recht auf Leben) auch auf den Menschen zurück zu beziehen ist wohl das provokante.
Singer ist nicht unlogisch, er ist nur konsequent und er stellt uns die Frage, was eigentlich so besonders schützenswert an uns Menschen sei. Er ist kein Spinner, sondern ein (aus dem Tierschutz) beachteter Philosoph der einen gangbaren (wenn auch radikalen) ethischen Weg für die Zukunft zeigt.

Natürlich ist er auch zur Symbolfigur in dieser Debatte geworden, was ihn nochmal interessanter macht.

mfg,
Hannes

Hallo TapouT!

Ich versuch noch die - meines erachtens - wichtigsten Aussagen zu Singer zusammen zu fassen (soweit sie noch nicht klar aus den anderen Postinge hervor gehen):

  • Singer ist (ohne ihn selbst gelesen zu haben, wohl) brilliant in seiner logischen Darstellung und seinen Schlußfolgerungen einfach vom System her korrekt.

  • eine „Person“ hat für ihn die Eigenschaften „Rationalität“ + „Autonomie“ + „Selbstbewußtsein“ (so gesehen sind manche Primaten mehr „Person“ als beispielsweise Menschen mit schwerer geistiger Behinderung oder alte senile Menschen oder Neugeborene…)

  • Singer vertritt eine utilitaristische Ethik (Nützlichkeits-Ethik). Beispiel: Wenn das Glück in einer Familie gemehrt werden kann, indem man ein behindertes Kind tötet und an dessen Stelle ein gesundes Kind noch geboren wird, ist das Glück aller Beteiligten größer, als mit dem behinderten Kind.

Grüße, Kerstin

Singer

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hi Hannes!

Singer ist nicht unlogisch, er ist nur konsequent und er
stellt uns die Frage, was eigentlich so besonders
schützenswert an uns Menschen sei. Er ist kein Spinner,
sondern ein (aus dem Tierschutz) beachteter Philosoph der
einen gangbaren (wenn auch radikalen) ethischen Weg für die
Zukunft zeigt.

Er ist in seiner Argumentation nur scheinbar logisch und laesst seine Beweiskette allmaehlich eskalieren, basierend auf hypothetischen Argumenten. Plus der Tatsache, dass Singer eine Person rein ueber metaphysische Eigenschaften beschreibt, was an und fuer sich schon voelliger Bloedsinn ist.
Eine Prise Utilitarismus, ein bisschen Sozialdarwinismus und eine Prise Hitler. Mehr nicht. Und darueber regt sich die ganze Welt auf??? Naja…

TapouT

Hi Kerstin!

  • Singer ist (ohne ihn selbst gelesen zu haben, wohl)
    brilliant in seiner logischen Darstellung und seinen
    Schlußfolgerungen einfach vom System her korrekt.

Korrekt ja, aber das gesamte Gebilde steht auf sehr wackligen Fuessen und funktioniert nur deshalb, weil er wesentliche Argumente ganz klar ausblendet, um sie fuer sich zurechtzustricken.

  • eine „Person“ hat für ihn die Eigenschaften „Rationalität“ +
    „Autonomie“ + „Selbstbewußtsein“ (so gesehen sind manche
    Primaten mehr „Person“ als beispielsweise Menschen mit
    schwerer geistiger Behinderung oder alte senile Menschen oder
    Neugeborene…)

Das war mir schon klar. Und da liegt schon der Hund begraben. Fuer ihn sind Personen nur dann Personen, wenn sie gewisse metaphysische Eigenschaften besitzen. Ob eine Person rein darueber definiert werden kann ist sehr zweifelhaft.

  • Singer vertritt eine utilitaristische Ethik
    (Nützlichkeits-Ethik). Beispiel: Wenn das Glück in einer
    Familie gemehrt werden kann, indem man ein behindertes Kind
    tötet und an dessen Stelle ein gesundes Kind noch geboren
    wird, ist das Glück aller Beteiligten größer, als mit dem
    behinderten Kind.

Singer vertritt in Auszuegen utilitaristische Ansichten, was ihn aber immer noch zu nichts besonderem macht.

TapouT

Hallo Tapou!

Meine Frage ist jetzt allerdings, warum immer wieder auf ihn
verwiesen wird? Was hat er getan, dass ihm soviel Beachtung
geschenkt wurde/wird?

In ganz vulgären Worten: Das Hitler ein böser Kerl war, ist bekannt. Singer dagegen ist (scheinbar) ein seriöser Wissenschaftler (kein Skinhead!), der (scheinbar) logisch sachlich „beweist“, dass es völlig in Ordnung ist, geistig behinderte Menschen zu töten. Das Attraktive ist also (leider) für manche Menschen, dass sie sich mit Singer sagen können: Ich finde behinderte Menschen nicht nur eklig, ich habe sogar ein wissenschaftlich fundiertes Recht dazu, sie eklig zu finden!
Also: Diese schreckliche, eiskalte Logik, der man nicht vorwerfen kann, emotional zu sein, macht Singer so erfolgreich. Hinzu kommen Zeitströmungen, sehr energische Kritik an Singers Thesen (vor 100 Jahren hätte sich über vieles noch niemand aufgeregt), die natürlich für ihn wieder Werbung machen. Am Ende ist es immer auch ein bisschen Zufall, warum gerade er und nicht andere verquere Zeitgeister so „populär“ werden!
Gruß!
Christian

Versachlichung nötig
Hallo,

über Singer wird gerne emotional geschimpft, aber kaum jemand macht sich wirklich die Mühe der rationalen Auseinandersetzung. Den richtigen Ansatz dazu hast du schon genannt, nämlich den Personbegriff. Aber dass sein Konzept wirklich wackelig ist und konkret an welcher Stelle und warum gerade da: Das zu zeigen, ist ein echtes Problem - und das ist der (eine) Grund dafür, warum Singer so häufig besprochen wird (der andere Grund ist emotional).

Du schreibst, dass Singer wesentliche Argumente „ganz klar“ (?)ausblendet. Wenn das so ist, dann müsste man ja durch Wiedereinblenden dieser Argumente zu einer besseren Definition kommen. Daran wären sicher viele Diskussionsteilnehmer interessiert.

Selbst wenn du mit diesem Absatz

Fuer ihn sind Personen nur dann Personen, wenn sie gewisse
metaphysische Eigenschaften besitzen. Ob eine Person rein
darueber definiert werden kann ist sehr zweifelhaft.

Recht haben solltest, bleibt die Frage nach einer Alternative. Man könnte natürlich Singer dahingehend zurechtbiegen, dass man sagt, die Ratio würde an dieser Stelle versagen, aber das ist es ja nicht, was Singer sagen möchte.

Es bleiben also drei Möglichkeiten:

  1. Singer hat Recht mit dem, was er sagt. (Diese Lösung ist ziemlich unbefriedigend aus emotionaler Sicht, aber wenn man unemotional argumentieren möchte, müsste man sie aufgrund ihrer Logik favorisieren.)
  2. Singer hat Unrecht mit dem, was er sagt, aber er zeigt damit nur, dass man solche Fragen nicht logisch, sondern emotional wertend (etwa über eine Mitleidsethik) lösen müsste.
  3. Singer hat Unrecht, und man kann ein besseres Personenkonzept aufstellen als er. (Das wäre nach deiner Meinung dann vermutlich eines ohne metaphysische Ansätze.)

So wie ich dich verstanden habe, meinst du, Punkt 3 schlüssig darlegen zu können. Mich würde interessieren, wie du das machen möchtest.

Herzliche Grüße

Thomas Miller

Hallo,

zur weitern Diskussion würde ich gerne auf die Antwort von Thomas Miller verweisen. Besonders würde mich interessieren welche „metaphysischen“ Argumentationen Singer deiner Meinung nach benutzt.
Was wäre eine sinnvolle Personendefinition, die ohne metaphysischen und potentialitäts-argumenten auskommt?

Ich bin gerne für eine sachliche Diskussion zu haben,

mit freundlichen Grüße,

Hannes

Hi!

Was meine These stuetzen wuerde, dass dieser Mann eigentlich voellig unbedeutend ist.

TapouT

Hi!

über Singer wird gerne emotional geschimpft, aber kaum jemand
macht sich wirklich die Mühe der rationalen
Auseinandersetzung.

Anders als bei meiner Freundin kann ich Emotionen bei sowas ganz gut ausblenden und versuchen eine sachliche Ebene zu finden.

Ich habe heute noch meinen alten Philosophielehrer gefragt, der kannte Singer noch nicht einmal, was mich ziemlich geschockt hat, weil der eigentlich jeden kennt und alles weiss. Naja, nicht ganz, aber Ihr wisst was ich meine. Zumindest bestaerkt es mich in meiner Meinung darueber, dass Singer rein ethisch betrachtet nicht von groesserer Bedeutung ist.

Du schreibst, dass Singer wesentliche Argumente „ganz klar“
(?)ausblendet. Wenn das so ist, dann müsste man ja durch
Wiedereinblenden dieser Argumente zu einer besseren Definition
kommen. Daran wären sicher viele Diskussionsteilnehmer
interessiert.

Diese Argumente bezogen sich auf seine Definition von Person. Laut Singer waere es auch voellig human ein gesundes Baby toeten zu lassen. Doch geht das in Ordnung? Hat ein Baby wirklich keine Wuensche? Es mag sich tatsaechlich nicht in seiner Entitaet begreifen, aber reicht das als Argument? Du sollst nicht toeten. Darf man daraus wirklich ableiten, man darf schon in bestimmten Faellen? Sieht man Personen in erster Linie als Lebewesen so fehlen nach Singer neben den metaphysischen Eigenschaften auch die physischen.

Es bleiben also drei Möglichkeiten:

  1. Singer hat Recht mit dem, was er sagt. (Diese Lösung ist
    ziemlich unbefriedigend aus emotionaler Sicht, aber wenn man
    unemotional argumentieren möchte, müsste man sie aufgrund
    ihrer Logik favorisieren.)

Emotional nur deshalb unbefriedigend, weil mit den bisherigen „Moralvorstellungen“ kollidiert. Singer hat definitiv nicht recht und ich moechte in diesem Punkt auf Axel W. Bauer verweisen: address: http://www.uni-heidelberg.de/institute/fak5/igm/g47/…

  1. Singer hat Unrecht mit dem, was er sagt, aber er zeigt
    damit nur, dass man solche Fragen nicht logisch, sondern
    emotional wertend (etwa über eine Mitleidsethik) lösen müsste.

Die Frage ist doch tatsaechlich, laesst sich eine solche Entscheidung logisch legitimieren? Das IST in meinen Augen der Knackpunkt.

  1. Singer hat Unrecht, und man kann ein besseres
    Personenkonzept aufstellen als er. (Das wäre nach deiner
    Meinung dann vermutlich eines ohne metaphysische Ansätze.)

So wie ich dich verstanden habe, meinst du, Punkt 3 schlüssig
darlegen zu können. Mich würde interessieren, wie du das
machen möchtest.

Wenn ich das koennte, dann wuerde ich wohl nicht hier sitzen und mich auf den Weg machen, um vielleicht gar einen Nobelpreis abzuraeumen. Meiner Meinung nach kann man „Personen“ nur nicht einfach nach metaphysischen Kriterien definieren, weil sonst das herauskommt was besagter Herr Singer bereits zu Papier gebracht hat.

Lieben Gruss,

TapouT

Hallo,

Anders als bei meiner Freundin kann ich Emotionen bei sowas
ganz gut ausblenden und versuchen eine sachliche Ebene zu finden.

das ist sehr lobenswert, ob es aber immer gelingt, ist fraglich, denn wir sind von unseren Emotionen doch sehr in Beschlag genommen.

Ich habe heute noch meinen alten Philosophielehrer gefragt,
der kannte Singer noch nicht einmal, was mich ziemlich
geschockt hat, weil der eigentlich jeden kennt und alles
weiss. Naja, nicht ganz, aber Ihr wisst was ich meine.

Mit der Lehrerfortbildung ist das so eine Sache … :smile:

Zumindest bestaerkt es mich in meiner Meinung darueber, dass
Singer rein ethisch betrachtet nicht von groesserer Bedeutung ist.

Ich frage mich schon seit deinem ersten Posting, was du eigentlich mit „bedeutend“ meinst. Wenn du Singer an Aristoteles, Kant, Benthem, Mill oder Moore misst, kann nur dein Ergebnis herauskommen. Eine andere Bedeutung erhält Singer aber schon dadurch, dass er uns auf ein Problem aufmerksam gemacht hat, das nach wie vor ungelöst ist. Dass man seine Lösung für richtig hält, ist nicht zwingend, aber die Fragestellung ist bemerkenswert.

Laut Singer waere es auch voellig human ein gesundes Baby
toeten zu lassen.

Das lese ich bei Singer nirgendwo. Woraus schließt du das?

Hat ein Baby wirklich keine Wuensche?

Soweit ich mich erinnere, geht es bei Singer nicht um aktuelle, sondern um potentielle Wunschfähigkeit, die bei gesunden Kindern gegeben ist.

Du sollst nicht toeten. Darf man daraus wirklich ableiten, man
darf schon in bestimmten Faellen?

Der erste Satz ist ein religiöses Axiom. Singers Frage ist nicht die, ob man töten darf, sondern die Frage, warum man töten darf, wenn man es darf. Und hier liegt zumindest ein Problem.

Sieht man Personen in erster
Linie als Lebewesen so fehlen nach Singer neben den
metaphysischen Eigenschaften auch die physischen.

Das verstehe ich nicht.

Es bleiben also drei Möglichkeiten:

  1. Singer hat Recht mit dem, was er sagt. (Diese Lösung ist
    ziemlich unbefriedigend aus emotionaler Sicht, aber wenn man
    unemotional argumentieren möchte, müsste man sie aufgrund
    ihrer Logik favorisieren.)

Emotional nur deshalb unbefriedigend, weil mit den bisherigen
„Moralvorstellungen“ kollidiert. Singer hat definitiv nicht
recht und ich moechte in diesem Punkt auf Axel W. Bauer
verweisen: address:
http://www.uni-heidelberg.de/institute/fak5/igm/g47/…

Bauer hat als Mediziner (Medizinhistoriker) auf Singer reagiert. Die von dir angegebene Seite enthält fast nur Originalzitate Singers. Als einziges Argument weist Bauer auf das Vorhandensein von Abduktionsschlüssen hin, die keine „apodiktische Beweiskraft“ hätten. Apodiktische Beweise aber setzen voraus, dass die Axiome geklärt wären, und genau das sind sie nicht, denn dann müssten sie eben begründet sein und wären damit keine Axiome mehr.

Überhaupt ist es äußerst fragwürdig, in ethischen Fragestellungen solche Beweise zu fordern, die ja schon bei theoretischen Themen alles andere als allgemein anerkannt sind. Allenfalls könnte man deduktives Vorgehen fordern, würde dann aber eben in der genannten Sackgasse landen. Es bleiben als Alternativen nur Induktion und Abduktion, wobei die Unsicherheit in beiden Fällen vorprogrammiert ist. Das ist aber kein Mangel, sondern gehört zum Wesen ethischer Fragestellungen, wenn sie philosophisch sein wollen und nicht religiös oder mit Gefühlen begründet werden sollen.

  1. Singer hat Unrecht mit dem, was er sagt, aber er zeigt
    damit nur, dass man solche Fragen nicht logisch, sondern
    emotional wertend (etwa über eine Mitleidsethik) lösen müsste.

Die Frage ist doch tatsaechlich, laesst sich eine solche
Entscheidung logisch legitimieren? Das IST in meinen Augen der
Knackpunkt.

Die Legitimation geschieht ja nicht über die Logik, sondern über die Bewertung. Die Logik ist nur die philosophische Grundlage der Argumentation. Wenn man auf die Logik verzichtet, verzichtet man auf Argumente. Man kann das natürlich fordern, aber man fordert das dann auf einer Grundlage, die nicht philosophischer Natur ist.

Wenn ich das koennte, dann wuerde ich wohl nicht hier sitzen
und mich auf den Weg machen, um vielleicht gar einen
Nobelpreis abzuraeumen.

Philosophie gehört leider noch nicht zum Kanon der Nobelpreise :smile: , obwohl bisher schon einige Philosophen ihn für Literatur erhalten haben (ich erinnere Eucken, Camus und Sartre, wobei letzterer bekanntlich abgelehnt hat).
Die Chancen stehen also eher schlecht … :smile:

Meiner Meinung nach kann man
„Personen“ nur nicht einfach nach metaphysischen Kriterien
definieren, weil sonst das herauskommt was besagter Herr
Singer bereits zu Papier gebracht hat.

Du bist also mit der Argumentation nicht zufrieden, weil das Ergebnis nicht deinen Wünschen entspricht. Du möchtest also eigentlich nur deine eigene Meinung, die schon feststeht, bestätigt haben. Ist das in deinen Augen Philosophie?

Herzliche Grüße

Thomas Miller

1 Like

Hi!

das ist sehr lobenswert, ob es aber immer gelingt, ist
fraglich, denn wir sind von unseren Emotionen doch sehr in
Beschlag genommen.

Ich hatte nicht behauptet die Objektivitaet in Person zu sein. Dass das wohl kaum moeglich ist, ist mir auch klar ;0)

Mit der Lehrerfortbildung ist das so eine Sache … :smile:

Das stimmt, aber Du kennst den Mann nicht. Du haettest wahrscheinlich sogar Deine helle Freude an ihm.

Ich frage mich schon seit deinem ersten Posting, was du
eigentlich mit „bedeutend“ meinst. Wenn du Singer an
Aristoteles, Kant, Benthem, Mill oder Moore misst, kann nur
dein Ergebnis herauskommen. Eine andere Bedeutung erhält
Singer aber schon dadurch, dass er uns auf ein Problem
aufmerksam gemacht hat, das nach wie vor ungelöst ist. Dass
man seine Lösung für richtig hält, ist nicht zwingend, aber
die Fragestellung ist bemerkenswert.

Ist er Vorreiter in dieser Rolle? Wenn ja, dann gaebe es zumindest einen fuer mich erkennbaren Grund, dass er so viel diskutiert ist. Ansonsten ist er fuer mich beinahe schon ein Nazi, der seine Worte in ebenso schoene Worte zu huellen vermag, wie damals Goebbels und Hitler es zu vermoegen getan haben.
Ich finde noch nicht einmal, dass man soweit gehen muss, aber zumindest das Format eines Habermas haette er haben koennen.

Das lese ich bei Singer nirgendwo. Woraus schließt du das?

Er spricht von „Personen“ wie wir festgestellt haben. Kleinstkinder bis 3 Monate haben weder einen Sinn fuer Zukunft, noch begreifen sie sich als Entitaet, noch sind sie unabhanegig oder autonom wie Singer es beschreibt. Dies trifft sowohl fuer ein gesundes als auch ein behindertes Kleinkind zu. Demnach waere es bei konsequenter Betrachtung voellig in Ordnung ein gesundes Baby zu toeten. Auch wenn er sich versucht herauszureden, dass bei utilitaristischer Sichtweise Eltern ihr gesundes Kind nie toeten wuerden, weil sie dadurch ja immer(!) ungluecklich wuerden.

Soweit ich mich erinnere, geht es bei Singer nicht um
aktuelle, sondern um potentielle Wunschfähigkeit, die bei
gesunden Kindern gegeben ist.

Eben. Und ich denke nicht, dass das Wunschpotential bei gesunden Babys nicht gegeben ist. Babys aeussern sich anders auch wenn ihnen der konkrete Blick fuer die Zukunft fehlt.

Der erste Satz ist ein religiöses Axiom. Singers Frage ist
nicht die, ob man töten darf, sondern die Frage, warum man
töten darf, wenn man es darf. Und hier liegt zumindest ein
Problem.

Hier liegt das eigentliche Problem, dass es zu loesen gilt.

Das verstehe ich nicht.

Ein Lebewesen besteht zumindest erstmal aus Materie und den Rest muss ich nochmal nachschlagen. Ich haette es schon vorher eingeworfen, wenn ich es komplett im Schaedel gehabt haette ;0)

Bauer hat als Mediziner (Medizinhistoriker) auf Singer
reagiert. Die von dir angegebene Seite enthält fast nur
Originalzitate Singers. Als einziges Argument weist Bauer auf
das Vorhandensein von Abduktionsschlüssen hin, die keine
„apodiktische Beweiskraft“ hätten. Apodiktische Beweise aber
setzen voraus, dass die Axiome geklärt wären, und genau das
sind sie nicht, denn dann müssten sie eben begründet sein und
wären damit keine Axiome mehr.

Von der Seite hab’ ich’s noch nicht betrachtet. Hmmm, da muss ich mir nochmal mein kleines Koepflein zerbrechen, da bin ich nicht so schnell wie Du.

Überhaupt ist es äußerst fragwürdig, in ethischen
Fragestellungen solche Beweise zu fordern, die ja schon bei
theoretischen Themen alles andere als allgemein anerkannt
sind. Allenfalls könnte man deduktives Vorgehen fordern, würde
dann aber eben in der genannten Sackgasse landen. Es bleiben
als Alternativen nur Induktion und Abduktion, wobei die
Unsicherheit in beiden Fällen vorprogrammiert ist. Das ist
aber kein Mangel, sondern gehört zum Wesen ethischer
Fragestellungen, wenn sie philosophisch sein wollen und nicht
religiös oder mit Gefühlen begründet werden sollen.

Hmm, im Grossen gebe ich Dir mit Sicherheit recht, aber ich kann Abduktionsschluesse nur sehr bedingt befuerworten, weil sich im Endeffekt alles daraus ableiten laesst und man ueberall und nirgendwo landet.

Die Legitimation geschieht ja nicht über die Logik, sondern
über die Bewertung. Die Logik ist nur die philosophische
Grundlage der Argumentation. Wenn man auf die Logik
verzichtet, verzichtet man auf Argumente. Man kann das
natürlich fordern, aber man fordert das dann auf einer
Grundlage, die nicht philosophischer Natur ist.

Aber sollte die Legitimation nicht wirklich ueber die Logik stattfinden? Bin ich jetzt so verkorkst oder stellst Du mich so hin? Ich muss zugeben, dass ich nie der grosse Philosoph war. Bezeichnet man mich als Rationalist? Empirist? Ist die Forderung denn dann schon so abwegig, dass man sich dann nicht mehr auf einer philosophischen Ebene bewegt?

Philosophie gehört leider noch nicht zum Kanon der Nobelpreise

-) , obwohl bisher schon einige Philosophen ihn für Literatur

erhalten haben (ich erinnere Eucken, Camus und Sartre, wobei
letzterer bekanntlich abgelehnt hat).
Die Chancen stehen also eher schlecht … :smile:

Ich weiss, dass Philosophie „noch“ nicht dazu gehoert. Wer weiss.

Du bist also mit der Argumentation nicht zufrieden, weil das
Ergebnis nicht deinen Wünschen entspricht. Du möchtest also
eigentlich nur deine eigene Meinung, die schon feststeht,
bestätigt haben. Ist das in deinen Augen Philosophie?

Touche. Gute Frage. Um die Frage zu beantworten nein das ist in meinen Augen nicht Philosophie. Ja, ich habe eine Meinung. Ja, ich bin mit der Argumentation nicht zufrieden. Ist das nicht Anlass genug eine Loesung zu finden, die mich zufriedener stellt. Allein getrieben aus der Motivation heraus, dass mich Singer’s Antwort eben nicht befriedigt?

Lieben Gruss,

Lou

P.S. Danke fuer Deine Zeit, die Du investierst mit einem Semi-Laien ueber dieses Thema zu diskutieren.

Hallo,

Ich hatte nicht behauptet die Objektivitaet in Person zu sein.

das wollte ich auch nicht andeuten.

Mit der Lehrerfortbildung ist das so eine Sache … :smile:

Das stimmt, aber Du kennst den Mann nicht. Du haettest
wahrscheinlich sogar Deine helle Freude an ihm.

Möglich.

Ist er Vorreiter in dieser Rolle? Wenn ja, dann gaebe es
zumindest einen fuer mich erkennbaren Grund, dass er so viel
diskutiert ist.

jedenfalls ist der Ansatz in dieser Strenge neu.

Ansonsten ist er fuer mich beinahe schon ein Nazi, der seine Worte
in ebenso schoene Worte zu huellen vermag, wie damals Goebbels und
Hitler es zu vermoegen getan haben.

Als Singer hier in Deutschland seine Thesen erstmals auf Einladung der Universitäten vorstellen wollte, wurde er mit Hilfe von Trillerpfeifen mundtot gemacht, eben weil man in ihm einen Nazi vermutete. Die meinsten dieser Störer hatten allerdings kaum ein Wort von Singer gelesen, sondern nur einige Fetzen über Drittpersonen aufgeschnappt und glaubten sich nun vehement darüber beschweren zu müssen, dass hier jemand reden darf, der es ihrer Meinung nach nicht dürfen sollte. Aber was diese mit guter Absicht angetretenen Menschen nicht bedacht haben, ist, dass Auspfeifen eine Nazimethode ist, gerade weil es Nazis eben nicht um Argumentation geht, sondern um Beeinflussung. Und das ist der entscheidende Unterschied zwischen Singer und den Nazis.

Ich finde noch nicht einmal, dass man soweit gehen muss, aber
zumindest das Format eines Habermas haette er haben koennen.

Was hast du denn von Habermas gelesen?

Er spricht von „Personen“ wie wir festgestellt haben.
Kleinstkinder bis 3 Monate haben weder einen Sinn fuer
Zukunft, noch begreifen sie sich als Entitaet, noch sind sie
unabhanegig oder autonom wie Singer es beschreibt. Dies trifft
sowohl fuer ein gesundes als auch ein behindertes Kleinkind
zu. Demnach waere es bei konsequenter Betrachtung voellig in
Ordnung ein gesundes Baby zu toeten.

Nein, das sagt Singer nicht. Das gesunde Baby unterscheidet sich ja gerade bei ihm vom kranken dadurch, dass es potentiell vernünftig ist. Aktuell sind zwar beide bei ihm gleich, nicht aber potentiell. Akt und Potenz sind Grundbegriffe philosophischer Denkweise, die sich schon bei Aristoteles finden. Vielleicht darf ich dir ein wenig Lektüre in Philosophiegeschichte empfehlen?

Auch wenn er sich versucht herauszureden, dass bei utilitaristischer
Sichtweise Eltern ihr gesundes Kind nie toeten wuerden, weil sie
dadurch ja immer(!) ungluecklich wuerden.

Auch das steht nicht bei Singer.

ich denke nicht, dass das Wunschpotential bei
gesunden Babys nicht gegeben ist. Babys aeussern sich anders
auch wenn ihnen der konkrete Blick fuer die Zukunft fehlt.

Genau das ist das Singer’sche Argument. Wenn du das aber aufnimmst, bist du in der Gefahr, das, was du eigentlich nicht wahrhaben wolltest, ebenfalls annehmen zu müssen, nämlich dass es bei dem kranken Baby anders ist.

Apodiktische Beweise aber
setzen voraus, dass die Axiome geklärt wären, und genau das
sind sie nicht, denn dann müssten sie eben begründet sein und
wären damit keine Axiome mehr.

Von der Seite hab’ ich’s noch nicht betrachtet. Hmmm, da muss
ich mir nochmal mein kleines Koepflein zerbrechen, da bin ich
nicht so schnell wie Du.

Beweise durch Deduktion sind sicher, sofern die Prämissen anerkannt werden.

Hmm, im Grossen gebe ich Dir mit Sicherheit recht, aber ich
kann Abduktionsschluesse nur sehr bedingt befuerworten, weil
sich im Endeffekt alles daraus ableiten laesst und man
ueberall und nirgendwo landet.

Natürlich gibt es auch in Abduktionen Regeln. Ich empfehle dir, Charles S. Peirce zu lesen.

Aber sollte die Legitimation nicht wirklich ueber die Logik
stattfinden?

Der Unterschied besteht zwischen Sein und Sollen. Mit der Logik kannst du nur Gründe und Folgen herausarbeiten, nicht aber Wertungen. Legitimationen sind Wertungen, und es ist die Frage, wo man diese Wertungen ansetzt, also bei welchen Prämissen bzw. bei welchen Konklusionen. Das kann man besonders gut bei Moore („Principia ethica“) verstehen.

Bin ich jetzt so verkorkst oder stellst Du mich so hin? Ich muss
zugeben, dass ich nie der grosse Philosoph
war. Bezeichnet man mich als Rationalist? Empirist? Ist die
Forderung denn dann schon so abwegig, dass man sich dann nicht
mehr auf einer philosophischen Ebene bewegt?

Nein, du bist nicht verkorkst, dir fehlen nur einige philosophische Grundbegriffe, was ja kein Wunder und auch gar nicht schlimm ist. Man kann sich alles erarbeiten.

Touche. Gute Frage. Um die Frage zu beantworten nein das ist
in meinen Augen nicht Philosophie. Ja, ich habe eine Meinung.
Ja, ich bin mit der Argumentation nicht zufrieden. Ist das
nicht Anlass genug eine Loesung zu finden, die mich
zufriedener stellt. Allein getrieben aus der Motivation
heraus, dass mich Singer’s Antwort eben nicht befriedigt?

Wenn du dir über deine Wertungen im Klaren bist, sehe ich kein Problem, aber ich habe Zweifel daran, weil du ein bisschen aus dem Bauch heraus denkst. Das ist akzeptabel, wenn man es weiß, dass man so denkt. Allerdings ist dabei die Gefahr nicht klein, sich auf Glatteis zu begeben, denn genau so ein Denken aus dem Bauch heraus macht es möglich, dass sich die Nichtdenker gegen die Denker durchsetzen, auch wenn sie Unrecht haben. Damit keine Missverständnisse aufkommen: Ich unterstelle dir nichts, sondern weise nur darauf hin, dass du - wenn du bauchdenkend vorgehst - nicht wirklich unterscheiden kannst, ob deine Wertungen richtig sind.

Lou

Luise? Ludger? Lutz? :smile:

P.S. Danke fuer Deine Zeit, die Du investierst mit einem
Semi-Laien ueber dieses Thema zu diskutieren.

Gerade dieses Thema finde ich auch außerphilosophisch sehr wichtig zu diskutieren. Philosophen schmoren gerne im eigenen Saft, was man aber ja nicht unbedingt unterstützen muss. :smile:

Herzliche Grüße

Thomas Miller

Hi!

jedenfalls ist der Ansatz in dieser Strenge neu.

Reicht das um ihn derart hervorzuheben?

sollte. Aber was diese mit guter Absicht angetretenen Menschen
nicht bedacht haben, ist, dass Auspfeifen eine Nazimethode
ist, gerade weil es Nazis eben nicht um Argumentation geht,
sondern um Beeinflussung. Und das ist der entscheidende
Unterschied zwischen Singer und den Nazis.

Von den Aktionen hatte ich gelesen. Ich finde aber, dass gerade die Argumentation von Singer gefaehrlich ist, weil sie so verlockend logisch klingt. Rhetorisch genial und geht runter wie Oel. Aehnliche „Begeisterungsfaehigkeit“ loest eigentlich nur noch Allen Carr mit seinem Endlich Nichtraucher Buch aus. Waehrend der „Poebel“ noch nicht einmal in der Lage ist zu erkennen, dass das alles noch lange nicht so logisch ist wie es zunaechst zu sein scheint.

Was hast du denn von Habermas gelesen?

Nicht viel. Ausser dem, was wir damals im Unterricht besprochen haben und ich kann Dir noch nicht einmal sagen, was die Quellen waren. Doch als Gewinner des Kyoto Preises z.B. halte ich ihn fuer massgeblicher, wenn ich auch nicht mit allem einverstanden war, was er vom Stapel gelassen hat.

Nein, das sagt Singer nicht. Das gesunde Baby unterscheidet
sich ja gerade bei ihm vom kranken dadurch, dass es potentiell
vernünftig ist. Aktuell sind zwar beide bei ihm gleich, nicht
aber potentiell. Akt und Potenz sind Grundbegriffe
philosophischer Denkweise, die sich schon bei Aristoteles
finden. Vielleicht darf ich dir ein wenig Lektüre in
Philosophiegeschichte empfehlen?

Moeglich. Aber ich sehe das trotzdem nicht so. Zumal er selbst auf seiner Homepage auf gleiche Frage noch nicht einmal abstreitet.

Auch wenn er sich versucht herauszureden, dass bei utilitaristischer
Sichtweise Eltern ihr gesundes Kind nie toeten wuerden, weil sie
dadurch ja immer(!) ungluecklich wuerden.

Auch das steht nicht bei Singer.

s. HP

Genau das ist das Singer’sche Argument. Wenn du das aber
aufnimmst, bist du in der Gefahr, das, was du eigentlich nicht
wahrhaben wolltest, ebenfalls annehmen zu müssen, nämlich dass
es bei dem kranken Baby anders ist.

Daraufhin gab es einmal eine Frage von der ich leider nicht mehr weiss von wem sie war und wo sie stand und den Wortlaut kriege ich nur sinngemaess zusammen. „Ist es das kranke Kind, dass die Gesellschaft und sich selbst nur begrenzt vesteht oder stossen Sie an Ihre Grenzen das kranke Kind zu verstehen?“

Beweise durch Deduktion sind sicher, sofern die Prämissen
anerkannt werden.

Deduktion ist nicht moeglich.

Natürlich gibt es auch in Abduktionen Regeln. Ich empfehle
dir, Charles S. Peirce zu lesen.

Ich glaube zwar nicht, dass ich in absehbarer Zeit dazu kommen werde, aber ich werde es in meine Liste zu lesender Schriften mit aufnehmen :0)

Der Unterschied besteht zwischen Sein und Sollen. Mit der
Logik kannst du nur Gründe und Folgen herausarbeiten, nicht
aber Wertungen. Legitimationen sind Wertungen, und es ist die
Frage, wo man diese Wertungen ansetzt, also bei welchen
Prämissen bzw. bei welchen Konklusionen. Das kann man
besonders gut bei Moore („Principia ethica“) verstehen.

Nun, das ist aber ein Grundsatz Problem der Ethik. Irgendwo muss man ja anfangen.

Nein, du bist nicht verkorkst, dir fehlen nur einige
philosophische Grundbegriffe, was ja kein Wunder und auch gar
nicht schlimm ist. Man kann sich alles erarbeiten.

Naja, sooo weit reicht mein Interesse fuer Philosophie dann doch nicht. Doch eigentlich schon, aber ich hab’ zuviele andere Dinge im Kopf, als dass ich mich ausfuehrlich mit einem solch komplexen und schwierigen Thema konkret und fundiert auseinandersetzen koennte. Da liegen meine Prioritaeten leider anders.

Wenn du dir über deine Wertungen im Klaren bist, sehe ich kein
Problem, aber ich habe Zweifel daran, weil du ein bisschen aus
dem Bauch heraus denkst. Das ist akzeptabel, wenn man es weiß,
dass man so denkt. Allerdings ist dabei die Gefahr nicht
klein, sich auf Glatteis zu begeben, denn genau so ein Denken
aus dem Bauch heraus macht es möglich, dass sich die
Nichtdenker gegen die Denker durchsetzen, auch wenn sie
Unrecht haben. Damit keine Missverständnisse aufkommen: Ich
unterstelle dir nichts, sondern weise nur darauf hin, dass du

  • wenn du bauchdenkend vorgehst - nicht wirklich unterscheiden
    kannst, ob deine Wertungen richtig sind.

Ok, wir definieren Denker ein wenig anders, denn ich sehe meine Meinungen und mein Verhalten nicht als rein bauchgesteuert und wenn mich jemand fragen wuerde, dann wuerde ich mich selbst als Denker, denn als Nichtdenker sehen. Die Frage in der Ethik ist doch vielmehr was IST richtig, was falsch? Weil gerade die Ethik sich doch damit beschaeftigt was nun richtig und falsch ist. Holla, das klingt sogar beim Schreiben paradox.

Luise? Ludger? Lutz? :smile:

Lutz war nah dran => Ludwig

Gerade dieses Thema finde ich auch außerphilosophisch sehr
wichtig zu diskutieren. Philosophen schmoren gerne im eigenen
Saft, was man aber ja nicht unbedingt unterstützen muss. :smile:

Naja, jedenfalls weiss ich jetzt, warum Du damals immer Spitzenreiter unter den Sternchenkillern warst ;0)

Lieben Gruss,

Lou

Hallo Lou,

Reicht das um ihn derart hervorzuheben?

hervorgehoben wird er zwar auch von den Vertretern der Zunft, aber vor allem doch von den Medien - und die machen das gerade deshalb, weil sie hier Konfliktpotential (Nationalsozialismus) vermuten.

Von den Aktionen hatte ich gelesen. Ich finde aber, dass
gerade die Argumentation von Singer gefaehrlich ist, weil sie
so verlockend logisch klingt. Rhetorisch genial und geht
runter wie Oel.

Moment, hier wirfst du zwei Dinge durcheinander: Logik und Rhetorik sind in dieser Hinsicht Gegensätze! Rhetorik kann man nicht widerlegen, Logik schon. Das was du als Rhetorik bezeichnest, ist keine, sondern die Verlockung entsteht in der Vereinfachung des Lesers (oder besser des Nichtlesers), aber nicht durch Singer.

Aehnliche „Begeisterungsfaehigkeit“ loest
eigentlich nur noch Allen Carr mit seinem Endlich Nichtraucher
Buch aus. Waehrend der „Poebel“ noch nicht einmal in der Lage
ist zu erkennen, dass das alles noch lange nicht so logisch
ist wie es zunaechst zu sein scheint.

Dass Singer missverstanden wird, kann man ihm selbst ja nicht anlasten. Und gerade wenn Begeisterung im Spiel ist, hat die Logik schlechte Karten (Carr k enne ich übrigens nicht, aber das ist ja gleichgültig). Da hilft nur, das Buch selbst zu lesen und mitzuargumentieren. Singer ist Argumenten gegenüber übrigens durchaus aufgeschlossen.

Was hast du denn von Habermas gelesen?

Nicht viel. Ausser dem, was wir damals im Unterricht
besprochen haben und ich kann Dir noch nicht einmal sagen, was
die Quellen waren. Doch als Gewinner des Kyoto Preises z.B.
halte ich ihn fuer massgeblicher, wenn ich auch nicht mit
allem einverstanden war, was er vom Stapel gelassen hat.

Maßgeblicher als was? Preise bekommen auch die Gegner von Habermas, Ehrendoktorwürden wurden auch im Dritten Reich vergeben. Es geht mir nicht darum, Habermas herabzuwürdigen, sondern darum, dass man von den Preisen auf Maßgeblichkeit schließt. Das darf man nämlich nicht tun, man muss schon selbst lesen, wie was wo begründet wird.

Aber ich sehe das trotzdem nicht so. Zumal er selbst
auf seiner Homepage auf gleiche Frage noch nicht einmal abstreitet.

Ich kenne seine Homepage nicht, aber vielleicht ist er es leid, immer wieder dasselbe zu sagen. Möglicherweise steht auf der HP aber auch nicht alles, was S. sagen will? Hast du ihn gefragt?

Auch wenn er sich versucht herauszureden, dass bei
utilitaristischer
Sichtweise Eltern ihr gesundes Kind nie toeten wuerden, weil sie
dadurch ja immer(!) ungluecklich wuerden.

Auch das steht nicht bei Singer.

s. HP

Gib mir mal die Adresse, bitte.

„Ist es das kranke Kind,
dass die Gesellschaft und sich selbst nur begrenzt vesteht
oder stossen Sie an Ihre Grenzen das kranke Kind zu verstehen?“

Ein Satz über den man nachdenken kann, aber als Argument kaum ausreichend.

Beweise durch Deduktion sind sicher, sofern die Prämissen
anerkannt werden.

Deduktion ist nicht moeglich.

Gewagte These. Warum nicht?

Man kann sich alles erarbeiten.

Naja, sooo weit reicht mein Interesse fuer Philosophie dann
doch nicht. … Da liegen meine Prioritaeten leider anders.

Das ist doch in Ordnung, nur wenn du über Philosophen und Theorien urteilst, wäre es schon angemessen, sich etwas einzuarbeiten.

Ok, wir definieren Denker ein wenig anders, denn ich sehe
meine Meinungen und mein Verhalten nicht als rein
bauchgesteuert und wenn mich jemand fragen wuerde, dann wuerde
ich mich selbst als Denker, denn als Nichtdenker sehen.

Es gibt immer Spielraum, niemand ist nur das eine oder nur das andere. Ich meinte mit „Denker“ diejenigen, die nicht einfach fraglos Positionen übernehmen. Dazu scheinst du mir prinzipiell zu gehören, nur schleppst du einige Vorurteile von Nichtdenkern mit, weil dir (noch?) die Mittel fehlen, die Falschheit dieser Vorurteile einzusehen.

Die Frage in der Ethik ist doch vielmehr was IST richtig, was
falsch? Weil gerade die Ethik sich doch damit beschaeftigt was
nun richtig und falsch ist.

Ja, aber die Ethik beschäftigt sich mit dem Handeln, nicht mit dem Denken, das der Logik zugehört. In der Mitte liegt die sog. „deontische Logik“, also die Sollenslogik, die zu beschreiben versucht, wann man ein Sollen wie logisch behandelt.

Gerade dieses Thema finde ich auch außerphilosophisch sehr
wichtig zu diskutieren. Philosophen schmoren gerne im eigenen
Saft, was man aber ja nicht unbedingt unterstützen muss. :smile:

Naja, jedenfalls weiss ich jetzt, warum Du damals immer
Spitzenreiter unter den Sternchenkillern warst ;0)

Ich verstehe weder den Zusammenhang noch weiß ich, was ein Sternchenkiller ist. Klärst du mich auf, worauf sich deine Bemerkung bezieht und inwiefern das ein Argument gegen die Forderung nach Öffnung der Philosophie sein kann?

Herzliche Grüße

Thomas Miller

Hi Thomas!

hervorgehoben wird er zwar auch von den Vertretern der Zunft,
aber vor allem doch von den Medien - und die machen das gerade
deshalb, weil sie hier Konfliktpotential (Nationalsozialismus)
vermuten.

Dass bedeutet also, dass er mehr durch die Bild Fraktion gepushed wird und das nicht gerade als Qualitaetskriterium gewertet werden kann.

Moment, hier wirfst du zwei Dinge durcheinander: Logik und
Rhetorik sind in dieser Hinsicht Gegensätze! Rhetorik kann man
nicht widerlegen, Logik schon. Das was du als Rhetorik
bezeichnest, ist keine, sondern die Verlockung entsteht in der
Vereinfachung des Lesers (oder besser des Nichtlesers), aber
nicht durch Singer.

Rhetorik ist ja auch nichts, was man widerlegen kann. Logik eigentlich auch nicht, solange sie plausibel ist, alles andere waere Unlogik? Was bezeichne ich denn als Rhetorik? Ich denke nicht, dass ich soweit vom eigentlichen Sinn abruecke, aber was soll ich denn vereinfachen, wenn sich sein Text leicht liest und ich der Meinung bin, dass man ihm leicht an den Lippen kleben koennte?

Dass Singer missverstanden wird, kann man ihm selbst ja nicht
anlasten. Und gerade wenn Begeisterung im Spiel ist, hat die
Logik schlechte Karten (Carr k enne ich übrigens nicht, aber
das ist ja gleichgültig). Da hilft nur, das Buch selbst zu
lesen und mitzuargumentieren. Singer ist Argumenten gegenüber
übrigens durchaus aufgeschlossen.

Vertrittst Du eigentlich Singer’s Ethik oder versuchst Du mich nur davon zu ueberzeugen, dass ich Unrecht habe? Nur, weil er sagt, dass er Argumenten gegenueber aufgeschlossen ist, heisst das noch lange nicht, dass er’s wirklich ist.

Maßgeblicher als was? Preise bekommen auch die Gegner von
Habermas, Ehrendoktorwürden wurden auch im Dritten Reich
vergeben. Es geht mir nicht darum, Habermas herabzuwürdigen,
sondern darum, dass man von den Preisen auf Maßgeblichkeit
schließt. Das darf man nämlich nicht tun, man muss schon
selbst lesen, wie was wo begründet wird.

Ich habe nicht behauptet, dass Habermas das Maß aller Dinge ist. Der Kyoto Preis ist, glaube ich, auch mit nichts zu vergleichen, was im Dritten Reich auf nationaler Ebene vergeben wurde.

Ich kenne seine Homepage nicht, aber vielleicht ist er es
leid, immer wieder dasselbe zu sagen. Möglicherweise steht auf
der HP aber auch nicht alles, was S. sagen will? Hast du ihn
gefragt?

Noe, Du?

Gib mir mal die Adresse, bitte.

Address http://www.princeton.edu/~psinger/

„Ist es das kranke Kind,
dass die Gesellschaft und sich selbst nur begrenzt vesteht
oder stossen Sie an Ihre Grenzen das kranke Kind zu verstehen?“

Ein Satz über den man nachdenken kann, aber als Argument kaum
ausreichend.

Nein, nicht als Argument. Aber wie Du sagtest, etwas worueber man nachdenken sollte. Nicht mehr, nicht weniger.

Beweise durch Deduktion sind sicher, sofern die Prämissen
anerkannt werden.

Deduktion ist nicht moeglich.

Gewagte These. Warum nicht?

Wenn ich mich recht entsinne, ist bei der deduktiven Beweisfuehrung der Schluss vom Ganzen auf das Einzelne gefragt. Wenn ich also sage, dass alle Raben schwarz sind, suche ich weiter und zwar ALLE Raben. Ich denke nur nicht, dass das besonders praktikabel ist und selbst wenn ich keinen finde, heisst das noch lange nicht, dass es keinen gibt.
*duck*

Das ist doch in Ordnung, nur wenn du über Philosophen und
Theorien urteilst, wäre es schon angemessen, sich etwas
einzuarbeiten.

Mein volles ACK. Ich bin wie gesagt nur am Rande auf den Mann gestossen und hab’ mich mit ihm (leider) schon weitaus mehr beschaeftigt als ich wollte. Deswegen an dieser Stelle fuer Dich nur die etwas oberflaechliche Diskussion.

Es gibt immer Spielraum, niemand ist nur das eine oder nur das
andere. Ich meinte mit „Denker“ diejenigen, die nicht einfach
fraglos Positionen übernehmen. Dazu scheinst du mir
prinzipiell zu gehören, nur schleppst du einige Vorurteile von
Nichtdenkern mit, weil dir (noch?) die Mittel fehlen, die
Falschheit dieser Vorurteile einzusehen.

Hmmmmmmm…

Ja, aber die Ethik beschäftigt sich mit dem Handeln, nicht mit
dem Denken, das der Logik zugehört. In der Mitte liegt die
sog. „deontische Logik“, also die Sollenslogik, die zu
beschreiben versucht, wann man ein Sollen wie logisch
behandelt.

Oha! Aber das ist ja was ich meinte. Die Ethik selbst legt doch erst fest, was „richtig“ und was „falsch“ ist. Aendert sich die allgemein anerkannte Ethik und Moralvorstellungen, dann aendern sich mit ihnen auch „richtig“ und „falsch“. „Richtig“ und „falsch“ sind also keineswegs absolut.

Ich verstehe weder den Zusammenhang noch weiß ich, was ein
Sternchenkiller ist. Klärst du mich auf, worauf sich deine
Bemerkung bezieht und inwiefern das ein Argument gegen die
Forderung nach Öffnung der Philosophie sein kann?

Damals als es noch das Sternepunktesystem gab, glaube ich mich erinnern zu koennen, dass Du immer weit vorne lagst. Das ist kein Argument, sondern sollte ein Kompliment sein, weil Du eine Bereicherung fuer jedes Forum bist.

Lieben Gruss,

TapouT