Hallo Michail,
es ist schwer, über Schubladen-Denken zu sprechen, das gleichfalls theistische Züge aufweist. Ebenso ist es nahezu unmöglich, einen alten reinen atheistischen Denker zu finden, den es eigentlich kaum gegeben haben dürfte, da ja jedes Menschenwesen durch seine Zeit (sein Umfeld) in irgendeiner Weise geprägt wird.
Meine persönliche Philosophie ist, dass du ein beladener Esel bleiben wirst (wir alle bleiben es). Denn das „Existenzsinnzeug“, wie du es bezeichnest ist nach meiner Überzeugung erst durch dich (durch jeden einzelnen von uns) existent. Somit haben wir es selbst erschaffen - so wie wir täglich die Welt erschaffen, die uns umgibt.
Wenn es dann deiner Auffassung nach, keinen äußeren Gott, gleich eines Weltschöpfers gibt, so gibt es ihn allerdings in dir (in jedem von uns). So bist du quasi selbst Schöpfer deiner Welt - du bist Gott deiner Welt. Insoweit könnten wir uns über Begriffsdefinitionen auseinandersetzen. Am Ende steht eines fest: Änderst du deine Vorurteile gegenüber Gottesglauben, dann gibt es ihn (Gott). Bleibst du bei deiner Meinung, dann gibt es ihn trotzdem, nur nicht für dich.
Somit lässt sich die Philosophie auch nicht von der Theologie abkoppeln. Die Religionen hingegen, sind von Menschen geschaffene Institutionen, in der der Mensch seine Schöpfungskraft einzigartig bewiesen hat. Wenn der Mensch solch unumkehrbare und beständige Schöpfungskraft beweist, die so mächtig genug ist, ihn selbst vernichten zu können (Glaubenskriege z.B.), dann kann man dem Menschen kaum unterstellen, nicht so etwas harmloses und friedliches, wie einen äußeren Gott, zu erschaffen. Einen Schein-Schöpfer, der in seiner harmlosen Geistesgestalt verantwortlich gemacht wird, für alles gute wie böse auf dieser Welt.
Wobei wir schon bei der nächsten philosophischen Frage wären: Was ist gut und was ist böse. Hier geben die von den Menschen erschaffenen Religionen, historisch betrachtet, recht unbeständige und widersprüchliche Ansichten wieder.
Bleibe ich deshalb bei meinem egoistischen Standpunkt: Ich bin, also erschaffe ich mir die Welt, wie ich will und kann. Somit bin ich mein eigener Philosoph, und ich selbst lege fest, wie atheistisch oder theistisch ich meine von mir erschaffene Welt gestalte.
Dir, Michail, kann ich nur die Empfehlung geben, dein eigenes Buch zu schreiben, und es dann der Welt als Buchtipp zu präsentieren, um dir dann deine eigenen theistisch/atheistischen Verstrickungen von den anderen Menschen vorwerfen zu lassen.
Dein eigenes Werk zu erschaffen, ist die beste Art, um an Wissen zu gelangen - Selbsterkenntnis ist ein Schöpferakt deines eigenen Ich’s (deines inneren Gottes). Und du wirst diese deine Schöpferkraft nicht von einer äußeren Kraft (Macht) loslösen können. Nenne sie äußeren Gott oder vielleicht biologisches Wunder oder wie auch immer.
Herzliche Grüße
Sven Reinhardt
Ich versuche mich philosophisch weiterzubilden. Immer noch bin
ich an keinen halbwegs befriedigendem Punkt angelangt, wo ich
aufhören kann mich, mit all diesem Existenzsinnzeug zu
beschäftigen, welches am Ende sowieso nichts Wahres
verspricht. Schliesslich will ich nicht wie ein beladener Esel
„rumleben“.
Mich stört schon die ganze Zeit die Tatsache dass ich bei
meiner Bildung keinen unreligiösen Philosophen finden kann.
Ich verachte ganz aufrichtig jegliche Art von Religion und
das damit verbundene Gedankengut. Dabei finde ich keinen
aufrichtigen Atheisten unter den Philosophen. Kant, dieser
Idealist mit seinem Ding an sich, Leibniz mit seinen Monaden
und der Obermonade, selbst bei Nietzsche hört man einen Touch
von der Enttäuschung sich von der Religion loslösen zu müssen
raus. Mich überkommt eine Wut, wenn ich anfange Derartiges zu
lesen. All diese Philosophen mit ihren Gedanken sind doch
gerade dem Christentum entsprungen. Natürlich kommen da
allerhand Experten und Laien und sagen „ach“ und „och“ zu
ihren Leitbildern. Ich denke ich spreche selbst hier eine
breite Masse damit an. Mir solls recht sein.
Ich suche einen atheistischen Philosophen, bitte um Buchtipps.