Phobie/Konfrontationstherapie, Alkohol/Betäubung

Hallo!

Ich hab mich jahrelang auf keine Achterbahn getraut, bis ich einmal sehr betrunken war. Und seit diesem betrunkenen Ritt habe ich mit Achterbahnen kein Problem mehr. Das Nicht-Trauen hatte nun nicht die Qualität einer Phobie, aber es ist der Anlass für meine Frage:

Werden Formen der Betäubung (Wurstigkeitstabletten, Alhohol oder auch Beta-Blocker) bei Konfrontationstherapien eingesetzt? Ich kann mir vorstellen, dass ein betrunkener Arachnophobiker dazu gebracht werden kann, eine Spinne anzufassen, während er nüchtern schon vor ihrem Bild erschrecken würde. Und am nächsten Tag hätte er dann die Gewissheit, diesen Schritt getan und es überlebt zu haben. Auf der anderen Seite kann ich mir vorstellen, dass es Bedenken gibt, er könne das Hinwegkommen über seine Angst mit dem Alkohol in Verbindung bringen und so in eine Abhängigkeit geraten.

Wisst ihr was dazu?

Danke
Peter

Hi,

viele Alkoholiker sind deswegen Alkoholiker, weil sie meinen ihre Ängste mit dem Stoff überwinden zu können.
Das ist erstmal selbstzerstörerisch und zum Zweiten entwickelt so mancher im ständigen Rausch auch neue Ängste, die er nicht mehr oder nur mit noch mehr Alkohol überwinden kann.
[das ist aufgrund der Uhrzeit und meiner nicht-psychologischen Ausbildung zwar recht verquer ausgedrückt, aber ich hoffe es ist verständlich]

Einfacher könnte ich auch sagen: Alkohol sollte für Phobiker (speziell in dem beschriebenen Zusammenhang) ein absolutes NoGo sein!

Viele Grüße
HylTox

Hallo
so gut finde ich die Idee nicht … oder sollte ich betrunken mit dem Roller fahren um die Angst, die nach einem Unfall vorherrscht, zu überwinden? Eher nicht.

Gruss von Kermit

Präzisierung meiner Frage
Hallo!

Danke schon einmal für die Antworten. Ich sollte vielleicht nochmal klarstellen, was meine Frage ist und was nicht.

Meine Frage ist nicht: Was haltet ihr davon?
Sondern: Werden/Wurden psychisch wirksame Relaxantien, Betäubungsmittel u.ä. heute oder in der Vergangenheit gezielt in Angsttherapien eingesetzt? Gibt es Studien dazu? Beispiele aus der Praxis? Hard facts also, nicht common sense.

Danke
Peter

Hallo,

natürlich werden angstlösende Medikamente auch in Therapien eingesetzt. Oftmals ist ohne solche eine (Verhaltens-)Therapie gar nicht möglich.

Die Art der Medikamente ist abhängig von der Diagnose. Im Zusammenhang mit Angst kommen oft Antidepressiva und Benzodiazepine zum Einsatz. Details findest du hier:
http://www.neuro24.de/psychopharmaka.htm

In erster Linie kommt es bei der Wahl der Substanzen darauf an, neben der Wirksamkeit an sich auch das Nebenwirkungsprofil passend zu gestalten. Alkohol fällt hierbei durch. Bei den Medikamenten werden hingegen manche Nebenwirkungen durchaus als erwünscht betrachtet.

Bei Hunden haben sich übrigens Betablocker in der Kombination mit einer Verhaltenstherapie als erfolgreich gezeigt.

Schöne Grüße,
Jule

Vielen Dank, Jule!

Ich werde mich mit Nachfragen noch zurückhalten, ehe ich die verlinkte Seite durchgesehen habe. In Anbetracht des Umfangs werde ich leider erst am Wochenende dazu kommen.

Der Punkt der mich im Speziellen interessiert ist dieser: Man sagt ja, man müsse sich der Angst stellen, sie konfrontieren, um sie zu überwinden. Das Tal durchschreiten etc. pp.

Aber wenn man sich zum ersten Mal einer (spezifisch phobischen) Angst stellt, und dabei auf irgendeine Weise sediert ist, so hat man sich letztlich doch gestellt, auch wenn die Angstqualen medikamentös entschärft wurden. Denn die Erfahrung, dem Objekt seiner Angst nahe gekommen zu sein und dabei keinen Schaden erlitten zu haben (und wenn ich die Konfrontationstherapie richtig verstehe, liegt ja darin der Witz), diese Erfahrung ist gemacht. Wenn man also die Angst für die Dauer einer Konfrontationstherapie komplett abstellen könnte, wäre diese Therapie dann ebenso wirksam wie eine nüchtern durchlittene?

Ich frage das übrigens nicht im Zusammenhang mit einer eigenen Phobie, sondern aus reiner Neugier. Ich werde mich also nicht aufgrund einer Antwort zudröhnen.

Danke
Peter

Notwendige Unterscheidungen
.

Hallo pedter.

Wie faktisch von Jule schon implizit beantwortet, ist die entspannte Konfrontation die sogar eigentlich sinnvolle.

Was das Erreichen der Entspannung angeht, entsteht ein zusätzliches Doppelproblem:

Welche Nebenwirkungen erzeugt die Entspannungsmethode, das Entspannungsmittel?

Gibt es die Gefahr, daß die erfolgende Lernvorgänge nur unter den mannigfachen Auswirkungen des jeweiligen Entspannungsmittels so wie sie gelernt wurden (also unverändert) abgerufen werden können?

Da kommt es auf Mittel, Dosis, Einzelperson und einigen anderen Variablen an.

abifiz

.

1 Like