Ich war gestern beim Beerdigung einer Frau, die in der Kirche (röm.-kath.) sehr engagiert war (Pfarrgemeinderat, Lektorin, etc.)
Leider habe ich während des Begräbnisses beobachten müssen, wie Menschen aus der Pfarre pietätlos waren.
Da hat zum Beispiel eine alte Dame nichts anderes zu tun gehabt als über die Kleidung der anderen Frau Fragen zu stellen und das währenddessen andere Christen unser Gemeinde die Frau verabschiedeten, Blumen und Erde ins Grab warfen.
Und dann, nach dem das Begräbnis schon ziemlich dem Ende zuging, also schon fast alle ihre Blumen ins Grab warfen und kondulierten und ich den Friedhof verließ, habe ich mitbekommen, wie jemand, der in der Pfarre mitarbeitet über die Verstorbene sich lustig gemacht hat, weil sie angeblich beim Kirchenchor falsch sang.
Ich habe den Frieden bewahrt und dazu nichts gesagt. Dennoch bin ich darüber entsetzt und überlege mir, da ich schon einmal in der Pfarre mitarbeiten wollte, ob ich dies aufgrund des Vorfalles noch tun möchte.
Meine Frage an Euch. Kann man als Christ generell gegen solche Pietäts- und Geschmacklosigkeit etwas machen bzw. macht es Sinn den Mitchristen zur Rede zu stellen. Ich bin der Meinung, egal ob ich den Verstorbenen gemocht habe oder nicht, hat dieser eine Würde, die respektiert werden sollte.
Als ich noch von meinen Eltern in die Kirche genötigt wurde war das Gang und Gebe. Erst schön beten und dann schön ablästern.
Und eine Beerdigung ist da noch die Steigerung.
Es gibt halt auch in der Kirche unglaublich viele fiese Leute.
Die Taufe heilt nachweislich nicht von den Sünden.
Meine Frage an Euch. Kann man als Christ generell gegen solche
Pietäts- und Geschmacklosigkeit etwas machen bzw. macht es
Sinn den Mitchristen zur Rede zu stellen.
Das hat mit Christ-Sein doch nichts zu tun. Du darfst sowohl als Christ wie auch als Nichtchrist den anderen jederzeit sagen, dass du der Meinung bist, dass sie sich danebenbenehmen. Wobei es wahrscheinlich in dem Fall besser ist, bis nach der Beerdigung zu warten.
Ob es etwas bringt, ist die andere Frage. Das was du beschreibst, das gibt es bei uns auch, vor allem auch von Leuten, die Beerdigungen praktisch „berufsmäßig“ machen (Kirchenchor etc.) oder auch auf Beerdigungen sind, obwohl sie mit dem Verstorbenen gar nichts zu tun haben. Ich vermute mal, manchen ist es gar nicht bewusst, wie störend oder pietätslos so etwas wirkt.
jetzt off-topic:
Ich habe den Frieden bewahrt und dazu nichts gesagt. Dennoch
bin ich darüber entsetzt und überlege mir, da ich schon einmal
in der Pfarre mitarbeiten wollte, ob ich dies aufgrund des
Vorfalles noch tun möchte.
Ich habe dich das schonmal gefragt (leider hast du nichts dazu gesagt): Meinst du nicht, dass du dich immer viel zu sehr von Einzelheiten und Meinungen einzelner abhängig machst?
Idioten gibt es überall und wenn du aufgrund nur zwei Bemerkungen von irgendwelchen Leuten auf der Beerdigung wirklich überlegst, nicht mitzuarbeiten, obwohl du das gerne möchtest, dann möchte ich nicht wissen, was du sonst so im Alltag machst, wenn du den nichtchristlichen Idioten begegnest
vom Christlichen ganz abgesehen ist man eigentlich hauptsächlich für sein eigenes Verhalten verantwortlich. Ob da jemand anders einen Splitter im Finger hat, ist unwichtig, wenn man selber ein Brett vor dem Kopf trägt.
Weiterhin muss man solche Äußerungen auch im Kontext sehen - eine nette Anekdote über die liebe Verstorbene, die mit mehr Begeisterung als Tonsicherheit im Chor mitsang, kann im richtigen Kontext und Ton bei einer Beerdigung durchaus angebracht sein. Auch gehen einige Menschen mit ihrer Trauer anders um als andere. Wieder andere Menschen gehen z.B. nur zu einer Beerdigung, weil die lieben Mitchristen sich sonst das Maul darüber zerreißen, dass man nicht da war - das äußert sich dann auch im Verhalten.
Was das Verhalten einiger Einzelpersonen nun mit Deiner Mitarbeit in der Gemeinde zu tun hat, ist mir schleierhaft. Möchtest Du nur in Gesellschaft perfekter Menschen mitmachen? Dann vergiss es gleich, alle Menschen haben Schwächen.
Als ich noch von meinen Eltern in die Kirche genötigt wurde
war das Gang und Gebe. Erst schön beten und dann schön
ablästern.
Und eine Beerdigung ist da noch die Steigerung.
Ich kann mir drei Gründe vorstellen:
Schlecht erzogen
Böse
Können mit der Trauer nicht richtig umgehen
Bei 3., das erlebt man immer wieder das Menschen beim Tod eines geliebten Menschen nicht in der Lage sind richtig zu trauern. Dann wird ihnen das alles zu viel, auch der Gruppenzwang der anderen und man reagiert ziemlich schräg. Statt zu weinen wird gelacht.
Aber trifft seltener zu als 1. und 2.
egal ob christlich oder nicht. Es ist anstandslos und respektlos.
Einige Menschen sind nicht in der Lage zu trauern und reagieren wohl manchmal auch seltsam. Aber in der Regel sollte sich jeder Mensch respektvoll verhalten können.
Man kann einen solchen Menschen ruhig darauf ansprechen und diese Person bitten den Ort den Trauer zu verlassen falls sie oder er diese Pietätlosigkeiten nicht unterlassen kann.
du bist zwar hier im Religionsbrett, aber meiner Meinung nach hat das nichts mit Christ oder Nicht-Christ zu tun. Vielleicht schon eher mit einer westlichen Weltanschauung da andere Völker ja doch etwas anders mit dem Tod umgehen.
Ich finde das Verhalten dieser beiden Personen (egal ob Nicht-Christ, ob Christ oder ob Pfarreimitglied geschmacklos. Sowas gehört sich einfach nicht. Wie kann man über einen gerade verstorbenen lästern?
Ich würde die Peron(en) auf jeden Fall darauf ansprechen. Vorher aber nocheinmal überlegen, ob ich die Situation aufgrund meiner Gefühlslage nicht vielleicht falsch eingeschätzt habe. Komme ich zu dem Ergebnis, dass es sich wirklich so dargestellt hat, würde ich ein ernstes Gespräch suchen.
das hat mit „Christ“ oder „(beliebige Religion einsetzen)“ nix zu tun.
Das ist eine Frage von Charakter, Ehre, Stil, Benehmen etc. pp.
Und wenns daran mangelt, dann kommt es eben zu den beschriebenen Verhaltensweisen.
Ich würde mir die Leute und ihr Verhalten merken, es wird sich Gelegenheit bieten, denen lecker eins beizustreichen. Wenn ich solchen Leuten einen Spruch reindrücke, dann sind die drei Tage lang puterrot…
Weiterhin muss man solche Äußerungen auch im Kontext sehen -
Was das Verhalten einiger Einzelpersonen nun mit Deiner
Mitarbeit in der Gemeinde zu tun hat, ist mir schleierhaft.
Möchtest Du nur in Gesellschaft perfekter Menschen mitmachen?
Dann vergiss es gleich, alle Menschen haben Schwächen.
Ganz meine Meinung. Außer einem Sternchen nichts hinzuzufügen.
Weiterhin muss man solche Äußerungen auch im Kontext sehen -
eine nette Anekdote über die liebe Verstorbene, die mit mehr
Begeisterung als Tonsicherheit im Chor mitsang, kann im
richtigen Kontext und Ton bei einer Beerdigung durchaus
angebracht sein.
Richtig. Neulich wurde mein Onkel beerdigt. Da haben gestandenen Männern, als sie ihren Nachruf ablieferten, die Tränen weggewischt.
Nach der Kirche (die Beerdigung fand auf einem etwas entfernten Friedhof statt) stand man noch rum und da kamen Erinnerungen hoch. Ein Fremder hätte einige dieser Anekdoten bestimmt als lästerlich empfunden, aber für uns war es die Möglichkeit uns an unseren Onkel zu erinnern, der eben nicht nur ein hochangesehener Mann war, sondern auch ein Privatmensch mit Ecken und Kanten.
Früher war ich sehr gegen das „nach-der-Beerdigung-ins-Cafe“-Gehen, bis ich bei der Beerdigung meines Vaters erlebt habe, wie heilsam das sein kann, wenn man - in aller Trauer - noch zusammensitzt und die Stimmung langsam umkippt in „weißt-du-noch“ und „damals-als“ und da kamen auch lustige Episoden zur Sprache, die sicher den einen oder anderen, der meinen Vater nicht kannte, schockiert hätten.
Um auf die Beerdigung meines Onkels zurückzukommen. Es gab einige Leute, die sich dort öffentlich sehr gediegen, ihrer Stellung bewusst, ernst und der Situation angemessen benahmen. Gerade von denen kamen dann nachher die pietätlosen Aktionen (als es um Erbe und um Ruf und so ging).
Was das Verhalten einiger Einzelpersonen nun mit Deiner
Mitarbeit in der Gemeinde zu tun hat, ist mir schleierhaft.
Möchtest Du nur in Gesellschaft perfekter Menschen mitmachen?
Dann vergiss es gleich, alle Menschen haben Schwächen.
Man kann einen solchen Menschen ruhig darauf ansprechen und
diese Person bitten den Ort den Trauer zu verlassen falls sie
oder er diese Pietätlosigkeiten nicht unterlassen kann.
Sollte das noch während der Beerdigung passieren (und das implizierst du ja) bin ich sicher, dass das der gesamten Stimmung nur zuträglich sein kann.
wie steht’s um Deine Pietät, wenn Du während des Begräbnisses die Gespräche anderer belauschst?* Oder anders: was ist eigentlich Pietät und wie hat man sie zu zeigen?
Ich hab z.B. ein ziemlich Problem mit Leuten, die mit dem Verstorbenen immer im Krieg waren, nie ein gutes Haar an ihm ließen und dann am Grab stehen und Trauer heucheln. Besonders hab ich die gefressen, die dann auch noch Grabreden halten, die vor lauter aufgesetzter Freundlichkeit und versteckter Bosheiten nur so triefen… das finde ich pietätlos.
Wenn die Schwiegermutter ihre Tochter bei den Begräbniskosten nur dann unterstützt, wenn es eine katholische Beerdigung wird - auch, wenn der Schwiegersohn überzeugter Atheist war und sich immer mit Schwiemu deswegen in den Haaren hatte… das finde ich pietätlos.
Lachen finde ich nur selten pietätlos und hab immer ziemlich Mühe, mich zusammenzunehmen - aber was kann ich auch dafür, wenn sich das Leben diese blöden Witze nicht verkneifen kann?
Wenn z.B. der Friedhofsangestellte, mit gemessenen Bewegungen und ernstem Gesicht die Urne tragend, dem Lehrling ein „Nicht so schnell“ zuzischt, im nächsten Augenblick stolpert und, um sein Gleichgewicht wiederzuerlangen, ziemlich schnell zu laufen beginnt - und die Trauergäste hinterher… ich bin beinahe geplatzt.
Oder wenn grabredende Pfarrer komische Pausen machen: „K.H. ist nun eingegangen … … … *mpfmpf* … … *grmpfmpfmpf* … in das Reich Gottes.“ …mir liefen die Tränen über’s Gesicht (und mein Onkel - der schon erwähnte Atheist - hätte auch darüber gelacht (sobald er sich von dem Tobsuchtsanfall erholt hätte, der ihn wegen der generellen Anwesenheit eines „Schwarzrockes“ ereilt hätte))
Allerdings kenne ich meine Neigung, Situationskomik zu sehen, und bleibe bei derartigen Anlässen immer so weit wie möglich hinten - auch, wenn ich weiß, daß es den Toten wurscht ist, es gibt ja immernoch die (im Herzen) engen Angehörigen, die in der Situation unter Umständen nichts so recht komisch finden können - aber das ist keine Frage der Pietät, sondern allgemeiner Höflichkeit
ganz einfach mal was Persönliches. Ich habe mein Leben lang einem guten Witz nie widerstehen können, ich habe eine Haufen Unfug gemacht einfach weil er witzig war und ich habe und tue es zum Teil immer noch Dinge, bei denen ein gewisses Restrisiko bestehr, draufzugehen.
Das letzte, was ich mir wünsche, sollte mal was passieren, ist eine Trauergemeinde, die einfach „formal“ pietätvoll ist. Zumindest nach Verlassen des Friedhofes beim anschließenden Umtrunk, gebt mir, was mir zu Lebzeiten auch immer gepasst hat. Guten alten Rock, ein gepflegtes Bier und wenn Ihr nachträglich über die Dinge lachen wollte, die ich zu Lebzeiten angestellt habe, fühlt Euch frei. Egal wo ich dann bin, ich werde ebenfalls grinsen.
Warum? Ganz einfach, weil Liebe, Respekt und Loyalität Dinge sind, die nur dann funktionieren, wenn sie mit Humor gepaart sind. Aber das ist nur meine persönliche Ansicht dazu.
Warum? Ganz einfach, weil Liebe, Respekt und Loyalität Dinge
sind, die nur dann funktionieren, wenn sie mit Humor gepaart
sind. Aber das ist nur meine persönliche Ansicht dazu.
Warum soll man jemanden noch Würde und Ehre entgegenbringen, wenn er ein A… war? Das gleiche Phänomen tritt beim 4. Gebot auf: „Du sollst Vater und Mutter ehren…“ Völliger Quatsch, es wäre doch eine Lüge seine Eltern oder einen Verstorbenen zu ehren, wenn er sich völlig daneben bennommen hat. Was Du säst, erntest Du. Säst Du Wind, erntest Du Sturm. 4. Gebot soll weg, zumindest für mißbrauchte Kinder!
Gruß
Michael
Ich bin der Meinung,
egal ob ich den Verstorbenen gemocht habe oder nicht, hat
dieser eine Würde, die respektiert werden sollte.