Meinungen und Hypothesen
0. Das Trauerritual (wozu auch die Beerdigung in unserer Gesellschaft zählt) ist zwar durch den Tod eines Menschen veranlasst (MacGuffin im Film), aber findet primär für die Hinterbliebenden statt:
- Umgang mit der Trauer
- Solidaritätsbekundung mit den Hinterbliebenen (die „Nächsten“ des Toten)
- Entfernen des zunehmend gefährlichen Leichnams aus der Umgebung der Lebenden
Am Rande: In Afrika hat es auch ein zweites Trauerritual (Funerai), mit dem die, der Bestattung folgende Trauerzeit, offiziell beendet wird.
- Da, wo ich herkomme (Nordsaarland, und lt. George Carlin ist das auch in den USA so), ist das regelmäßig sonntag-vormittägliche Treffen der Kirchengemeinde, und natürlich auch bei anderen Anlässen, die man netterweise von der Kirchengemeinde erhält, mehr ein sozialer Akt, denn ein Anlass dem „Transzendenten“ zu huldigen.
Dass dieses Treffen meist in sakralen Gebäuden stattfindet, ändert nichts daran, dass es hier auch um „Sehen und Gesehen werden“ geht. Also seinen Status zu proklamieren, seinen Platz in der „Dorfhierarchie“ darzustellen. Dass die Neider hier natürlich (und beim Mosern ist der Saarländer sehr fleissig) am Tuscheln sind, kann frau/man sich vorstellen.
Für viele Menschen ist „Kirche“ eine willkommene Gelegenheit, für angenehme wie auch unangenehme Anlässe einen Veranstaltungsrahmen zu haben, über den man sich, Dank der Dienstleistung dieser Einrichtung, selbst keine großen Gedanken machen muss. Mit „Glaube“ hat das nichts zu tun, nur mit dem Bedürfnis von Menschen auch hin und wieder mal außergewöhnliche Ereignisse (Events) in großer Menge zu erleben. Also eine Form wichtige Ereignisse angemessen zu begehen. Wie gesagt, vornehmlich ein sozialer Anlass. Andere gesellschaftliche Gruppierungen haben da zur Zeit noch wenige Alternativen zu bieten.
- Da, wo ich herkomme (siehe zuvor), sind Bestattungen oft lustiger als Hochzeiten:
- Es gibt keine Sitzordnung
- Es gibt Schnaps vor dem Hauptgang
- Man kann über die „Hauptperson“ und deren „Beziehungen“ reden …
- Es kommen auch Ungeladene vorbei
- Lachen ist eine Entwarnungs-Reaktion unseres Kommunikationsrepertoires und im Nachspann einer Begegnung mit der eigenen Sterblichkeit durchaus „normal“. Wenngleich mich die zeitliche Nähe dennoch sehr wundert. Dass die persönliche Furcht vor dem Ende so schnell abklingen kann … nun denn, vielleicht hat die „ältere Dame“ auch schon mit ihrer aktiven Teilnahme an der Gesellschaft abgeschlossen … wie auch immer es in ihrem Kopf aussieht …
Hmm. Waren das nun wenige Einzelpersonen? Oder hat dich dein Gefühl belogen und du hast aus einzelnen Fehltritten auf ein generelles Fehlen der Ernsthaftigkeit geschlossen?
- „Wer ohne Sünde sei werfe den ersten Stein“ ist zwar ein richtiger erster Gedanke, fördert aber nicht die fruchtbare konstruktive Kritik. „Wenn’s stinkt muss man auch mal ‚Scheisse‘ sagen.“ ist manchmal ebenso übertrieben falsch. Dazwischen liegt die Wahrheit.
Zusammenfassung (Was möchte ich damit sagen):
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Es ist richtig, dass dich das gestört hat.
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Es ist menschlich in Ordnung nicht sofort das Thema anzugehen. Es ist genauso für Erwachsene in Ornung, Fehltritte im Nachhinein vorgelegt zu bekommen. Auch darf frau/man erst mal darüber nachtdenken.
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Es wäre sehr richtig, dein Missfallen entweder in alleiniger Entscheidung den Einzelnen mitzuteilen, oder
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deinen Pfarrer dazu in die Pflicht zu nehmen (alle unsere Beiträge lassen sich zusammengefasst auf deinem PC speichern: /t/pietaetslosigkeit-bei-einem-christlichen-begraebn…
Und wenn du gerne die Anonymität des Internets nutzen möchtest, empfehle ich Dir diesen Kontakt:
http://pfarrer.herzblut.fm (E-Mail-Kontakt auf Anfrage)
Gruß
Stefan