Hallo Ulf,
Ein guter Link reicht mir.
/t/fragen-zur-religion/5640302/34
bessere
anzuerkennen.
Geht das bei einem Glauben an einen wie auch immer Gott
Solange Du den besten nicht herausgefunden hast, ja, selbstverständlich. Nachher nennst Du Ihn den einzigen Gott, und was sich fortan ändert, ist nicht mehr die Vokabel „Gott“, sondern Deine Sichtweise auf Ihn. „Niemand hat Gott je gesehen“ (Joh 1,18). Also auch derjenige nicht, von dem Du den Eindruck hast, er wähne sich im Besitz der Wahrheit.
Wenn ich davon ausgehe, dass ein Apfel vom Stamm nicht nach oben
fällt, könntest du das auch als Glaube bezeichnen
Ja, mache ich in diesem Zusammenhang.
Ist Glaube mehr wert
Es ist der einzige Weg, beide Äpfel zu berücksichtigen, den, der nach unten, und auch den, der nach oben fällt.
was unterscheidet deine „Wahrheit“ von den anderen
zuerst eine Empfindung, dann die Kommunikation, dann die Verifikation; also beispielsweise zuerst ein Erlebnis christlichen Glaubens, dann der Versuch, etwas davon in Worte und Gesten zu giessen, dann die Reflexion und Gedanken über das Gehörte.
Wird es dadurch richtig
es ordnet all das, was wir metaphysisch nennen, also diejenigen Äpfel, die entgegen allen Erwartungen nach oben gefallen sind.
einen Sohn ohne Mutter
eine Mutter hatte Er, Maria, die Mutter Gottes.
ein sehr grausamer Gott
ist zu differenzieren und reflektieren, Paradestelle ist 1 Sam 15,3
„So zieh nun hin und schlag Amalek und vollstrecke den Bann (totale
Vernichtung) an ihm und an allem, was es hat; verschone sie nicht, :
sondern töte Mann und Frau, Kinder und Säuglinge, Rinder und Schafe,
Kamele und Esel.“
Und Saul gehorcht nicht vollständig, er behält etwas von dem Vieh zurück, und wird dafür abgesetzt.
Diese Stelle - die sehr grausam zu sein scheint - ist zu vergleichen mit Gen 22,1-19. Gott befahl auch dem Abraham etwas Grausames, als Abraham Isaak töten sollte. Als Abraham aber gehorchte, griff Gott ein. Warum kann Saul nicht auch darauf vertrauen, dass Gott eingreift?
Dies ist nur ein Beispiel auf die Schnelle. Man mag einwenden, christliche Denke sei hier zu grosszügig mit dem alten Gott Israels.
Sicher ist, dass das Gottesbild sich im Laufe der Bibel durchaus entwickelt. Ebenso entwickelt es sich auch im Lauf jedes Menschenlebens. Das heisst aber nicht, dass nicht schon eine Ahnung sich von Anfang an auf den gleichen Gott richtet, Der immer besser und im Tod vollständig erkannt wird.
Neuer Zeitgeist oder anderer Gott
Neuer Zeitgeist, der erkennt, dass Gott schon von Anfang an nicht in der Grausamkeit zu suchen sei, sondern im Guten
ist darin der Gott der Christen
ja
mit welchem Recht
Mit dem Recht der Grundgebote, des Doppelgebots, des Liebesgebots, der Gottsuche und der Fragen, die auch die Bibel offenlässt.
Beispiel: Wie haben einzelne Tötungsbefehle oder Indikative (etwa Gen 9,6: „Wer einen Menschen tötet, wird von Menschenhand sterben“), von denen wir zunächst nicht wissen, für welche Zusammenhänge sie gedacht sind, gegenüber dem Tötungsverbot: „Du sollst nicht töten“ (Ex 20,13). Es ist Interpretationssache, ob nun die Todesstrafe legitim ist oder nicht.
Selbst das Gebot der Nächstenliebe, das wir als universal betrachten, ist hier einem Spielraum unterworfen, dein folgendes Beispiel ist daher sehr treffend: Jesus meinte möglicherweise tatsächlich eine Zeitlang
eher Seinesgleichen (Juden)
Darauf weist die Begebenheit bei Mk 7,26-29 " „die Frau war eine Griechin aus Syrophönizien - und bat Ihn, dass Er den bösen Geist von ihrer Tochter austreibe. Jesus sprach zu ihr: Lass zuvor die Kinder satt werden; es ist nicht recht, dass man den Kindern das Brot wegnehme und werfe es vor die Hunde. Sie antwortete aber und sprach zu Ihm: Ja, Herr; aber doch fressen die Hunde unter dem Tisch von den Brosamen der Kinder. Und Er sprach zu ihr: Um dieses Wortes willen geh hin, der böse Geist ist von deiner Tochter ausgefahren“.
Wenn man die Seinsweise Jesu als Gott konsequent weiterdenkt, ohne Ihn auch als Mensch zu betrachten, dann hat Jesus bei dieser Stelle die Frau geprüft; indessen liegt die Annahme viel näher, dass Jesus tatsächlich von ihr etwas gelernt hat. Ein lernbereiter Gott - das kommt sogar Seiner Betrachtung als Paradox entgegen, wie es etwa die Philosophien Kants und Hegels kennen.
Es wird gerne behauptet, dass es um die Ethik schlimm aussehen
würde, wenn es keine göttlichen Vorgaben geben würde
damit sind vor allem diejenigen Menschen gemeint, die „einen Gott brauchen“ (wie sich Atheisten auszudrücken pflegen, die eine Ethik entwickeln). Es ist evident, dass viele Gläubige bei Glaubensabfall auch von ethischen Normen abfallen, weil sie ihre Ethik aus Ehrfurcht vor dem Eschaton (Überirdischen, Numinosen, Gott,…) gelebt haben. Wenn Nichtgläubige dies nicht brauchen, ist natürlich das Argument nicht generell. Die Frage bleibt aber: Was kann denn an die Stelle des Eschaton treten?
eine andere Bewertung
kann im (christlichen, für andere zu sprechen ist mir hier zu unbekannt) Glauben möglich sein. Entscheidender Unterschied ist, dass der Glaube gewisse Aussprüche und Auffassungen nicht zulässt, so sehr, dass er sagt „wir sind unterwegs, aber nur die, die in gewisser Weise mit uns glauben“.
Um die Funktionsweise etwa des Unfehlbarkeitsgedankens zu verstehen, muss man den Ausschlusscharakter betrachten und den Erwählungsgedanken untersuchen, der bei aller Deutlichkeit des „jeder ist auf der Suche, Gottes Wege sind unerforschlich, Gottes Gedanken sind nicht Menschengedanken“ dennoch sagt „wer glaubt und sich taufen lässt, der wird gerettet“ (Mk 16,16) oder „wer nicht glaubt, ist schon gerichtet“ (Joh 3,18). - Es ist also Interpretationsspielraum da (ab wann habe ich erfasst, dass Christus die Wahrheit und das Gute ist? Wie sehr habe ich es für mich erfasst? Wie oft muss ich es neu erfassen? Wie soll ich darüber reden, um andere am Guten nicht zu hindern?), aber auch absoluter Anspruch (wer anders redet, muss korrigiert werden, denn wir haben Gottes Spuren irgendwie emotional und letztlich unerklärbar erfahren).
Gruss
Mike