Planwirtschaft

Hallo Jürgen,

was mir dazu einfällt: Dass das ein Schrieb eines derjenigen
ist, die offensichtlich angst vor Konkurrenz haben.

Alle Deine Beschreibungen der Konkurrenzsituation sind negativ
geprägt.

Das stimmt aber nicht ganz; Tychi bestimmt genau eine Form der Konkurrenz nicht negativ: nämlich die Konkurrenz im Spiel.

Wenn schon, dann hat er also „Angst“ vor der erzwungenen Konkurrenz, der Konkurrenz, die regellos ist, bis aufs Blut, bis in den Tod hinein geht, die man nicht selbst gewählt und gewollt hat, nicht aber vor der Konkurrenz, die in einem frei ausgehandelten Rahmen stattfindet, im Spiel.

Zum anderen muss Tychi ja auch nicht unbedingt Angst vor (regelloser!) Konkurrenz haben, er könnte ihr ja auch müde ein, sie ekelhaft, unansehlich finden, menschenverachtend vielleicht sogar.

Nun füge ich meine dazu:

  • Konkurrenz führt zu Höchstleistungen, das Aneinandermessen
    führt zu besseren Lösungen, als das gemeinschaftliche Puscheln
    und Wattebauchschmeissen.

ich wage mal ein Ja!
aber Lösung zu welchem Ziel?
Klar, dass Deutschland in der Champions League spielt, wei Stoiber gerne sagt. Aber warum ist das fürs Leben wichtig, dass man mehr hat als andere?
Klar, dass man der Natur Wohnstatt, Essen, Medizin, Komfort, Sicherheit, etc. abtrotzen kann.
Aber: gibt es da nicht Grenzen des Genug, über die hinaus jedes weitere Abtrotzen „Eulen nach Athen tragen“ ist, oder über die hinaus jedes weitere Abtrotzen vielleicht sogar in sein Gegenteil umschlägt, in tieferer Abhängigkeit von der Natur mündet (Ozonloch, Treibhauseffekt, atomare Verseuchung, etc.)

Das sind keine ironischen Fragen, aber doch statthafte.
Also: sollte man Konkurrenz dem „Puscheln“, wie Du es so abschätzig nennst, vorziehen, selbst wenn diese nicht nötig wäre?
Welche Form des Zusammenlebens lässt sich eher vom Mittel um Selbstzweck erheben: die Konkurrenz oder das „Puscheln“?

  • Konkurrenz macht Spass

ja! macht aber die „regelhafte Konkurrenz“, also die Konkurrenz, die man eingehen will nicht mehr Spass, als die „regellose“, also die Konkurrenz, der man einfach ausgesetzt ist?

Hier bin ich nicht ganz sicher, würde aber doch zum Ja tendieren.

  • persönlicher Reichtum gibt Dir die Macht, Deine Gesellschaft
    nach Deinen Regeln zu verbessern, ohne andere fragen zu müssen
    oder so etwas leicht frustriert:wink: schreiben zu müssen

Sorry, aber dieses Argument, das so oft in diesem Forum kommt, halte ich für die GAF, die größtmöglich anzunehmende Frechheit :wink:

es ist doch ein Schwachsinn hoch drei, dass derjenige, der das Bestehende kritisiert, andere Möglichkeiten denkt, dies nur deshalb tut, weil er frustriert ist!

In der Umkehrung müsste man den, der das Bestehende verteidigt, ein feige Sau nennen, und jemanden, der einfach zu faul und zu blöd ist, mal an etwas anderes zu denken.

Kann diese Ebene eine vernünftige Diskussion ergeben? Eher nicht, oder?

Viele Grüße
franz

Hi Christian,

Mit anderen Worten: Sobald der erste des Weges kommt, der
ernsthaft primitive und grundgesetzwidrige Wirtschaftstheorien
umsetzen will, hole ich die Keule von meinem
Urururrururururururur[…]urururururrurgroßvater
wieder raus.

Hier stimme ich Dir das erste Mal in diesem Board vorbehaltlos zu (ist Ernst gemeint!!!)

Wenn sich wirklich mal die politische Situation ergibt, dass sich solche Alternative gegenüberstehen und der Nicht-Kapitalismus (für micht ist das nicht gleichbedeutend mit Planwirtschaft, darum die Nicht-Form) eine ernsthafte Chance zur Realisierung hat, dann wirst Du mich mit der Keule erschlagen, es sei denn ich habe Dich vorher erschossen.

Ist traurig, aber sehr wahrscheinlich!

Viele Grüße
franz
der wohl nicht darauf hinweisen muss, dass Ich und Du nicht konkret auf uns beide bezogen ist

Wer plant?
Wer darf Planen?

Ein Gegenmodell waere eine Wirtschaft, deren Prinzip
Gemeinsamkeit
ist. Es wird nur produziert, was die Menschen brauchen und es
spielt
gar keine Rolle, wie effizient ein Unternehmen ist, weil es
nicht im
Wettbewerb steht.

Tja. Dann kann passieren, dass jemand entscheidet (nicht Du) dass Du keinen Golf, keinen Mercedes brauchst, sondern dass ein Trabbi ausreicht. Dass Du keine Bananen brauchst, sondern dass Kartoffeln reichen, dass Du keine Lindt-Schokolade brauchst, sondern dass Bambina-Schokolade reicht.

Wer entscheidet, was Du brauchst?

Vielleicht entscheidet ja dann sogar einer, dass Du keine Kernspinresonanzuntersuchung brauchst, weil Deine Kopfschmerzen ja ganz sicher kein Tumor sind, oder dass Amalgam für Zahnfüllungen für Dich vollkommen ausreicht?

Wer entscheidet, wer plant?

Nick

Hallo Ben!

…dann wirst Du mich mit der :Keule erschlagen…

Keine Sorge, zur Keule hättest Du eine Alternative. Du bekämst es wie jeder andere, der die Hand an die Privatwirtschaft und damit an einen Kernpunkt individueller Freiheit legt, mit meiner Doppelläufigen zu tun.

Planwirtschaftliche Methoden sind geeignet, für begrenzte Zeit eine begrenzte Anzahl knapper Güter zu verteilen/zu rationieren. Das Spektrum reicht von der Kriegswirtschaft, die alle Kraft bindet und für andere Zwecke nur noch ein gerade lebenserhaltendes Minimum zur Verfügung stellen will, über Lebensmittelrationierungen bis zur Zuteilung von Wohnraum. Über Elementares hinausgehenden Bedarf vermögen planwirtschaftliche Methoden nicht zu decken. Planwirtschaftler scheitern spätestens an der schieren Anzahl verschiedenartiger Güter, sehr schön an vielen ganz einfachen praktischen Beispielen zu beobachten. 10 oder 20 verschiedene Sorten Unterlegscheiben bekommen Planer noch auf die Reihe, aber nicht tausende. Die Vielfalt geht über Horizont und Überschaubarkeit jedes Planers weit hinaus und hat gnadenlose Standardisierung zur Folge. Es gibt dann eben nur 2 Sorten Fenster und wenn das Loch in der Wand dafür nicht paßt, wird es passend gemacht. Durch drückenden Mangel entsteht die Planwirtschaft, um fortan selbst den sie am Leben erhaltenden Mangel zu produzieren.

Nun gibt es in Mitteleuropa gar keinen Mangel an Gütern oder Defizite in der Distribution, die planwirtschaftlichen Dirigismus rechtfertigen. Wenn es also nicht um die Überwindung einer Notlage geht, kann es nur noch um den Dirigismus als Mittel der Beschneidung individueller Handlungsfreiheit gehen. Diese Freiheit ist aber neben dem Leben an sich eines der höchsten Güter. Deshalb die Drohung mit der Doppelläufigen an jedermann, der die Hand an diese Freiheit legt.

Gruß
Wolfgang

Hallo Karin,

Einsam im Stau gemeinsam pünklich zur Arbeit.

Wieso fährt man schneller, wenn man mit mehr Leuten unterwegs
ist?

weniger Autos unterwegs -> desto flüssigerer Verkehr.

ich dachte, es ginge um eine Fahrgemeinschaft. Bei allgemeinem Verzicht auf dreiviertelleere Autos: OK.

Erweiterungsfrage: Wieso ist man eher bei der Arbeit,
wenn man unterwegs noch andere Leute aufsammeln muß, die sich
mal verspäten, irgendwas zuhause vergessen haben und
umständlich ihren Mantel im Kofferraum verstauen müssen?

Das kommt doch auf die Regelungen an, die man individuell
trifft!

Jahrzehntelang stand man auf dem Standpunkt, daß feste Arbeitszeiten von 8:00-16:30 Uhr das Maß aller Dinge wären. Wessen Zugverbindungen nicht paßten, so daß er entweder um 7:15 Uhr oder um 8:15 Uhr bei der Arbeit war, kam entweder notorisch zu spät und flog nach einiger Zeit raus, oder kam jeden Tag zu früh, arbeitete unbezahlt oder genoß nur das kostenlose und beheizte Dach über dem Kopf.

Irgendwann kam man auf den Trichter, daß Menschen unterschiedliche Lebensrhythmen haben, manche ihre Kinder und Ehefrau lieber morgens, lieber abends oder lieber gar nicht sehen wollten. Wieder andere Menschen stehen morgens gerne früh auf und sitzen dafür abends gerne im Garten. Wieder andere pennen bis in die Puppen und laufen am frühen Abend zur Höchstform auf.

Der langen Rede kurzer Sinn: Es wurde die Gleitzeit eingeführt. Der Mensch mußte sich fortan nicht mehr zu festgelegten Zeiten auf der Arbeit mit Privatkram beschäftigten, sondern konnte bspw. seine Privatkopien erledigen, bevor der Chef im Haus war. In Zeiten der allgemeinen Internetnutzung am Arbeitsplatz konnte man dann Ende der 90er Überstunden anhäufen, während man sich über Waren oder Dienstleistungen informierte, die man dann an den Gleitzeitausgleichstagen gemütlich kaufen bzw. in Anspruch nehmen konnte.

Der Zwang zu Fahrgemeinschaften würde all diese Errungenschaften wieder zunichte machen. Mal ganz davon abgesehen, daß ich nach Hause gehe, wenn ich mit meiner Arbeit durch bin und nicht dann, wenn die Kollegen heim zur Mutti wollen.

Gruß,
Christian

Hallo Karin,

Wunderbar auf den Punkt gebracht - Individuell!
Jeder kann, aber jeder kann auch ganz anders und müssen muß
schon gar keiner.

wie schon geschrieben, es gibt auch wirtschaftliche Zwänge,
finanzieller Art oder ökologisch sinnvolle Konzepte.

dann ist es am Gesetzgeber, das menschliche Verhalten so zu steuern, wie er es für richtig hält. Wenn der Liter Sprit 2000 Euro kostet, kann ich mir aber immer noch selbst überlegen, ob ich für die Sonntagsbrötchen zum Bäcker in der Nachbarstadt fahre, oder ob ich selber Weizen anbaue und selber mahle.

Die Lust auf Zwang und Bevormundung werde ich nie
nachvollziehen wollen.

Ich verstehe deine Argumentation nicht!
Einerseits stehst du voll hinter dem Gedanken des sinnvollen
ökonomisch nachhaltigen Wirtschaftens -> Umwelttechnologie/
Vorsorge gegen menschlich verursachte Klimaveränderung ->
Kiotoprotokoll.
Andererseits bist du gegen ökologisch sinnvolle
Umweltprojekte, bzw. Denkansätze zu ökonomischem Verhalten.

Ich bin nicht Wolfgang, aber ich bin nicht gegen ökologisch sinnvolle Projekte oder Denkansätze. Ich will mich bloß nicht zu irgendwas zwingen lassen, was ich nicht tun will.

Vor hundert Jahren gurkte man auch nicht zur 16 Stunden-Schicht im Bergwerk mit dem eigenen Auto aus 100 km Entfernung heran, sondern wohnte in teilweise sogar gestellten Wohnungen gleich um die Ecke. Heute wohnt man natürlich lieber auf dem Land und wundert sich, daß man zwar nur noch 7 Stunden am Tag arbeitet, aber trotzdem 11 Stunden von zuhause weg ist.

Da wird dann die Flexibilität ins Spiel gebracht, die von ach so vielen Leuten gefordert wird. Dummerweise wird diese Flexibilität von vielen Arbeitnehmern so verstanden, daß sie täglich zwei Tonnen Blech und Kunststoff von A nach B und von B nach A transportieren und nicht selten dafür 10 % oder 20% ihres Nettoeinkommens investieren, anstatt die ganze Mischpoke einmalig von A in die Nähe von B zu verfrachten und so zukünftig weite Teile der Anreise zu sparen. In keinem Land der Welt hängt der Mensch so sehr an seiner eigenen Hütte - behaupte ich zumindest, Gegenbeweise gern willkommen.

Gruß,
Christian

Hallo,

Zum anderen muss Tychi ja auch nicht unbedingt Angst
vor (regelloser!) Konkurrenz haben, er könnte ihr ja auch müde
ein, sie ekelhaft, unansehlich finden, menschenverachtend
vielleicht sogar.

ah ja, das ist also die Situation in diesem Lande, wie Du sie siehst…?

Klar, dass Deutschland in der Champions League spielt, wei
Stoiber gerne sagt. Aber warum ist das fürs Leben
wichtig, dass man mehr hat als andere?

Ist es nicht. Du kannst Deine Zelte abbrechen und fürderhin im Wald wohnen. Niemand wird Dich daran hindern. Das ist ein Aspekt der persönlichen Freiheit.

Ich für meinen Teil habe gerne ein festes Dach über dem Kopf, wähle die Temperatur der Wohnräume gerne so aus, wie ich sie mir behagt, schau mir beim Essen der von mir ausgesuchten Speise und Getränke gerne die DVD auf dem Fernseher an, die bzw. den ich kaufen wollte, während draußen der Rasenmähroboter das erledigt, was ich normalerweise um die Zeit tun würde.

Bei der ganzen Veranstaltung denke ich aber keine Sekunde darüber nach, daß zwei Straßen weiter vielleicht einer wohnt, der ein doppelt so großes Haus hat und sich von einer barbusigen Brasilianerin das Koberind in den Mund schieben läßt. Ich gehe fest davon aus, daß wiederum andere Leute zufriedener sind als ich, die viel weniger haben.

Es geht nicht darum, mehr zu haben als jemand anders, sondern darum, das zu haben, was man haben möchte oder - allgemeiner formuliert - das zu tun, was man für richtig hält.

ja! macht aber die „regelhafte Konkurrenz“, also die
Konkurrenz, die man eingehen will nicht mehr Spass, als
die „regellose“, also die Konkurrenz, der man einfach
ausgesetzt ist?

Hier bin ich nicht ganz sicher, würde aber doch zum Ja
tendieren.

Es gibt reichlich Regeln - wahrscheinlich sogar überreichlich. Die Frage ist nur, wie man die Istsituation beschreibt bzw. empfindet. Was Du als regellose Konkurrenz bezeichnest, bezeichne ich als soziale Marktwirtschaft und keiner, der von Sozialabbau und sozialer Kälte schwafelt, kann mich von dieser Meinung abbringen.

Gruß,
Christian

Zusammenfassung
Hi!
Hab mal so ein paar Argumente zusammengefasst und Gegenfragen gestellt!

Ist Hoechstleistung etwas Gutes?
Ich bin eher jemand, der sich mit Mittelmaessigem zufriedengibt und
dafuer Zeit fuer Musse und Genuss hat.

Sagst du vor einer Oparation das auch dem Arzt?

Bessere Loesungen sind meistens nicht noetig. Sobald z.B. ein
technisches Geraet mehr kann als sein Vorgaenger, tauchen meist auch
neue Probleme auf.

Und treiben nicht gerade diese Probleme unseren Fortschritt an?

Ich glaube, dass die Menschen nicht gluecklicher
geworden sind waehrend die Autos immer besser wurden

Gäbe es überhaupt Autos, wenn damals alle deine Einstellung geteilt hätten?

All deine vermeintlichen Vorteile sind nur innerhalb eines
konkurrenzbasierten Wertesystems Vorteile. Sie stellen keine
absoluten Gueter dar, wie Glueck, Liebe, Zufriedenheit, Zuversicht.
Zwar kann man diese Gueter auch im Konkurrenzsystem erzielen, aber
sie sind meiner Meinung nach im System „Gemeinsamkeit“ leichter zu
verwirklichen.

Und was ist mit dem Gut Freiheit? Ist nicht die Freiheit die Basis für Glück und Zufriedenheit?

… weil du nur Menschen kennst, die in einer
konkurrenzorientierten Gesellschaft aufwuchsen, bzw. von
dieser schnell umgepolt wurden (ehemalige
DDR-Buerger). Natuervoelker machen vor, dass sie ohne
Konkurrenzdenken tausende Jahre bestehen koennen.

Wurden die einen umgepolt, oder kamen die anderen nicht mit der gewonnenen Freiheit klar?
Zitat Paul Kirchhof: Eine freiheitliche Staatsverfassung wird deshalb nur in Hochkulturen gelingen, in denen die Menschen dank innerer Bindung zur Freiheit bereit und kraft ihrer Ausbildung und Bildung zur Freiheit fähig sind.

Du bist eben ein Kind deiner Zeit. Umwelt formt den Menschen. In
einer anderen Umgebung aufgewachsen, haettest du diese Ansprueche
nicht. Die Beduerfnisse, auf die du dich berufst, sind keine
natuerlichen, mit denen der Mensch auf die Welt kommt.

Ist das Streben nach Wohlstand unnatürlich?

Mit der Pflicht zur Arbeit wuerden auch die Faulen
arbeiten, so wie heute die Menschen arbeiten, weil sie sonst nicht
genug Geld bekommen. In beiden Wirtschaftsmodellen muss irgendein
Zwang zur Arbeit da sein. Dies ist also kein Gegenargument.

Gibt es nicht einen Unterschied zwischen staatlichem Zwang und eigenem Streben?

Manch ein DDR-Buerger drueckt es so aus: „Frueher musste ich
wochenlang einem Buch nachjagen und war dann uebergluecklich,
als ich es endlich hatte. Heute kriege ich jedes Buch sofort;
das ist langweilig.“
Auch fuehrte der Mangel zu mehr Nachbarschaftshilfe

Soll der Mangel Ziel eines Staates sein?

Die persoenliche Freiheit kann doch nicht darin bestehen, viele
verschiedene Waren zur Auswahl zu haben und die ganz allein
in seiner Wohnung zu benutzen.

Ist es nicht die persönliche Freiheit, sein eigenes Leben nach der persönlichen Meinung zu gestalten?

Persoenliche Freiheit ist Meinungsfreiheit, Reisefreiheit,
Konfessionsfreiheit, Freiheit sich nach seinem Gusto zu entfalten.
Nichts davon wuerde die Planwirtschaft einschraenken.

Wofür die DDR ja ein glänzendes Beispiel ist!
Was ist, wenn der Staat plant, Innlandsreisen sind ausreichend? Reisefreiheit?

Des weiteren ist ein Teil der Planwirtschaft, die anstehende Arbeit aufzuteilen. Dazu noch ein Zitat von diesmal Paul Nolte: Als fatal – wiederum: kulturell ebenso wie ökonomisch – erwies sich zumal die Idee vom „Nullsummenspiel“ der Arbeit: die Vorstellung einer fixen, begrenzten Arbeitsmenge, die nicht zu vermehren sei und dann eben gerechter verteilt werden müsse.

HB

Danke und Zusammenfassung
Hallo

Danke, dass ihr mir geantwortet habt.

Folgende Einwaende gibt es gegen mein kurz skizziertes
Wirtschaftssystem:

  • Wer plant und wer entscheidet, was der natuerliche Bedarf der
    Menschen ist?

    Das ist wirklich ein Problem. Eine pragmatische Loesung waere,
    zunaechst saemtliche Werbung abzuschaffen. Dann stellt die Regierung
    einen gewissen Lebensstandard zur Verfuegung und das Volk kann in
    einem eigens dafuer geschaffenen Amt seine Wuensche auessern. Gibt es
    genuegend Nachfrage nach einem Produkt, dann geht dieses in
    Produktion (auf Entscheidung der Regierung). Zugegeben: Da gaebe es
    viele praktische Schwierigkeiten, vor allem, weil den meisten
    Produkten Entwicklungszeiten unbestimmter Dauer vorausgehen.

-Konkurrenz ist nicht das Prinzip der gegenwaertigen
Wirtschaftsordnung, sondern Profitabilitaet (hoechstmoegliche
Verzinsung). Konkurrenz ist auch in einer Planwirtschaft ein
wesentlicher Ansporn.

O.k.

  • Die real existierenden Planwirtschaften waren alles andere als
    oekologisch.

    Das haette aber nicht so sein muessen, sondern war/ist nur eine Folge
    von Nachlaessigkeit oder Armut. Da es nicht vordergruendig um
    Wirtschaftlichkeit geht, laesst sich Umweltschutz grundsaetzlich
    besser in eine Planwirtschaft integrieren als in eine freie
    Marktwirtschaft.

  • In einer Planwirtschaft wird die Freiheit zur Selbstbestimmung
    eingeschraenkt. Individuelle Geschmaecker werden ignoriert, alles
    wird uniformiert.

    Das ist sicher bis zu einem gewissen Grad richtig. Andererseits
    empfinden viele die Freiheit, waehlen zu koennen als einen Zwang,
    waehlen zu muessen. Sie waeren froh, wenn ihr Lebensweg nicht so
    viele Unwaegbarkeiten haette, sondern im Groben schon vorgezeichnet
    waere. Jede Wahl ist von der Angst begleitet, sich falsch zu
    entscheiden. Gibt es aber nur wenig Alternativen, dann fallen
    Entscheidungen leichter.
    Die Moeglichkeiten zur individuellen Lebensgestaltung und zur
    individuellen Geschmacksentwicklung, die die heutige Zeit bietet,
    werden von vielen Menschen gar nicht genutzt. Beispiel Kleidung: 99%
    orientieren sich an denselben Vorstellungen von Mode und sehen im
    Grunde gleich aus.
    So optimistisch, wie einige hier schreiben, dass man es sich in einer
    Marktwirtschaft so einrichten koenne, wie es einem gefalle, bin ich
    aber nicht. In Wahrheit unterliegt fast jeder von uns allen
    moeglichen Zwaengen. Mir fehlt z.B. das Geld, um so leben zu koennen,
    wie ich es wirklich will.

  • Die Planwirtschaft nimmt erfinderischen Unternehmern die
    Moeglichkeit, anzubieten was sie wollen.

    Stimmt wohl, finde ich auch nicht so toll.

  • Menschen, die die Gleichmacherei und die Plaene der Regierung
    ablehnen, werden verfolgt und unterdrueckt.

    Das sehe ich nicht so. In Ostblock war das so, aber eine
    Planwirtschaft heisst nicht automatisch Verbot nonkonformer Meinungen
    noch z.B. Verbot von Reisen in bestimmte Laender. Menschen, die heute
    oeffentlich gegen die Verfassung auftreten, werden ebenfalls
    verfolgt.
    Problematischer sind die in einer Planwirtschaft noetigen
    Verstaatlichungen privater Unternehmen, bzw. deren Noetigung nach
    Regierungsplaenen zu arbeiten.

Planwirtschaft ist etwas fuer Schlappschwaenze, Langweiler und
Angsthasen. Die Marktwirtschaft ist viel interessanter und
abenteuerlicher.

Das ist Geschmackssache. Juergen Wilhelm, von dem dieser Einwand
kommt, versuchte sowieso meinen Vorschlag mit Deutungen meiner Psyche
abzulehnen. Das kann in die Hose gehen, weil J.W. meine Psyche nicht
kennt und die Argumente fuer eine Planwirtschaft auch ganz
unabhaengig von der psychischen Verfassung ihres Vertreters eine
Erwaegung wert sind.

  • Planwirtschaft kann der Vielfalt der Erfordernisse nicht gerecht
    werden, die die Komplexitaet modernen Lebens mit sich bringt.

    Ja nun, diese Komplexitaet ist ja durch die freie Marktwirtschaft
    erzeugt und nicht von Natur aus da. Dass es z.B. furchtbar viele
    Unterlegscheiben gibt und in einer Planwirtschaft nur wenige, sehe
    ich als Pluspunkt fuer die Planwirtschaft. Die Standards, die es
    heute gibt (Papierformat, Wasserrohrdurchmesser, CDs, USB…) sind
    alle Gold wert. Ohne sie waere der Kauf von irgendwelchen Geraeten
    noch komplizierter und Reparaturen auch.

  • In einer Planwirtschaft kommt es kaum zu Innovationen.
    Stimmt vielleicht. Man kann ja Forschungslabore betreiben und
    Erfindermessen koennen stattfinden. Ausserdem sind nicht alle
    Erfindungen segensreich. Ich z.B. glaube, dass eine Welt ohne
    Privatautos schoener waere und sehe ueberhaupt nicht, das Autos die
    Menschen gluecklicher gemacht haetten. Sie sind in unserer Welt nur
    deshalb so nuetzlich, weil die Welt unter der Voraussetzung des Autos
    konstruiert wurde.

  • Eine Planwirtschaft foerdert die Korruption.
    Steht Deutschland auf dem Korruptionsindex nicht sehr weit oben? Ich
    meine da mal etwas gelesen zu haben.

Gruss, Tychi

Danke auch fuer deine Antwort.
Sie kam, waehrend ich meine Zusammenfassung schrieb.
Ich habe jetzt keine Zeit mehr auf deine Argumente einzugehen.
Sie sind aber gut.

Gruss, Tychi

Hallo Franz,

was mir dazu einfällt: Dass das ein Schrieb eines derjenigen
ist, die offensichtlich angst vor Konkurrenz haben.

Alle Deine Beschreibungen der Konkurrenzsituation sind negativ
geprägt.

Das stimmt aber nicht ganz; Tychi bestimmt genau eine Form der
Konkurrenz nicht negativ: nämlich die Konkurrenz im Spiel.

Wobei das witzige ist: Mich persönlich nervt Konkurrenz im Spiel maßlos, denn ich muss und will absolut nicht besser sein, als mein Freund oder meine Freundin.
Dagegen liebe ich den Wettbewerb um die besten Ideen, um Verbesserung der Prozesse, um Produktivität sehr.

Wenn schon, dann hat er also „Angst“ vor der erzwungenen
Konkurrenz, der Konkurrenz, die regellos ist, bis aufs Blut,
bis in den Tod hinein geht, die man nicht selbst gewählt und
gewollt hat, nicht aber vor der Konkurrenz, die in einem frei
ausgehandelten Rahmen stattfindet, im Spiel.

Ah ja, wo lebst Du? In Brasilien, wo Du an jeder Ecke gekillt bist, wenn Du mehr Geld hast als der andere? Also ich lebe in Deutschland:wink:

Zum anderen muss Tychi ja auch nicht unbedingt Angst
vor (regelloser!) Konkurrenz haben, er könnte ihr ja auch müde
ein, sie ekelhaft, unansehlich finden, menschenverachtend
vielleicht sogar.

Wie gesagt: Ich entdecke hier absolut keine regellose Konkurrenz. Und das nur, weil wir uns den Luxus von Regeln leisten können, weil wir wirtschaftlich erfolgreich sind. Und dieser Luxus kann schnell vorbei sein. Die Patina unseres Sozialstaates ist dünn und abhängig vom Erfolg unserer Gesellschaft.

Nun füge ich meine dazu:

  • Konkurrenz führt zu Höchstleistungen, das Aneinandermessen
    führt zu besseren Lösungen, als das gemeinschaftliche Puscheln
    und Wattebauchschmeissen.

ich wage mal ein Ja!
aber Lösung zu welchem Ziel?

Egal zu welchem Ziel. Und das Ziel geben wir uns frei(!) vor. Und diese Freiheit ist ebenfalls ein Luxus, den Du erst einmal haben musst.

Klar, dass Deutschland in der Champions League spielt, wei
Stoiber gerne sagt. Aber warum ist das fürs Leben
wichtig, dass man mehr hat als andere?

Nö, darum geht es doch gar nicht. Mein Ziel ist nicht, mehr zu haben als andere. Mein Ziel ist, genug für mich zu haben, dass ich ein sorgenfreies, selbstbestimmtes Leben kann. Das ist doch ein gewaltiger Unterschied, oder?

Also: sollte man Konkurrenz dem „Puscheln“, wie Du es so
abschätzig nennst, vorziehen, selbst wenn diese nicht nötig
wäre?

Jedes Zögern nimmt mir zumindest meine Basis für Sicherheit. Und wir haben hier in D genug gepuschelt, denn wenn wir unsere Hausaufgaben die letzten 20 Jahre gemacht hätten, könnten wir a) wirtschaftlich erfolgreicher mit mehr Arbeitsplätzen, b) ökologischer und c) durchaus sozial ausgewogener agieren. Aber nein, wir haben ineffektive Besitzstandwahrung (Puscheln) betrieben ohne Rückschluss auf notwendige Veränderungen, weil wir meinten, es würde ewig so weitergehen. Geht es aber ewig so weiter? Nein, und jetzt heulen die Deutschen, weil die späte Anpassung weher tut als eine rechtzeitige …

Welche Form des Zusammenlebens lässt sich eher vom Mittel um
Selbstzweck erheben: die Konkurrenz oder das „Puscheln“?

Puscheln kann ich dann, wenn ich es mir leisten kann. Nicht umsonst ist zunächst die Wirtschaft erfolgreich geworden und dann(!) wurde der Sozialstaat möglich. Anders herum wirst Du immer scheitern.

  • Konkurrenz macht Spass

ja! macht aber die „regelhafte Konkurrenz“, also die
Konkurrenz, die man eingehen will nicht mehr Spass, als
die „regellose“, also die Konkurrenz, der man einfach
ausgesetzt ist?

Das ist - wie oben beschrieben - Deine Meinung. Ich konkurriere sehr gerne mit Menschen, die mir nicht nahe sind. Und sehr ungern mit Menschen, die mir nahe stehen, weswegen ich konkurrierende Spiele nicht mag. Wenn schon, dann ehrlich und hart und ohne zwischenmenschliche Rücksichten, die ich bei Freunden immer habe …

  • persönlicher Reichtum gibt Dir die Macht, Deine Gesellschaft
    nach Deinen Regeln zu verbessern, ohne andere fragen zu müssen
    oder so etwas leicht frustriert:wink: schreiben zu müssen

Sorry, aber dieses Argument, das so oft in diesem Forum kommt,
halte ich für die GAF, die größtmöglich anzunehmende Frechheit
:wink:

Warum? Ich lese hier permanent Postings von Weltverbesserern, die meist aus einer Position des wirtschaftlich begrenzt erfolgreichen argumentieren, wie die wirtschaftlich erfolgreichen zu handeln hätten. Das ist billig und nach meiner Definition eine GAF.
Ich habe sehr hohe Achtung vor Menschen, die ein Vermögen verdienen und dieses Vermögen freiwillig der Gesellschaft schenken. Ich habe keinerlei Verständnis für Menschen, die bestenfalls sich selber erhalten, keine Arbeitsplätze schaffen, nichts risikieren, aber von Umverteilung und Verteilungsgerechtigkeit schwafeln. Sich ein Stück vom Kuchen des anderen abschneiden zu wollen, ist wirklich sehr einfach …

es ist doch ein Schwachsinn hoch drei, dass derjenige, der das
Bestehende kritisiert, andere Möglichkeiten denkt, dies
nur deshalb tut, weil er frustriert ist!

Habe ich das behauptet? Ich habe seine negative Grundstimmung gegenüber Konkurrenz kritisiert, weil ich persönlich Konkurrenz als Bereicherung ansehe. Und ich befürchte tatsächlich, dass jemand, der diese Konkurrenz in einem weitgehend freien System als Belastung ansieht, tendenziell eher ein schwach ausgeprägtes Selbstbewußtsein und eine gewisse Frustration daraus hat.

In der Umkehrung müsste man den, der das Bestehende
verteidigt, ein feige Sau nennen, und jemanden, der einfach zu
faul und zu blöd ist, mal an etwas anderes zu denken.

Weißt Du, ich bin aktuell Manager eines Veränderungsprozesses. Ja, ich behaupte, dass derjenige, der sich nicht mehr bewegt, tot ist oder es zumindest bald sein wird. Veränderung macht Spass, es bringt Dich weiter, es erweitert Deinen Horizont. Und es ist definitiv nichts schlechtes, wovor man angst haben müsste.

Kann diese Ebene eine vernünftige Diskussion ergeben? Eher
nicht, oder?

Ich denke schon …

Grüße
Jürgen

Hallo,

Ich z.B. glaube, dass eine Welt ohne
Privatautos schoener waere und sehe ueberhaupt nicht, das
Autos die
Menschen gluecklicher gemacht haetten.

die Privatautos waren die Basis für LKWs, Landmaschinen …
Ich denke schon, daß unsere heutige Versorgung mit Lebensmitteln die Menschen glücklicher macht. Das ist eine Folge der Erfindung der Autos.

Mit der Planwirtschaft vor 120 Jahren, hättest Du den Hunger für alle Ewigkeiten zementiert. Das war damit gemeint.

Gruß, Rainer

Hallo Wolfgang,

Du bekämst
es wie jeder andere, der die Hand an die Privatwirtschaft und
damit an einen Kernpunkt individueller Freiheit legt, mit
meiner Doppelläufigen zu tun.

das kann ich mir vorstellen.
Eines ist klar: die Ablehnung des Kapitalismus geschieht in den allermeisten Fällen (und in meinem ganz besonders) in Namen der individuellen Freiheit , nicht gegen die Freiheit.

Es stehen sich also zwei verschiedene Konzeptionen von Freiheit gegenüber
ich bin davon überzeugt (und Du scheinbar auch), dass diese auf vorhersehbare Zeit unmöglich durch begriffliche Diskussion vermittelt werden können, sondern letztlich nur durch kriegerische Auseinandersetzung.

Nur um Missverständnissen vorzubeugen: das wünsche ich mir keinesfalls, weil ich gewaltverherrlichend wäre, aber ich bin schlicht davon überzeugt, dass dies einmal geschehen wird.

Dieser Punkt war übrigens eine sehr stark diskutierter in marxistischen Kreisen der 00/10/20er Jahre und findet sich nachlesbar unter der Rubrik „Evolution (Kautsky, Bernstein) vs. Revolution (Lenin, Trotzki)“.

Ich wollte einfach mal hören, was die „Gegenseite“ dazu meint.

Planwirtschaftliche Methoden sind geeignet, für begrenzte Zeit
eine begrenzte Anzahl knapper Güter zu verteilen/zu
rationieren. Das Spektrum reicht von der Kriegswirtschaft, die
alle Kraft bindet und für andere Zwecke nur noch ein gerade
lebenserhaltendes Minimum zur Verfügung stellen will, über
Lebensmittelrationierungen bis zur Zuteilung von Wohnraum.
Über Elementares hinausgehenden Bedarf vermögen
planwirtschaftliche Methoden nicht zu decken.

da gebe ich Dir zu einem großen Teil recht; wenn Du meine Antwort an Tychi liest, dann wirst Du feststellen, dass ich das selbst so ähnlich gesagt habe.

Planwirtschaftler scheitern spätestens an der schieren Anzahl
verschiedenartiger Güter, sehr schön an vielen ganz einfachen
praktischen Beispielen zu beobachten. 10 oder 20 verschiedene
Sorten Unterlegscheiben bekommen Planer noch auf die Reihe,
aber nicht tausende. Die Vielfalt geht über Horizont und
Überschaubarkeit jedes Planers weit hinaus und hat gnadenlose
Standardisierung zur Folge.

auch da ist viel dran.

Durch drückenden Mangel entsteht die
Planwirtschaft, um fortan selbst den sie am Leben erhaltenden
Mangel zu produzieren.

nein!!!
genau dieser Aspekt trifft nicht auf die Planwirtschaft zu, sondern auf die Marktwirtschaft: die fortwährende Erzeugung des Mangels ist die absolut notwendige Voraussetzung der Kapitalreproduktion.

Das war nun meine Meinung;
diese unsere beiden Meinungen besitzen aber einen unterschiedlichen Begriff von „Mangel“, und an so einer wichtige Stelle wie dieser hier sollte man mal einhaken, wenn man die Haltung des anderen nicht einfach nur als dumm oder unwissend (oder frustriert!!!) betrachten möchte, sondern über den Spiegel des anderen seine eigenen Voraussetzungen erfahren möchte.

Nun gibt es in Mitteleuropa gar keinen Mangel an Gütern oder
Defizite in der Distribution, die planwirtschaftlichen
Dirigismus rechtfertigen. Wenn es also nicht um die
Überwindung einer Notlage geht, kann es nur noch um den
Dirigismus als Mittel der Beschneidung individueller
Handlungsfreiheit gehen. Diese Freiheit ist aber neben dem
Leben an sich eines der höchsten Güter. Deshalb die Drohung
mit der Doppelläufigen an jedermann, der die Hand an diese
Freiheit legt.

aus Deiner Sicht, also mit Deiner Konzeption von „Mangel“ und „Freiheit“ ist dies korrekt ausgedrückt und nachvollziehbar.

Viele Grüße
franz

Hallo Christian

Klar, dass Deutschland in der Champions League spielt, wei
Stoiber gerne sagt. Aber warum ist das fürs Leben
wichtig, dass man mehr hat als andere?

Ist es nicht.

Schön, dass wir uns da einig sind.

Du kannst Deine Zelte abbrechen und fürderhin im
Wald wohnen. Niemand wird Dich daran hindern. Das ist ein
Aspekt der persönlichen Freiheit.

Sorry, aber das ist einfach nur plump und vollkommen nichtssagend.
Haben die Menschen vor dem Kapitalismus im Wald gewohnt oder nicht auch eine Kultur besessen?

Übrigens: selbstvertändlich werde ich daran gehindert in den Wald zu gehen: Eigentumsrecht, Baurecht, etc.
Oder nicht?

ja! macht aber die „regelhafte Konkurrenz“, also die
Konkurrenz, die man eingehen will nicht mehr Spass, als
die „regellose“, also die Konkurrenz, der man einfach
ausgesetzt ist?

Hier bin ich nicht ganz sicher, würde aber doch zum Ja
tendieren.

Es gibt reichlich Regeln - wahrscheinlich sogar überreichlich.

richtig; man muss aber klar unterscheiden zwischen „konstitutiven Regeln“ und „normativen Regeln“; die ersteren liegen einem bestimmten Bereich zu Grunde, die zweiteren regeln diesen Bereich;

es gibt also im Kapitalismus selbstverständlich enorm viele Regeln der Konkurrenz (der sog. Ordoliberalismus ist ein gutes Stichwort dazu), aber eben nicht Regeln, die der Konkurrenz zu Grunde liegen würden;
das heißt: niemand kann für sich frei entscheiden, dass er mit dem „Konkurrenz-Spiel“ aufhören möchte;
Du hast das ja selbst bestätigt: wer aufhören möchte, muss in den Wald;
das ist aber eine beträchtliche Einschränkung der Freiheit der Entscheidung mit der Konkurrenz aufzuhören, oder nicht?

Es geh hier also in der Tat, wie ich es Wolfgang geschrieben habe, um INDIVIDUELLE FREIHEIT.

Die Frage ist nur, wie man die Istsituation beschreibt bzw.
empfindet. Was Du als regellose Konkurrenz bezeichnest,
bezeichne ich als soziale Marktwirtschaft und keiner, der von
Sozialabbau und sozialer Kälte schwafelt, kann mich von dieser
Meinung abbringen.

denk an die eben genannte Unterscheidung von Regeln;
die Volkswirtschaftslehre betont ja immer gerne stolz, wie im Kapitalismus doch aus dem „Anarchismus (Regellosigkeit) des Marktes“ das beste für alle entstehen würde; von daher ist mein Begriff „regellose Konkurrenz“ ja auch überhaupt nicht anklagend, sondern rein beschreibend gemeint.

Viele Grüße
franz

Hallo, Christian

ich dachte, es ginge um eine Fahrgemeinschaft. Bei allgemeinem
Verzicht auf dreiviertelleere Autos: OK.

So sehe ich es.

Trotz der Entzerrung von allgemeingültigen Arbeitszeiten - Einführung von Gleitzeit (in einigen Betrieben), kommt es regelmässig zu Staus - wie kann das sein?
Und - warum gibt es eigentlich, im Zeitalter des Internets, nicht viel mehr Computerheimarbeitsplätze?

Der Zwang zu Fahrgemeinschaften würde all diese
Errungenschaften wieder zunichte machen. Mal ganz davon
abgesehen, daß ich nach Hause gehe, wenn ich mit meiner Arbeit
durch bin und nicht dann, wenn die Kollegen heim zur Mutti
wollen.

Wann schrieb ich je von „Zwang“?

Meiner Meinung nach, ist das Bilden von Fahrgemeinschaften, wenn es möglich ist, ökologisch und ökonomisch sinnvoll.

Gruß
karin

P.S. Da gab es doch den Slogan „freie Fahrt für freie Bürger“:
http://www.3sat.de/3sat.php?http://www.3sat.de/kultu…
vielleicht könnte man ihn umwandeln in „Stop-and-Go für freie Bürger“.

Hallo Jürgen,

Wobei das witzige ist: Mich persönlich nervt Konkurrenz im
Spiel maßlos, denn ich muss und will absolut nicht besser
sein, als mein Freund oder meine Freundin.

dann steht es Dir aber vollkommen frei (abgesehen von den enttäsuchten Gesichtern Deiner Freunde), ein solches Spiel gar nicht erst zu spielen, oder halt ein anderes Spiel, in dem es nicht um Sieg/Niederlage geht zu spielen.

Dagegen liebe ich den Wettbewerb um die besten Ideen, um
Verbesserung der Prozesse, um Produktivität sehr.

Wobei das witzige ist: Mich persönlich nervt Konkurrenz im Wettbewerb maßlos, denn ich will es absolut nicht
(leichte Abänderung Deiner eigenen Worte!)

Dass es solche Menschen gibt, dürfte klar sein.

Dass solche Menschen nicht einfach vollkommene Idioten sind, sondern aus Gründen der Angst, Ekel, Moral,Religion, Ästhetik, etc. „nicht wollen“, dürfte auch klar sein.

Dass Du aber frei aus dem Spiel aussteigen kannst, diese Leute aber nur unfrei aus dem Wirtschaftssystem aussteigen können (exc hat ja geschrieben: Geh in den Wald! und die Hippies und die Penner machen es ja in etwa so), dürfte auch klar sein, wenn man ehrlich ist.

Mit „unfrei“ ist gemeint: es hat Konsequenzen, es wird sanktioniert (z.B. mit dem Verzicht auf viele materielle Dinge; mit einer Stellung auf der untersten Stufe der sozialen Leiter, etc.);
anders als beim Spiel-Verzicht muss also beim Konkurrenz-Verzicht die Konsequenz bei der Entscheidung mitbedacht werden.

Wenn schon, dann hat er also „Angst“ vor der erzwungenen
Konkurrenz, der Konkurrenz, die regellos ist, bis aufs Blut,
bis in den Tod hinein geht, die man nicht selbst gewählt und
gewollt hat, nicht aber vor der Konkurrenz, die in einem frei
ausgehandelten Rahmen stattfindet, im Spiel.

Ah ja, wo lebst Du? In Brasilien, wo Du an jeder Ecke gekillt
bist, wenn Du mehr Geld hast als der andere? Also ich lebe in
Deutschland:wink:

Du hast absolut nicht verstanden, was dieser Satz sagen sollte;
also deutlicher:
Man hat sich nicht ausgesucht, welches Wirtschafts-/Gesellschaftssystem man will, sondern wurde hineingeboren.
Wir haben gerade gesehen, dass man nicht frei aussteigen kann.
Die Konkurrenz geht „aufs Blut“ bzw. „bis zum Tod“ (klar, ist das sehr blumig ausgedrückt), weil die Konkurrenz es ist, welche die Teilhabe der Subjekte an den materiellen Errungenschaften regelt. Wer die Konkurrenz ablehnt (z.B. Penner) der verliert (bei uns durch den Sozialstaat teilweise abgefedert), dem geht es tatsächlich ganz tief an die Lebensqualität und statistisch betrachtet auch eindeutig an die Lebensquanität (Lebenserwartung).

Diesen Aspekt kann man auch nicht einfach zurückweisen, dergestalt dass man sagt, dass ja bei uns auch die „Loser“ nicht gleich zu Grunde gehen. Das ist sicher richtig, aber der Unterschied zur Konkurrenz-im-Spiel dürfte klar sein, und genau darum ging es ja.

Zum anderen muss Tychi ja auch nicht unbedingt Angst
vor (regelloser!) Konkurrenz haben, er könnte ihr ja auch müde
ein, sie ekelhaft, unansehlich finden, menschenverachtend
vielleicht sogar.

Wie gesagt: Ich entdecke hier absolut keine regellose
Konkurrenz.

Wie ich die „Regellosigkeit“ gemeint habe, habe ich inzwischen Christian geschrieben (ich hätte es gleich präzisieren sollen).

Die Konkurrenz-im-Spiel ist regelhaft, die „natürliche“ Konkurrenz ist regellos, weil sie zwar Regeln hat, wie sie abläuft, aber nicht Regeln, wie sie begonnen, verändert und beendet wird (das alles kann nur von Spielern frei ausgehandelt werden).

Mein Ziel ist nicht, mehr zu
haben als andere. Mein Ziel ist, genug für mich zu haben, dass
ich ein sorgenfreies, selbstbestimmtes Leben kann. Das ist
doch ein gewaltiger Unterschied, oder?

allerdings, ist er das!
Aber Tychi hat ja das gleiche geltend gemacht;
er möchte genug haben, damit er einigermaßen gut überleben kann, aber darüber hinaus möchte er in erster Linie seine Ruhe haben („Muße“ hat er es genannt)

Es wäre aber falsch zu glauben, dass ihr beide das nun halten könnt wie ihr wollt; man kann doch an unserem Wirtschaftssystem nur ganz oder gar nicht teilnehmen;

„ein bißchen und dann seine Ruhe haben“, das geht einfach nicht.

Im Witzebrett ist gerade die passende Geschichte von Böll dazu verlinkt:
http://www.pheid.claranet.de/anekdote.htm
diese Geschichte nennt sich wissenschaftlich „urspüngliche Akkumulation“; der „Tourist“ stellt den Kapitalismus dar, der „Fischer“ die traditionale Gesellschaft (die es heute nirgendwo mehr gibt, weil vom Kapitalismus ausgemerzt).

Jedes Zögern nimmt mir zumindest meine Basis für Sicherheit.
Und wir haben hier in D genug gepuschelt, denn wenn wir unsere
Hausaufgaben die letzten 20 Jahre gemacht hätten, könnten wir
a) wirtschaftlich erfolgreicher mit mehr Arbeitsplätzen, b)
ökologischer und c) durchaus sozial ausgewogener agieren.

Das meine ich ernst: Du hast damit vollkommen Recht!

Aber: es ist ein Unterschied, ob man aus strategischen Gründen (denn die BRD steht ja auch in Konkurrenz zu anderen Volkswirtschaften) dem Puscheln eine Absage erteilt, oder ob man allgemein gegen das Puscheln ist, oder nicht?

Anders gesagt: Auch wenn wir innerhalb des Weltmarktes gegen andere Volkswirtschaften konkurrieren müssen , müssen wir doch nicht deshalb aus den politischen Augen verlieren, dass wir uns vielleicht mit unseren Konkurrenten politisch einigen könnten, dieses Konkurrieren-Müssen gemeinsam aufzugeben.

Nochmal anders: Wenn wir unseren Sozialstaat in Zeiten der Globalisierung opfern/schrumpfen müssen um konkurrenzfähig zu bleiben, dann können wir doch weiterhin politisch danach streben die Bedingungen des Weltmarktes so zu ändern, dass unser Sozialstaat erhalten bleiben kann bzw. wieder errichtet werden kann.

Stör Dich nicht am einzelnen jetzt, ich wollte damit nur verdeutlichen, dass Unterschede bestehen zwischen dem was man innerhalb einer bestimmten Situation tun muss, und dem was man_unabhängig von dieser Situation_ tun kann und will.
Oder nicht?

Aber
nein, wir haben ineffektive Besitzstandwahrung (Puscheln)
betrieben ohne Rückschluss auf notwendige Veränderungen, weil
wir meinten, es würde ewig so weitergehen. Geht es aber ewig
so weiter? Nein, und jetzt heulen die Deutschen, weil die
späte Anpassung weher tut als eine rechtzeitige …

Das ist richtig; auf der anderen Seite muss man schon sagen, das z.B. die Engländer oder Amerikaner mit Thatcher und Reagan zwanzig Jahre vor uns mit „Puscheln“ aufgehört haben, besser dastehen tun sie heute aber auch nicht.

Welche Form des Zusammenlebens lässt sich eher vom Mittel um
Selbstzweck erheben: die Konkurrenz oder das „Puscheln“?

Puscheln kann ich dann, wenn ich es mir leisten kann.

Richtig, so meine ich es auch;
aber man kann auch dann, wenn man sich das „Puscheln“ nicht leisten kann, das Ziel nicht aus den Augen verlieren und dafür politisch kämpfen, dass die Situation geschaffen wird, dass man es sich leisten kann.

Sorry, aber dieses Argument, das so oft in diesem Forum kommt,
halte ich für die GAF, die größtmöglich anzunehmende Frechheit
:wink:

Warum? Ich lese hier permanent Postings von Weltverbesserern,
die meist aus einer Position des wirtschaftlich begrenzt
erfolgreichen argumentieren, wie die wirtschaftlich
erfolgreichen zu handeln hätten. Das ist billig und nach
meiner Definition eine GAF.

  1. Nein, Tychi ist kein geistig beschränkter Weltverbesserer, sondern Physiker und ich bin kein Weltverbesserer sondern Soziologe und Philosoph (akademisch, nicht hobbymäßig!).

  2. Möchte ich nicht den „wirtschaftlich Erfolgreichen“ vorschreiben was diese zu tun hätten (das wäre mir eigentlich eher furchtbar egal), sondern ich kämpfe darum, dass diese Leute mir nicht vorschreiben, wie ich zu leben habe, und ich kämpfe dagegen, dass sie mir sagen: „Wir sind Wirtschaftler, du nur Philosoph, darum haben wir Recht“, weil die Schlussfolgerung „darum haben wir Recht“ eine logisch falsche Schlussfolgerung ist.

(abgesehen davon habe ich bisher in meinen Artikeln, so glaube ich zumindest, nicht unbedingt den Eindruck erweckt, ich hätte von den Grundzügen der Volkswirtschaftslehre keine Ahnung.)

Außerdem muss einfach gesagt sein, dass ja die Marxistische Theorie nicht eine Anti-Wirtschaftstheorie ist, sondern sie ist eine andere Wirtschaftstheorie, mit anderen Begriffen, mit anderen Voraussetzungen, mit einer anderen Konzeption der Stellung der Ökonomie zur Politik, mit anderem philosophischen Unterbau, mit anderen Dogmen, mit anderen blinden Flecken als die bei uns vorherrschende Volkswirtschaftslehre, die -aus philosophischer Sicht- eine Art Post-Utilitarimus ist.

Warum kann man nicht akzeptieren, dass es verschiedene Volkswirtschaftslehren gibt?
Warum muss man die Vertreter der anderen Lehre gleich zu „Weltverbesserern“ und „Frustrierten“ machen, und ihnen -anstatt sich zu fragen, ob diese andere Sicht nicht vielleicht auch interessant ist- damit von vorneherein keinerlei Erkenntniswert zuschreiben?

(Dass es viele „Weltverbesserer“ gibt, die schwafeln und keine Ahnung haben, habe ich nicht bestritten, die gibts aber auf beiden Seiten gleichermaßen).

Viele Grüße
franz

Guten abend,

ich dachte, es ginge um eine Fahrgemeinschaft. Bei allgemeinem
Verzicht auf dreiviertelleere Autos: OK.

So sehe ich es.

Trotz der Entzerrung von allgemeingültigen Arbeitszeiten -
Einführung von Gleitzeit (in einigen Betrieben), kommt es
regelmässig zu Staus - wie kann das sein?

einerseits weil die Menschen tendenziell eher tagsüber arbeiten als nachts und weil andererseits die Menschen anscheinend lieber mit dem Auto mit dem dazugehörenden Komfort im Stau stehen als mit ihnen unbekannten Menschen mit all ihren unangenehmen Begleiterscheinungen.

Und - warum gibt es eigentlich, im Zeitalter des Internets,
nicht viel mehr Computerheimarbeitsplätze?

Dürfte bei vielen Arbeitsplätzen daran scheitern, daß die Präsenz der Menschen vor Ort erforderlich ist. Hinzu kommt - und das ist meine persönliche Beobachtung - die Vorgesetzten aus verschiedenen Gründen ihre Mitarbeiter gerne um sich haben.

Der Zwang zu Fahrgemeinschaften würde all diese
Errungenschaften wieder zunichte machen. Mal ganz davon
abgesehen, daß ich nach Hause gehe, wenn ich mit meiner Arbeit
durch bin und nicht dann, wenn die Kollegen heim zur Mutti
wollen.

Wann schrieb ich je von „Zwang“?

Nirgends, aber ich nahm an, daß Du Fahrgemeinschaften vorschreiben wolltest.

Meiner Meinung nach, ist das Bilden von Fahrgemeinschaften,
wenn es möglich ist, ökologisch und ökonomisch
sinnvoll.

Ich halte sie aus praktischen Gründen nur begrenzt tauglich, beleibe aber dabei, daß mir das Thema weitestgehend wurscht ist.

P.S. Da gab es doch den Slogan „freie Fahrt für freie Bürger“:
http://www.3sat.de/3sat.php?http://www.3sat.de/kultu…
vielleicht könnte man ihn umwandeln in „Stop-and-Go für freie
Bürger“.

Solange sich die Dauer von Fahrten zum Arbeitsplatz mit dem Auto erheblich von der Dauer mit öff. Verkehrsmitteln unterscheidet, machen ein paar Minuten stockenden Verkehrs anscheinend wenigen Menschen etwas aus. Müßte ich mich entscheiden, wäre ich wohl auch lieber im Stau allein als mit anderen Menschen in der Bahn.

Gruß,
Christian

Hallo, Christian

Vor hundert Jahren gurkte man auch nicht zur 16
Stunden-Schicht im Bergwerk mit dem eigenen Auto aus 100 km
Entfernung heran, sondern wohnte in teilweise sogar gestellten
Wohnungen gleich um die Ecke.

das gibt es heute immer noch. Schau dir Wohnheime für Krankenpflegepersonal an oder angemietete Zimmer für Polizisten etc…
Dort wohnen heutzutage aber meistens Wochenendpendler - nicht sehr familienfreundlich.

Heute wohnt man natürlich lieber
auf dem Land und wundert sich, daß man zwar nur noch 7 Stunden
am Tag arbeitet, aber trotzdem 11 Stunden von zuhause weg ist.

Man wohnt tatsächlich lieber auf dem Land, weil:

  1. die bezahlbaren Preise für Wohnraum eine Rolle spielen
  2. die Umweltbelastungen in den Städten immer grösser werden

Da wird dann die Flexibilität ins Spiel gebracht, die von ach
so vielen Leuten gefordert wird.

Wird sie nicht gefordert?

In keinem Land
der Welt hängt der Mensch so sehr an seiner eigenen Hütte -
behaupte ich zumindest, Gegenbeweise gern willkommen.

„… Im Vergleich zu anderen EU-Staaten liegt die Wohneigentumsquote in Deutschland auf einem niedrigen Niveau. …“
http://www.bbr.bund.de/index.html?/wohnungswesen/woh…

Gruß
karin

Hallo Karin!

Ich verstehe deine :Argumentation nicht!
Einerseits stehst du voll :hinter dem Gedanken des :sinnvollen ökonomisch :nachhaltigen Wirtschaftens -> :Umwelttechnologie/
Vorsorge gegen menschlich :verursachte Klimaveränderung :-> Kiotoprotokoll.
Andererseits bist du gegen :ökologisch sinnvolle
Umweltprojekte, bzw. :smiley:enkansätze zu ökonomischem :Verhalten.

Es geht in dieser Diskussion um Sinn und Unsinn von Planwirtschaft. Dabei handelt es sich nicht nur um Grenzziehungen - die haben wir durchaus - es geht um staatlich verordnetes Wirtschaften. Die Diskussion ließe sich mit einem Blick auf alle vergangenen und auf die heute noch existierenden Planwirtschaften beenden, denn dort läßt sich an praktischen Beispielen zeigen, wie weit es dort mit ökologisch vertretbarem Wirtschaften her ist. Das sind allesamt Sauställe, die ganz andere Sorgen als z. B. Umweltschutz haben.

Ich versuche es einmal anders: Umweltschutz setzt heute durchweg Technologie vom Allerfeinsten voraus. Die dafür erforderlichen Entwicklungen sind so gar nichts für Amtsstuben, das ist vielmehr ein Feld für Forscher- und Entwicklergeist, für Unternehmertum, für freie Köpfe, für kaufmännisches Rechnen und für Gewinnstreben. Das alles ist mit einem innovationsfeindlichen Umfeld aus Dirigismus, Gängelung und Mangelwirtschaft nicht kompatibel. Mit der Lähmung von Gewinnstreben und privater Initiative bleiben Ämter und ein Millionenheer weitgehend gleichgültiger, in die private Idylle zurückgezogener Leute übrig.

Praktisches Beispiel: Nach Jahren der Vorbereitung, des Vor- und Nachdenkens, der Beobachtung von Markt und technologischer Entwicklung starte ich ein Projekt zur Entwicklung einer einsatzfähigen, bezahlbaren Technologie, mit deren Hilfe sich große Mengen fossiler Energieträger einsparen lassen. Zur Realisierung suche ich mir die geeigneten Ingenieure verschiedener Fachrichtungen, die keine Idealisten sein sollen, sondern nur erstklassige Fachleute, die mit Sachverstand und Gewinnstreben ihren Anteil beitragen. Dabei wäre das Projekt ohne Sachverstand zum Scheitern verurteilt, aber auch ohne persönliches Gewinnstreben kann kein brauchbares Ergebnis entstehen. Wenn man nämlich den positiven Effekt für die Umwelt erzielen möchte, muß die Technologie verkäuflich sein. Das wiederum setzt voraus, daß es für den Käufer des Produkts einen Nutzen gibt. Verbraucher sind nun mal keine Idealisten mit Heiligenschein, deshalb muß das Produkt billiger als der bisherige Energieeinsatz sein.
Verfolgt man dabei nur das ökonomische Ziel, gibts den ökologischen Nutzen gratis dazu und umgekehrt.

Gewinnstreben (innerhalb eines vorgegebenen Handlungsrahmens) gehört zu den stärksten Triebfedern, Neues und Besseres zu schaffen. Dazu gehört Wettbewerb, der Altes und nicht so Leistungsfähiges verdrängt und notfalls ganzen Industrien den Boden entzieht. Ohne Verdrängung, ohne kaufmännische Überlegungen und Gewinnstreben lebt man irgendwann in einem überalterten Schrotthaufen. Das alles läßt sich an sämtlichen real existierenden Planwirtschaften beobachten. Sie haben keine nennenswerte Innovationsfähigkeit und sind ausschließlich mit der immer unveränderten Deckung elementaren Bedarfs beschäftigt. Ob Abgasreinigung, Wasseraufbereitung oder effiziente Energienutzung - das sind Technologien quer durch alle naturwissenschaftlichen Bereiche, die Erfindergeist voraussetzen, der sich nicht befehlen läßt. In einer Planwirtschaft stellen solche Aktivitäten nicht beherrschbare Störgrößen dar. Zudem ist eine Planwirtschaft naturgemäß außerstande, die Vielfalt der erforderlichen Stoffe und Materialien bereit zu stellen. Da werden Dinge gebraucht, die nicht Jahre vorher eingeplant waren und deshalb nicht verfügbar sein können.

Langer Rede kurzer Sinn: Handlungsrahmen werden gebraucht. Der Rahmen muß weit genug gesteckt sein, um Antriebsmechanismen für individuelles, freies und zielführendes Handeln nicht zu fesseln. Außerdem begräbt man tunlichst Vorstellungen vom ausschließlich selbstlosen und idealistischen Menschen. Wer darauf vertraut, wird in der Hauptsache hochgelegte Füße und in letzter Konsequenz asoziales Verhalten fördern. Demgegenüber ist von Gewinnstreben getriebene Leistung zur Nachfragebefriedigung ein buchstäblich soziales Tun.

Gruß
Wolfgang

Hallo Tychi,

Planwirtschaft ist etwas fuer Schlappschwaenze, Langweiler
und
Angsthasen. Die Marktwirtschaft ist viel interessanter und
abenteuerlicher.

Das ist Geschmackssache. Juergen Wilhelm, von dem dieser
Einwand
kommt, versuchte sowieso meinen Vorschlag mit Deutungen meiner
Psyche
abzulehnen. Das kann in die Hose gehen, weil J.W. meine Psyche
nicht
kennt und die Argumente fuer eine Planwirtschaft auch ganz
unabhaengig von der psychischen Verfassung ihres Vertreters
eine
Erwaegung wert sind.

Da Du mich hier aus welchen Gründen auch immer namentlich erwähnst: Ich habe mir erlaubt, Deine aus meiner Sicht äußerst einseitige und negative Meinungsäußerung zur Konkurrenz zurechtzurücken. Und ja, ich glaube tatsächlich weiterhin, dass diese durchaus offensiv und vehement vorgetragene einseitige Sichtweise mit Deiner eigenen Einstellung zur Konkurrenz und zum Wettberwerb zu tun hat, egal wie oft Du das leugnest.
Glaube mir: Ich kann sehr wohl die angst vor der eigenen Freiheit verstehen (wenn ich auch die Mutlosigkeit nicht wirklich nachvollziehen kann). Ich habe allerdings keinerlei Verständnis dafür, als Alternative die Freiheit aller beschneiden zu wollen, also auch derer, die Spass an der Freiheit haben (wobei wir uns auch erinnern sollten, dass diese unsere Freiheiten hart erkämpft wurden).

Grüße
Jürgen