Moin moin,
ich kann Maltes Artikel kaum noch etwas hinzufügen.
Wichtig ist aber, dass bei Sportveranstaltungen das Vorgehen der Polizei immer mit den Vereinen abgestimmt wird und der Polizeieinsatz meißtens sogar von den Vereinen gefordert wird (Erfahrungswerte aus der Vergangenheit).
Im Prinzip blieb alles ruhig. Kleinere Ausschreitungen gab es.
Zeugt eigentlich davon, dass man durchaus mit „show of forces“ deeskalieren kann.
Ich habe aber dennoch ein paar Fragen:
- Es gibt verschiedene „Arten“ von Polizisten. Einmal die,
die man auf der Straße gemeinhin als „Verkehrspolizisten“
einstufen würde. Und welche mit hellgrünen Anzügen und
Schlagstöcken. Was unterscheidet sie?
Ergänzend zu Maltes Aussage und den genannten Links möchte ich anmerken, dass grundsätzlich keine (großen) Unterschiede bestehen. Die Masse der Einsatzhundertschaften wird in der Regel aus Personal in den ersten Dienstjahren gestellt. Dementsprechend gibt es kaum einen Polizisten, der nicht selbst einmal BePo Dienst geleistet hat - die Ausbildung ist also grundsätzlich die gleiche. Der einzig sichtbare Unterschied ist die Ausrüstung, der „crowd/riot-control Anzug“ der BePo ist halt genau auf die möglichen Einsatzszenarien bei „unfriedlichen Menschenansammlungen“ abgestimmt.
- Ein „Verkehrspolizist“ und ein „Hellgrüner“ filmten
ununterbrochen den Gästefanblock, nie den Heimblock. Wozu wird
hier ständig draufgehalten?
Die Kameratrupps der BFE werden nicht nur zur Beweissicherung bei Festnahmen eingesetzt sondern allgemein dazu strafbare Handlungen zu dokumentieren. Auch wenn vor Ort (aus einsatztaktischen Gründen) kein Zugriff durchgeführt wird ist es in der Regel möglich (z.B. bei bekannten „Krwawallmachern“) die Identität nachträglich festzustellen und entsprechenden Maßnahmen einzuleiten.
- Im Gästeblock gab es eine große Anzahl an Doppelhaltern.
Auf einem ist ein Männlein mit einem Stinkefinger zu sehen.
Der Besitzer dieses Doppelhalters wurde wegen
Beamtenbeleidigung (!) aus dem Stadion gebracht und in
Gewahrsam genommen.
Hört sich für mich persönlich eher nach nachgeplapperter Mundpropaganda an, als nach der Wahrheit. Zum einen gibt es den Straftatbestand der „Beamtenbeleidigung“ nicht und zum anderen wäre es wahrscheinlich aus einsatztaktischen Gründen absolut falsch jemanden nur wegen einer Beleidigung (die ich hier nicht einmal wirklich erkennen kann) aus einem Fanblock herauszuziehen von der Tatsache, dass ich es noch nicht erlebt habe, dass die BePo erst einmal vor Ort die akuten Gründe einer in Gewahrsamnahme aufzählt, damit auch alle wissen, was Sache ist ;o). Man muss sich auch immer darüber klar sein, dass der Sinn der durchzuführenden Maßnahme auch in Relation zum Risiko der Polizisten stehen muss. Denkbar wäre für mich aber z.B. die Vorstellung, dass durch die BFE in Person X mit dem „Doppelhalter“ ein bekannter Hooligan erkannt wurde, der als Rädelsführer bekannt ist und zudem noch in Stadion Y Hausverbot hat. Letztlich wäre das aber wohl genauso Spekulation, wie die oben geschriebene Geschichte.
Ist ein Bild ein Grund für eine Festnahme?
Für eine Personenüberprüfung sicherlich, für eine Ingewahrsamnahme könnte es bei einer solchen Veranstaltung auch reichen - man kann die Personenüberprüfung ja hinauszögern.
Ich gehe aber davon aus, dass „Beleidigung“ als Grund für die Ingewahrsamnahme auszuschließen ist.
Was erwartet den „Täter“ jetzt?
Wahrscheinlich gar nichts (allerhöchstens eine Geldbuße), wenn es wirklich um „Beleidigung“ geht, was ich mir aber wie gesagt nicht vorstellen kann.
- Gibt es bei der Polizei verschiedene Strategien, wie auf
Großveranstaltungen zu handeln ist, meinetwegen so etwas wie
„aggressiv Präsenz zeigen“ und „dezent im Hintergrund, aber
einsatzbereit bleiben“?
Es gibt unterschiedliche Strategien und unterschiedliche Eskalationsstufen. Das beschriebene offensive Auftreten der BePo weist darauf hin, dass von einem sehr hohen Gewaltpotential seitens der Fans ausgegangen wird, welches bereits im Keim erstickt werden soll. Auf jeden Fall schon eine sehr hohe Eskalationsstufe.
Führt eine falsche Taktik zu Konsequenzen bei
den Entscheidungsträgern?
In der Regel führen auch richtige Taktiken zu massiven Konsequenzen bei den „Entscheidungsträgern“ - die werden dann nämlich von einem Tag auf den anderen in den Ruhestand versetzt.
Auf Grund von Erfahrungswert aus der Vergangenheit in der schon ein (für die Polizei) ungünstig geschossenes Foto, aus dem Zusammenhang gerissen und in die BILD gesetzt Polizeipräsidenten oder sogar Innenministern den Job gekostet hat, kann man davon ausgehen, dass die Polizei heutzutage kaum noch den Elan aufbringen wird richtig durchzugreifen, da der politische Rückhalt fehlt.
Es kommt nicht darauf an, ob eine Taktik „richtig“ oder „falsch“ war (auch wenn hier eher von „zweckmäßig“ und „unzweckmäig“ zu sprechen ist), es kommt leider meißtens nur darauf an, was die Presse daraus macht. Und je nachdem, wie das Presseecho ist kann ein perfekt durchgeführter, rechtlich einwandfreier Polizeieinsatz ganz schnell zu „willkürlicher Polizeigewalt gegen friedliche Sportfans“ werden.
Machen Polizisten alle ein Deeskalationstraining oder ist das :freiwillig?
Die Einsatzkräfte sind in der Regel sehr gut auf ihren Einsatz vorbereitet. Deeskalation ist allgemein ein Thema mit dem ein Polizist schon auf der Polizeischule konfrontiert wird und das sich sich in aller Regel bis zur Pension durchzieht.
Gruß Andreas