(Pop)Musik heute - immer 'primitiver'?

Hallo Leute!
Irgendwie bin ich der Meinung, dass die heutige Musik der Allgemeinheit (Popmusik) musikalisch fast keinen kunstvollen gehalt hat. Mir würde spontan kein Lied gefallen. Bereits durch das Hören im Radio hin und wieder fühle mich gelangweilt von den Melodien. Ist dieser Qualitätsverlust tatsächlich vorhanden? Wie wird es mit der Musik in den nächsten 10 - 20 Jahren weitergehen? Oder bin ich nur „verwöhnt“ durch mein Interesse am Jazz und der Klassik?
Bin gespannt auf Antworten!

Grüße,
Bobby

Legitim
Hallo, Bobby!

Ich denke, die Produktion billiger Popmusik ist eine völlig berechtigte Konsequenz: Die Leute kaufen sich keine Alben von Pat Metheny, Runrig, Mylène Farmer, Coldplay, Steely Dan, Radiohead, usw. Sie kaufen sich Natacha Thomas, Juliette Schoppmann, No Angels, Scooter, Hermes House Band, ATB usw. Man kann sicher über die tatsächliche Qualität der von mir als Gegenstück zu den letztgenannten angeführten Interpreten sehr streiten, aber klar ist, dass dort die Sänger/Bandmitglieder ihre Texte selbst schreiben, an der Komposition beteiligt sind, gewisse Erfahrung haben, echte Instrumente spielen.

Dass es deutlich billiger ist, mit Martin Kesici eine CD produzieren als mit Sting und dass sich, zumindest kurzfristig, die Platten von M. K. besser verkaufen als die von Sting, wissen nicht nur wir. Ich bedaure wie Du, dass die Plattenfirmen nicht versuchen, mehr Qualität an die Massen zu bringen, aber kann damit leben, solange es noch die Interpreten gibt, die mir mit musikalischem Können gefallen. Ich kann es Dieter Bohlen nicht verübeln, dass er eine legale Methode gefunden hat, sich auf Kosten der Ohren anderer Leute eine goldene Nase zu verdienen. Solange es noch Dümmere gibt, wird ihm sein Erfolg treu bleiben.

Gruß!
Christopher

Hi Bobby,

immer wenn ich bestimmte Lieder höre wähne ich mich Deiner Meinung. Dann gehe ich nach Hause und lege eine alte Scheibe von den Beatles auf, oder von Abba, oder von irgend einem Neue-deutsche-Welle-Song und schon gehts mir wieder besser.

Hör Dir mal alte Popmusik an (und womöglich sogar die Texte): Die war genauso primitiv wie die heutigen Charts.

Bye
Rolf

hi,

musik war immer gleich primitiv und niveauvoll zugleich. das was wir heute klassik nennen, war die pop(uläre) musik der damaligen zeit. nur sind seitdem ein paar jahrhunderte vergangen, sodaß der schrott ausgestorben ist und nur mehr die superstars (mozart, bach…) überlebt haben. in 200 jahren wird niemand mehr nach britney spears krähen. nur die creme de la creme wird überleben. ich schätze mal, daß die klassik des 20./21. jahrhunderts der jazz sein wird.

gruß datafox

könnte es nicht sein, dass das gehör der allgemeinheit irgendwie durch die einfacher strukturierte musik vernachlässigt ist? und dass somit kompliziertere kompositionen nicht mehr ohne aufwand (längere beschäftigung) verstanden werden?

Hi Bobby,

dem kann ich nur zustimmen.
Aber das FAST musikalisch wertlose ist die eine Sache. Den Umgang mit dieser Musik finde aber mitunter viel schlimmer! Vor allem im Radio. Es ist heutzutage egal welchen Sender man einschaltet. Überall sitzen pseudolustige Moderatoren, die den ganzen langen nichts besseres zu tun haben als die selben neuen schlechten Lieber rauf und runter zu spielen, bis sie keiner mehr hören kann. Ups, hab ich etwa „Lieder“ gesagt? Sorry! Es heißt natürlich „Megahit“! Lieder gibt es ja nicht mehr. Egal welcher Fritz Knullepuff heute ein Lied rausbringt: Er ist DER Star und das Lied ist sofort ein Megahit. Im Radio, Stücke die ich noch nie gehört hatte, zack, „und hier der neue superhit von xvxvfgx“. Darum höre ich nur im Notfall Radio. Dieser Notfall tritt aber sehr selten ein.
Das einzige was heute zählt ist Geld. Darum bleibt die Kunst einfach auf der Strecke! Ein Stück für den Superdupamegastar M. Kesici schreibt sich eben mal schneller als manch anspruchsvolles Stück. Bei 3-fachem Gewinn gegenüber einem anspruchsvollen Stück.

Das beste, und vor allem peinlichste, Beispiel für Musikstücke als Geldmaschine sind Five Days und Reanimate von „Uns Patrik Nuo“.
Five Days fand ich ja fast noch akzeptabel. Aber dann? Reanimate? Das gleiche Stück in grün!!! Als ich das gehört habe wusste ich nicht ob ich lachen oder weinen sollte! Wenn ihr die Stücke da habt: hört euch mal jeweils die ersten 20 Sekunden an. Es ist fast schon peinlich! Der ganze Stil des Stückes: gleich. Die Art der Harmonien in Strophe, Bridge und Refrain: gleich. Und? Die Pause in der Mitte des Stückes: 100% wie in „Five days“. Aber der Hammer ist die Schlagzeugspur! (Dafür bin ich als Drummer vielleicht auch besonders empfindlich) 100%ig die selbe Bassdrum-Figur! Die Breaks und Fill-ins, die Einsätze vor den Refrains: ich möchte fast behaupten, dass die 1:1 kopiert worden sind.
Und dies alles tut ein Produzent nur um mit möglichst wenig Aufwand (hier: fast kein Aufwand) möglichst viel zu bekommen.
SOWAS ist für mich Vergewaltigung an der Musik! DAS IST PRIMITIV, BOBBY!!!

Auf der anderen Seite bin auch stolz, dass ich zu denjenigen gehöre, die sich keinen Bären aufbinden lassen, und Musik noch wegen der Musik hören! Und nicht wegen dem sooooooooo süüüüüüüüüüßen sänger. Ich höre lieber Sachen, die niemand kennt; oder zumindest nicht zum Chart-Müll gehören. Zum Glück. Oysterhead? Dave Matthews? Sting? Manu Katché? Tears for fears? Genesis? Madness? Peter Gabriel? Liquid Tension? Carter Beauford? Toni Levin? Pino Palladino? Ja und sogar die Beatles haben teilweise geile Sachen gemacht! DAS sind noch Leute, die ihr Handwerk verstehen!!!

Wie gesagt: so sehr mich dieser ganze Radio-Mist ank****, so sehr freue ich mich auch meine eigenen exklusiven Sachen hören zu können, ohne zur breiten Masse zu gehören!

SO das musste mal raus! Sorry!

grüße
ingmar

Hmmm
Hi Bobby!

Ich habe mir nach Deinem Posting erst mal die Zeit genommen, in meinen alten Platten (woher bekommt man heutzutage eigentlich noch einen Plattenspieler?) zu wühlen…

Kann es sein, dass rein subjektiv nur die guten Lieder der „guten alten Zeit“ hängen bleiben?

Wenn man mich fragt, würde ich vermutlich sehr ähnlich antworten wie Du - nur, dass ich mit Jazz nichts anfangen kann und von Klassik nicht viel Ahnung habe (ich mag Klassik!).

Aber bei all meinen 80er-Platten fiel mir auf, dass ich mir früher einen ganz schönen Scheiß gekauft habe :wink:

Die richtig guten Lieder der 80er (ich nehme jetzt mal Bezug auf diese Zeit, da es meine Jugend war - in dieser Zeit hörte ich sehr intensiv Charts) passen auf drei oder vier CDs - drei oder vier CDs für ein ganzes Jahrzehnt?

Wenn ich mich an die letzten Jahre erinner, geht es mir ähnlich! Da sind ein paar gute Songs, aber den Rest habe ich vergessen. Oder verdrängt :wink:

Was ich im Moment sehr schlimm finde, ist die Sache, dass jedes zweite Lied ein schlechtes Cover von entweder einem guten Lied - oder aber von einem eh schon schlechten Lied ist! Gut, Cover gab es immer, aber zur Zeit ist es mir zu viel…

Liebe Grüße
Guido

‚Uns Patrik Nuo‘ hat ein neues Lied???
Ist mir noch gar nicht aufgefallen. Aber vielleicht liegt es auch daran, dass diese beiden „Megahits“ sich so ähnlich sind…

Das beste, und vor allem peinlichste, Beispiel für Musikstücke
als Geldmaschine sind Five Days und Reanimate von „Uns Patrik
Nuo“.
Five Days fand ich ja fast noch akzeptabel. Aber dann?
Reanimate? Das gleiche Stück in grün!!! Als ich das gehört
habe wusste ich nicht ob ich lachen oder weinen sollte! Wenn
ihr die Stücke da habt: hört euch mal jeweils die ersten 20
Sekunden an. Es ist fast schon peinlich! Der ganze Stil des
Stückes: gleich. Die Art der Harmonien in Strophe, Bridge und
Refrain: gleich. Und? Die Pause in der Mitte des Stückes: 100%
wie in „Five days“. Aber der Hammer ist die Schlagzeugspur!
(Dafür bin ich als Drummer vielleicht auch besonders
empfindlich) 100%ig die selbe Bassdrum-Figur! Die Breaks und
Fill-ins, die Einsätze vor den Refrains: ich möchte fast
behaupten, dass die 1:1 kopiert worden sind.
Und dies alles tut ein Produzent nur um mit möglichst wenig
Aufwand (hier: fast kein Aufwand) möglichst viel zu bekommen.
SOWAS ist für mich Vergewaltigung an der Musik! DAS IST
PRIMITIV, BOBBY!!!

Plattenspieler

woher bekommt man heutzutage
eigentlich noch einen Plattenspieler?

Das kannst Du doch nicht ernst meinen - Vinyl ist doch heute wieder so hip, dass überall Plattenspieler 'rausgehauen werden!

genauso primitiv wie die heutigen Charts
Das sehe ich im Grunde auch so. Den Unterschied macht wohl die Hormonkonzentration im Körper, denn wenn man mit 16 als Junge bis Oberkante Unterlippe mit Testosteron zugeballert ist, dann klingt Musik halt anders als mit >30, wo man außerdem midlife-crisis-mäßig und fast automatisch in fast schon präseniles „früher war alles besser“-Geschrei verfällt.
Meine Güte, dann hört „Ihr“ halt Eure alten Sachen weiter oder „Sachen, die niemand kennt“ (gähn, was für ein Qualitätsmerkmal). Es gibt auch heute noch spitzenmäßige Musik im Überfluss, und wenn man sich ernsthaft mit Musik beschäftigt bzw. sich dafür interessiert, dann findet und kennt man sie auch.
Was für eine beknackte und pseudo-elitäre Diskussion!

So, und jetzt beruhige ich mich wieder und beweihräuchere mich daheim im stillen Kämmerlein ob meines genialen Musikgeschmacks… *g*

1 Like

Es ist immer wieder schön zu lesen, wie nüchtern Du die Dinge siehst.
Ich denke auch, dass das alles kein Grund ist, sich aufzuregen, denn solange ich noch genügend neue Musik finde, die mich interessiert, soll mir das doch egal sein. Und zum gegenwärtigen Zeitpunkt sehe ich da noch lange Zeit kein Problem…

gehör der allgemeinheit
Sorry, aber wenn ich das höre, weiß ich nicht, ob ich würgen oder mich kaputtlachen soll!?

klassik des 20./21. jahrhunderts
Interessante Frage, aber ich denke, dass es aufgrund der vegleichsweise größeren Musik-Vielfalt nicht ganz so eindeutig sein wird…

meine eigenen exklusiven Sachen
http://www.wer-weiss-was.de/cgi-bin/forum/showarticl…

Völlig ernsthaft!
Hi!

Ich habe letzte Woche hier bei Saturn nachgefragt und bekam ein ungläubiges Stirnrunzeln!

Ich muss allerdings zugeben, noch nicht richtig intensiv geschaut zu haben…

Grüße
Guido

WATT?

könnte es nicht sein, dass das gehör der allgemeinheit
irgendwie durch die einfacher strukturierte musik
vernachlässigt ist? und dass somit kompliziertere
kompositionen nicht mehr ohne aufwand (längere beschäftigung)
verstanden werden?

Musik sollte doch zur Unterhaltung dienen (auch E-Musik!).

Das Einzige, was man daran verstehen muss, ist doch wohl die Sprache des Vokalisten (oder halt auch nicht).

Aber gerade bei Instrumentalstücken - was muss ich da „verstehen“?!?!?! Ich finde es interessant, neue Dinge (Klänge) dort zu entdecken, aber bitte: VERSTEHEN?!?!

Grüße
Guido

Hi
find ich auch… ich muss das langweilige standard-Ohrwurm-lala ja nicht kaufen. Wahr ist, das das Radiohören einem ziemlich verleidet wird, denn den Brei aus Jingles und Musik die kaum von Werbejingles zu unterscheiden ist macht mich fertig.
Es gibt auf dem Musikmarkt allerdings noch soviel gutes der letzten 30 Jahre zu kaufen und zu hören, das ich mich den Rest meines lebens gut mit non-Chart-Pop beschäftigen kann…
HH

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Bohlen
Hi!

Der hat mal im Interview zugegeben, dass seine Musik im Verglecih eher niveaulos sei! Er meinte sinngemäß. dass er sich zwei Wochen mit der Komposition eines anspruchsvollen Stücks beschäftigen könnte, was nicht verkauft - oder aber innerhalb von drei Tagen zwei Alben komponiert, die sich hervorragend verkaufen…

Ich überlege gerade, ob daran etwas Schlechtes ist - ich glaube nicht! So lange er ein „paar“ Leuten mit seiner trivialen Musik ein paar Minuten beschert, in denen sie sich gut fühlen…

Grüße
Guido

ob daran etwas Schlechtes ist
Die Charts sind doch rein marktwirtschaftlich orientiert, also ist Bohlens Rezept eine Lizenz zum Gelddrucken und den Umständen mehr als entsprechend. Da moralisch 'ranzugehen, ist doch völlig unangemessen…

Hi
Die Auswahl an guten , preiswerten Plattenspielern war nie größer als zur Zeit. Das Preissegment unter 200 EU gibt es sogut wie nicht mehr und für 300-500 EU bekommst du geräte wie von Project, rega, see … noch oben wie immer kaum Grenzen.

HH

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