Wie soll das zustande kommen? Die USA importiert jährlich für
etwas mehr als 100 Mrd. $ Rohöl. Selbst wenn sich der
Rohölpreis verdoppeln sollte würden die Mehrausgaben nicht
einmal ein Drittel des jährlichen Rüstungsetats von über 350
Mrd. $ ausmachen.
Darum geht es nicht. Es geht um den Multiplikatoreffekt. Die Transporte verteuern sich. Die Bürger fliegen weniger und fahren weniger mit dem Auto. Gerade gibt es einen Handelskrieg USA-Europa aufgrund Stahl, weil die USA ihren teuren Stahl nicht mehr verkaufen können. Wenn der Ölpreis steigt, wird der US-Stahl noch unverkäuflicher. Das gilt dann zwar auch für den europäischen Stahl. Da dieser aber energieeffizienter produziert wird (wie fast alles in Europa), wird die Preisdifferenz zuungunsten des US-Stahls zunehmen.
Die reinen Mehrausgaben für das Importrohöl sind die von mir angesprochenen Portokosten.
Es würde nicht einmal die von Bush
beschlossenen jährliche Verringerung der Steuerbelastung von
135 Mrd. $ übertreffen. Wenn man bedenkt, daß der OPEC im
Falle eines Embargos derselbe Betrag an Exporteinnahmen
verloren geht und die Konkurrenten ihr Öl durch die
entsprechenden Mehreinnahmen jahrelang zu Dumpingprisen auf
den Markt werfen können, dann sitzt die USA eindeutig am
längeren Hebel. Mit einem Ölembargo kann man sie zwar ärgern,
aber ernsthaft gefährden kann man sie damit nicht.
Ok, was bezeichnest Du als „ernsthaft gefährden“? Es würde sicherlich nicht zum Untergang der USA führen. Aber ein BSP von 2% oder von minus 0,5% ist schon mehr als ernsthaft gefährden. Dies könnte zur Abwahl von Bush führen und das dürfte ausreichen, um ihn mehr als nur etwas zu ärgern.
Für die Erdölexporteure ergibt sich aus einem solchen Schritt
ein weiteres Risiko: Wenn der Rohölpreis so hoch wird, daß die
Errichtung von Produktionsalagen für synthetisches Benzin
billiger wird, als der Import von Öl, dann kann die Geschichte
zum Boomerang werden.
Das ist richtig. Deshalb haben die OPEC-Staaten ja auch kein Interesse an einen hohen Rohölpreis. Dennoch könnte dies in einem „fast-Kriegsfall“ anders aussehen.
Anders als während der letzten Ölkriese
verfügt man heute über die Möglichkeit synthetisches Benzin
billiger zu produzieren als es bei den heutigen Rohälpreisen
aus Erdöl möglich wäre.
Richtig, aber diese Entwicklung braucht seine Zeit. Und das synthetische Benzin ist teuer. Vielleicht irgendwann billiger als Rohöl, wenn OPEC den Preis massiv anhebt, aber weiterhin teurer als der heutige Benzinpreis. Das heißt, Wachstumsverluste für die US-Wirtschaft wird es auch dann geben.
Wenn solche Anlagen also erst einmal
stehen, dann werden die Erdölexporteure ihr Öl nur noch zu
Preisen los, die deutlich unterhalb der jetzigen
Weltmarktpreise liegen.
Nein, wieso? Auch wenn die Anlagen bestehen, ist das synthetische Benzin teurer als Rohöl zu den heutigen Preisen. Also braucht OPEC nur zu den heutigen Preisen zurückzukehren, um ihr Rohöl wieder in gleichen Mengen verkaufen zu können.
Die erdölexportierenden Länder werden
sich also aus eigenem Interesse hüten die USA zu einem
derartigen Schritt zu zwingen.
Natürlich spricht das Eigeninteresse dagegen. Schon alleine weil die OPEC-Staaten auf die Rohöleinnahmen angewiesen sind. Aber gerade bei Irak und Iran könnte der Druck aus der Bevölkerung irgendwann (bei Irak braucht es den ja noch nicht einmal) so groß werden, etwas zu unternehmen, den Palästinensern zu helfen, dass sie diesen eigenen Nachteil in Kauf nehmen.