Hallo, Thomas,:
Mir ist immer noch nicht klar, was Du mit „materiellem Wert“
meinst - den Schrottpreis ja wohl nicht. Dass der Wert einer
Rolex ganz erheblich im irrationalen Bereich liegt, ist ja
wohl klar. Ansehen - Prestige - Nimbus - Renommée - …
Der Wiederverkaufswert ist da schon wieder ein rationales
Argument - nur immateriell.
Berechtigte Frage. Für mich ist es völlig klar, was ich damit meine, ich weiß nur nicht, wie ich das am besten rüberbringen soll 
Klar, der reine Materialwert im engeren Sinne bei einer Edelstahl-Rolex ist minimal. So meine ich das aber nicht. Es geht mir darum, was die Uhr in der Herstellung den Hersteller gekostet hat, also Material, Verarbeitung, Fertigungslöhne, Montage, Prüfung - auch welches Know-How und welche Uhrenmacherkünste darin stecken. Welcher Aufwand steckt hinter der Produktion? Wie viel Mühe hat man sich damit gemacht? Wie exclusiv ist das fertige Produkt? Man könnte jetzt entgegnen, dass man mit großem Aufwand auch ein schlechtes Produkt herstellen kann. Ich gehe mal davon aus, dass dem im Falle einer Rolex nicht so ist.
Edelstahl ist wahrscheinlich auch nicht gleich Edelstahl. Hier wird es himmelweite Unterschiede geben, dann die Art und Sorgfalt der Verarbeitung (ggf. langwierige Handarbeit), die Qualität der verwendeten Komponenten, ich kann diese verschrauben oder nur kleben, die Qualität und Güte der Schrauben, die Güte der verwendeten Lager-Steine (jewels) die Präzision der Montage, die Qualität der verwendeten Öle, die Qualität des Uhren-Glases, Härtung und Versiegelung der Oberflächen, etc.
Ich könnte mir auch vorstellen, dass die Kosten, die man aufwenden muss, um aus einem sehr guten Automatik-Werk, ein hervorragendes Automatik-Werk zu machen, immens sind. Eine Verbesserung um 5 Prozent, wird die Herstellungskosten womöglich schon verdoppeln. Ob das aber wirklich so ist, weiß ich auch nicht. Wenn das ein alter Uhrenmacher liest, lacht er sich vielleicht schief 
Für mich ist jede Rolex ein eigenes kleines Kunstwerk. Die Frage ist nur, ob der Preis noch im Verhältnis dazu steht oder ob er trotzdem völlig überteuert ist, auch wenn eine Rolex ein kleines Kunstwerk ist.
Vielleicht soll man aber auch nur glauben,dass eine Rolex ein kleines Kunstwerk ist und es ist im Prinzip eine ganz gewöhnliche maschinengefertigte Automatikuhr, wie andere auch, die im Verkauf vielleicht 500 € kosten. Ich glaube das zwar nicht, aber möglich ist es.
Nimm mal eine gute Automatik von Seiko. Die kostet in der Spitze vielleicht 2.500 €. Da hat man aber schon fast das Teuerste, was Seiko zu bieten hat.
Nimm dann als Vergleich ein Omega für 5.000 € und dann eine Rolex für 10.000 €.
Es stellt sich hier für mich doch ganz offensichtlich die Frage: Welche Unterschiede zwischen den einzelnen Uhren, rechtfertigen den jeweiligen Preisunterschied? Was macht die Omega doppelt so teuer, als die Seiko und was macht die Rolex 4 mal so teuer als die Seiko? Welche Komponenten der Omega oder der Rolex kosten in der Herstellung so viel mehr, dass der Hersteller gezwungen ist, diese hohen Preise zu verlangen?
Oder - und das ist die zweite Möglichkeit - die Preisunterschiede sind überhaupt nicht gerechtfertigt. Wenn ich davon überzeug wäre, würde ich mir die Seiko zulegen. Dann hätte ich die gleiche Qualität zum güstigeren Preis. Oder ist die Rolex von der Qualität der Uhr her - also Gehäuse und vor allem das Uhrwerk - tatsächlich besser als die Seiko.
Falls ja, dann ist die Rolex aber wahrscheinlich nicht 4 mal besser, nehme ich an.
Das halte ich für möglich. Wenn es stimmt, dass eine Rolex in
der Herstellung 1.000 € kostet, aber für 10.000 € verkauft
wird, dann sind die 9.000 € Differenz praktisch reine Marge,
die mit dem Wert der Uhr nichts zu tun haben, sondern die
anders begründet sein müssen, im Zweifel ist es Gewinn, den
sich die Herren von Rolex in die Tasche stecken.
Vom Gewinn ist man da noch weit entfernt. Meinst Du, dass das
Geschäftsmodell funktionieren würde ohne
Händlernetz,
1a-Internetauftritt,
Sponsoring von angesehenen Aktionen,
Bakschisch hier und da,
zerstörender Prüfung fertiger Uhren,
Gartenpflege am Firmensitz ( einschließlich Heimatgemeinde ),
Werbung in Medien
Das ist mir klar, dass die 9.000 € Differenz nicht der Reingewinn ist, sondern vielleicht der Waren-Roh-Gewinn. Alle anderen Kosten gehen davon noch ab. Erst was ganz am Ende übrig bleibt, ist der Reingewinn.
Die Kosten drumherum sind schon immens bei einer Rolex und zahlen tut das über die Preiskalkulation natürlich der Kunde über den Preis. Wie überall. Wenn man diese ganzen Kosten, die Du oben aufgezählt hast, vom Preis abziehen würde, dann würde die Rolex vielleicht nicht mehr 10.000 €, sondern vielleicht nur noch 6.000 € oder 8.000 € kosten. Denn von diesen Kosten drumherum kann ich mir nix kaufen. Davon habe ich nix. Ich bin nur an einer qualitativ erstklassigen und hochwerigen Automatik interessiert und auch nur das will ich bezahlen.
Daher meine Frage nach dem Preis-Leistungs-Verhältnis.
Gruß, Karl