Prinzip eines Ankers

Hi.

Eine Frage, die mich seit Jahren schon mal immer wieder beschäftigt.

Wenn ein Schiff einen Anker wirft, hat dieser ja den Zweck, dass er sich im Boden (oder am Fels etc.) festkrallt, und so das Schiff festhält. Der Anker soll Sturm und Wasserbewegungen widerstehen.
Okay. So weit, so gut.

Was ich nicht verstehe ist das Lichten des Ankers.
Wieso braucht man nur die Ankerwinde anschmeißen, und der Anker löst sich wie von Geisteshand vom Boden? Ich denke, der ist fest im Boden verankert?
Wie geht das also?

☼ Markuss ☼

Hallo Markuss,

es scheint mir eher ein Verständnisproblem zu sein „festkrallt“ ist eigentlich nur selten richtig. Er gräbt sich in den Grund - zumindest teilweise.

Die Ankerwinde ist einfach stark genug um das Teil wieder auszubuddeln.

Gruß Ivo

Hallo !

Damit ein Anker sich im Boden festsetzt, muß die Kette so weit ausgefahren werden, dass sie vom Anker an auf dem Boden liegt. Dabei wird das Schiff einige Minuten voll Rückwärts fahren und die Kette zieht den anfangs flach liegenden Anker hinter sich her.
Dabei kommt es zum Drehen der beiden beweglichen Ankerflunken in den Grund und der Anker „verkrallt“ sich in den Boden. Die Ankerwache sieht dann ein Straffen der Kette und sie weiß, der Anker ist fest.
Die rückwärtslaufende Maschine wird gestoppt und man beobachtet jetzt, ob der Anker wirklich festsitzt.

Das Hieven des Ankers (gelichtet werden sie nur im Kino) geschieht an umgekehrter Reihenfolge. Man fährt mit dem Schiff, bei gleichzeitigem Hochziehen der Kette, zum Ankerplatz. Also direkt über den Anker.
Dabei hebt sich der Anker senkrecht und die beiden Flunken werden aus dem Boden gerissen. Der Anker wird gehievt und die Kette gesichert.

Das Prinzip ist die flachliegende Kette. Vom Anker weg, flach auf dem Boden!!

mfgConrad

neee IVO, weder buddelt die winde den anker aus, noch ist sie dazu stark genug, was auch übel wär, hat ein ausgewachsener sturm doch mehr kraft als eine ankerwinde und der anker sollte auch im sturm halten!!! (ich rede hier NICHT von berufsschiffen, wie stark deren winden sind, weiss ich nicht!!!)
wie das funktioniert ist im anderen beitrag sehr anschaulich beschrieben… einfach bloss daran zerren ist nicht, es geht nur mit drüberfahren…und der erkenntnis… „wenig kette - kein halt“ (*grins*…sollten sich einige sonntagssegler immer wieder mal vor augen halten)

gruss aus dem mittelmeer
karin

Hallo, Conrad,
soweit einverstanden.
Zum besseren Verständnis sollte jedoch gesagt werden, dass der Anker selbst lediglich die Ankerkette am Grund festhalten soll. Die eigentliche Wirkung des Ankers wird dadurch hervorgerufen, dass eine der herrschenden Strömung entsprechende Länge der Ankerkette ausgelegt wird.
Das Schiff wird ja durch das Ankern nicht bewegungslos, sondern schwoit mit der Strömung.
Nicht umsonst besteht die Ankerkette aus besonders großen und schweren Gliedern. Der Anker selbst verhindert nur, dass die Ankerkette über den Grund schleift.
Gruß
Eckard

Danke für die Frage !
Hast uns sehr geholfen!!

Nachfrage an alle
Hi,
hab ich das richtig verstanden, dass die Festhaltewirkung hauptsächlich durch das Gewicht der Kette hervorgerufen wird, und der Anker „nur“ zum Fixieren der Kette dient?
Gruss,

Hi,
hab ich das richtig verstanden, dass die Festhaltewirkung
hauptsächlich durch das Gewicht der Kette hervorgerufen wird,
und der Anker „nur“ zum Fixieren der Kette dient?
Gruss,

Ja, richtig!
Aber, man muß natürlich Kette und Anker als Einheit sehen.

mfgConrad

*?*
Versteh ich trotzdem nicht.
Wie kann denn eine Kette (selbst mit einem Anker dran) ein Riesenschiff an einer Stelle halten? So viel Gewicht hat die doch gar nicht!
*rätsel* *haarerauf(undrunter)*

☼ Markuss ☼

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hallo !

Du mußt mal genau durchlesen, was man Dir antwortet!!
Eckard hatte zusätzlich noch geschrieben, dass das Schiff nie ruhig liegt. Es treibt immer mit der Strömung oder dem Wind am Anker hin und her.

Das Gewicht der Kette :

Wenn bei 30 m Tiefe geankert wird, gibt man ungefähr 100 - 120 m Kette. Wenn ein Kettenglied 50 kg wiegt und 0,50m lang ist, dann sind das 200 x 50 kg = 10 000 kg. (Minus Auftrieb des Wassers).
Damit die Kette sich nicht selbst drehen muß, sind mehrere Drehglieder angebracht.

Der Anker positioniert die Kette. Wäre am Ende der Kette kein Anker, würde die Kette, vom Schiff gezogen, über dem Grund treiben.
Faßt der Anker nicht, rutscht auch dann alles über den Meeresboden.
Die Kette hat so viel Lose, dass sie von der Ankerklüse fast senkrecht ins Wasser fällt. Beim Anker aber am Meeresgrund liegt.

Kommt es während des Ankerns zu Wellenbewegungen, Dünung oder starkem Wind, fängt die steil abfallende Kette diese Stöße auf. Nicht etwa der Anker. Dieser würde sich bei zu kurzer Kette, sofort losreißen und das Schiff würde treiben.

mfgConrad

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Hi,
hab ich das richtig verstanden, dass die Festhaltewirkung
hauptsächlich durch das Gewicht der Kette hervorgerufen wird,
und der Anker „nur“ zum Fixieren der Kette dient?
Gruss,

Hallo Helge,

das mit der Kette stimmt so nicht ganz. Schließlich gibts auch, vor allem bei kleineren Booten, die Variante mit Ankertau und Kettenvorlauf. Das heißt, es ist nur ein kurzes Stück Kette am Anker, dann folgt ein Seil.
Der Anker kann Haltekräfte eigentlich nur parallel zum Boden aufbringen. Sprich, wenn man ihn flach über den Boden schleift, dann gräbt er sich ein und hält. Wirkt die Kraft nach oben, dann ist es vorbei mit dem Halten im Boden. So wird übrigens ein Anker eingeholt. Sobald der Zug nach oben wirkt, kommt der Anker frei.

Die Kette bewirkt durch ihr Gewicht, daß die Krafteinleitung möglichst parallel zum Boden stattfindet und der Anker seine Haltewirkung entwickeln kann. Natürlich ist es so, daß, falls das verankerte Boot nur wenig Kraft ausübt (bei schwacher Strömung oder schwachem Wind) das Gewicht der Kette und die Reibung auf dem Boden ausreicht um das Boot fest zu halten. Aber wenns ernst wird, dann ist es der Anker der die Haltekrafft aufbringt. Er dient also keineswegs nur dazu die Kette zu fixieren.

Mit diesem Wissen wird auch verständlich, warum eine lange Kette dafür sorgt, daß der Anker besser hält. Je länger die Kette, desto flacher die Krafteinleitung und desto besser die Haltewirkung des Ankers. Die Reibung der Kette auf dem Boden kommt noch unterstützend dazu.
Eine Faustregel sagt, daß die Kettenlänge mindestens die 5-fache Wassertiefe betragen soll. Mehr schadet allerdings nicht, falls genügend Platz vorhanden ist.

Gruß,

Thomas.

1 Like

Nochmals… (ich geb nicht auf, bis ichs kapier)
Hi.

Eine Faustregel sagt, daß die Kettenlänge mindestens die
5-fache Wassertiefe betragen soll.

Aha! Das ist doch mal eine sehr wichtige Information!
Als Landratte hat man so Skizzen vor Augen, wo ein Schiff seinen Anker runtergelassen hat, wobei die Kette die Form einer Halbparabel hat, und am Scheitelpunkt hängt der Anker, der sich irgendwie in den Boden krallt. Alles falsch also.

Der Anker selbst spielt (wenn ich es richtig verstanden habe) nur eine untergeordnete Rolle. Das Entscheidende ist anscheinend die Kette, die mit 4-facher Tiefenlänge am Boden liegt, und ein ‚Gegengewicht‘ bildet. Richtig?

Noch ne Frage dazu.
Jetzt mal unabhängig von der Kette: Wenn der Anker sich festklemmt, z.B. an einem Felsen, besteht dann nicht die Gefahr, dass sich der Anker so verkeilt, dass er nicht mehr lösbar ist? Was ist denn dann? Schiff hängt fest? Kette ‚Abtrennen‘ ? Ankerverlust?

☼ Markuss ☼

Jetzt mal unabhängig von der Kette: Wenn der Anker sich
festklemmt, z.B. an einem Felsen, besteht dann nicht die
Gefahr, dass sich der Anker so verkeilt, dass er nicht mehr
lösbar ist? Was ist denn dann? Schiff hängt fest? Kette
‚Abtrennen‘ ? Ankerverlust?

Dann läßt man die Kette durchrauschen. Anker und Kette sind dann erstmal weg. Der Ort wird festgehalten und wenn es eine zivilisierte Gegend ist, wird ein bergungsunternehmen beauftragt, alles zu bergen.
Das hängt dann natürlich vom Preis ab. Entscheidung der Versicherung.

Wenn es gefahrlos zu machen ist, wird die kette auch schon mal abgebrannt. Das hängt aber davon ab, ob noch sehr viel Länge an Bord ist.

Nächste Reise hat man den Anker samt Kette meistens wieder.

mfgConrad

die „faustregel“ lautet laut lehrbuch 3fache wassertiefe bei kette und 5fach bei leine, was m.E. beides schwachsinn ist… seit jahren beobachten wir urlaubssegler, die sich daran halten und dann bei der nächsten durchpfeifenden böe unter garantie auf drift gehen… auch wenn wir nur auf sagen wir mal 3m ankern, gehen minimum 30 m kette raus… wenn nicht mehr… sicher ist sicher und damit sind wir in 10 jahren insgesamt 3x während heftiger stürme auf drift gegangen…

gruss aus dem mittelmeer
karin

Nächste Reise hat man den Anker samt Kette meistens wieder.

Hi zusammen,
Der Markus hat es ja schon kapiert.

Bei der Bemessung der länge der zu legenden Ankerkette ist neben der aktuellen Wassertiefe natürlich auch der jeweilige Tidenhub zu berücksichtigen.

Bei vorhersehbar längeren Liegezeiten habe ich schon erlebt, das beide Anker ausgelegt wurden. Ist ein spannendes und längeres Manöver.

Gut ausgerüstete Schiffe haben ja zudem neben dem Backbord- und Steuerbord-Anker meist noch einen Reseveanker. Manchmal sogar achtern noch einen dritten. Oft ist der an Land eingelagert, vielfach wird er aber auch an Bord mitgeführt. Bei einem meiner letzten Schiffe (MS „Widar“) lag das 17 Tonnen schwere Teil Achterkante der Back.

Sollte sich der Anker wirklich verhaken (gelegentlich bei felsigem Grund kommt das vor) wird so weit wie möglich vorgehievt und dann die Kette abgebrannt. Dann ist wenigstens nur wenig mehr Kette (vorerst) verloren als Wassertiefe. Dann kann man den Reserveanker an der Restkette einschäkeln.

Ankern von Yachten und Booten ist hier gut beschrieben: http://www.oceane-anchor.com/Site%20anglais/US/ancho… (in Englisch)

Gruß
Eckard

Hallo Karin!

Das kannst Du sicher mit einem Boot an einer Strandküste machen. Aber nicht mit einem Frachter von 200 m Länge. Wenn der im Fluß ankert, würde er andauernd andere Schiffe behindern. An der Küste wäre er schnell auf irgendeiner Untiefe.

mfgConrad

Hi.

Der Markus hat es ja schon kapiert.

*strahl*
[Aber bitte „Markuss“.]

Sollte sich der Anker wirklich verhaken (gelegentlich bei
felsigem Grund kommt das vor) wird so weit wie möglich
vorgehievt und dann die Kette abgebrannt. Dann ist wenigstens
nur wenig mehr Kette (vorerst) verloren als Wassertiefe.

Dann liegen also einige zig1000 Anker (+ Ketten) am Meeresgrund ?
Die Menschen in 2 Mio Jahren werden sich wundern, wenn sie die (dann ehemaligen) Meeresböden vor sich haben: Anker neben Anker… :wink:

Wie häufig kommen denn Ankerverluste vor?
Was kostet denn so ein 17-Tonnen-Anker? *habenwill:wink:*

☼ Markuss ☼

klar, aber mein kahn hat nur 12 m länge, da passt das *lach*… ich hatte in einem anderen beitrag weiter unten auch von sportschifffahrt geredet… über berufschifffahrt würde ich mir nie ein urteil erlauben, weil null ahnung… vor denen „rennen“ wir immer nur weg *lach*
grüsse aus griechenland
karin

Dann liegen also einige zig1000 Anker (+ Ketten) am
Meeresgrund ?

Du müßtest schon mal anfangen, alles zu lesen, was man Dir schreibt :

Die meisten Anker samt Kette werden wieder gehoben. Wir haben dreimal den Anker und Kette verloren und hatten beides schnell wieder.

mfgConrad

Hi.

Du müßtest schon mal anfangen, alles zu lesen, was man Dir
schreibt

Was sollen eigentlich deine ständigen Bemerkungen von wegen ‚ich müsste mal lesen‘ oder so ähnlich ?? So sehr ich dir für deine fachlichen Antworten danke, diesen Senf kannst du dir echt sparen.
Ich lese die Antworten nämlich genau durch.
Und dass du auf folgende Nachfrage:

Dann liegen also einige zig1000 Anker (+ Ketten) am
Meeresgrund ?

mit obigen Senf kommst und noch antwortest:

Die meisten Anker samt Kette werden wieder gehoben. Wir haben
dreimal den Anker und Kette verloren und hatten beides schnell
wieder.

ist schon merkwürdig. Denn Deine Antwort widerspricht meiner Vermutung nähmlich gar nicht, wenn man bedenkt, wie viel Anker in den letzten Jahrhunderten auf der ganzen Welt verloren gingen.

Gruß
☼ Markuss ☼