Hallo Merkur,
schönen Dank für deine Erklärung.
- in der ( irrigen ?) Annahme, dass ich sie mir sparen kann,
da Dir die Argumentationen der Philosophen des Neuplatonismus
und Stoizismus bekannt sind
Deren Argumente sind mir schon bekannt, allerdings sind es nicht deren Argumente, die ich moniert habe, sondern deine Auslegung derselben. Es ist schon richtig, dass man die Argumente auch anders auslegen kann, als sie ursprünglich gemeint waren bzw. dass man behaupten kann, sie wären eben so und nicht anders gemeint gewesen. Aber man darf sich nicht auf seiner eigenen Einstellung ausruhen, denn dadurch wird die Sache unphilosophisch, sondern man muss sich immer wieder selbst befragen, wie berechtigt die eigenen Argumente sind.
und Du mich ohnehin diesem " Elfenbeinturm " zugeordnet hast
Nein, das habe ich eigentlich nicht getan. Ich schätze dich als Esoteriker ein, der zwar einen guten Willen hat, dessen Handwerkzeug der Kritik nicht standhält. Dieses Handwerkszeug kann man aber lernen. Ich sehe da kein Problem außer der Weigerung, diese Mühe auf sich zu nehmen.
Was ja auch zuteffen mag.
Der Elfenbeinturm steht normalerweise für die Abschottung akademischen Wissens gegen Verständlichkeit. Das scheint mir bei dir nicht gegeben zu sein. Eher hast du möglicherweise das Problem, dass du dich unverstanden fühlst.
2.Weil ich mich am Anfang befinde ( das sehr wohl weiß)
und das (sicher zutreffende) Gefühl habe, es mit einem
Profiphilosophen nicht aufnehmen zu können .
Es ist die Frage, was man mit dem Wort „Profiphilosoph“ meint. Wenn es meint, dass ich mich in der Philosophie relativ gut auskenne und die Philosophie professionell behandele, dann bin ich ganz einverstanden. Wenn es heißen soll, dass ich mich akademisch abschotte, dann hielte ich das für einen Irrtum, der sich schon dadurch widerlegen lässt, dass ich hier schreibe. Mir geht es geradezu um Verbreitung, ich betreibe also genau das Gegenteil von Abschottung. Freilich gebe ich mich nicht damit zufrieden, dass man einfach das, was man so denkt, zur Philosophie erklärt, sondern wichtig scheint mir zu sein, dass man sich mit Hilfe der Philosophie mit philosophischen Fragen auseinandersetzt. Dazu ist ein kritischer Standpunkt den eigenen Meinungen gegenüber unerlässlich.
Es trotzdem versuche, was man je nach Sichtweise als Mut oder
Frechheit beurteilen könnte.
Mut gefällt mir, Frechheit nicht, aber ich betone, dass ich deinen Eifer gut finde, nur deine Selbstbeschränkung für Selbstbetrug.
- Weil mir manchmal leider die Ausdauer zu fehlen scheint.
Das ist eigentlich kein Argument, denn für Philosophie hat mein sein ganzes Leben Zeit . Du meinst auch sicher etwas anderes, nämlich dass du dich nicht in der Lage fühlst, an Einzelpunkten herumzudoktern, sondern lieber das Ganze sehen möchtest. Das ist ein verständlicher Ansatz, der aber leider den zweiten Schritt vor dem ersten macht, weshalb man auf die Nase fällt. Vor die Synthese des Ganzen setzt die Philosophie dessen Analyse, denn nur durch die Klärung des Einzelnen kann man (relativ) sicher gehen, dass sich in die Betrachtung des Ganzen keine unberechtigten Synthese sozusagen heimlich einschleichen. Daher zielt zwar die Philosophie schon auf das Ganze, ist aber gezwungen, den Umweg über Einzelheiten zu gehen, wenn sie - als Philosophie - ernst genommen werden will.
Ich hoffe, dass dir meine Erörterungen ein wenig helfen, meine Kritik zu verstehen, die ich ganz sachlich und überhaupt nicht persönlich verstanden wissen möchte.
Herzliche Grüße
Thomas Miller