Psychisch auffälliger Jugendlicher

Hallo,

in einem Fall im weiteren Bekanntenkreis gibt es einen Jungen, den ich persönlich als psychisch auffällig bezeichnen würde. Da für die Eltern anscheinend alles normal zu sein scheint, frage ich mich, ob man vielleicht etwas tun kann/sollte/müsste.

Kurz zum Hintergrund: Der Junge ist mir quasi von Geburt an bekannt. (Nachbarschaft, lose Freundschaft unserer Eltern, Kirchengemeinde.) Er ist Nachzügler nach zwei sehr viel älteren Geschwistern, aktuell glaube ich 12 oder 13 Jahre alt. Er ist, um es vorsichtig auszudrücken, SEHR behütet aufgewachsen, schläft meines Wissens nach immer noch im elterlichen Bett und hat bis vor ein, zwei Jahren das Haus nicht ohne elterliche Begleitung zum Spielen mit Kumpels oder ähnlichem verlassen dürfen. (Wir wohnen in einer ruhigen Reihenhaussiedlung, Spielstraße)
Ich persönlich fand ihn schon immer sozial auffällig, er hat wenig oder keine Freunde, redet mit niemandem ungezwungen oder gar normal, scheint da immer sehr gehemmt zu sein. Ich habe auch den Eindruck, dass er durchaus merkbar entwicklungsverzügert ist, könnte das aber nicht an irgendwelchen konkreten Fakten festmachen.
In letzter Zeit sind mir 3 Begebenheiten zu Ohren gekommen, die mir ein ungutes Gefühl geben:

Zum einen redet er wohl sehr auffällig oft über den (keineswegs demnächst wahrscheinlichen) Tod seiner Großmutter, die für ihn eine sehr enge Bezugsperson ist. Das geht soweit, dass er in völlig normalen Situationen (Essen oder so) plötzlich total verzweifelt ist, weil er sich fragt, was wohl ist, wenn die Oma stirbt. Dies aber, soweit die Informationen stimmen, auffällig häufig.

Zweite Begebenheit: Mein kleiner Bruder und zwei meiner Cousens sind im gleichen Alter, aber nicht enger mit diesem Jungen befreundet. Dennoch gibt es durch die Kirche immer mal Berührungspunkte. Nach einem gemeinsamen Nachmittag der Kirchenjugend benahm sich der benannte Junge völlig seltsam, versteckte sich, bekam Heulkrämpfe u.ä. Auf die Frage, was los sei, erzählte er, mein Bruder und meine Cousens haben ihn gemeinsam verprügelt. Beide Eltern reagierten prompt, stellten die Kinder ernsthaft zur Rede etc. Diese waren völlig überrascht, und es stellte sich heraus, dass (erwiesener Maßen) überhaupt nichts war, nichtmal ein böses Wort oder anderes. (Klar, der Umgangston unter Jungs dieses Alters ist nicht immer der feinste… aber jedenfalls scheint es keinen anlass für derartiges Verhalten gegeben zu haben.)

Dritte Begebenheit: der besagte Junge steht auf dem Parkplatz und streckt - völlig ohne Anlass oder irgendeinen erkennbaren Beweggrund - unserem Nachbarn die Zunge raus. Dieser ist ein bisschen poltrig, aber durchaus gutmütig. Er kam jedenfalls aus seinem Auto raus, schimpfte mit dem Jungen („Das kannst du gleich sein lassen, sowas brauche ich mir nicht bieten zu lassen“ sowas in der Art halt - laut, aber keineswegs drohend). Der Junge verkrümelt sich, eine halbe Stunde später steht er vor dem Garten dieses Nachbarn, heult, schreit und erklärt, dieser habe ihn verprügelt.

Noch eine kurze Anmerkung: die älteren Geschwister, zwischen 25 und 30, sind mir beide bekannt und soweit man das von außen burteilen kann völlig normal.

Ich habe halt den Eindruck oder die Befürchtung, dass da mehr als nur „Sonderbarkeit“ dahinter steckt, und dass er einem Psychologen zumindest mal vorgestellt werden sollte. Durch die Tatsache, dass meine Familie nun durch die eine Begebenheit mit meinem Bruder quasi persona non grata ist, scheint es mir aktuell schwierig, mit den Eltern, die das unter Umständen nicht sehen (wollen) oder unterschätzen, mal zu reden. Sollte man das tun? (Im Zweifelsfall könnte meine Mutter, die einen freundschaftlichen Draht zu den Eltern zumindest mal hatte, das versuchen) Oder einfach abwarten? (Wenn eine ernsthafte psychische Erkrankung zugrunde läge, würde es doch ohnehin irgendwann „krachen“, und der Besuch eines Psychologen oder Psychiaters würde unumgänglich.)

Ich frage mich halt auch, ob von dem Jungen eine Gefahr (für sich selbst oder andere) ausgehen könnte. So als Laie (Psychologiestudent ohne wirkliche diagnostische Erfahrung) geht meine Vermutung in die Richtung einer schizotypischen Störung, dafür wäre das ja eher nicht so typisch, trotzdem stelle ich mir die Frage nach Gefahr. Meine „Diagnose“ ist ja sicher unvollständig, vielleicht auch völlig falsch. Ich beobachte ja auch nur aus der Entfernung heraus.

Wie ist eure Meinung zum Thema?
Viele Grüße,
Inka

Ich halte dieses Verhalten auch für etwas bedenklich und denke man sollte die eltern ansprechen um etwas richtung psychologischer untersuchung zu bewegen. Ich denke aber nicht, dass da übertriebene sorge angebracht ist. ich kann mir nicht vorstellen, dass von dem jungen eine gefahr aus geht. er is schüchtern und hat angst vor älteren. seltsam ist, dass er behauptet verprügelt worden zu sein obwohl das nicht stimmt.

Das problem an der sache ist, wie man den eltern das beibringen kann, ohne den eindruck zu erwecken man wäre der meinung der bub wäre total beknackt. sie würden dann wahrscheinlich trotzig reagieren und versichern, dass IHR sohn vollkommen normal und gesund ist, schließlich kennen sie ihn ja am besten.

Hallo Inka,

So als Laie
(Psychologiestudent ohne wirkliche diagnostische Erfahrung)

Wäre das nicht eine Frage an deine Dozenten?

MfG Peter(TOO)

Hi!

Der Junge, so wie du ihn darstellst, wirkt auf mich wie ein typischer überbehüteter Nachzügler, an dem die Eltern, oft die Mutter, all ihre erdrückende „Liebe“ ausüben, weil sie wissen, dass es das letzte Kind sein wird, und oft gutmachen wollen, was bei den älteren Geschwistern nicht so geklappt hat.
Technischer ausgedrückt könnte man sagen, dass bei solchen Kindern die frühe Ablösung von der primären Bezugsperson nicht funktioniert hat, was die ganze Autonomieentwicklung zeitlebens stört.
Wenn du nun schreibst, dass er noch im Elternbett schläft, dann setzt das dieser „Liebe“ die Krone auf.
Solche idealtypischen Fälle gibt es jedenfalls zuhauf.
Ob der Junge da nun tatsächlich einzuordnen ist, kann ich selbstverständlich weit weniger beurteilen als du.

So als Laie
(Psychologiestudent ohne wirkliche diagnostische Erfahrung)
geht meine Vermutung in die Richtung einer schizotypischen
Störung,

Solche Mutmaßung aus der Ferne bringt ja eh nichts, aber bei einem 12jährigen mitten in der Persönlichkeitsentwicklung erscheint es mir von vorne herein wenig sinnvoll, an Persönlichkeitsstörungen zu denken.

E.T.

Hallo,

das sind ja viele starke Behauptungen, die du vom Hörensagen her aufstellst.

Ich kenne viele Kinder, die recht lange bei den Eltern im Bett geschlafen haben. Gut, 12 ist doch arg lang, doch du weißt ja nicht einmal, ob dies schon seit Jahren vorbei ist.

Woher nimmst du die Gewissheit?

Und wer weiß, vielleicht ist der Junge ja wirklich verprügelt worden, nur keiner glaubt ihm.

Mir scheint, viele reden über ihn, aber wenige mit ihm.

Und du weißt auch gar nicht, ob die Eltern sich nicht vielleicht doch Sorgen machen und schon einiges unternehmen.

Woher kommt deine Motivation diesem Jungen zu helfen?

LG
Stefan

Motivation
Hallo zusammen,

vielen Dank für eure bisherigen Antworten. Da mehrfach meine Motivation hinterfragt wurde, vielleicht nochmal ganz kurz zu meinem Anliegen, durch meine Spekulation hinsichtlich einer Diagnose habe ich mich wohl ein bisschen „reingeritten“.

Primär ist mein Anliegen, hier Meinungen zu hören, ob das von mir beobachtete Verhalten bedenkenswert ist, und ob das Anlass sein sollte, tätig zu werden, oder eben nicht.
Ich persönlich empfände es nämlich durchaus als unhöflich, wenn jemand, der mir lediglich bekannt, aber nicht befreundet ist, und der noch dazu im Alter meiner Kinder ist, mir was von psychischen Problemen meines Sohnes erzählt, daher mache ich mir eben Gedanken, ob es sinnvoll und angebracht ist, oder eben nicht.

Zum Hörensagen/bzw. zu meinen Quellen: ich habe sehr deutlich darauf Bezug genommen, die Geschichten von anderen gehört zu haben, weil ich damit herausstellen will, dass dies Beobachtungen sind, die natürlich durchaus durch mich interpretiert wurden, und die zumindst grundsätzlich erstmal auch anders gewesen sein könnten. Grundsätzlich beziehe ich mich aber nicht auf irgendwelchen Klatsch, sondern auf Menschen, die tatsächlich mit diesem Jungen zu tun haben und mit mir über ihre Erfahrungen gesprochen haben. Ich würde hier erstmal von vertrauenswürdigen Quellen ausgehen, nur aufgrund von Gerede würde ich mir nicht so ernsthaft Gedanken machen.
In den beiden Geschichten, wo es um die Behauptung von Prügel geht, kann übrigens ziemlich sicher und objektiv ausgeschlossen werden, dass dies den Tatsachen entspricht.

Und nein, es liegt mir fern, hier selbst psychologisch tätig werden. Im Studium erhalten wir nur eine sehr rudimentäre diagnostische Ausbildung, und auf praktische Psychologische Tätigkeit werden wir gar nicht geschult, dies erfolgt ja alles konkret in einer Therapeutenausbildung. Daher würde ich meine Grenzen ganz klar überschreiten, wenn ich mich hier in irgendeiner Weise als „Fachmann“, also psychologisch, einmischen würde.

Wie gesagt: mein Anliegen ist, mir zu meinen Beobachtungen mal weitere Meinungen, evtl. ja von Fachleuten, einzuholen, um für mich besser entscheiden zu können, ob es angebracht ist, mal näher hinzusehen, weil durchaus ein ernster Hintergrund bestehen könnte, oder ob es nicht angebracht ist, weil ich die Dinge überbewerte.
Ich finde es eigentlich nicht so abwegig, sich Gedanken über die Menschen zu machen, mit denen man zu tun hat, auch wenn es nur entfernt ist, speziell wenn es um Kinder geht und man das Gefühl hat, dass etwas nciht in Ordnung sein könnte.

Ich freue mich auf weitere Antworten von euch!
Liebe Grüße,
Inka

Ich bin aktuell nicht in der Uni, der Weg ins Forum war im Moment für mich erstmal kürzer. Aber sonst, natürlich :smile:

Gruß,
Inka

Hallo Stefan,

das sind ja viele starke Behauptungen, die du vom Hörensagen
her aufstellst.

Ich kenne viele Kinder, die recht lange bei den Eltern im Bett
geschlafen haben. Gut, 12 ist doch arg lang, doch du weißt ja
nicht einmal, ob dies schon seit Jahren vorbei ist.

nein, das weiß ich nicht, das habe ich auch mit Absicht daher so geschrieben, dass das klar wird.

Woher nimmst du die Gewissheit?

Und wer weiß, vielleicht ist der Junge ja wirklich verprügelt
worden, nur keiner glaubt ihm.

Die Behauptung wurde tatsächlich sehr ernst genommen, aber tatsächliche Prügel kann in den geschilderten Fällen weitestgehend ausgeschlossen werden.

Mir scheint, viele reden über ihn, aber wenige mit ihm.

kann sein - ich bin halt nicht seine Bezugsperson, außer freundlich Hallo und Tschüss wenn wir uns sehen habe ich wenig gemeinsame Themen mit ihm.

Und du weißt auch gar nicht, ob die Eltern sich nicht
vielleicht doch Sorgen machen und schon einiges unternehmen.

Nein, auch das weiß ich nicht. Was ich weiß, ist, dass in all diesen Vorfällen auch von Seiten der Eltern eher abweisend reagiert wurde. Und zumindest der Familie nahestehende wissen nichts von psychotherapeutischer Begleitung oder ähnlichem. Aber das schließt natürlich nicht aus, dass dem so ist. Wenn das so ist, umso besser :smile:

Woher kommt deine Motivation diesem Jungen zu helfen?

Ich finde es eigtl. relativ normal, mit offenen Augen durch die Welt zu gehen, und gerade bei Kindern durchaus sensibel zu sein. Ich mache mir halt Gedanken aufgrund des (zugegeben wenigen) was ich gesehen oder gehört habe, und versuche, weitere Meinungen einzuholen. Eben weil ich der Familie weder zu nahe treten noch meine Kompetenzen überschreiten möchte und schon gar nicht möchte ich Alarm schlagen, wo keiner zu schlagen ist.

LG
Stefan

Grüße zurück,
Inka

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Hallo Inka!

Folgende Überlegung: Es ist meiner Meinung nach gut, wenn man sich für seine Mitmenschen interessiert. Grundsätzlich wirst Du und wird auch hier keiner aus dem Forum eine fundierte (diagnostische) Einschätzung vornehmen können.

Somit bleibt eigentlich nur die Frage, ob und wie Du mit den Eltern des Jungen ins Gespräch kommen kannst. Überstürzen würde ich das nicht. Außerdem gibt es ja auch „offizielle Stellen“, die vielleicht näher am Kind dran sind als Du. Ich denke da z.B. an den Kinderarzt und vor allem auch an LehrerInnen. Diese würden sicherlich auch merken, wenn da irgendwas grob im Argen ist. Bei einer Schizotypen Störung wäre das sicherlich so. (@ Ernst Tyllmesz: Eine Schizotype Störung (F21) ist KEINE PS! Nicht verwechseln mit der Schizotypen PS).

Ich würde mir da erst mal nicht so viele Sorgen machen, aber wie auch immer - Du bist näher dran!

LG!
TAndrija

Hi!

Außerdem gibt es ja auch „offizielle
Stellen“, die vielleicht näher am Kind dran sind als Du. Ich
denke da z.B. an den Kinderarzt und vor allem auch an
LehrerInnen. Diese würden sicherlich auch merken, wenn da
irgendwas grob im Argen ist. Bei einer Schizotypen Störung
wäre das sicherlich so.

Sehe ich auch so.

(@ Ernst Tyllmesz: Eine Schizotype
Störung (F21) ist KEINE PS!

im DSM-IV schon

Nicht verwechseln mit der
Schizotypen PS).

Du meinst damit wohl die Verwechslung mit der Schizoiden PS …

Ob DSM oder ICD, ob im ICD der F6- oder F2-Bereich, wird dürften uns darüber vollkommen einig sein, dass bei einem 12jährigen die „Schizoide Störung“ nicht sehr sinnvoll der erste Verdacht sein sollte.

E.T.

Hallo,

ok, ist also echt schwer.

Auf der einen Seite sich nicht aufdrängen und auf der anderen Seite nicht wegschauen wollen. Die größeren Probleme entstehen eben oft, weil zu viele wegschauen.

Die Frage ist nur, wer kann wohin schauen ohne ein zu großes Risiko einzugehen.

Vielleicht kannst du diese Frage ja selbst am besten beantworten:
der Pfarrer,
gemeinsame Freunde,
Lehrer,

Einfach mit denen mal deine Sorge teilen.

Vielleicht hat ja jemand einen guten oder besseren Draht zur Familie, zu dem Jungen.

Ich selbst bin ja an einer Schule Schulsozialarbeiter und wenn ich solche Sorgen von „Unbeteiligten“ übermittelt bekomme, versuche ich sehr wohl mich dem Problem anzunehmen und versuche dann, an die betreffenenden Personen ranzukommen. Vielleicht gibt es an der Schule des Jungen auch einen Schulsozialarbeiter.

Liebe Grüße
Stefan

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Hallo,
es ist schön, wenn sich Menschen gegenseitig kümmern, hinschauen und Hilfe anbieten. Dies sollte aber immer auf dem direkten Wege geschehen und von der betroffenen Person auch gewollt sein.

Bei Kindern ist es anders, wenn man einen begründeten Verdacht hat, dass es misshandelt oder vernachlässigt wird. Hören-sagen, Gerüchte und Vergleiche mit der „Norm“ helfen nicht, höchstens dazu den Menschen, den Du beschreibst noch weiter auszugrenzen und zu stigmatisieren.

Die Quellen, die Du nennst (Kirchengemeinde, Nachbarn, Freunde von Freunden) bedienen das klassische Klischee der Klatschküche. Ich vermute ihr lebt in einem Dorf oder in einer Kleinstadt, wo man lieber über andere spricht als über sich selbst. Das soll kein Vorwurf sein, aber es ist eben oft so, dass die meisten Menschen, die andere für „unnormal“ halten, selber ein Problem haben, von dem sie ablenken wollen - und sei es nur das Fehlen von aufrichtigem und wohlwollendem Interesse.

Der Junge ist das Nesthäkchen, hat wenig Freunde und versucht ab und zu Aufmerksamkeit auf sich zu lenken - so what? Was ist denn daran übermäßig auffällig?

Wenn ihn jemand zum Psychologen schicken darf, dann sind es die Eltern - oder das Jugendamt oder die Lehrer finden ihn auch derart auffällig, dass sie dies den Eltern vorschlagen, bzw. nahelegen. Dies geschieht gewiss nicht auf Anraten eines Nachbars, der den Jungen für überbehütet hält und weil er mal die Zunge rausstreckt.

Wenn er dann mal beim Psychologen war und irgendwelche Tests gemacht hat, dann wird man vermutlich hier und da feststellen, dass er Defizite im sozialen Bereich hat. Jeder Mensch, der zum Psychologen geht, wird am Ende einer „Untersuchung“ ein Deifizit in irgendeinem Bereich präsentiert bekommen - sonst wären wir alle Mr. and Mrs. Perfect.

Wenn Du wirklich Interesse daran hast, ob es dem Jungen gut geht, dann nehme Kontakt zu ihn auf. Ich weiss zwar nicht wie alt Du bist und es kann natürlich auch schräg rüber kommen wenn sich eine erwachsene Frau Interesse an einem 12-Jährigen hat, aber vielleicht kennst Du ja jemanden in seinem Alter, der mit ihm was unternehmen möchte - vielleicht gemeinsam ins Kino gehen oder Fahrrad fahren. Der Anschluss, das ist es, so wie Du es schreibst, was ihm fehlt.

Wie kommst Du darauf, dass er eine Gefahr darstellt? Hat er jemals sich oder andere willentlich verletzt?

Ich wäre an Deiner Stelle etwas vorsichtig mit der vorschnellen Urteilsbildung über einen Menschen, den Du anscheinend gar nicht kennst.

Viele Grüße

Du bist angehende Psychologin? Um gleich mit der Tür ins Haus zu fallen: Ich würde dir dringend empfehlen, dich mal einer intensiven Selbstüberprüfung zu unterziehen, was Motivation für den Job, insbesondere aber auch Verantwortung und Grenzen angeht, Grenzen in Bezug auf den Job an sich und auf den eigenen Wissenstand. Wissensstand bezieht sich einerseits auf die eigene fachliche Kompetenz und andererseits auf den Wissenstand, den man von einem Sachverhalt hat.

Dabei immer vor Augen halten: Man kann mit seinem Wissen viel nützen, man kann aber auch echten Schaden anrichten!

Reduzieren wir doch mal auf die Fakten:

„Bekannt“ ist dir der Junge nicht. Persönlich hast du offenbar keinerlei Berührungspunkte. Hast du überhaupt schon mal mit ihm gesprochen? Länger? Intensiver? Häufiger?

Er ist, um es vorsichtig auszudrücken, SEHR behütet
aufgewachsen, schläft meines Wissens nach immer noch im
elterlichen Bett

Und das weisst du woher? Dorftratsch?!

und hat bis vor ein, zwei Jahren das Haus
nicht ohne elterliche Begleitung zum Spielen mit Kumpels oder
ähnlichem verlassen dürfen.

Auch das weißt du woher? Und wenn es so wäre, wäre das zwar ein Indikator dafür, dass jemand sehr behütet aufwächst, aber noch keine soziale Auffälligkeit! Das fällt so zunächst unter die Kategorie Lebenswandel, der dich rein gar nichts anzugehen hat.

Ich persönlich fand ihn schon immer sozial auffällig, er hat
wenig oder keine Freunde, redet mit niemandem ungezwungen oder
gar normal
, scheint da immer sehr gehemmt zu sein.

Wie „unnormal“ redet er denn? Und woher weisst du das?

Kann es nicht einfach sein, dass da jemand auch etwas schüchtern ist? Wie wäre es damit, Wahrnehmungen zunächst mal unvoreingemommen zu machen? Deine Beschreibung klingt nicht danach.

Ich habe
auch den Eindruck, dass er durchaus merkbar
entwicklungsverzügert ist, könnte das aber nicht an
irgendwelchen konkreten Fakten festmachen.

Das ist dann schon die Stufe härteren Tobaks: Du attestierst auf Basis von Nichts eine merkbare Entwicklungsverzögerung?

In letzter Zeit sind mir 3 Begebenheiten zu Ohren gekommen ,
die mir ein ungutes Gefühl geben:

Einschub: Deine Quelle ist also Klatsch und Tratsch.

Zum einen redet er wohl sehr auffällig oft über den
(keineswegs demnächst wahrscheinlichen) Tod seiner Großmutter,
die für ihn eine sehr enge Bezugsperson ist.

Dir ist bekannt, dass die Auseinandersetzung mit dem Tod zur völlig normalen Entwicklung eines Kindes gehört und sich in verschiedenen Phasen unterschiedlich zeigt?

Deine bis hierhin schon immens ausgeprägte Voreingenommenheit verbietet es dir offenbar, andere Interpretationen in Betracht zu ziehen, die erklären könnten, warum die Auseinandersetzung vielleicht intensiver ausfällt (wenn sie es überhaupt tut! - wir bewegen uns immerhin auf dem Informationsstand einer Else-Kling-Connection)
Hier kommt bspw. nicht nur in Betracht, dass Oma tatsächlich krank ist, es reicht, dass der Junge auf irgendeine Weise mit Tod einer engen Bezugsperson konfrontiert wurde. Das kann Bekanntenkreis sein, kann aber auch Film oder Buch sein.

Auf die Frage, was los
sei, erzählte er, mein Bruder und meine Cousens haben ihn
gemeinsam verprügelt. Beide Eltern reagierten prompt, stellten
die Kinder ernsthaft zur Rede etc. Diese waren völlig
überrascht, und es stellte sich heraus, dass (erwiesener
Maßen)

Zwischenfrage: Wer hat erwiesen?

überhaupt nichts war, nichtmal ein böses Wort oder
anderes. (Klar, der Umgangston unter Jungs dieses Alters ist
nicht immer der feinste… aber jedenfalls scheint es keinen
anlass für derartiges Verhalten gegeben zu haben.)

Es war überhaupt nichts (lass mich raten, „Nichts“ ist von „deinen“ Jungs und deinen Tratschquellen definiert worden, der Junge spinnt ja eh…) - aber der Umgangston ist nicht der Feinste - das räumst du immerhin ein. Eine Situation, die zunächst völlig normal für das Alter der Jungs ist, nichts, was überzubewerten ist. Das Einzige, was völlig überzogen ist, ist deine Interpretation!

Bewertungspotenzial der ersten beiden Situationen = NULL!

Dritte Begebenheit: der besagte Junge steht auf dem Parkplatz
und streckt - völlig ohne Anlass oder irgendeinen erkennbaren
Beweggrund - unserem Nachbarn die Zunge raus.

EHRLICH?! Ein frühpubertierender Junge streckt einem Erwachsenen die Zunge raus? Das ist ein Fall für die Erziehungsanstalt! Aber SOFORT!

Dieser ist ein
bisschen poltrig, aber durchaus gutmütig. Er kam jedenfalls
aus seinem Auto raus, schimpfte mit dem Jungen („Das kannst du
gleich sein lassen, sowas brauche ich mir nicht bieten zu
lassen“ sowas in der Art halt - laut, aber keineswegs
drohend).

Der Nachbar hat eine polternde Art und hat mit dem Jungen geschimpft. Und das ist nicht drohend? Auch hier braucht man nicht zu raten, wer definiert hat, ob der Junge sich bedroht gefühlt hat oder nicht.

Der Junge verkrümelt sich, eine halbe Stunde später
steht er vor dem Garten dieses Nachbarn, heult, schreit und
erklärt, dieser habe ihn verprügelt.

Na und? Eine vielleicht etwas überzogene, hysterische Reaktion eines jungpubertierenden, der so mal Druck ablässt. Das ist - wenn auch nichts, was man pädagogisch unterstützen sollte - aber völlig normal.

Bis hierhin ergibt sich für mich eher folgendes Bild: Der Junge reagiert hier in fast allen Situationen in einem Bereich, der völlig als normal zu bewerten ist. Wer hier nicht normal reagiert, bist du!

Noch eine kurze Anmerkung: die älteren Geschwister, zwischen
25 und 30, sind mir beide bekannt und soweit man das von außen
burteilen kann völlig normal.

Ich habe halt den Eindruck oder die Befürchtung, dass da mehr
als nur „Sonderbarkeit“ dahinter steckt, und dass er einem
Psychologen zumindest mal vorgestellt werden sollte.

Dieser Rückschluss ist anmaßend. Für eine solche Position fehlen dir jegliche substanziellen Anhaltspunkte!

Durch die
Tatsache, dass meine Familie nun durch die eine Begebenheit
mit meinem Bruder quasi persona non grata ist, scheint es mir
aktuell schwierig, mit den Eltern, die das unter Umständen
nicht sehen (wollen) oder unterschätzen, mal zu reden.

Lassen wir mal bis dahin noch im Raum, dass eine Motivation wirklich Wohlwollen und Hilfe sein könnte (woran ich erhebliche Zweifel habe!): Du gehst jetzt bereits - obwohl deine Informationslage mehr als dürftig ist und du keinerlei direkte Infos hast - davon aus, dass du mit deiner Einschätzung richtig liegst! Feststehende Ausgangsbasis ist:

  1. Es besteht ein schwerwiegendes Problem
  2. sollten die Eltern das nicht so sehen, heißt das automatisch, dass sie dies entweder unterschätzen oder sich gar verweigern
    Die Familie hat also bereits jetzt schon verloren.

man das tun? (Im Zweifelsfall könnte meine Mutter, die einen
freundschaftlichen Draht zu den Eltern zumindest mal hatte,
das versuchen) Oder einfach abwarten? (Wenn eine ernsthafte
psychische Erkrankung zugrunde läge, würde es doch ohnehin
irgendwann „krachen“, und der Besuch eines Psychologen oder
Psychiaters würde unumgänglich.)

Ich frage mich halt auch, ob von dem Jungen eine Gefahr (für
sich selbst oder andere) ausgehen könnte. So als Laie
(Psychologiestudent ohne wirkliche diagnostische Erfahrung)
geht meine Vermutung in die Richtung einer schizotypischen
Störung, dafür wäre das ja eher nicht so typisch, trotzdem
stelle ich mir die Frage nach Gefahr. Meine „Diagnose“ ist ja
sicher unvollständig, vielleicht auch völlig falsch.

Und ab hier kann es dann einem nur noch die Sprache verschlagen und es einem ernsthaft Angst und Bang um den Jungen werden.

Dass in der Ausbildung befindenden Jungspunden schon mal die Pferde durchgehen, ist normal. Dass gerade angehende Psychologen, in dem Augenblick, wo sie der menschlichen Psyche theoretisch ins Hinterstübchen gucken, nur noch Psychopathen um sich herum sehen, auch. Das ist auch alles nicht schädlich, solange sich das auf der Ebene von „Fachsimpeleien“ unter Gleichgesinnten in der Mensa abspielt.

Wenn hier aber eine solche Jungspundin eingebunden ist in ein offenbar blühendes dörfliches Tratschwesen und anfängt, dieses besondere „Bedürfnis nach Selbstentfaltung“ eben dort auf dem Rücken von jemanden auszuleben, bei dem das ernsten Schaden anrichten und der (und dessen Familie) sich kaum gegen so etwas wehren können, dann wird es richtig gefährlich.

Unter fachlichem Blickwinkel machst du dich nur lächerlich, auf Basis deiner Kenntnislage mit einer "schizotypischen Störung"zu kommen, das fällt einzig auf dich zurück. Solltest du aber auf die Idee kommen, solche Äußerungen auch innerhalb dieses fruchtbaren Kommunikationsnetzwerkes fallen zu lassen und damit dem Tratschklub „professionelles Futter“ liefern - dann wäre zu hoffen, dass die Familie des Jungen einen guten Anwalt hat. M.E. bekommt so etwas dann schon eine juristische Dimension. Deren Durchsetzung allerdings schwierig ist, weil die Stigmatisierung in dem Bereich enorm ist. Auch das passt zum Thema, dass man sich bewusst sein sollte, was man für einen Schaden anrichten kann.

Dir persönlich kann ich nur den wirklich ernst gemeinten Rat, dich in Bezug auf meinen ersten Absatz mal mit jemand Profunden ins Gespräch zu begeben. Das ist eigentlich ein Musterfall dafür, dass das, was man in der Therapeutenausbildung als Selbsterfahrung macht, eigentlich schon im normalen Psychologiestudium seinen Raum haben müsste…

Motivation #2
Ich verweise hier mal auf meine bereits gegebene Antwort mit der Überschrift „Motivation“, in der ich, wie ich eigentlich hoffte, nochmal deutlicher mein Anliegen zu erklären versuchte.

Ich attestiere nicht, ich verurteile nicht, und ich tratsche nicht. Was denkst du denn, weshalb ich mich, statt an meine Nachbarn und Gemeindemitglieder, an ein anonymes Forum wende? Speziell eben an eines, von dem ich mir, wie ich bereits sagte, unter anderem auch Meinungen von fachlich kompetenteren Personen als mir erhoffe. Ich habe etwas beobachtet, was mir persönlich zu denken gibt. Aber ehe ich rumrenne, Alarm schlage oder gar andere Leute in meine möglicherweise völlig überflüssigen Bedenken einbeziehe, hole ich mir hier Rat. Was genau ist dein Problem damit?

Ich bin in meiner Antwort auch ausführlich darauf eingegangen, warum ich mich unter anderem auch auf Beobachtungen von anderen beziehe. Nämlich genau, um mitzuteilen, dass es auch anders gewesen sein kann, und um zu verdeutlichen, dass es nur um meine selbstverständlich unvollständigen Beobachtungen geht. Die Informationen erreichten mich jedoch nicht in skandalschwangeren „hast-du-schon-gehört?“ Gesprächen, und stammen von Personen, denen ich persönlich vertraue. Unter anderem erwähnte ich ja explizit die direkte freundschaftliche Verbindung unserer Mütter.

Und um das ganz deutlich klarzustellen: Ich wohne weder auf dem Dorf, noch halte ich was von Tratsch. Darüber hinaus impliziert die Formulierung, dass etwas „objektiv ausgeschlossen“ werden konnte, dass mein Bruder und seine Kumpane als alleinige Informationsgeber nicht in Frage kommen.

Für mich bleibt die Frage, was genau du mit deinem Beitrag sagen möchtest? Du verurteilst meine angebliche Vorverurteilung in völlig unsachlicher, dich im Ton vergreifender und, mit Verlaub, mich vorverurteilender Weise. Vielleicht besinnst du dich darauf, dass wir uns erstens nicht kennen, dir zweitens die Faktenlage in keiner Weise vollständig bekannt sein kann (denn zur vollständigen Vermittlung derselben ist ein Forum einfach ungeeignet) und dass drittens schriftliche Kommunikation unter Umständen ungeeignet ist, um sich über andere ein Urteil zu bilden, ehe mit DIR die Pferde durchgehen.

Ebenso ohne Anrede und Gruß.

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Ob DSM oder ICD, ob im ICD der F6- oder F2-Bereich, wird
dürften uns darüber vollkommen einig sein, dass bei einem
12jährigen die „Schizoide Störung“ nicht sehr sinnvoll der
erste Verdacht sein sollte.

E.T.

Da lasse ich mich sehr gerne belehren. :smile:

Ich attestiere nicht, ich verurteile nicht, und ich tratsche
nicht.

Ob du tratschst, kann ich nicht beurteilen. Aber dass du attestierst und verurteilst, ist ganz offensichtlich! Da hilft es auch nicht, dass du irgendwo ans Satzende eine Miniaturrelativierung ranhängst, dass es eventuell anders sein könnte - dieses Andersseinkönnen kommt dann aber in deiner weiteren Überlegung nicht mehr vor!

Was du attestiert hast, ohne konkrete Belege (Belege hier, dass du überhaupt nur einen minmalen Anhaltspunkt geliefert hast, wo du konkret an z.T. recht intime Infos kommst, obwohl du selbst, wie du sagst, nie ein vernünftiges Wort mit dem Jungen gewechselt hast.

psychisch auffällig

schläft mit den Eltern in einem Bett

er hat wenig oder keine Freunde

redet mit niemandem ungezwungen oder gar normal

scheint da immer sehr gehemmt zu sein

merkbar entwicklungsverzügert

Um das beurteilen zu können, müsstest du mit der Familie engeren Kontakt pflegen. Tust du aber nicht. Du müsstest intensiven Kontakt zu mehreren Bezugspersonen haben, um überhaupt einen vagen Eindruck zu haben, wie „ungezwungen“ der Junge so kommuniziert… Hast du aber nicht. Weiter:

Du weisst, dass die Oma nicht krank ist, weisst aber auch, dass er ständig über ihren Tod redet. Sitzt du bei der Familie am Tisch? Spione?

Auf die anderen beiden Situationen gehe ich jetzt nicht ein, weil das völlig alltagstypische Situationen sind, die immer zwei Seiten kennen.

Was denkst du denn, weshalb ich mich, statt an meine
Nachbarn und Gemeindemitglieder, an ein anonymes Forum wende?

Das weiß ich nicht. Aber irgendwoher musst du deine Infos haben. Und es fällt mir sehr schwer zu glauben, dass - so unsachlich wie du dich hier in der Angelegenheit zeigst - du auf einmal ganz sachlich, wertfrei, nur zuhörend (!), nicht manipulativ nachfragend kommunizierst. Unvorstellbar!

Ich kenne dich nicht. Ich kann nur das beurteilen, was du selbst von dir gezeigt hast. Im Gegenteil zu deiner Beurteilung des Jungen, die eine aus zweiter, dritter Hand ist, bilde ich mir mein Urteil aus erster Hand. Ich bewerte nicht, was andere über dich erzählen!

Was genau ist dein Problem damit?

Das Problem ist in deinem Fall durchaus ein fachliches. Und darauf bin ich eingegangen. Als jemand, der übrigens „vom Fach“ ist. Und leider, leider über sehr viel konkrete Erfahrung verfügt, was angerichtet werden kann, wenn so agiert wird, wie du es tust. Du kannst jetzt natürlich hergehen und das alles an dir abperlen lassen. Das steht dir frei. Du hast aber auch die Möglichkeit, mal über einige Punkte nachzudenken.

Nämlich genau, um mitzuteilen, dass es auch
anders gewesen sein kann, und um zu verdeutlichen, dass es nur
um meine selbstverständlich unvollständigen Beobachtungen
geht.

Dann behandele die Infos als unvollständige Beobachtungen! Das tust du bisher nicht. Und vor allem: Beobachte erst einmal. Unvoreingenommen! Wenn du bisher noch nicht in deinem Studium damit konfrontiert wurdest, wie subjektiv Wahrnehmung sein kann, wie stark man - auch und gerade als Professioneller - in die Versuchung geraten kann, voreilige Schlüsse zu ziehen, dann ist jetzt Zeit, sich mit dem Thema zu beschäftigen. Allem voran ein ganz eherner Satz, den sich m.E. jeder in dem Bereich Tätige einhemmern sollte: Ich kann viel helfen, aber ich kann auch richtig Schaden anrichten!

Das hat übrigens nichts damit zu tun, ob jemand die Therapeutenlaufbahn einschlägt.

Deine Reaktion auf meinen Beitrag zeigt mir nicht, dass du dir dieser Problematik ernsthaft bewusst bist. Ich nehme auch nicht wahr, dass du mal inne hältst und zumindest die Möglichkeit in Betracht ziehst, dass etwas dran sein könnte, an dem, was ich geschrieben habe.

Bist du dir so selbstsicher, dass du das ausschließen kannst?

Wenn das, was du damit zeigst, deinem Maß an Selbstreflektion und selbskritischer Haltung entspricht, dann wäre das nicht nur traurig, sondern - wie geschrieben - für andere auch gefährlich.

Du hast dir einen Beruf mit hoher Verantwortung ausgesucht! Dazu gehört auch, mit eigener Fehlbarkeit und den Konsequenzen umzugehen.

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Hallo Chili,

Bei Kindern ist es anders, wenn man einen begründeten Verdacht
hat, dass es misshandelt oder vernachlässigt wird.

Naja, so heftig war weder mein Verdacht, noch (hoffentlich) meine Formulierung. Es geht mir um Himmels Willen nicht um Stigmatisierung der Eltern, die mit Sicherheit ihren Jungen sehr lieben und in jeder erdenklichen Form für sein Wohlergehen sorgen.

Die Quellen, die Du nennst (Kirchengemeinde, Nachbarn, Freunde
von Freunden) bedienen das klassische Klischee der
Klatschküche.

Ich kann verstehen, dass das so rüber kommt, du bist ja auch nicht der einzige, der das so antwortet. Ich kann an der Stelle nur nochmals versichern, dass mir die Quellen vertrauenswürdig erscheinen, und dass es an keiner Stelle darum ging, skandalöse Neuigkeiten auszutauschen. Aber gelegentlich unterhalte ich mich eben mit meiner Mutter über Neuigkeiten aus ihrem Freundeskreis, und zu meinem Freundeskreis gehören eben auch Familienmitglieder des Jungen. Klar, die Grenze zum Tratsch ist immer fließend, ich denke, da kommt es immer ein bisschen auf die Motivation an.
Ich habe mich hier jedenfalls mit Bedacht an ein anonymes Forum gewendet, und habe nicht angefangen, in der Nachbarschaft oder Gemeinde was von meinen offensichtlich übers Ziel hinausgeschossenen Vermutungen zu erzählen.

Ich vermute ihr lebt in einem Dorf oder in einer
Kleinstadt, wo man lieber über andere spricht als über sich
selbst.

Nö.

Das soll kein Vorwurf sein, aber es ist eben oft so,
dass die meisten Menschen, die andere für „unnormal“ halten,
selber ein Problem haben, von dem sie ablenken wollen - und
sei es nur das Fehlen von aufrichtigem und wohlwollendem
Interesse.

Auch nö. Ich komm sehr gut damit zurecht, wenn Leute ihren eigenen Kopf und Charakter haben. Und wenn man mich fragt, haben die Jugendlichen irgendwie alle ihren eigenen Knall, der sich im Lauf der Zeit von allein wieder gibt, da bin ich relativ entspannt. In dem Fall hatte ich persönlich einfach das Gefühl, dass der Junge ein ernstzunehmendes Problem haben könnte. Daher mein Gesuch um Rat.
Es ist auch immer ein bisschen schwierig, so ein Gefühl schriftlich in Worte zu fassen und zu begründen, vielleicht liegt darin ein Teil des hier aufgetretenen Missverständnisses.

Der Junge ist das Nesthäkchen, hat wenig Freunde und versucht
ab und zu Aufmerksamkeit auf sich zu lenken - so what? Was ist
denn daran übermäßig auffällig?

Ich weiß nicht - mir erschien es irgendwie bedenklich, weil es so völlig überreagiert war. Ich neige aber, nach den vielen verschiedenen Antworten hier, auch zu der Ansicht, erstmal stillzuhalten, und das ganze nicht überzubewerten.

Wenn ihn jemand zum Psychologen schicken darf, dann sind es
die Eltern - oder das Jugendamt oder die Lehrer finden ihn
auch derart auffällig, dass sie dies den Eltern vorschlagen,
bzw. nahelegen.

Ja, das ist ein guter Gedanke, den ich mir aus der Diskussion mitnehme - die Lehrer habe ich tatsächlich nicht bedacht. Mag auch an schlechten Erfahrungen meinerseits, was das aufmerksame Hinsehen von Lehrern betrifft, liegen.

Wenn Du wirklich Interesse daran hast, ob es dem Jungen gut
geht, dann nehme Kontakt zu ihn auf. Ich weiss zwar nicht wie
alt Du bist und es kann natürlich auch schräg rüber kommen
wenn sich eine erwachsene Frau Interesse an einem 12-Jährigen
hat, aber vielleicht kennst Du ja jemanden in seinem Alter,
der mit ihm was unternehmen möchte - vielleicht gemeinsam ins
Kino gehen oder Fahrrad fahren. Der Anschluss, das ist es, so
wie Du es schreibst, was ihm fehlt.

Auch das finde ich einen guten Gedanken. Und nein, ich kenne leider niemanden, der dafür in Frage käme, meine Kontakte in dieser Altersklasse sind nicht so umfangreich :wink: Mein Bruder versteht sich eigentlich ganz gut mit dem Jungen, eine wirkliche Freundschaft wars halt nie, und wird es wohl auch immer weniger werden. Speziell nach der letzten, für meinen Bruder natürlich unverständlichen, Anschuldigung besteht da grad auch nicht so das große Interesse.

Wie kommst Du darauf, dass er eine Gefahr darstellt? Hat er
jemals sich oder andere willentlich verletzt?

Nein, nicht das ich wüsste. Ich nehme ihn halt als extrem introvertiert wahr, und ehrlich gesagt habe ich diese völlig ungerechtfertigten Anschuldigungen schon als eine Art Aggression gegen andere erlebt. Aber nein, ich habe dafür keine konkreten Anhaltspunkte, und mache mir auch keine weiteren Gedanken darüber.

Lieben Dank für deine ausführliche Antwort und die Gedanken, die du dir gemacht hast.
Gruß,
Inka

Wenn Janina kommt, dann gewaltig (ewOT)
Hallo,

Für mich bleibt die Frage, was genau du mit deinem Beitrag
sagen möchtest? Du verurteilst meine angebliche
Vorverurteilung in völlig unsachlicher, dich im Ton
vergreifender und, mit Verlaub, mich vorverurteilender Weise.

Es gibt Lichtschalter mit Ein/Aus-Funktion und welche mit Dimmfunktion. Janina gehört der ersten Produktpalette an. Ein Gedanke beim Lesen eines Artikels, besser gesagt die hieraus entstehende Emotion, und die Geschichte nimmt ihren akribisch zerpflückenden Lauf. Absatz für Absatz. Die erste Erwiderung auf den ersten Absatz, und du weißt, was im Rest folgt (Siedepunktatmosphäre). Ich kenne das :smile:

Leider gehen die konstruktiven Ansätze in diesem Schwall an Emotionen nahezu komplett unter.

Mach dir nichts draus, Janina kanns auch anders. Du hast einfach nur Pech gehabt. Und nicht mehr antworten, das letzte Wort kriegst du hier nicht :smile:

Franz
das wird jetzt sicherlich gesperrt oder gelöscht, seufz

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Miniaturrelativierung

Ich denke in den letzten Tagen oft an den „Janinaeffekt“. Auch im real life.

Woran kann es liegen, dass jemand sich derart echauffiert einbringt in virtuelle Debatten, die ja letztendlich Zeitvertreib sind, und Dinge schreibt, die andere in ihrer Abfälligkeit kränken und lange beschäftigen.

Immer „Belege“ für Gedanken fordern und selber unbelegt Gedanken im Imperativ schreiben und damit eigene Gedanken ad absurdum führen (Allem voran ein ganz eherner Satz, den sich m.E. jeder … einhemmern sollte: Ich kann viel helfen, aber ich kann auch richtig Schaden anrichten!)…

Was muss da passiert sein…

T

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Vom Umgang mit Sorgen Aussenstehender

Hallo Chili,

Bei Kindern ist es anders, wenn man einen begründeten Verdacht
hat, dass es misshandelt oder vernachlässigt wird.

Naja, so heftig war weder mein Verdacht, noch (hoffentlich)
meine Formulierung. Es geht mir um Himmels Willen nicht um
Stigmatisierung der Eltern, die mit Sicherheit ihren Jungen
sehr lieben und in jeder erdenklichen Form für sein
Wohlergehen sorgen.

Und selbst wenn es dein Verdacht wäre: Meine Erfahrung ist, dass man

a) in Foren für solche Gedanken zu 70% zur Schnecke gemacht wird, weil diese Ideen

    1. jemanden triggern
    1. Tabus berühren, die bei vielen eine Art „reflexartigen Täterschutz“ auslösen („Du kannst einem Mann das Leben versauen, wenn du sowas ansprechen solltest.“).
    1. geschrieben einfach meist polemisch oder überkandidelt klingen.

b) von außen nichts machen sollte/kann. Der Mehrheitsmeinung nach. Übrigens sagen (mir) das auch Psychologen.

c) Wegsehen hier (im Forum, vielleicht auch im RL) mehr Unterstützer findet als Eingreifen. Ich weiß nícht genau, was davon gut ist.

d) weil Leute z.B. mit Persönlichkeitsstörungen an ihre eigenen Grenzen stoßen müssen, ehe sie Hilfe holen. Nicht du an deine.Und die kann SEHR stabil sein.

Also mein Rat:

  • Wende dich an Leute, mit denen du die Fragen mündlich erörtern kannst.

  • Beobachte weiter, scheu dich nicht, die Sachen einsortieren zu wollen, die du siehst. Muß ja keiner sehen und sind -hoffentlich- unbegründet. Falls nein, hast du helfende Fakten/Beobachtungen.

  • Biete den Leuten die Hilfe an, die sie deiner Meinung nach brauchen. Einmal.

  • Wenn du dich mit PS auskennst: Es gibt da ja Dinge, die den Leuten besonders schwer fallen. Dort sind sie „zu kriegen“. Das kann man meiner Meinung nach erfolgreich anwenden, dieses Wissen. Wenn du dich irrst, wird dein Verhalten nicht triggern und nichts passiert.

Wichtig ist im real life: Mach dich nicht angreifbar, indem du Zielscheibe spielst. Eben andersrum. Bei Shizioden bietest du dich als Freund an oder versuchst Freude zu erzeugen. Was weiss ich…

Verstehst du?

Tilli