Nicht vom Kunden unterschriebener Antrag
Hallo, Tetris,
habe zunächst noch eine Frage zum Sachverhalt.
So wie ich das verstanden habe, hätte ja der Kunde den Antrag unterschreiben müssen, richtig?
Weil der Antrag aber erst im Büro vollständig ausgefüllt wurde, unterstellt man Deinem Bekannten, dass er diesen Antrag anstelle des Kunden, selbst unterschrieben hätte? Also, dass Dein Bekannter quasi die Unterschrift des Kunden gefälscht hätte?
Hier erstmal ein paar Gedanken von meiner Seite. Es sind nur ein paar (unverbindliche) Ideen, weil ich mich in diesem Rechtsgebiet eigentlich gar nicht auskenne.
Spätestens mit Zugang der Police hatte der Kunde die Möglichkeit, diese inhaltlich zu überprüfen. Fraglich ist, ob er dazu verpflichtet war.
Wenn er dazu verpflichtet war, hätte er schon viel früher merken müssen, dass der Tarif und die Laufzeit nicht seinen Vorstellungen entsprechen und gleich Widerspruch einlegen müssen.
Falls er nicht dazu verpflichtet war, kann er sich immer darauf berufen, dass er den Antrag nicht unterschrieben hat.
Es läßt sich ja leicht feststellen, dass die Unterschrift auf dem Antrag nicht die Unterschrift des Kunden ist.
Von wem diese Unterschrift stattdessen angebracht wurde, spielt in diesem Zusammenhang zunächst keine Rolle.
Einiges spricht für die zweite Version, weil sich der Kunde ja offenbar mit dem AWD bereits geeinigt hat. Der AWD hätte einer Einigung sicher nicht zugestimmt, wenn der Kunde nicht im Recht gewesen wäre.
Selbst wenn Dein Bekannter die Unterschrift nicht gefälscht hat, bzw. man es ihm nicht nachweisen kann, wurde der Antrag offensichtlich nicht vom Kunden selbst unterschrieben. Dies ist offenbar auch unstrittig, wenn ich Deine Angaben richtig verstanden habe.
Dein Bekannter hat also einen Antrag policieren lassen, der ganz klar vom Kunden nicht unterschrieben wurde, was allerdings für den AWD und die Versicherungsgesellschaft nicht erkennbar war, denn es war ja eine Unterschrift vorhanden, aber eben nicht die des Kunden.
Fraglich ist, ob Dein Bekannter wußte oder wissen mußte, dass die auf dem Antrag befindliche Unterschrift nicht die Unterschrift des Kunden ist.
Falls ja, hat Dein Bekannter sehr schlechte Karten und muss dem AWD wohl Schadenersatz leisten.
Es sind grundsätzlich mehrere Varianten denkbar, die man mal nacheinander durchspielen kann. Es gibt vielleicht noch andere theoretisch mögliche Varianten.
- Der Kunde hat den Antrag vor den Augen Deines Bekannten unterschrieben, hat aber seine Unterschrift absichtich verfälscht, damit er später argumentieren kann, es handele sich nicht um seine Unterschrift.
Das ist wohl wenig wahrscheinlich und nicht glaubwürdig. Warum sollte der Kunde das tun?
Und selbst wenn der Kunde seine Unterschrift tatsächlich gefälscht hätte: Hätte dann Dein Bekannter bemerken müssen, dass der Kunde völlig anders unterschreibt, als sonst (falls Dein Bekannter schon öfter mal Geschäfte mit diesem Kunden getätigt haben sollte)?
- Der Antrag wurde tatsächlich nicht vom Kunden unterschrieben. Dein Bekannter musste aber davon ausgehen, dass der Antrag vom Kunden unterschrieben wurde.
Möglicherweise hat Dein Bekannter den Antrag nach Ergänzung im Büro mit der Post an den Kunden geschickt, damit er diesen unterschreibt und an Deinen Bekannten zurückschickt.
Wenn diesen Antrag dann jemand anders als der Kunde unterschrieben hätte und Dein Bekannter dies nicht bemerken konnte, weil der die richtige Unterschrift des Kunden nicht kannte (z. B. aus früheren Anträgen, etc.), dann ist Dein Bekannter aus dem Schneider, weil er ja nicht wußte, dass er einen nicht vom Kunden unterschriebenen Antrag policieren hat lassen.
- Der Antrag war nach Ergänzung im Büro nicht mehr beim Kunden.
In diesem Fall stellt sich die Frage, weshalb Dein Bekannter dann angenomnen hat, es handele sich um die Unterschrift des Kunden. Das ist unlogisch und nicht glaubhaft, weil Dein Bekannter ja wußte, dass der Antrag nach Ergänzung nicht mehr beim Kunden war (egal, wer die Unterschrift des Kunden dann gefälscht hat)
In diesem Fall hätte Dein Bekannter auch sehr schlechte Karten.
Hoffe, ich konnte einige Anregungen geben.
Sag mir doch bitte bescheid, was aus der Sache geworden ist. Würde mich sehr interessieren.
LG Hilde