Reformen? Ohne mich!

Hi!

Ein Wirtschaftsprofessor namen Sinn hat ein Kurpaket für Deutschland ersonnen. Und - ich schäme mich zutiefst! - mir damit klar gemacht, wie reformunfähig ich bin.

Seine Forderungen:
1.
Wochenarbeitszeit 42 Stunden
(ich habe eine Regelarbeitszeit von 40 Stunden, und meine ersten 40 Überstunden im Monat sind mit meinem Gehalt bereits abgegolten - so mein Arbeitsvertrag. Bei diesem Punkt kann ich also nicht helfen.)

Reduzierung des Kündigungsschutzes
(meine Kündigungsfristen sind vier Wochen zum Monat. Ich könnte mich auf Tagesbasis anbieten - Stichwort: Tagelöhner)

Öffnung des Flächentarifes für Einzelunternehmen
(Ich arbeite bei einem Unternehmen, für das es keinen Tarif gibt. Das Gehalt wird individuell nach Leistung ausgehandelt. Hier kann ich also auch nichts zur Reform beitragen)

Reduzierung der Sozialhilfe um ein Drittel; Absenkung der Lohnersatzkosten wie Arbeitslosengeld, Arbeitslosenhilfe, Frührente; Erhöhung des Mindestlohnes für Geringverdiener
(ich bin weder Sozialhilfeempfänger noch Frührentner noch Geringverdiener. Keine Unterstützungsmöglichkeit meinerseits, jedenfalls solange ich in Lohn und Brot stehe).

Keine Prämien für EU-Zuwanderer, kein Wohngeld, keine Sozialwohnungen, kein Kindergeld für Kinder im Ausland.
(ich bin nicht eingewandert und wohne in einem selbstfinanzierten Haus, außerdem habe ich keine Kinder, auch nicht im Ausland - da bin ich also auch reformunfähig)

Steuerreform mit vier Stufen (0, 15, 25 und 35 Prozent); Kapitalerträge mit 20%, Unternehmensgewinne mit 35% versteuern
(also bei dem Punkt kann ich die Reform unterstützen, denn derzeit zahle ich mehr als 35% Steuern)

Kinderprämien; für das zweite und dritte Kinde deutliche Steuererleichterungen; Zusatzrente für jedes Kind
(ich habe keine Kinder, also falle ich dem Staat auch nicht durch zusätzliche Bezüge zur Last)

Das bringt Deutschland nach Ansicht von Sinn wieder ganz nach vorne.

Zu blöd, dass ich nicht helfen kann.

Kann jemand von euch dem Prof. Sinn helfen?

Grüße
Heinrich

Hi,

Ein Wirtschaftsprofessor namen Sinn hat ein Kurpaket für
Deutschland ersonnen. Und - ich schäme mich zutiefst! - mir
damit klar gemacht, wie reformunfähig ich bin.

Schande über Dich :wink:

Wochenarbeitszeit 42 Stunden:frowning:ich habe eine Regelarbeitszeit von 40
Stunden, und meine
ersten 40 Überstunden im Monat sind mit meinem Gehalt bereits
abgegolten - so mein Arbeitsvertrag.

Warum ist das denn so?

Reduzierung des Kündigungsschutzes
(meine Kündigungsfristen sind vier Wochen zum Monat.

Warum ist das denn so?

Öffnung des Flächentarifes für Einzelunternehmen
(Ich arbeite bei einem Unternehmen, für das es keinen Tarif
gibt. Das Gehalt wird individuell nach Leistung ausgehandelt.

Warum ist das denn so?

(ich bin weder Sozialhilfeempfänger noch Frührentner noch
Geringverdiener. Keine Unterstützungsmöglichkeit meinerseits,
jedenfalls solange ich in Lohn und Brot stehe).

Warum gehst Du denn arbeiten?

Keine Prämien für EU-Zuwanderer, kein Wohngeld, keine
Sozialwohnungen, kein Kindergeld für Kinder im Ausland.
(ich bin nicht eingewandert und wohne in einem
selbstfinanzierten Haus, außerdem habe ich keine Kinder, auch
nicht im Ausland - da bin ich also auch reformunfähig)

Warum bist Du denn nicht ausgewandert, um derartige Vergünstigungen in einem anderen Land zu erhalten?

Gruß,
Christian

Hallo Heinrich!

Ein Wirtschaftsprofessor namens Sinn hat ein Kurpaket für
Deutschland ersonnen. Und - ich schäme mich zutiefst! - mir
damit klar gemacht, wie Reform unfähig ich bin.

Dann hast du schon einen ganz wesentlichen Punkt erkannt. Es geht niemals um das Einzelbeispiel, sondern immer nur um die gesamtwirtschaftliche Wirkung einer Reform. Dann, mittelbar, wird sich auch deine persönliche, wirtschaftliche Situation verbessern und du kannst dich z.B. durch simples, gestiegenes Konsumverhalten an einer weiteren volkswirtschaftlichen Gesundung beteiligen. Bitte nicht immer so schnell die Flinte ins Korn werfen!

Seine Forderungen:
1.
Wochenarbeitszeit 42 Stunden

Jau, ich bin auch seit meinem 25. Lebensjahr in leitender Funktion und arbeite so 50 - 70 Stunden pro Woche. Ich kann auch nicht helfen, macht aber nichts. Es geht, siehe oben, um volkswirtschaftliche Gesundung. Wenn also die Regelarbeitszeit auf 42 Stunden erhöht wird, dann werden die Arbeitskosten in Deutschland niedriger, die Unternehmen wettbewerbsfähiger, die Arbeitsplätze sicherer, mehr Beschäftigung, weniger Transferzahlungen, weniger Abgaben, volkswirtschaftliche Gesundung. Ist alles eigentlich recht einfach. Trotzdem wird jetzt argumentativ vermutlich eine aidskranke, allein stehend Frau mit 12 Kindern angeführt, der durch die Verlängerung der Wochenarbeitszeit das Genick endgültig gebrochen wird. Solange es Spinner gibt, die glauben man müsse Arbeit verteilen, sind wir alle Verlierer. Tatsächlich aber steigt Beschäftigung, wenn man Arbeitszeit verlängert. Trotzdem zeige ich dir auf Anhieb ein Dutzend Menschen, die trotz Abitur und überdurchschnittlichem IQ glauben, wenn es weniger Arbeit gibt, muß man die Arbeitszeit senken.

Reduzierung des Kündigungsschutzes

Jau, Manager können sogar von einer Minute auf die andere raus fliegen. Nicht selten völlig ohne jegliche Abfindung. Aber auch hier geht es um das Signal für mehr Beschäftigung. Ich plädiere noch immer für völlige Abschaffung von Kündigungsfristen für neu eingestellte AN. Kündigungsschutz sollte erst für langjährige Mitarbeiter gelten. So bekommt man Arbeitslose schneller in eine Beschäftigung.

Öffnung des Flächentarifes für Einzelunternehmen

Du nicht, aber die Millionen anderer, die gebunden sind. Man läßt lieber Unternehmen sterben, als die Tarifsysteme zu verändern bzw. abzuschaffen, was mehr Beschäftigung bedingen würde.

Reduzierung der Sozialhilfe um ein Drittel; Absenkung der
Lohnersatzkosten wie Arbeitslosengeld, Arbeitslosenhilfe,
Frührente; Erhöhung des Mindestlohnes für Geringverdiener
5.
Keine Prämien für EU-Zuwanderer, kein Wohngeld, keine
Sozialwohnungen, kein Kindergeld für Kinder im Ausland.
6.
Steuerreform mit vier Stufen (0, 15, 25 und 35 Prozent);
Kapitalerträge mit 20%, Unternehmensgewinne mit 35% versteuern
7.
Kinderprämien; für das zweite und dritte Kinde deutliche
Steuererleichterungen; Zusatzrente für jedes Kind
Das bringt Deutschland nach Ansicht von Sinn wieder ganz nach
vorne.

Auch alles Reformen, die notwendig sind und auch so kommen werden. Die SPD hat in NRW über Jahrzehnte alte Industrien subventioniert. Neue Technologien haben sich in Süddeutschland angesiedelt. Eine ganz aktuelle Studie hat ergeben, daß das Ruhrgebiet in den nächsten Jahren verkümmern wird. Integration von Ausländern hat kläglich versagt. Es entstehen eigene Subkulturen, die parallel existieren und Gräben, die sich vergrößern werden. Spätestens 2010 wird es sowieso keine Subventionen mehr geben. Über Jahrzehnte hat man z.B. auch an den Ladenschlußgesetzen fest gehalten. In 2010 wird es keine solchen mehr geben. Deutschland wird in den nächsten Jahren komplett umgestaltet werden müssen.

Kann jemand von euch dem Prof. Sinn helfen?

Es geht nicht darum, ob jemand irgendeinem Professor helfen kann. Er zeigt nur auf, welche Maßnahmen ergriffen werden müssen. Das tun Wirtschaftsexperten aber schon seit Jahrzehnten. Es geht schlicht darum, daß man diese 7 Punkte in eine Gesetzesvorlage packt, beschließt, möglichst schnell umsetzt, ohne diese durch irgendwelche Lobbyisten so zu verwässern, daß der Reformcharakter nicht mehr erkennbar ist.

Ich habe hier nur wenig Hoffnung. Jeder Experte, jeder, der ein bißchen was vom Thema versteht, sagt, daß die Ausbildungsplatzabgabe zu weniger Ausbildungsplätzen führen wird. Trotzdem wird ein solches Gesetz kommen. Das nur zur Reformfähigkeit in Deutschland. Dein Beitrag läßt mich auch nicht gerade zuversichtlich werden.

Gruß,
K.

Hi!

Das nur zur
Reformfähigkeit in Deutschland. Dein Beitrag läßt mich auch
nicht gerade zuversichtlich werden.

Da hast du mich aber ordentlich mistverstanden.
Ich will ja bei den Reformen, die dort genannt sind, helfen.
Das Blöde ist nur, dass der größte Teil der Forderungen bei mir schon usus ist.

Bleibt wohl nur noch die Halbierung des Gehaltes bei unveränderten Preisen.

Frage in die Runde:
Wer von euch wäre bereit, auf die Hälfte seines Gehaltes zu verzichten (bei unveränderten Preisen und gleicher Arbeitsstundenzahl bzw. Anhebung der Arbeitszeit auf 42 Wochenstunden), wenn Deutschland damit wirtschaftlich voran käme (weniger Arbeitslose, bessere Konkurrenzsituation der Unternehmen auf dem Weltmarkt)?

Grüße
Heinrich

Hi!

Ein Wirtschaftsprofessor namen Sinn hat ein Kurpaket für
Deutschland ersonnen. Und - ich schäme mich zutiefst! - mir
damit klar gemacht, wie reformunfähig ich bin.

Schande über Dich :wink:

Genau!

Wochenarbeitszeit 42 Stunden:frowning:ich habe eine Regelarbeitszeit von 40
Stunden, und meine
ersten 40 Überstunden im Monat sind mit meinem Gehalt bereits
abgegolten - so mein Arbeitsvertrag.

Warum ist das denn so?

Vertragsfreiheit bei individuellen Arbeitsverträgen

Reduzierung des Kündigungsschutzes
(meine Kündigungsfristen sind vier Wochen zum Monat.

Warum ist das denn so?

Untergrenze der gesetzlichen Regelung

Öffnung des Flächentarifes für Einzelunternehmen
(Ich arbeite bei einem Unternehmen, für das es keinen Tarif
gibt. Das Gehalt wird individuell nach Leistung ausgehandelt.

Warum ist das denn so?

Weil Arbeitegeber in keinem Arbeitgeberverband

(ich bin weder Sozialhilfeempfänger noch Frührentner noch
Geringverdiener. Keine Unterstützungsmöglichkeit meinerseits,
jedenfalls solange ich in Lohn und Brot stehe).

Warum gehst Du denn arbeiten?

Weil ich auf einem freien Markt eine Ware angeboten habe (meine Arbeitskraft), jemand sich bereiterklärt hat, für diese Arbeitskraft monatlich ein bestimmtes Geld zu zahlen, und ich damit die Grundbedürfnisse des Lebens (Essen, Trinken, Wohnen) bezahlen kann (und vom Rest des Geldes mir die eine oder andere Wohltat leiste)

Keine Prämien für EU-Zuwanderer, kein Wohngeld, keine
Sozialwohnungen, kein Kindergeld für Kinder im Ausland.
(ich bin nicht eingewandert und wohne in einem
selbstfinanzierten Haus, außerdem habe ich keine Kinder, auch
nicht im Ausland - da bin ich also auch reformunfähig)

Warum bist Du denn nicht ausgewandert, um derartige
Vergünstigungen in einem anderen Land zu erhalten?

Gibt es Länder, die einem so viel Vergünstigungen angedeihen lassen, dass man davon leben kann, ohne zu arbeiten?

Grüße
Heinrich

Kleine Schritte reichen!
Hi!

Da hast du mich aber ordentlich mistverstanden.
Ich will ja bei den Reformen, die dort genannt sind, helfen.
Das Blöde ist nur, dass der größte Teil der Forderungen bei
mir schon usus ist.

Da bin ich mir nicht so sicher. Für mich klingt das so, als wolltest du die Reformvorschläge ad absurdum führen. Ich kombiniere das mit einer älternen Ausführung von dir, in der du behauptest, daß überhaupt keine der Reformen helfen kann, den Karren aus dem Dreck zu ziehen. Ich sehe das eben völlig anders: Bereits geringe Anstrengungen würden enorme Effekte haben, würde man sie denn ergreifen.

Bleibt wohl nur noch die Halbierung des Gehaltes bei
unveränderten Preisen.

Nein, auch das ist falsch. Die Menschen brauchen netto Geld in der Tasche -> Binnennachfrage. Die Bruttolöhne müssen sinken -> ergo Abgaben (Steuern, SV, Soli) müssen sinken. Gegen eine Mehrarbeit von 1 Stunde pro Tag ohne Lohnausgleich kann auch niemand was haben. Zudem müssen die Reduzierungen der Arbeitskosten (Lohnsenkung oder Erhöhung der Wochenarbeitszeit) im Osten viel stärker ausfallen, weil dort die Beschäftigung zu niedrig ist. Wichtig ist, daß keine bzw. weniger Gelder umverteilt werden: von Staat an Großindustrie (Subventionen), von Beschäftigten zu Beschäftigungslosen (Transferzahlungen), von West nach Ost (Soli) oder von Süd nach Nord (Länderfinanzausgleich), weil solche Zahlungen die Strukturfehler verschleiern. „Man kann nur heilen, wenn man sieht, wo es blutet.“

Ich arbeite übrigens seit 1990 für ausländische Firmen. Derzeit für ein niederländisches Unternhemen. Insofern weiß ich recht gut, wie einschlagend die Reformen in den Niederlanden ausgefallen sind. Dort hat niemand auf 50% seines Gehaltes verzichten müssen und trotzdem hatte man dort recht schnell einen Fachkräftemangel. Arbeitslosenquoten zwischen 3 und 4 % entsprechen fast einer Vollbeschäftigung.

Fazit: Es sind keine Maßnahmen wie ein 50 %iger Gehaltsverzicht notwendig. Bereits kleine Maßnahmen, so wie beispielsweise von Prof. Sinn genannt, können zu einer raschen Gesundung führen. Ich ergänze noch, daß die Maßnahmen für den Osten und den Westen unterschiedlich sein müssen.

Gruß,
K.

Guten morgen,

[Überstunden] abgegolten - so mein Arbeitsvertrag.

Warum ist das denn so?

Vertragsfreiheit bei individuellen Arbeitsverträgen

naja, die Frage ging in eine andere Richtung: Warum hast Du diesen Arbeitsvertrag unterschrieben und warum legt Dein Arbeitgeber Wert auf einen derartigen Vertrag?

Reduzierung des Kündigungsschutzes
(meine Kündigungsfristen sind vier Wochen zum Monat.

Warum ist das denn so?

Untergrenze der gesetzlichen Regelung

Warum hast Du diesen Arbeitsvertrag unterschrieben und warum legt Dein Arbeitgeber Wert auf einen derartigen Vertrag?

Öffnung des Flächentarifes für Einzelunternehmen
(Ich arbeite bei einem Unternehmen, für das es keinen Tarif
gibt. Das Gehalt wird individuell nach Leistung ausgehandelt.

Warum ist das denn so?

Weil Arbeitegeber in keinem Arbeitgeberverband

Warum ist Dein Arbeitgeber in keinem Arbeitgeberverband und warum hast Du trotzdem bei ihm angefangen?

(ich bin weder Sozialhilfeempfänger noch Frührentner noch
Geringverdiener. Keine Unterstützungsmöglichkeit meinerseits,
jedenfalls solange ich in Lohn und Brot stehe).

Warum gehst Du denn arbeiten?

Weil ich auf einem freien Markt eine Ware angeboten habe
(meine Arbeitskraft), jemand sich bereiterklärt hat, für diese
Arbeitskraft monatlich ein bestimmtes Geld zu zahlen, und ich
damit die Grundbedürfnisse des Lebens (Essen, Trinken, Wohnen)
bezahlen kann (und vom Rest des Geldes mir die eine oder
andere Wohltat leiste)

Kuck an. Also rechnet es sich für Dich nicht, zuhause zu bleiben und von Arbeitslosenhilfe 1, 2 oder 37 zu leben?!

Keine Prämien für EU-Zuwanderer, kein Wohngeld, keine
Sozialwohnungen, kein Kindergeld für Kinder im Ausland.
(ich bin nicht eingewandert und wohne in einem
selbstfinanzierten Haus, außerdem habe ich keine Kinder, auch
nicht im Ausland - da bin ich also auch reformunfähig)

Warum bist Du denn nicht ausgewandert, um derartige
Vergünstigungen in einem anderen Land zu erhalten?

Gibt es Länder, die einem so viel Vergünstigungen angedeihen
lassen, dass man davon leben kann, ohne zu arbeiten?

Soweit ich weiß, nicht. Warum sind wir dann das einzige Land, daß solche Förderungen bietet und was ist daran gut?

Ich erspare Dir die Antworten auf meine Fragen und komme gleich zur Schlußfolgerung: Du hast selbst mit Deinen Beispielen aufgezeigt, warum die Reformen sinnvoll sind, die gefordert werden. Du bist bereit zu diesen Bedingungen zu arbeiten.

Weder Deine Visitenkarte, noch Dein Stil, noch Deine bisherigen Antworten machen den Eindruck, als wärst Du ein ausgebeuteter Lohnsklave. Was soll also schlecht daran sein, wenn alle Menschen in Deutschland zu den gleichen Bedingungen arbeiten wie Du im Augenblick?

Gruß,
Christian

Hi.

Lohnt sich das Nachdenken überhaupt noch? Man hat in 6 Jahren nichts reformiert, nur deformiert und geredet ohne Ergebnis.

Gab es einen Erfolg und man dachte jetzt klappt es, dann kamen die 2 Schritte zurück und es war schlimmer als vorher.

Diese Leute sind handlungsunfähig und das ist „nicht“ gut so.

Gruß Vanic.

Hi!

Für mich klingt das so, als
wolltest du die Reformvorschläge ad absurdum führen. Ich
kombiniere das mit einer älternen Ausführung von dir, in der
du behauptest, daß überhaupt keine der Reformen helfen kann,
den Karren aus dem Dreck zu ziehen. Ich sehe das eben völlig
anders: Bereits geringe Anstrengungen würden enorme Effekte
haben, würde man sie denn ergreifen.

Ich bleibe noch immer bei meiner Meinung, dass wir die Probleme (Wirtschaftskrise, Arbeitslosigkeit usw.) nicht in den Griff bekommen werden. Und dass die Dinge, die Prof. Sinn vorschlägt, nicht einen Deut daran ändern werden. Es geht m.E. ausschließlich über den Abbau von Wohlstand (d.h. über drastische Lohnreduzierungen).

Es wird immer von Wirtschaftswachstum gefaselt, und dass dadurch Arbeitsplätze entstehen. Fast 2% Wirtschaftswachstum entsteht allein durch Verbesserung der Arbeitseffektivität. Um neue Arbeitsplätze zu schaffen, bräuchten wir einen Boom ungeahnten Ausmaßes von weit über 4 Prozent. Das IAB (Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung) geht bis 2015 von einem jährlichen Wachstum kleiner 2% aus - ist also nix mit neuen Arbeitsplätzen. Von 1950 bis heute ist die Zahl der geleisteten Arbeitsstunden in D um ein Drittel zurückgegangen - bei gleichzeitiger Verfünffachung der BSP. Das Missverhältnis wurde bisher durch sinkende Wochenarbeitsstunden und steigende Urlaubsansprüche kaschiert. Selbst in den USA (wenig Urlaub, längere Arbeitszeiten, geringerer Kündigungsschutz) gibt es mittlerweile „jobless growth“, und das bei Wachstumsraten von weit über 2%.

Bereits im September 1995 gab es bei einem Treffen führender Wirtschaftsbosse im Fairmont-Hotel/San Francisco die Erkenntnis, dass für die zukünftige Ökonomie 20% der derzeitigen Arbeitnehmer ausreichen würden. Die restlichen 80% müssten durch staatliche Zuwendungen bei Laune gehalten werden. Brot und Spiele. (Suchtipp bei Google: „Tittytainment“)

Im Zeichen der offenen Grenzen, des freien Waren- und Kapitalverkehrs soll mir keiner erzählen, dass die Leistung eines deutschen Arbeitnehmers nicht auch im deutlich kostengünstigeren Ausland erbracht werden kann. Es geht um knallharte Zahlen, um Lohnstückkosten - und nichts weiter. Das Argument der angeblich besseren Infrastruktur Deutschlands zieht nicht mehr, wenn ich 90% Produktivität bei 38% der Kosten erreichen kann (Autozulieferer Brose über seinen Produktionsstandort Slowakei). Diese Unterschiede holen wir auch nicht mit 5 Stunden die Woche mehr arbeiten und einem Steuermodell mit drei Stufen ein. Das geht nur und ausschließlich über eine drastische Absenkung der Brutto- wie Nettolöhne.

Nur zum Vergleich: Ein Arbeitnehmer in der Slowakei verdient pro Monat im Schnitt 13.000 Kronen (Quelle: www.jungewelt.de). Das sind 325 Euro. Davon gehen etwa 100 Euro für Steuern und Sozialversicherung drauf (19% Einkommensteuer und etwa 10% Sozialversicherung). Bleiben rund 220 Euro. Das Preisniveau der Slowakei liegt bei etwa 60% unserer Preise. Bedeutet: das Durchschnittseinkommen in Deutschland dürfte bei etwa 375 Euro netto liegen, damit eine Parität gegeben ist. Wer will das?

Ein osteuropäischer Mitarbeiter kostet ein Unternehmen im Schnitt nur 23% dessen, was ein deutscher Mitarbeiter kostet. Seine Produktivität liegt allerdings auch nur bei 23%. Wird er jedoch mit deutschem Fachwissen ausgestattet, steigt seine Produktivität auf 65% - bei unverändertem Lohn (Studie der Universität München zum Thema Arbeitsplatzverlagerung nach Osteuropa).

Ich wäre als Unternehmer des produzierenden Gewerbes schön blöd, wenn ich meinen Krempel nicht nach Osten verlagern würde. solange ein deutscher Arbeitnehmer viermal so viel verdienen will wie ein Slowake oder Lette (jüngst im Fernsehen: neue Produktionsstätte der Autoindustrie in Lettland - bei 10% der Arbeitskosten wie in D).

Wie saget ein Unternehmensberater: „Deutschland deindustrialisiert.“

Grüße
Heinrich

Hi!

Weder Deine Visitenkarte, noch Dein Stil, noch Deine
bisherigen Antworten machen den Eindruck, als wärst Du ein
ausgebeuteter Lohnsklave. Was soll also schlecht daran sein,
wenn alle Menschen in Deutschland zu den gleichen Bedingungen
arbeiten wie Du im Augenblick?

Nein, ich bin kein Lohnsklave.
Aber ich weiß, dass mein Job hochgradig gefährdet ist - trotz (oder gerade wegen) der arbeitsrechtlichen Regelungen, die ich habe und die jetzt allgemein eingefordert werden.

Grüße
Heinrich

Hi!

Ein Wirtschaftsprofessor namen Sinn hat ein Kurpaket für
Deutschland ersonnen. Und - ich schäme mich zutiefst! - mir
damit klar gemacht, wie reformunfähig ich bin.

Seine Forderungen:
1.
Wochenarbeitszeit 42 Stunden
(ich habe eine Regelarbeitszeit von 40 Stunden, und meine
ersten 40 Überstunden im Monat sind mit meinem Gehalt bereits
abgegolten - so mein Arbeitsvertrag. Bei diesem Punkt kann ich
also nicht helfen.)

Reduzierung des Kündigungsschutzes
(meine Kündigungsfristen sind vier Wochen zum Monat. Ich
könnte mich auf Tagesbasis anbieten - Stichwort: Tagelöhner)

Öffnung des Flächentarifes für Einzelunternehmen
(Ich arbeite bei einem Unternehmen, für das es keinen Tarif
gibt. Das Gehalt wird individuell nach Leistung ausgehandelt.
Hier kann ich also auch nichts zur Reform beitragen)

Hier ist m.E. anzusetzen, das Verhalten der Gewerkschaften i.A. ist wirtschaft- und somit auch beschäftigungsfeindlich, man sollte die Verträge besser unternehmensintern aushandeln um intern auf Konjunkturschwankungen reagieren zu können

Reduzierung der Sozialhilfe um ein Drittel; Absenkung der
Lohnersatzkosten wie Arbeitslosengeld, Arbeitslosenhilfe,
Frührente; Erhöhung des Mindestlohnes für Geringverdiener
(ich bin weder Sozialhilfeempfänger noch Frührentner noch
Geringverdiener. Keine Unterstützungsmöglichkeit meinerseits,
jedenfalls solange ich in Lohn und Brot stehe).

Hier muss ebenfalls angesetzt werden, Jedoch sollte hierbei zwischen arbeitswilligen und artbeitsunwilligen AL unterschieden werden(Das ist m.E. möglich)

Keine Prämien für EU-Zuwanderer, kein Wohngeld, keine
Sozialwohnungen, kein Kindergeld für Kinder im Ausland.
(ich bin nicht eingewandert und wohne in einem
selbstfinanzierten Haus, außerdem habe ich keine Kinder, auch
nicht im Ausland - da bin ich also auch reformunfähig)

Steuerreform mit vier Stufen (0, 15, 25 und 35 Prozent);
Kapitalerträge mit 20%, Unternehmensgewinne mit 35% versteuern
(also bei dem Punkt kann ich die Reform unterstützen, denn
derzeit zahle ich mehr als 35% Steuern)

Kinderprämien; für das zweite und dritte Kinde deutliche
Steuererleichterungen; Zusatzrente für jedes Kind
(ich habe keine Kinder, also falle ich dem Staat auch nicht
durch zusätzliche Bezüge zur Last)

Das bringt Deutschland nach Ansicht von Sinn wieder ganz nach
vorne.

Zu blöd, dass ich nicht helfen kann.

Kann jemand von euch dem Prof. Sinn helfen?

Grüße
Heinrich

Man muss jedoch weitergehende Reformen durchführen m.E. im Bereich der Bildung und der Rentenversicherung. In D muss man sich endlich damit abfinden, dass man sich auf die gesetzliche Rente nicht mehr wird verlassen können und das man selber vorsorgen muss. Im Bereich der Bildung muss man andere Wege beschreiten, Leistung muss sich in D wieder lohnen, dass dies nicht der Fall ist wird einem ja täglich in den Medien suggeriert. Jeder dahergelaufene Idiot, der sein Lebenm nicht auf die Reihe bekommt kann heutzutage ein „Medienstar“ werden, wenn auch nur für kurze Zeit aber er hat „was erreicht“.
Diese Kultur des „Star ohne Leistung Seins ala Küblböck etc.“ kann m.E. nicht die Voraussetzung sein um D wieder nach vorne zu bringen.
Sorry bin relativ weit weg vom Thema Wirtschaftspolitik
MfG Charly

Hallo nochmal,

Weder Deine Visitenkarte, noch Dein Stil, noch Deine
bisherigen Antworten machen den Eindruck, als wärst Du ein
ausgebeuteter Lohnsklave. Was soll also schlecht daran sein,
wenn alle Menschen in Deutschland zu den gleichen Bedingungen
arbeiten wie Du im Augenblick?

Nein, ich bin kein Lohnsklave.
Aber ich weiß, dass mein Job hochgradig gefährdet ist - trotz
(oder gerade wegen) der arbeitsrechtlichen Regelungen, die ich
habe und die jetzt allgemein eingefordert werden.

Dein Arbeitsplatz ist also gefährdet, nur weil die Regelungen so sind, wie sie sind? Das hat nichts mit dem Unternehmen zu tun oder so?

Interessierte Grüße,
Christian

Wachstum und Auslandsverlagerung
Hallo Heinrich,

ich nehme jetzt nur mal 2 Punkte aus deinem Text, die mir interessant erscheinen:

  1. Wachstum

Du bemängelst eine zu starke Konzentration auf Wachstum in unserer Volkswirtschaft. In einer Gesellschaft, in der fast alle Bedürfnisse gedeckt sind, scheint Wachstum tatsächlich nicht mehr entscheidend zu sein. Vor allem durch technische Innovationen (neue Autos, leistungsfähigere PC-Systeme, DVD-Technik, etc.) haben wir heute in der gesättigten Gesellschaft überhaupt Wachstum. Was, wenn wir unsere Autos einfach 30 Jahre lang fahren würden und das Röhrenradio nie gegen eine Surround-Anlage ersetzt hätten? Dann wäre der Lebensstandard geringer, aber wir würden auch weniger Geld brauchen. Wachstum alleine würde also von diesem Aspekt aus keinen wirklichen Sinn machen.

Wenn aber Märkte nicht wachsen bzw. über Zeiträume stabil bleiben, kommt es immer zu einem Preisverfall bei den vorhandenen Produkten. Dieser bedeutet für Unternehmen geringere Gewinne und einen Kosteneinsparungsdruck, den wieder zuerst Arbeitnehmer zu spüren bekommen. In der Situation befinden wir uns derzeit. Daher die zu geringe Beschäftigung. Eine Erhöhung der Beschäftigung ohne ein gewisses Wachstum ist also nicht möglich. Wir sind einerseits zu Wachstum und andererseits zur Innovation verdammt.

  1. Auslandsverlagerung

Zunächst muß man die diversen Jobs differenzieren. Ich würde sagen, daß Zweidrittel nicht verlagerbar sind, weil sie zu qualifiziert oder aus sonstigen Gründen zu sehr vom Standort abhängig sind. Ein Drittel wäre verlagerbar. Das sind einfache, erlernbare Jobs im Produktionsbereich. Diese sind z.B. in Osteuropa billiger. Dagegen stehen andere Kosten, allen voran für Logistik, die dadurch entstehen, daß man z.B. in Polen produziert. Ich sehe eine Lösung dieser Problematik eben darin, daß solche Jobs in Deutschland billiger werden. Dafür braucht man eben Flexibilisierung, längere Arbeitszeiten, Lohnsenkungen, Loslösung von Flächentarifen, insbesondere eben im Osten.

Gruß,
K.

Hallo K. !

  1. Wochenarbeitszeit 42 Stunden

Jau, ich bin auch seit meinem 25. Lebensjahr in leitender
Funktion und arbeite so 50 - 70 Stunden pro Woche.

Auf Dich spielt Sinn nicht an, was Du aber ohnehin weißt.

Ich kann auch nicht helfen, macht aber nichts.

Schon klar. Sinn hat auch die gemeint, die eine 40-Stunden-Woche haben.

Es geht, siehe oben, um volkswirtschaftliche Gesundung.

Jaja, um die geht es zweifellos. Auch wenn die volkswirtschaftliche Kur den Wirtschafts-Patienten Deutschland in diesem Punkt (2.) noch kranker machen wird, als er ohnehin schon ist.

Wenn also die Regelarbeitszeit auf 42 Stunden erhöht wird, dann
werden die Arbeitskosten in Deutschland niedriger,

Das, geschätzter K., kann nur ein monokausalistischer Chicagoer meinen. Der ist im neoklassischen Wettbewerbsmodell hängen geblieben und meint durch seine rosarote Brille, dass er die Realität vor sich hat. Du weisst schon, aus wie vielen völlig realitätsfremden Annahmen das neoklassische Gleichgewichtsmodell zusammengeschustert ist ?

Die Arbeitsmotivation, eine wesentliche Größe für die Arbeitsproduktivität, wird sinken, wenn die durchschnittliche Arbeitszeit steigt. Und das wiederum, lieber K., senkt die Arbeitsproduktivität.

die Unternehmen wettbewerbsfähiger,

Wenn die Produktivität sinkt, steigt die Wettbewerbsfähigkeit, ja ?

die Arbeitsplätze sicherer, mehr Beschäftigung, weniger
Transferzahlungen, weniger Abgaben, volkswirtschaftliche
Gesundung.

Alles unter dem Motto, Operation gelungen, Patient tot ! So muss eine „sinnreiche“ Wirtschaft funktionieren. Oder ist sie doch eher „sinnlos“ ?

Ist alles eigentlich recht einfach.

Glauben auch nur die Monokausalisten. In Realität ist die Sache mit der Arbeitszeit eine komplexere Angelegenheit.

Trotzdem wird jetzt argumentativ vermutlich eine aidskranke, allein
stehend Frau mit 12 Kindern angeführt, der durch die Verlängerung der
Wochenarbeitszeit das Genick endgültig gebrochen wird.

Du hast doch BWL studiert, ist Dir Arbeitsmotivation denn so fremd ? Wenn Dir schon die volkswirtschaftlich problematischen Punkte einer Arbeitszeitverlängerung fremd sind. Für Sinn ist das Wort Arbeitsmotivation ein Fremdwort.

Solange es Spinner gibt,

Dankedankedanke, geschätzter K., für Deine Schmeicheleinheiten ! *grins*

die glauben man müsse Arbeit verteilen, sind wir alle Verlierer.

Wenn Du alle arbeiten lässt, die gerne arbeiten wollen, würdest Du etwa auf eine 25-Stunden-Woche kommen. Durchschnittliche Arbeitszeit, wohlgemerkt. Deine 50-70 Wochenstunden bleiben Dir aber erhalten.

Aber: *grins* mal eine ganz andere Frage: Ein Workaholic bist Du nicht, oder ? Pass mal auf, dass Du nicht ins Burn-Out-Syndrom gerätst. Täte mir leid um Dich !

Tatsächlich aber steigt Beschäftigung, wenn man Arbeitszeit
verlängert.

Tatsächlich sinkt sie, da die Arbeitslosigkeit steigt. Arbeits- und Energiebesteuerung wären u.a. einflussreiche Variable für eine Beschäftigungsteigerung. Erstere, wenn sie gesenkt wird, und zweitere, wenn sie erhöht wird.

Trotzdem zeige ich dir auf Anhieb ein Dutzend Menschen,

Hier meldet sich mal einer. Zur Information: Sinn glaubt auch, dass seine Maßnahmen der VW Deutschlands helfen werden.

die trotz Abitur und überdurchschnittlichem IQ glauben, wenn es
weniger Arbeit gibt, muß man die Arbeitszeit senken.

Die Arbeitszeit ist imo nicht das Problem. Das liegt eher in den Arbeitskosten, den exorbitant billigen Energiekosten (warum gibts immer noch keine Steuer auf Kerosin ?), der wenig intelligenten Wirtschaftspolitik, der Verfilzung von großen Wirtschaftsunternehmen mit der Politik (Nein, keine Verschwörungstheorie. Was glaubst Du, warum etliche Politiker ansatzlos nach politischem Abgang in Vorstände großer Energieversorgungsunternehmen wechseln), die Verschwendung von Bildungsausgaben (Eine Juristin, die nach der Babypause zu Hause sitzen muss, nenne ich Verschwendung) undundund.

Neinneinnein, mir hat die eine Diplomarbeit über den Arbeitsmarkt gereicht. Meine Diss schreib ich jetzt über was anderes. :wink:

Ja, das mit dem IQ weiss ich jetzt nicht so genau *grins*. Auch heißt das Matura, was ich hab. Und das andere schimpft sich Diplom-Volkswirt.

Gruß,

den gleichen

K.

W. *grins*

P.S. Der Märchenonkel ist Sinn, nicht Du, geschätzter K. :wink:

Heinrich, Heinrich, was gibst du da von dir. Bei allem Verständnis für das Ärgernis, das die Politik derzeit liefert, aber Reformen werden für keinen inzelnen gemacht und wir haben rund 80 Mio Einwohner in Deutschland. So Ichbezogen kann doch wohl niemand sein.

hallo K.
zur Auslandsverlagerung ein kleiner Beitrag. Die Firmen, die einen Großteil ihrer Fertigungsarbeiten ins Ausland verlagern, handeln in erheblicher Weise nicht nur unsozial oder asozial, sondern schaden sich auch selber. Dadurch, dass sie Arbeitsplätze im Inland vernichten, vernichten sie nämlich auch die Kaufkraft und bleiben, zumindest hier im Inland, auf den Waren sitzen.
Der zweite Aspekt ist aber, dass viele Firmen, die ihre Produktion ins Ausland verlegen, hier teilweise Riesensummen an Fördermitteln eingesteckt haben. Also sollten diese dann auch zurückgefordert werden können. Wie da die Bedingungen sind und ob da nicht auch der Staat bei der Vergabe der Fördermittel schläft, entzieht sich meiner Kenntnis.
Nicki´s Betreuer

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hi!

  1. Auslandsverlagerung

Zunächst muß man die diversen Jobs differenzieren. Ich würde
sagen, daß Zweidrittel nicht verlagerbar sind, weil sie zu
qualifiziert oder aus sonstigen Gründen zu sehr vom Standort
abhängig sind.

Genau das ist ein sehr populärer Irrtum.

In der Untersuchung des Instituts für Volkswirtschaftslehre der Universität München wurde festgestellt, dass seit Anfang der 90er etwa 90.000 Arbeitsplätze aus Deutschland Richtung Osteuropa verlagert. Das ist nicht viel, doch die Verlagerung kommt jetzt erst richtig ins Rollen.
Was viel interessanter ist: Deutsche Firmen haben in Osteuropa in der gleichen Zeit 460.000 Arbeitsplätze geschaffen. Die wenigsten davon sind Handlanger-Jobs. Vielmehr sind anspruchsvoll, Know-How-trächtige Arbeitsplätze entstanden.
Schlussfolgerung der Münchener Untersuchung: Wenn die hochqualifizierte Wertschöpfung im Ausland stattfindet, verliert Deutschland langfristig seine Wachstumschancen und damit die Aussicht auf neue Beschäftigung. Dies ist umso dramatischer, da die Anzahl der Hochschulabsolventen in den 90er Jahren um zwei Drittel zurückging. Nach Angaben des World Economic Forum gibt es in D zu wenig Wissenschaftler und Ingenieure. D liegt hier nur noch auf Platz 20 der Welt (die ersten drei Plätze nehmen Israel, Indien und die Slowakei ein). Und bei der Qualität der naturwissenschaftlichen und mathematischen Ausbildung liegt D hinter Costa Rica auf Platz 47.

Analysen haben ergeben, dass insbesondere qualifizierte Jobs Richtung Osten wandern werden. Hierzu gehören Ingenieure, Konstrukteure, Zeichner, Buchhalter, Architekten, Forscher und Entwickler. Das Institut Forrester Research schätzt, das in den nächsten zehn Jahren 1,1 Millionen Jobs in den genannten Bereichen aus D nach Osteuropa verlagert werden. Als Folgen des Stellenabbaus werden weitere 25 Millionen Quadratmeter Bürofläche leer stehen. Das wiederum wird Handwerksfirmen, Möbelhersteller, Reinigungsfirmen treffen.

1995 hatte die Deutsche Telekom etwa 215.000 Mitarbeiter - alle in Deutschland. Heute hat die Telekom 255.000 Mitarbeiter, aber nur noch etwa 170.000 in Deutschland.

Bei Daimler stieg die Quote der Auslandsmitarbeiter in der gleichen Zeit von 23 auf fast 50 Prozent.

Jetzt schickt sich Siemens an, massiv Arbeitsplätze ins Ausland zu verlagern (der Konzernbetriebsrat befürchtet über 70.000).

Wirtschaftsexperte Miegel sagt ganz klar, dass eine Erholung nur über klaren Lohnverzicht geht, da Hundere von Millionen Erwerbstätige weltweit mindestens so gut sind wie deutsche Arbeitnehmer, aber nur die Hälfte verdienen.

Kurzum: die Abwanderung der Arbeit lässt sich nur stoppen, wenn die Gehälter in D drastisch gesenkt werden (m.E. ist eine Halbierung erforderlich).

Grüße
Heinrich

Dein Arbeitsplatz ist also gefährdet, nur weil die
Regelungen so sind, wie sie sind? Das hat nichts mit dem
Unternehmen zu tun oder so?

Nein, es hat was damit zu tun, dass meine Aufgaben, für die ich die Summe X pro Monat bekomme, von einem Menschen in Lettland oder Indien für die Summe X/4 erledigt werden könnten. Und das mein Arbeitgeber bedingt durch die Regelungen in meinem Arbeitsvertrag es leichter hat, diesen Austausch vorzunehmen.

Grüße
Heinrich

Hi,

Nein, auch das ist falsch. Die Menschen brauchen netto Geld in
der Tasche -> Binnennachfrage. Die Bruttolöhne müssen
sinken -> ergo Abgaben (Steuern, SV, Soli) müssen sinken.
Gegen eine Mehrarbeit von 1 Stunde pro Tag ohne Lohnausgleich
kann auch niemand was haben. Zudem müssen die Reduzierungen
der Arbeitskosten (Lohnsenkung oder Erhöhung der
Wochenarbeitszeit) im Osten viel stärker ausfallen, weil dort
die Beschäftigung zu niedrig ist.

Was ist das für eine Begründung? Das sehe ich aber anders - eher muß im Westen der Lohn auf polnisches Niveau fallen, weil dieser mittlerweile technologisch hinterher hinkt und die Produktivität sowie Arbeitszeit im Osten mitlerweile auch höher ist.

Wichtig ist, daß keine bzw.
weniger Gelder umverteilt werden: von Staat an Großindustrie
(Subventionen),

Dann gehen noch mehr krachen --> weniger Arbeitsplätze.

von Beschäftigten zu Beschäftigungslosen
(Transferzahlungen),

Sie würden sicherlioch gern arbeiten --> nicht möglich.

von West nach Ost (Soli)

Wo ist die Kohle eigentlich hin???

oder von Süd
nach Nord (Länderfinanzausgleich), weil solche Zahlungen die
Strukturfehler verschleiern. „Man kann nur heilen, wenn man
sieht, wo es blutet.“

Aderlass? Hatten wir schon vor einigen Jahrhunderten.

Ich arbeite übrigens seit 1990 für ausländische Firmen.
Derzeit für ein niederländisches Unternhemen. Insofern weiß
ich recht gut, wie einschlagend die Reformen in den
Niederlanden ausgefallen sind.

Das ist ein riesiger Unterschied zu dem, was in D ansteht. Die NL haben sich an die Produktivität in D angepasst. Wem passt sich D jetzt an? Richtig --> Osteuropa.

Dort hat niemand auf 50% seines
Gehaltes verzichten müssen und trotzdem hatte man dort recht
schnell einen Fachkräftemangel. Arbeitslosenquoten zwischen 3
und 4 % entsprechen fast einer Vollbeschäftigung.

Keine Vollbeschäftigung --> extravagante Ausbeutung.

Fazit: Es sind keine Maßnahmen wie ein 50 %iger
Gehaltsverzicht notwendig. Bereits kleine Maßnahmen, so wie
beispielsweise von Prof. Sinn genannt, können zu einer raschen
Gesundung führen. Ich ergänze noch, daß die Maßnahmen für den
Osten und den Westen unterschiedlich sein müssen.

Genau - der Westen muß sich derm Osten mit den Löhnen anpassen. Dann ziehen auch nicht mehr so viel aus dem Osten weg und ihr habt auch 20% Arbeitslose.

Fazit: alles Unsinn. Betrachte den Fluß von erziebarem Mehrwert und das Bild sieht ganz anders aus. Ich sehe auch keine Erhohlung, höchstens kurzfristig.

Gruß
Frank

Hi,

Nach Angaben des World
Economic Forum gibt es in D zu wenig Wissenschaftler und
Ingenieure. D liegt hier nur noch auf Platz 20 der Welt (die
ersten drei Plätze nehmen Israel, Indien und die Slowakei
ein). Und bei der Qualität der naturwissenschaftlichen und
mathematischen Ausbildung liegt D hinter Costa Rica auf Platz
47.

Das kannst du dreifach unterstreichen!!
Ich hatte die letzten beiden Tage der letzten Woche ein Forum (Technologie), bei dem mir das wieder deutlich klar wurde.

Gruß
Frank