Hallo Herbert!
Unter meinem Account konnte ich keine Antwort schreiben, unter Haralds geht es. (Diese Technik! *seufz*) Hanna
Einer guten Freundschaft kann nichts
abträglich sein, solange man einander mit
gegenseitiger Hochachtung begegnet. Also:
Keine Sorge!Das finde ich schön. Vielleicht geben wir
ja ein gutes Beispiel für unsere
Politiker ab?
Wir sind Freunde, keine Kontrahenten. Sie werden uns nicht zum Beispiel nehmen.
Ich habe folgende Überlegung angestellt:
Welche Leute haben wohl Interesse, zu
demonstrieren? Die Blauen? Die haben doch
erreicht, in der Regierung zu sein! Die
Schwarzen? Die stellen jetzt den Kanzler!
Endlich hat Schüssel die Gelegenheit, aus
dem Schatten des übermächtigen Klima
herauszutreten, und sich selbst zu
profilieren!
Wer also könnte was gegen die Regierung
haben wollen?Nun, zum ersten mal in der 2. Republik
haben würden die Nichtwähler die stärkste
Fraktion im Parlament stellen, wenn man
alle Wahlbeteiligten zum Vergleich nimmt.
Und zum ersten mal gab es mehr als 50%
potentielle Wechselwähler. Noch nie gab
es in Österreich so wenig Menschen die
sich einer Partei zugehörig fühlten.
Da hast Du natürlich recht. Die Nichtwähler hatte ich völlig vergessen (vielleicht, weil ich aus Prinzip zur Wahl gehe?). Und dass die Wechselwähler heute wieder wen anderen wählen würden bzw. mit der zustandegekommenen Koalition unzufrieden sind, ist ja nun auch nicht abwegig.
Schauen wir uns ein bißchen die
Diskussionsbeiträge an. Ich habe einen
einzigen gefunden, in dem sich jemand
klar für eine Partei bekannt hat. Ich
würde sagen, die Demonstranten setzen
sich aus allen politischen Lagern
zusammen. Ein großer Anteil von ihnen ist
sicher von Politik enttäuscht, und sieht
die Straße als einzigen Weg zum Protest.
Ja, denn die Proteststimmen, die am Wahltag abgegeben werden, werden anschließend fehlinterpretiert.
Bevor ich folgendes schreibe, möchte ich
folgendes klarstellen. Ich bin eigentlich
kein Linker, eher ein humanistisch
denkender Liberaler, und auf
Demonstrationen findet man mich nur
selten. Die Anti-Atomdemonstration, die
Antirassismusdemonstration, vom 12. Nov.
und noch ein paar, bei denen es für mich
einen wirklich wichtigen Grund gab
hinzugehen.
Rein interessenshalber: Warst Du in Hainburg?
Ich war ja am 4. 2. schwer enttäuscht,
daß es bei einer Demo in Wien Gewalt und
Verletzte gegeben hat. Gerade deswegen
freut es mich über die Demonstration von
gestern erfreuliches zu berichten. Ich
habe mir mit einem Freund gestern die
Demo angesehen. Ich habe mir einen guten
Platz gesucht, wo mich mein Freund finden
kann, und ich einen guten Überblick über
die Demonstration habe. Die Menschenmasse
kam mir entgegen, und schon allein die
Geräuschkulisse gab mir einen ganz
anderen Eindruck als die vom 4. 2. Da war
kein Haß und keine Angst mehr zu spüren.
Die ersten Menschen zogen an mir vorüber,
und wie ausgemacht begannen sie zu
winken. Sie winkten uns Zusehern, den
Menschen an den Fenstern und den
Polizisten zu. °winkwink° So als wollten
sie sagen: ‚Wir haben nichts mit den
Gewalttätern vom 4. Zu tun.‘ °winkwink°
Die Nachrichten haben meinen Eindruch
bestätigt. Es war eine friedliche
Demonstration.
Wie schön zu sehen, dass die Vernunft siegt! 
Ich habe dann meinen Freund gefunden, und
wir haben uns entschlossen ein wenig
mitzugehen. Für mich war es ein stiller
Protest. Ich protestiere ja gegen etwas:
Rassismus und Fremdenfeindlichkeit, und
nicht gegen eine Partei oder Person.
War diese Demonstration definitiv unter ein Thema gestellt? Ich habe in diesen Tagen leider die Nachrichten nicht so genau mitverfolgen können.
Aber ich halte es für eine problematische Angelegenheit, bei einer Demonstration mitzumarschieren, die mit Transparenten unterwegs ist, denen man nicht zustimmen kann.
Ihr wißt was ich von
Haider im speziellen und von der FPÖ im
allgemeinen halte, aber wenn diese
Regierung scheitert, dann soll es
geschehen weil sie über ihre eigenen Füße
stolpert und nicht wegen Druck von außen.
Ja, das finde ich auch.
Natürlich waren die Berufsdemonstranten
die auffälligsten, aber keineswegs die
Mehrheit. Wenn die 'Linke‘ zu einer
Demonstration ruft, dann kommen
vielleicht ein paar hundert Menschen. Da
waren jedoch ein paar tausend Menschen
unterwegs.
Ich finde man kann ihnen ruhig die
Betroffenheit und Angst abnehmen.
Das ist ein Argument.
Wenn die Demonstrationen weiterhin
gewaltfrei bleiben werde ich am 19. auch
dabei sein. Das Lauteste was man von mir
hören wird, wird jedoch mein Winken sein.
Schade, dass Wien so weit weg ist, wenn man kleine Kinder hat 
Heute wieder Nachrichten gehört. Die neue
Regierung will einen Selbstbehalt von bis
zu 20 % bei medizinischen Leistungen
einführen. Dazu ein Direktor von der
Wiener Gebietskrankenkasse: Sie wollen
das nicht mitmachen. Dafür bitte ich ihn
vor den Vorhang. Wer weiß, was da genau
geplant wird?
Die OÖ GKK möchte mitmachen. 
Es wurde angekündigt, dass chronisch Kranke davon ausgenommen seien.
Das gleiche wurde auch schon versprochen, als die Krankenscheingebühr eingeführt wurde, doch plötzlich konnte sich niemand mehr an eine derartige Äußerung erinnern.
Ich muss einmal die Woche zum Arzt, manchmal öfter. Zu den immer höheren Rezeptgebühren kommt jetzt auch noch diese Belastung. Als wäre ich aus lauter Jux und Tollerei krank und müsste dafür bestraft werden. O weh, jetzt polemisiere ich schon wieder, aber ich vermisse einfach die soziale Staffelung.
Jetzt werden
aber die Angebote der SPÖ an die FPÖ
bekannt. Im Austausch, daß die FPÖ eine
SPÖ-Minderheitsregierung ein Jahr
toleriert hätte, hätten sie vier
unabhängige Minister vorschlagen können.
Und nach diesem Jahr, wenn die FPÖ keine
ihrer bekannten Entgleisungen begeht,
hätten sie eine Koalition mit der FPÖ
geplant. Bis dahin hätte die SPÖ die FPÖ
so halbwegs in Europa hoffähig machen
können. Die FPÖ ist ja laut
Haider-Aussagen ohnehin der SPÖ näher als
der ÖVP. Wäre unter Umständen besser
gewesen.
Und jetzt springen sie sich gegenseitig an die Gurgel wegen dieser Angebote, die nun offeriert - oder auch doch nicht? - wurden.
Wenn man Haiders Aussprüche hört muß man
ja Angst bekommen. Wenn er sie nicht so
gemeint hat, gut. Aber wieso tut er so
entrüstet, wenn man ihn nach diesen
Aussprüchen mißt? Man könnte jetzt sagen,
selber Schuld, aber die Österreich leiden
darunter, ob sie ihn gewählt haben oder
nicht.
Haider täte Österreich einen großen Gefallen, wenn er seinen Mund hielte. Er nervt schon gewaltig. Ich dachte, mit der Angelobung der Regierung würde er sich zurückziehen; hatte er doch versprochen, nicht von Kärnten aus mitzuregieren. Aber ständig ist er in den Medien präsent, und ständig muss man sich als Österreicher genieren für ihn.
Kennst Du den Unterschied zwischen
Diktatur und Demokratie?
In der Diktatur darf man nichts gegen die
Regierung sagen.
In der Demokratie darf man, aber es nutzt
einem nichts
Ich hab da noch einen anderen Spruch gehört, weiß aber nicht, von wem der ist:
Selbst unsere Politiker werden nur demokratisch gewählt, was die dann machen, ist doch Diktatur der Parteien (der stärksten).
Wenn nun unter den Demonstanten auch
Schüssel-Anhänger und Haider-Wähler sind,
dann kann man der Sorge jener Wähler in
Zukunft am besten so beikommen, dass die
Parteien nach der Wahl zwei, höchstens
drei verschiedene Regierungsvorschläge
ausarbeiten und sie dem Volk zur
Abstimmung vorlegen. Dieser Vorschlag
stammt übrigens von Harald, und ich halte
ihn für sehr gut!!!Ich auch!
Wo ist der Politiker, der hier und jetzt die Stimme des Volkes hört???
Nein, auf keinen Fall! Ich wiederhole
mich: Ich bin gegen Gewalt! Was am 4. 2.
passiert ist, ist unentschuldbar. Ich
werde die Demonstranten an den
zukünftigen Taten messen. War das ein
Einzelfall? Waren das nur schwarze
Schafe? Wie hoffe ich das! Bitte, bitte,
keine Gewalt!
Und hoffentlich hört auch das Volk die Stimme des Volkes! 
Es wird viel zu schnell verallgemeinert.
Und das sollte nicht geschehen. Weder in
die eine noch in die andere Richtung. Man
kann doch auch nicht sagen, jemand der
die FPÖ gewählt hat sei ein Rassist. Daß
die EU Bedenken gegen die neue Regierung
anmeldet finde ich gut, nicht so gut
finde ich Vorverurteilugen.
Hoffentlich hört auch Brüssel die Stimme des österreichischen Volkes!
Wenn sich die FPÖ weiterhin vom NS und
von Fremdenfeindlichkeit distanziert,
wenn sie unter Beweis stellt, daß sie mit
ein Garant für Demokratie und
Rechtstaatlichkeit ist, und sie aufhört
Österreich zu polarisieren, dann kann ich
eines Tages auch hinter ihr stehen. Es
wird allerdings noch ein wenig Zeit
brauchen… Die FPÖ hat sich schon einmal
gewandelt.
Ich bin gespannt, was die Zukunft bringt.
Die FPÖ muss jetzt vieles beweisen. Aus
der Rolle des Wadlbeißers in die des
Regierungsverantwortlichen zu treten, ist
schon eine Herausforderung, besonders,
wenn man sich bisher aufs Polemisieren
spezialisiert gehabt hat.Das stimmt schon. Ich finde es halt nicht
gut, wenn sich eine Partei in der
Opposition anders verhält, als wenn sie
in der Regierung wäre.
Ja, die Sozialisten sind jetzt aber auch nicht besser. Die und die Grünen stehen der FPÖ im Polemisieren und Behindern bei der Regierungsarbeit um nichts nach.
Am 19. Februar gibt es wieder eine
Demonstration. Wie wäre es wenn wir nicht
gegen jemanden, sondern nur gegen etwas
demonstrieren: Gegen Fremdenfeindlichkeit
und Rassismus. Und für etwas:
Menschlichkeit. Vielleicht können wir
dann so manchen Freiheitlichen in unserer
Mitte begrüßen?
Male Transparente, vielleicht komme ich ja doch! 
Ich wäre sicher kein guter Politiker.
Zuwenig Ellbogen
Nur die Härtesten stehen das durch. Und auch die nicht unbeschadet.
Für ein einiges, menschliches und
friedliches ÖsterreichJa, Herbert, für ein einiges,
menschliches und friedliches Österreich!Ja, Hanna, jetzt ist es zwar nichts neues
mehr, aber ich wiederhole es und ich
wiederhole es gerne:Für ein einiges, menschliches und
friedliches Österreich!
Und weil es so wichtig ist, sage ich es auch gleich nocheinmal:
Für ein einiges, menschliches und friedliches Österreich!
Alles Liebe
Hanna