abwarten und Tee trinken…
Die Telekom hat noch 244.000 Mitarbeiter, darunter knapp
50.000 Beamte. Vielleicht kannst Du mir ja erklären, wieso ein
privatwirtschaftliches Telephonunternehmen zehn Jahre nach
seiner Privatisierung in etwa soviele Beamte beschäftigen muß,
wie bspw. Vodafone insgesamt an Mitarbeitern braucht, um ein
sogar etwas höheres Umsatzvolumen zu erwirtschaften.
auf meine Frage?
Ist das eine Antwort auf meine Frage? Naja, egal.
Diese 32.000 Mitarbeiter der Telekom werden im Augenblick bezahlt, ohne hinreichend ausgelastet zu sein. Sie kosten im Jahr rd. 2 Mrd. Euro, die natürlich die Kunden der Telekom bezahlen. Sinnvoll?
Sofern die Telekom übernommen wird, was angesichts des derzeit bescheidenen Börsenwertes von rd. 60 Mrd. Euro (Vodafone zahlte für Mannesmann über 100 Mrd.) durchaus nicht unwahrscheinlich ist, werden deutlich mehr Mitarbeiter auf der Strecke bleiben. Erstrebenswert?
Der Vater eines Freundes feierte mit rd. 60 Jahren vor drei Jahren das zehnte Jubiläum seiner Pensionierung. Einige Tage später wurde das Fest mit den ganzen anderen früheren Kollegen von der Bundespost fortgesetzt.
Ich verstehe Deine Beitrag als „Verstärkung“
meiner Frage: Brauchen wir, braucht Deutschland diese Beamten
noch? Sind die i. S. der Kampagne „Du bist Deutschland“
eigentlich noch was wert (Was?) oder nach/durch 10 Jahre
Provatisierung „ausgemustert“?
Die Telekom ist auch nach zehn Jahren noch ein überpersonalisierter ehemaliger Staatsbetrieb, der allein aus Nettigkeitsgründen nicht sofort im Hauruck-Verfahren auf die optimale Betriebsgröße eingedampft wurde. Die Telekom ist mit voller Absicht privatisiert worden und ist entsprechend nun ein gewinnorientiertes Unternehmen, das auf einem der am härtesten umkämpften Märkte unterwegs ist.
Auf dem TK-Markt ist eine Expansion im Prinzip nur noch durch Übernahmen möglich. Die Telekom mit ihrem weiterhin hohen Marktanteil in Deutschland, ihrem lückenlosen Leitungsnetz sowie ihren gutsortierten internationalen Beteiligungen ist ein Übernahmeziel par excellence - und derzeit wie beschrieben praktisch geschenkt zu erhalten. Wenn also das Ziel sein sollte, die Telekom weiterhin schön ertragsschwach zu halten und um 32.000 Arbeitsplätze zu schützen 100.000 weitere aufs Spiel zu setzen, dann ist der Protest vernünftig. Wenn nicht, dann nicht.
Was hat das alles nun also mit der Du bist Deutschland-Geschichte zu tun? Weiß ich eigentlich auch nicht, weil Du die Frage aufgebracht hast. Aber es läßt sich relativ problemlos ein Bogen schlagen: Du bist deutschland zielt auf Veränderungen ab. Man soll eben nicht so wie das sprichwörtliche Kaninchen vor der Schlange abwarten, was als nächstes passiert.
Obwohl der ganze Markt im Wandel ist und etliche größere, mittlere und kleine Unternehmen den Markt aufrollen, sitzen 244.000 bei der Telekom und schauen sich das Drama um sie herum lethargisch-ängstlich an. Nun kommt die Telekom plötzlich und unerwartet auf den Gedanken, sich wettbewerbsgerechte Strukturen zuzulegen. Hui, wer hätte gedacht, daß bei der Telekom Personal übrig ist…?
Du bist Deutschland will erreichen, daß die Menschen sich bewegen, das Schiksal in die eigene Hände nehmen und eben nicht in der Staatsbude bis zur Frühpensionierung mit 52 abhängen. Natürlich finde heute ein 58 Jahre alter Nachrichtentechniker nicht sofort eine neue Arbeit, aber darum gehts ja auch nicht.
Es geht darum, daß in Deutschland Millionen von Menschen in Unternehmen und Behörden sitzen und sich weigern zu bemerken, daß es da draußen eine Welt mit Chancen und Perspektiven ist. Anstatt, daß die Menschen Veränderungen als Herausforderung begreifen, hockt man ängstlich unter Schreibtisch und wartet darauf, in dieser Runde nicht dabei zu sein, um dann festzustellen, daß man bei der nächsten Strellenstreichungsrunde wieder ein paar Jahre älter und noch etwas schlechter zu vermitteln ist als vorher.
Worauf ich hinaus will: Daß bei der Telekom Stellen gestrichen werden, war seit Jahren absehbar. Oder hat irgendjemand geglaubt, der Marktanteil ließe sich nach der Privatisierung des Marktes auf über 100% steigern? Wer da noch von einem sicheren Arbeitsplatz ausgeht, erwägt vermutlich noch die Umschulung zum Bergmann.
Es ist zwecklos, Veränderungen zu leugnen oder aufhalten zu wollen, wie das in Deutschland üblich ist. Es gibt Branchen und Unternehmen, die einem natürlichen Schrumpfungsprozeß unterliegen, den niemand langfristig aufhalten kann. Es ist sinnvoller, sich am Anfang der Entwicklung abzuseilen als derjenige zu sein, der das Licht ausmacht - außer man hofft auf eine noch höhere Abfindung.
Gruß,
Christian