'Religion' definieren?

Hallo Hannes,
ich habe die wirklich interessanten Antwortbeiträge auf Deine Frage
gelesen. Es „auf den Punkt“ zu bringen oder eine befriedigende
Definition zu finden ist wirklich schwierig.
Eine „einfache“ ! Antwort welche hier noch nicht angedacht wurde
drängt sich mir auf - FURSCHT als Urgrund jeder Religion.
(Die vielen Gründe und Aspekte der Furcht kann sich jeder selbst
ausdenken)
Die kollektive Verarbeitung dieser Furcht, die sich ergebende
Kultivierung dieser Verarbeitung, dies sind die Ursprünge der
Religionen wie wir sie kennen.
Religion ist nie privat.Privat ist die (selektive)Religionsakzeptants
Definition von Religion ? Wenn es noch keiner geschafft hat in dem
Sinne , daß jeder zustimmen kann mit - ja, DAS ist ES - dann , so sehe
ich es , gibt es diese Definition auch nicht, es sei denn wie oben
von mir angedacht.
Wie ich es sehe, sind die oben angeführten Ursprünge auch heute noch
der Inhalt von Religion. Ich könnte dann in einem Satz - in der
kürzest möglichen Form - so definieren:

Religion ist kultivierte kollektive Verarbeitung von Furcht.

Daß Furcht noch "ausgeschmückt " werden muß habe ich oben schon
erwähnt.
Gruß VIKTOR

Bei Religion verbinden die meisten Menschen Ihre Vorstellung
mit Gott oder Göttern oder menschgewordenen Absolutisten oder
gar Totalitaristen. Interessant ist ferner, dass die
Nachkommengenerationen zum Teil sich geradezu diametral zu der
in den jeweiligen Familien vorherrschenden Religiosität
entwickeln. Interessant ist auch, dass Menschen in für Sie
´überraschend ausweglosen´ Krisen nur nach Mutter, Vater oder
einer sonstigen geliebten Person rufen, nur nicht nach Gott.
Jedenfalls: EMPFÄNGLICHKEIT und ZWEISAMKEIT sind
unabdingbare Voraussetzung für Religiosiät. Wohlmöglich von
´bewusster´ Einigung zwischen Natur und Kultur zu reden,
erscheint mir ´unwahrscheinlich´. Religiosität ist ohne dem
einen oder ohne dem anderen ´unmöglich´ weil schlicht
´undenkbar´. Würde auch bar jeder ´Sinnhaftigkeit´ sein. Ob
Religion, was behauptet wird, zumindest einem ´höheren´ Zweck
dient, erscheint mir für völlig ´abwegig´. Das würde doch
geschrieben stehen, wird behauptet. Mag sein, aber das klingt
zu simpel, zu vermenschelnd. Diesen Behauptungen und
Textquellen noch weiter nachzugehen, hieße zudem, nur noch
fanatisch zu werden. Hab ich Gott sei Dank (!) nicht nötig.

guvo

Hallo guvo,
Du referierst hier über den Sinn und Unsinn von Religion insbesondere
für Dich persönlich (so hoffe ich, oder möchtest Du verallgemeinern)
Wie gerade DU Religion definieren würdest (das ist die Fragestellung!)
ohne eine subjektive Bewertung dabei einzubringen - das würde mich
interessieren.
Gruß VIKTOR

Hallo, die Religionswissenschaftler!
Wenn ich das recht verstehe, versucht die Soziologie, die
Religion jeweils aus der untersuchten Sozietät heraus zu
verstehen; also als je eigene spezifische.
Weil aber - wiederum: wenn ich das recht verstehe - in jeder
Sozietät in irgendeiner Form Religion vorhanden ist, möchte
ich wissen, welche Kriterien erfüllt sein müssen, dass man von
Religion sprechen kann.
Anders gefragt: Wie ist „Religion“ zu definieren?

Hallo Hannes,

Zuerst möchte ich meine Meinung dazu äussern: Ein anständiger Mensch braucht keine Religion - und für die andern ist sie sowieso wirkungslos.
Eine Reliogion gibt dem Gläubigen in der Gruppe mehr Halt, d.h. je grösser diese Gruppe (z.B.Christentum etc.) ist, desto eher findet er ein Bestätigung, dass er/sie „richtig“ glaubt. Aber eben : hier beginnt der Glaube als Massenpsychose zu degenerieren. Der Glaube ist tot !
Gruss: harta

Moin,

Man könnte vielleicht noch etwas gewagter fragen: Gibt es so
etwas wie die Idee, also den Begriff, von Religion, der der
Ausprägung der jeweiligen Religion schon vorausgeht?

Vielleicht solltest du bei dieser Thematik auch mal bei den Neurobiologen und „Bewusstseinsforschern“ vorbeischauen. Zum Einstieg:

http://www.hsk-wiesbaden.de/Home/Kliniken/Neurochiru…

Gruß
Marion

Tach Hardy,

Zuerst möchte ich meine Meinung dazu äussern: Ein anständiger
Mensch braucht keine Religion - und für die andern ist sie
sowieso wirkungslos.

So ists recht: Eine Meinung zu haben wiegt genauere Kenntnis und Detailwissen allemal auf.

Eine Reliogion gibt dem Gläubigen in der Gruppe mehr Halt,
d.h. je grösser diese Gruppe (z.B.Christentum etc.) ist, desto
eher findet er ein Bestätigung, dass er/sie „richtig“ glaubt.
Aber eben : hier beginnt der Glaube als Massenpsychose zu
degenerieren. Der Glaube ist tot !
Gruss: harta

Von Angehörigen Deiner Familie habe ich aber schon sehr viel klügere Äußerungen gehört und gelesen.
Doch lass es Dich nicht verdrießen; vielleicht wirds ja noch.

Gruß - Rolf

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(OT)‚Religion‘ definieren?
Hallo, Rolf,
jetzt würde mich doch mal interessieren, wie der Herr Pfarrer diese Agressivität rechtfertigt.
Allein, dass jemand nicht Deinen Glauben teilt und das hier äußert, dürfte den wahren Gläubigen doch nicht berühren, ja ihn eher zum Mitleid bewegen.
Gruß
Eckard

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(OT) ebenfalls
Hi Eckard,

ohne Rolf vorgreifen zu wollen: Vielleicht ist es ja so:

Wenn eine Frage lautet:

Hallo, die Religionswissenschaftler!
… möchte ich wissen, welche Kriterien erfüllt sein müssen ,
dass man von Religion sprechen kann.
Anders gefragt: Wie ist „Religion“ zu definieren?

… und die Antwort dann:

… Ein anständiger Mensch braucht keine Religion …

daß man sich dann zu der Frage genötigt sieht, ob man im falschen Universum gelandet ist.

Frage: Wie macht man Bouillabaisse?
Antwort: Bouillabaisse schmeckt scheiße

Gruß

Metapher

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Hallo Marion

Das Problem der Leute aus Wiesbaden ist, dass sie schlicht Ursache und Wirkung verwechseln!

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Hallo Viktor

drängt sich mir auf - FURSCHT als Urgrund jeder Religion.

Na ja, das Christentum hat sich damals nicht wegen Furcht durchgesetzt.
Liess sonst mal die geschichten.

Gruss
Beat

Hallo Hannes

Ist Religion NUR in der jeweiligen Gesellschaft entstanden?
Oder: Gibt es eine in der Natur (wohl nicht: in den Genen)
liegende Disposition, Religion zu entwickeln und damit einen
VOR der konkreten Entwicklung von Religion bereits vorhandenen
„Begriff“ von Religion?

Man muss da trennen zwischen Religion und Glauben
Die Suche nach dem Sinn des Lebens, nach dem woher und wohin ist im Menschen (und nur in ihm) von Natur aus vorhanden, christlich gesehen wird es in den Menschen hinengelegt. Daraus entwickelt sich zwangsläufig ein Weltbild, ein Glaube wie etwas ist oder sein könnte. Bei einigen kommen noch spirituelle Erfahrungen dazu, die den Glauben festigen. Und daraus die RELIGION, d.h. die religiösen Handlungen etc

Gruss
Beat

Hallo Backs:

Scott Atran verfolgt diesen
Ansatz, indem er sagt, dass der Glauben im Bewusstsein der
Menschen verankert sei

Denke da hat er recht. Die Frage ist aber, wie und warum ist dies im menschen als einziges Lebenwesen verankert?

und Ihnen einen evolutionären Vorteil
verschaffe.

Na ja, wenn es evrankert ist, braucht es gar keinen Vorteil mehr um sich durchzusetzen

Nur so ließe sich erklären, warum Menschen an
einer Religion festhielten, da der Glaube ja auch wertvolle
Ressourcen fordere.

Da stimme ich nicht zu. Mag in vielen Fällen so sein, aber in einigen sicherlich nicht. Man spreche mit gläubigen menschen bzw lese deren Geschichten und man erkennt in vielen von ihnen, das das obgenannte keine Rolle spielte.

LG
Beat

Hallo Ralf

Eine Religion ist ein solidarisches System von
Überzeugungen und Praktiken, die sich auf heilige, d.h.
abgesonderte und verbotene Dinge, Überzeugungen und Praktiken
beziehen, die in einer und derselben moralischen Gemeinschaft,
die man Kirche nennt, alle vereinen, die ihr angehören. […]
wenn man zeigt, dass die Idee der Religion von der Idee der
Kirche nicht zu trennen ist, dann kann man ahnen, dass die
Religion eine im wesentlichen kollektive Angelegenheit
ist.

Finde mit diesem Aspekt hat er bzw Du es getroffen

Erstens: Religion ist stets etwas, das jeden Einzelnen
persönlich angeht. Darin ist sie anders als die Kultur. Kultur
betrifft zwar jeden einzelnen, aber nicht jeder einzelne muß
sie auch zu seinem persönlichen Anliegen machen.

Diese differenzierung stimme ich nicht zu. Auch die kultur ist etwas, was jeden einzelnen angeht.

Was Religion
ist, läßt sich demnach nicht von außen verstehen. Das heißt:
Allein das religiöse Bedürfnis ist der Schlüssel zum
Verständnis dessen, was Religion ist. Einen anderen Weg gibt
es nicht.

Nur ist dieses bedürfnis eben in jedem vorhanden, was die ussage wieder reletiviert

Wenn vom Wesen der
Religion die Rede ist, so befindet sich die Frage: „Welchen
Zweck hat Religion für uns?“ bereits als Frage im Irrtum. Aus
ihr spricht eine Haltung, welche Religion ohne religiöses
Bedürfnis zu verstehen sucht.

Das ist sehr gut gesagt

„Wozu existieren wir?“ Hinsichtlich alles anderen
können wir fragen, welchen Sinn seine Existenz für uns habe.
An die Religion lässt sich diese Frage jedoch nicht richten.
In Hinblick auf alle anderen Dinge können wir uns selbst (oder
die Menschheit) zum telos ihrer Beziehung zu uns machen und
demgemäß ihren Wert für unser Leben und unsere Existenz
bestimmen. Wir können uns (oder die Menschheit) zum
Mittelpunkt machen und uns ausrechnen, welche Bedeutung ihnen
als Inhalte in unserem Leben (oder im Leben der Menschheit)
zukommt. Wenn diese Daseins- und Denkweise, in der wir uns zum
telos aller anderen Dinge machen, erschüttert wird und die
dieser Haltung entgegengesetzte Frage auftaucht: „Wozu
existieren wir selbst denn?“, dann tut sich erst der
eigentliche Ort auf, von dem aus Religion in Sicht kommt.

Sehr schön gesagt, aber der Autor verwechselt Glauben mit Religion.
Das gesagte trifft auf den Glauben zu. Der Glaube ist die grundlage einer Religion, die sich zB zusätzlich durch spirituelle Handlungen auszeichnet

Freundliche Grüße und danke für das Posting
Beat

Tach Eckard,

wo war ich denn aggressiv?
Darf man Unsinn heute nict mehr als Unsinn bezeichnen? Dabei habe ich das noch nicht einmal getan, sondern, wie ich finde, noch elegant umschrieben.

Und was hat mein Beruf damit zu tun? Muss ich, weil ich Geistlicher bin, allen Quatsch klaglos hinnehmen?
Im Übrigen geht es in diesem Forum nicht um Glauben, und ich habe auch nie Mission betrieben, sondern um Religions"wissenschaft"
Wenn Hardy sich daran zu halten gedenkt, will ich gerne mit ihm diskutieren.
„Mitleid“ ist ein schönes Stichwort - Mitleid kann ich mit ihm haben, aber das dürfte ich auch nicht öffentlich zeigen, um ihn nicht zu demütigen, denn dieses Mtleid bezöge sich ja wieder auf eine bestimmte Eigenschaft, welche zu nennen offenkundig untunlich ist.

Gruß - Rolf

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Rolf,

lass doch mal die herablässige Art, wenn Du es doch offenkundig besser kannst.

Einer Negation die andere entgegenzusetzen ist zwar legitim, aber eigentlich billig. „Wir sind doch nicht blöd“. :wink:

Wie ist denn Deine Definition? Ach?!

Gruß
guvo

Hallo Viktor,

das wäre meine Religionsdefinition, ohne all zuviel Subjektivität:

Religion ist Teil eines persönlichen Bewusstseinsprozesses in dem auf mehr oder weniger unterwerfender Weise materielle Bedürfnisse und soziale Abgrenzungen in unregelmäßig Zeitabständen in Folge von zum Teil idealisierten Weltbildern stets neu festgelegt bzw. übernommen werden.

Gruß
guvo

Hallo guvo,
alles gut und schön, aber wer kann dies nachvollziehen oder wo ist
da ein historisch belegbarer Bezug ?
Gruß Viktor.

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Hallo Viktor,

ohne historische Bezüge sei das nicht nachvollziehbar? Es war ein Vorschlag. Was anderes hat mir nicht im Sinn gelegen. Es soll bei mir allein liegen, historische Bezüge zu liefern? Das überfordert mich. Dann lasse ich den Vorschlag eben als These weiter bestehen. Siehst´e mal.

Gruß
guvo

Hallo Beat,
wenn Du Furcht mit Angst gleichsetzt hast Du (fast) recht.
Ich habe bewußt den Ausdruck Furcht gewählt.
Die Erfolgsgeschichte des Christentums hat bestimmt auch andere
Ursachen aber doch auch besonders die Befreiung von Angst.(Furcht)
Im NT kommt vielfach der Begriff Furcht vor. Was für Geschichten
hast Du gelesen oder welche empfielst Du mir im obigen Hinweis ?
Oder - Was ist Bedürfnis nach Erlösung ?
Das ist doch Erlösung von etwas was den Menschen Furcht macht,
sonst würden sie keine Erlösung (ein christlicher Religionsinhalt)
von irgendetwas brauchen und auch kein Christentum.
Eine Definition soll generell Geltung haben.Dies habe ich versucht.
Nenne mir eine Religion deren Beweggründe ihrer Handlungen keine
Furcht (wie auch immer) zugeordnet werden kann.
Dies würde mir helfen meine Definition zu überdenken.

Gruß VIKTOR.

Hinweis:
Auch Ehrfurcht ist eine Furcht.
Die Verweigerung von Ehrfurcht denen welche Macht haben kann Unglück
oder Vernichtung bringen !
Ist der Zusammenhang jetzt erkannt ?

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Hallo guvo,
ich habe nicht geschrieben, daß Deine Definition ohne historische
Bezüge nicht nachvollziehbar ist sondern Deine Definition überhaupt !
Meine "Anmahnung"nach historischen Bezug nehme ich zurück da ich nicht
präzisiert habe was ich meine und auch meine Definition keinen aus-
drücklichen historischen Bezug enthält.
Schwer ist es nicht unzählige historische Zuordnungen aufzuzeigen
aber dies wäre ein eigenes Thema und würde die Suche nach einer
Definition nur überfrachten.
Gruß VIKTOR

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Hallo Viktor,

in der HAUPTSACHE stimmen wir jedenfalls darin überein, dass Religion wohl motiviert zu sein scheint und nicht eingegeben. Das Motiv ist bei Dir Furcht. Ich nenne es Bedürfnis und Abgrenzung.

Die unterwerferische Weise der Religionsausübung dürfte den Religionen jedoch nicht arteigen sein (siehe kommunistische Diktaturen/Roter Khmer in Kambodscha), was ich als Merkmal eigentlich angeführt hatte. Das ist falsch. Auf religiöser als auch nicht religiöser Seite gab es Exsesse.

Gruß
guvo