Religionsfreiheit

Grob gesagt: Ethik Moral
Ethik = Bauplan (langfristig)

Moral = Zeitvariante Massenmeinung

Die Trennlinie ist manchmal schwierig zu ziehen. Aber ich bemühe mich.

was aber, wenn eine Religion mit den Menschenrechten in
Konflikt gerät?

Nun ja, wenn es das Fundamentalistische Grundsatzpapier von 18?? der Katholiban noch gäbe (z.b. Bücherverbote, gegen Pressefreiheit, mittlerweile aufgehoben) wäre es eine reizwerte Herausforderung die Katholiban als verfassungsfeindlich verbieten zu lassen.

Gruß

Stefan

Moin Marion,
wirklich sehr blauäugig, Deine Sicht. Hat uns doch schon vor 25 Jahren ein Heiner Geissler aufgeklärt, dass Pazifisten für Auschwitz verantwortlich waren. Nix dazugelernt …

Immerhin hat die Regierung des „Project for The New American Century“ (vgl. http://www.opednews.com/new%20american%20century.htm ; http://pnac.info/) die Bedrohung der freien Welt durch die irakischen Massenvernichtungswaffen beseitigt, nicht wahr? Zwar konnte deren Existenz ebenso wenig bewiesen werden wie die irakische Unterstützung Al Qua’idas - aber immerhin gelang es, Al Qua’ida in den Irak zu locken, wo man sie nun effektiv bekämpfen kann. Der Irak ist nun endlich eine Demokratie mit einer frei gewählten Regierung und ein wichtiger Stabilitätsfaktor für die ganze Nahostregion.

Nicht zu vergessen die Sicherung der für die Weltwirtschaft so wichtigen Ölressourcen; ein stabiler Ölpreis auf niedrigem Niveau ist schließlich Garant für das Wirtschaftswachstum.

Wenn das mal nicht ein paar Tote wert ist - oder der Verzicht auf Einhaltung elementarer Menschenrechte oder solcher Kinkerlitzchen wie des Folterverbots. Sind ja alles Terroristen. Und wo es mal Amerikaner trifft - in den Großstädten der USA gibt es Nachschub an Menschen ohne Arbeit und Perspektive im Überfluss.

Freundliche Grüße,
Ralf

Heute braucht man keine Horden mehr, ein paar Spinner mit
Bomben reichen. Die waren ja bekanntlich schon ein paar Mal
unterwegs. Da war was, WTC … Cole … Beirut … Dortmund
(das hat ja nicht geklappt, aber bestimmt nicht, weil in D die
Pazifisten so lieb sind).

Mir ist der Unterschied zwischen „Islamistischen Horden“ und Terroristen durchaus klar. Dir auch?
Die Chiffre „islamistische Horden“ bedeutet, dass sich, sei es durch Zuwanderung, sei es durch den häufig herangezogenen „Geburtenüberschuss“ die Zusammensetzung der Bevölkerung signifikant verändert. Diese Angst wird gerne in politically incorrecten Kreisen verbreitet.
Dummerweise ist von diesen islamistischen Horden weit und breit nichts zu sehen. Und von einer „Moslemisierung“ der Gesellschaft kann ja wohl keine Rede sein, ausser man leidet unter Paranoia.

Ein paar Terroristen sind per se nicht in der Lage derartiges zu bewirken. Sie können ein Klima der Angst verbreiten, sie können bewirken, dass Überwachungsfanatiker und Schnüffelstaatbefürworter die Oberhand gewinnen…

BTW: dir ist bekannt, wie viele Attentate mit islamistschen Hintergrund in der EU verübt werden und wie viele ohne?

LG
Mike

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Das Recht auf Religionsfreiheit ist in Wirklichkeit eine klare und direkte Einschränkung der totalitären Religionsausübung. Religonsfreiheit bedeutet jedenfalls nicht, die Menschenrechte zweckentfremden zu können. Auch wenn die Religionen länger existieren als die Menschenrechte. Ein Tribut an die Moderne so zu sagen. Wer das nicht wenigstens akzeptiert, geht leer aus.

Religionsausübung endet, wo immer es die Rechte Dritter verletzt. Innerhalb der durch die Menschenrechte festgelegten Grenzen gilt das Recht auf freie Religionsausübung nur bedingt, also nicht einmal absolut.

Darüber sollten gerade die ´Pazifisten´ nicht einfach so hinweglesen. :wink:

Jedem anders Denkenden muss frei gestellt bleiben, Religionen grundsätzlich in Frage zu stellen oder sich von den Religion abzuwenden. Umfassend oder nur schrittweise. Beides führt zum Ziel.

Gruß
guvo

Natürlich dürfen einige den Fanatismus in Deutschland ausleben
mit der Begründung der Relifreiheit. Das ist nur total falsch
und hindert uns alle an der sozialen Sicherheit. Die
Islamisten überrollen uns schon. Immer mehr ungebildete aus
dieser Gruppe kommen und sind schlimmer als jeder Ratze im
Vatikan.

Ich würde das mal nicht unterstützen. Die meisnten der
Attentäter vom 11.September haben studiert.

So weit Zustimmung. Dennoch empfehle ich, Scotty´s Meinung nicht in Abrede zu stellen. Er schildert eine Beobachtung, die mir auch nicht engeht. Ich lege es gewiss nicht drauf an. Kannst Du mir ´glauben´. Die igeln sich ein und schaffen zunehemend Parallstrukturen.

Gruß
guvo

Foltertechniken der Inquisition
Hi.

Zur prinzipiellen Veranschaulichung, was die Inquisition rein technisch alles so trieb, hier ein paar Details aus:

http://www.theologe.de/LInquisition.htm

»Die „Maschinerie der Martern“ verfügte schon damals über eine erstaunliche Vielfalt, die die These bestätigt, dass nichts so erfinderisch macht wie die Lust an der Grausamkeit.

Die Wasserfolter

Da gab es z. B. die Wasserfolter: Der Körper des Angeklagten wurde auf einer schräg liegenden Tischplatte festgebunden oder an straff gezogenen Seilen frei in der Luft schwebend nur von einem Schemel in der Körpermitte gestützt. Dann musste das Opfer Unmengen von Flüssigkeit schlucken: 6 Liter bei der kleinen, 12 bei der großen Wasserfolter. Wer die Zähne zusammen presste, dessen Mund wurde vom Henker mit einer eisernen Zange aufgerissen. Der goss dann weiteres Wasser aus einer Literkanne in den Mund des Gequälten. Viele der Opfer erstickten daran, oder sie platzten regelrecht, da After und Harnröhre verstopft oder zugebunden worden waren.

Körperliche Verstümmelung

Eine andere Tortur war das Schrauben und Ausbrennen der Zunge. Eine weitere die Zertrümmerung der Hände auf einem Amboss bzw. das Abschlagen der Hände und Füße mit einem Beil. „Hexen“ bzw. der Unsittlichkeit angeklagten Frauen wurden bevorzugt Nasen und Ohren abgeschnitten; Juden, die einen Diebstahl begangen haben sollten, wurden an den Füßen zwischen zwei ausgehungerten Hunden oder Wölfen aufgehängt. Eine ganz besondere Grausamkeit stellte das Ausweiden der Opfer dar. Ihr Bauch wurde aufgeschlitzt, ein Teil des Darms herausgenommen, an einer Rolle befestigt und aufgewickelt.

Die „Eiserne Jungfrau“ *

Ein „Meisterwerk“ der Schmiedekunst im Dienst der Reinerhaltung des Glaubens war die so genannte „Eiserne Jungfrau“: ein züchtiger, bis zur Erde reichender Umhang, allerdings nicht aus Stoff, sondern aus Eisen. Das Kopfteil über dem Umhang stellte ein Frauengesicht dar. In Wirklichkeit war der Umhang ein Kasten, aus Eisen gefertigt und mit Türen versehen. Auf der Innenseite der Türen sowie auf der Rückseite des Kastens waren eiserne Dornen angebracht. Das Opfer der Inquisition wurde in das Innere des Kastens gestellt, dann schlossen sich langsam die Türen, so dass „die scharfen Dornen seine Arme durchstachen, und an etlichen Stellen seine Beine, und seinen Bauch und seine Brust, und seine Blase und die Wurzel seines Glieds, und seine Augen und seine Schultern, und seinen Hintern, ihn aber nicht töteten“, zumindest nicht gleich. Das geschah meist erst nach ein paar Tagen der unmenschlichsten Schmerzen und Schreie.

Die „Judaswiege“

Auch die so genannte „Judaswiege" hatte es in sich. Das Inquisitionsopfer wurde mithilfe einer Seilwinde nach oben gezogen und auf die Spitze einer hölzernen Pyramide gesetzt. Sein ganzes Gewicht ruhte nun nur noch auf der Scheide oder dem After, dem Hodensack oder dem Steißbein. Die Qual wurde noch dadurch vergrößert, dass der Folterer das Opfer hochzog oder herabließ, es schaukelte oder immer wieder auf die Spitze fallen ließ.

Die „Ketzergabel“

„Religiös“ im Sinne eines Mittels zur Verteidigung des wahren Glaubens war auch die sog. „Ketzergabel“. Dabei wurden dem Opfer vier scharfe Spitzen in das Fleisch unter dem Kinn und in das Brustbein gebohrt, so dass es nicht mehr den Kopf bewegen und kaum mehr verständlich reden konnte. Aber das lag auch nicht in der Absicht der Inquisitoren. Es genügte, dass das Opfer noch das Wort „abiuro“ (ich schwöre ab) stammeln konnte, das es nur abzulesen brauchte, da es in die Ketzergabel eingeritzt war.

Säge und Pfahl

Aber auch technisch primitive Instrument wie die „Säge“ oder der „Pfahl“ erfüllten durchaus ihren von den Inquisitoren vorgegebenen Zweck. Z. B. brachten nach dem Sieg über die aufständischen Bauern die Lutheraner die Säge gegen einige Bauernführer wieder zu Ehren. Sie wurden mit dem Kopf nach unten aufgehängt, dann begann die zwischen den Beinen angesetzte Säge ihr Werk, indem sie sich bis zu Nabel und Brust „vorwärts kämpfte“. Fast noch grausamer - wenn hier noch eine Steigerung möglich war - war das Pfählen der Angeklagten. Sie wurden in die Spitze eines Holz- oder Eisenpfahls hineingedrückt, -gepresst, -gehämmert, bis dieser schließlich, nachdem er durch den eingeölten After eingedrungen war, aus dem Magen, der Brust oder der Schulter wieder heraustrat …

Weitere Folterwerkzeuge

Allein schon die bloße Aufzählung der Folterwerkzeuge - der Daumen- und Knieschrauben, der eisernen Mundsperren, der Werkzeuge zum Brandmarken, der Halsgeigen und Halsketten, der um den Hals gehängten „Rosenkränze“ (Länge ein Meter, Gewicht circa acht Kilo), der im Nacken des Ketzers verschlossenen Eisenringe, der eisernen Käfige, der Kopfpressen und Schädelschrauben, der Kettengeißeln, der gedornten Halskrausen, der Zwangsgürtel, der mit scharfen Zacken besetzten „spanischen Kitzler“, der Scheren, Platt- und Kneifzangen, des Folter-Rades usw. usf. - vermag die perverse und erfinderische Leidenschaft der Inquisitoren und ihrer Helfershelfer zu bezeugen, demonstriert die ungeheuerliche, das kirchliche Christentum vor allen anderen Religionen auszeichnende „Passion der Grausamkeit“.

Erfindung neuer Qualen

Man mauerte die Opfer ein oder ließ sie - als Zeichen der Gnade der Tyrannen! - langsam verhungern, man ertränkte sie in Fässern, die mit Urin oder Jauche angefüllt waren, man schnitt oder sägte ihre Zunge ab oder brannte sie aus, man röstete die Ketzer auf glühendem Eisen oder erstickte sie durch das Anzünden feuchten Strohs. Nach der Erfindung des Schießpulvers ließ man dieses in ihrer Nähe explodieren, so dass es die Brust der armen Opfer aufriss. Der (Un-)Geist der Grausamkeit fand immer neue Mittel, um die Qualen der Inquisitionsopfer zu vergrößern."

Gruß

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Kirche vs. Hexen vs. Werte
Hi.

wie üblich neige ich dazu, etwas mehr zu differenzieren.

Danke. Das nenne ich Arbeitsteilung.

Das Menschenrecht steht heute über
den Inhalten einzelner Religionen, und der Staat hat die
Aufgabe, dieses Recht zu schützen.

Das steht so im deutschen Gestz und in den Gesetzen einiger
anderer Staaten. Von den 191 Mitgliedern der UNO jedoch gilt
das eigentlich nur für eine Minderheit.

Ich meinte natürlich den demokratisch-pluralistischen Staat, der die Menschenrechte prinzipiell als Grundrechte verankert hat.

Warum z.B. sind die Kirchen in
Rundfunkräten in Deutschland vertreten?

Solches hatte ich als „Ausnahmen“ angesprochen. Die Tendenz geht aber klar in Richtung Säkularisierung.

Zweitens überlappen sich religiöse Gebote und Menschenrechte
vielfach. Es ist durchaus nicht so, dass sie sich
grundsätzlich ausschließen.

Das ist klar. Allerdings stehen sie auf sehr verschiedenen Fundamenten. Und das ist ein erheblicher Unterschied. Menschenrecht gründet auf Vernunft, religiöse Gebote auf Offenbarung (im Christentum). Was zählt, ist aber in erster Linie die Vernunft.

Die Fragestellung müsste eher
lauten, wie die derzeitige von Menschen gemachte
Interpretation der religiösen Regeln zu diesen Themen lautet.

Solange Offenbarung das Fundament bildet, bleiben solche Interpretationen aus der Sicht der Vernunft belanglos, da irrational begründet. Gleich ob die Interpretationen die Menschenrechte anerkennen oder nicht - denn warum täten sie ersteres? Siehe das Christentum vs. Menschenrecht-Posting.

Beides zusammen gipfelt in der meiner Meinung nach etwas
blauäugigen Ansicht, die Gesetze in Deutschland würden in
erster Linie Menschenrechte schützen.

Ich sprach von der idealtypischen AUFGABE des Staates. Wie das faktisch abläuft, ist ggf. eine andere Sache.

Gerade dort haben sich,
wenn auch schleichend, die Gesetze in den letzten 20 Jahren in
dieser Hinsicht eher verschlechtert (großer Lauschangriff, die
Steuerbehörden können jederzeit Deine Konten kontrollieren
…). Eingriffe in die Privatsphäre sind normal geworden,

Nun gehört Hr. Schäuble der Partei mit dem großen C an. Und ist gewiss ein gläubiger Christ. Den Konflikt trägt er so in sich - und sein C-Faktor scheint allmählich zu dominieren.

Und Ratzi war nicht ohne Grund Chef der
Glaubenskongreation, also, sprechen wir es mal offen aus, der
Inquisition.

Ist mir bekannt. Er bezeichnete die Inquisition in Interviews ja auch als ingesamt nützliche Errungenschaft.

Es ist nicht
zuverlässig bekannt, dass er oder seine Vorgänger sich jemals
deutlich z.B. von den mittelalterlichen Hexenverbrennungen
distanziert haben.

Warum sollte er? Wie bereits mehrfach festgestellt waren die
Hexenverbrennungen Aktionen der Staatsmacht, nicht der
Kirchenmacht.

Die Kirche spielte aber die Rolle des geneigten Beraters und Gutachters. Das war mindestens Beihilfe zum Massenmord.

"http://www.gymnasium-syke.de/faecher/religion/hexen/…

Kam es darauf zur Anklage, so wurde das Verfahren zu einem weltlichen Gericht durchgeführt, weltliche Richter sprachen das Urteil. Den Vertretern der Kirche kam die Rolle von „Gutachtern“ zu. Sie traten gleichsam als „Sachverständige“ auf. Wurden die Vorwürfe von den Angeklagten bestritten, wurden „Hexenproben“ veranstaltet, z.B. die „Tränenprobe“, ausgehend von der Vorstellung, eine Hexe könne nicht weinen. Dann wurde die Folter angewandt, um ein Geständnis zu erreichen. Die Folter führte meist zum „Geständnis“. Zwei, drei Tage später folgte die Hinrichtung, meist durch Verbrennung."

Zitat ENDE.

Die Quintessenz aber ist zu wesentlich, um sie einfach zur
Seite zu schieben, nur, weil Ratzi es ausgesprochen hat. Es
gibt einen Werteverfall. Es gibt ihn schon lange. Lassen wir
mal dahingestellt, ob das unchristlich ist oder nicht, aber
scheun wir mal nach Deutschland und suchen Werte.

Nun wirft das Faktum, dass Papa Razzia den Werteverfall beklagt, bereits ein bedenkliches Licht auf die Frage, ob denn ein solcher nun wirklich vorliegt. Ich denke, dass es ihm darum geht, alle anderen Weltanschauungsmodelle außer dem christlichen zu diskreditieren. Das Christentum hat durch seine jahrtausendewährende Monopolstellung im Abendland nach seinem Niedergang ein geistiges Scheinvakuum hinterlassen, das das Aufkommen rein materialistischer Anschauungen begünstigte. Na und? Für PR ein Werteverfall. Für mich ein neuentstehender Ackerboden, auf dem andere, positivere Weltbilder wachsen können - und es ja auch tun. Die Werte sind nicht verfallen, sondern in einer Transformation begriffen.

100.000, das hatte Saddam und sein Chemie-Ali in einer Woche
per Giftgas in Kurdistan erledigt.

Ist bekannt. Auch ich war froh, als es ihnen an den Kragen ging.

Aber hier zeigt sich auch wieder das Problem eines
kritikfreien Pazifismus. Kritikfrei in dem Sinne, das
Pazifismus zum Maß aller Dinge wird und man den, der dieser
Ansicht nicht folgt bis zum letzten Blutstropfen bekämpft.

Mein Posting hatte nicht den Sinn, einen absoluten Pazifismus zu propagieren, denn ich habe nicht diese Einstellung. Ich denke mal, dass ich da eher auf deine Linie bin.

In logischer Konsequenz muss
jeder, der etwas tut zum Feindbild werden. Das sind die
einzigen Werte, die in Deutschland noch zählen, Feigheit und
Selbstüberschätzung.

Sofern ich dich da verstehe, stimme ich dir zu, was den Mangel an innerem Engagement für weltweite Menschenrechtsverbreitung betrifft.

Und deswegen reagieren natürlich viele
getroffen, wenn ein Ratzinger das Wort „Werte“ auch nur in den
Mund nimmt.

Siehe oben. Er will mit Sicherheit die ALTEN Werte zurück. Das kann Atheisten natürlich nicht begeistern.

Einfach immer nur Wegsehen, weil es ja in anderen Teilen
der Welt ist, bedeutet doch in Wirklichkeit nur abwarten, bis
einen der Hammer daheim trifft.

Wie du das mit Ratzinger verknüpfst, verstehe ich nicht. Es geht ihm doch nicht wirklich um die Verbreitung der Demokratie und des Pluralismus.

andererseits aber auch hundertfachen
Aufruf zum Völkermord, angeblich auf direkten Befehl von Gott:
»Rüstet unter euch Leute zum Kampf gegen die Midianiter,

Ja, das ist so nett. Man kann immer eine Stelle aus dem
Kontext reißen und sie belegt alles.

Eine Schwäche, die das Buch Gottes nicht gerade glaubwürdiger macht. Dass so etwas ÜBERHAUPT darin steht, ist bedenklich genug.

Gruß

Anfrage
Hi, Ralf,

mein Mentalchip checkt’s nicht, wo in deinen Ausführungen genau die Grenze zwischen Ernst und Ironie liegt. Vielleicht ein paar klärende Worte?

Danke und Gruß

Hallo,

Dir ist aber schon klar, dass die gleichen Foltertechniken auch von weltlichen Fürsten eingesetzt wurden? Heute wird es gerne mal so dargestellt, als sei das alles ausschließlich Sache der Kirche gewesen, war es aber nicht.
Tatsächlich hatte man in der Kirche (die sich stark am alten römischen Recht orientierte) Folter bis etwa zum Jahre 1000 abgelehnt. Dagegen war Folter in Teilen des fränkischen Reiches bereits seit Karl dem Großen und Ludwig dem Frommen üblich geworden, als Teil der Neuordnung des fränkischen Rechtes, das zu einer Verurteilung entweder zwei glaubwürdige Zeugen benötigte (die dann oft noch einmal Leumundszeugen brauchten) oder eben ein Geständnis. Also war es oft einfacher ein Geständnis per Folter zu erlangen als zwei Zeugen von untadeligem Leumund (wobei der Rang, z.B. Adel, keine Rolle spielte).
Erst später, als sich Frankreich und Deutschland teilten (was an sich ja schon ein komplexes Thema ist) und der Einfluß Frankreichs innerhalb der Kirche zunahm, erfolgte innerhalb der Kirche eine Annäherung an das französische Recht, das wiederum immer noch auf den Rechtsreformen Karls des Großen beruhte. Dadurch, dass die Kirche einerseits vermehrt gegen Häretiker (nicht jedoch Hexen) kämpfte, und gleichzeitig Frankreich weltliche Schwertmacht wurde, breitete sich auch die Folter, die es im weltlichen Recht schon drei Jahrhunderte gab, auf das Kirchenrecht aus. Siehe Waldenser, Albigenser. Und selbst dann überließ man oft noch die Folter weltlichen Experten.
Nur um die Details etwas aufzufrischen, Horst.

Gruß
Peter B.

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Hallo Horst

mein Mentalchip checkt’s nicht, wo in deinen Ausführungen
genau die Grenze zwischen Ernst und Ironie liegt. Vielleicht
ein paar klärende Worte?

das Problem hatte ich bei Peters beiden Postings in diesem Teilthread auch. Ich fürchte, sie ist dort ebenso wenig vorhanden wie bei meinem.

Aber ich muss zugeben, dass zu Peters Äußerungen noch hinzukam, dass ich mir kürzlich noch einmal Barbara Tuchmans ‚Die Torheit der Regierenden‘ (The March of Folly. From Troy to Vietnam) vorgenommen habe. Dieses Werk widmete die große amerikanische Historikerin einem stets wiederkehrenden Phänomen der Geschichte, für das gerade der 2. Irakkrieg ein sehr plakatives Beispiel abgibt - der Dummheit, dem Versagen schlichten gesunden Menschenverstandes, dem politischen Handeln wider die eigenen Interessen. Und dem Kassandra-Effekt - also dem Phänomen, dass gerade die, die politische Dummheit als solche benennen, bestenfalls ignoriert wenn nicht diffamiert werden. Und sei es als ‚Brachialpazifisten‘ o.ä.

Ein lesenswertes Buch - aber man läuft Gefahr, über der Lektüre zum Zyniker zu werden, wenn man es nicht schon ist.

Freundliche Grüße,
Ralf

Hallo

wie üblich neige ich dazu, etwas mehr zu differenzieren.

Danke. Das nenne ich Arbeitsteilung.

Bitte bitte

Das Menschenrecht steht heute über
den Inhalten einzelner Religionen, und der Staat hat die
Aufgabe, dieses Recht zu schützen.

Das steht so im deutschen Gestz und in den Gesetzen einiger
anderer Staaten. Von den 191 Mitgliedern der UNO jedoch gilt
das eigentlich nur für eine Minderheit.

Ich meinte natürlich den demokratisch-pluralistischen Staat,
der die Menschenrechte prinzipiell als Grundrechte verankert
hat.

Dabei bliebe noch zu berücksichtigen, dass etliche Staaten die Menschenrechte in der Verfassung verankert haben, aber das Staatswesen selber sich einen Dreck darum schert. Ich ziehe es also vor, die Verhältnisse statt des geschriebenen Wortes näher zu betrachten.

Warum z.B. sind die Kirchen in
Rundfunkräten in Deutschland vertreten?

Solches hatte ich als „Ausnahmen“ angesprochen. Die Tendenz
geht aber klar in Richtung Säkularisierung.

Mir scheint es manchmal, gerade, wenn ich mit Deutschland zu tun habe, dass diese Ausnahmen wieder mehr werden. Nicht direkt im Zusammenhang mit Kirche sondern auch mit anderen Stellen, die sich aus unerfindlichen Gründen eine Machtstellung anmaßen. Da dringen sogar die GEZ-Leute schon in Wohnungen ein ohne eine irgendwie gerartete Rechtsbefugnis zu haben. Das Finanzamt hat sich die Rechteausstattung zugelegt, die die Gestapo gerne gehabt hätte. Und was die Kirche angeht, so wird die Sache alleine schon deswegen kitzlig, weil man bei einer Kirche ja sowieso nie weiß, wer dazugehört.

Zweitens überlappen sich religiöse Gebote und Menschenrechte
vielfach. Es ist durchaus nicht so, dass sie sich
grundsätzlich ausschließen.

Das ist klar. Allerdings stehen sie auf sehr verschiedenen
Fundamenten. Und das ist ein erheblicher Unterschied.
Menschenrecht gründet auf Vernunft, religiöse Gebote auf
Offenbarung (im Christentum). Was zählt, ist aber in erster
Linie die Vernunft.

Das Wort „Vernunft“ hat zunehmend sakrosankten Charakter bekommen, findetst Du nicht. Ich würde Dir zustimmen, wenn „Vernunft“ logisches Denkvermögen bezeichnet, aber das würde ethische Überlegungen wiederum außen vor lassen. Wenn Du jedoch das Wort „Vernunft“ für den Rechtedschungel Deutschlands verwendest, dann hat das einen seltsamen Beigeschmack. Was als vernünftig angemommen wird unterliegt ja immer dem gesellschaftlichen und zeitlichen Kontext. Die Leute im Sportpalast damals hielten sich wohl auch für „vernünftig“.
Napoleon war es, der eine Religion der Vernunft einführen wollte. Die dann ein paar sehr wilde Dinge trieb. Was uns zeigt, dass „Vernunft“ genauso als Schlagwort einer gesellschaftlichen Tendenz mißbraucht werden kann, wie jeder andere Begriff auch. Das hat dann zwar per se nichts mehr mit der ursprünglichen Bedeutung zu tun, aber es zwingt uns, sehr genau hinzusehen bevor wir behaupten, es wäre in erster Linie die Vernunft, die zählt.

Die Fragestellung müsste eher
lauten, wie die derzeitige von Menschen gemachte
Interpretation der religiösen Regeln zu diesen Themen lautet.

Solange Offenbarung das Fundament bildet, bleiben solche
Interpretationen aus der Sicht der Vernunft belanglos, da
irrational begründet. Gleich ob die Interpretationen die
Menschenrechte anerkennen oder nicht - denn warum täten sie
ersteres? Siehe das Christentum vs. Menschenrecht-Posting.

Die Diskussion dort hat lediglich verschiedene Standpunkte wiedergespiegelt. Einen Konsens hat sie nicht ergeben. Alleine schon die Behauptung, dass „Du sollst nicht stehlen“ älter als „das Recht auf Eigentum ist“ und daher „Du sollst nicht stehlen“ erstmal falsch ist, entbehrt nicht eines gewissen Charmes. „Du sollst nicht töten“ alleine aufgrund der Tatsache, dass es alt ist, für ungültig zu erklären und eine erneute Formulierung von Seiten der „Vernunft“ zu unterwerfen bietet sicherlich Chancen. Ein Stalin hielt es für vernünftig, die Leute in Gulags zu schicken, ein Hitler hielt die Endlösung der Judenfrage für vernünftig. Und alleine, wenn wir auf dieses Board schauen, sehen wir, dass viele Menschen viele unterschiedliche Ideen haben, was Vernunft ist. Was „die Vernunft“ bereits als untauglich für einen global geltenden Maßstab erklärt. Deswegen ja die Werte-Diskussion als solche. Werte sind Dinge, die man anerkannen kann, die man ablehnen kann, aber man kann kaum über sie diskutieren, einfach weil sie unmißverständlich sind.

Beides zusammen gipfelt in der meiner Meinung nach etwas
blauäugigen Ansicht, die Gesetze in Deutschland würden in
erster Linie Menschenrechte schützen.

Ich sprach von der idealtypischen AUFGABE des Staates. Wie das
faktisch abläuft, ist ggf. eine andere Sache.

Gut, aber dann gibt es derzeit keinen Staat auf dieser Erde, der das Kriterium wirklich erfüllt. Und die eruopäischen Staaten, die so gerne auf Amerika schimpfen, sind noch weiter weg davon.
Aber selbst die idealtypische Vorstellung bringt uns nicht weiter. Die reale Umsetzung des idealtypischen kommunistischen Ideals war die alte UdSSR. Nicht besonders ideal. Die realen Umsetzungen von idealtypischer Demokratie sind die westlichen Industrienationen, und da gibt es wohl auch noch großen Nachholbedarf. „Idealtypisch“ hat etwas von „Utopia“.

Gerade dort haben sich,
wenn auch schleichend, die Gesetze in den letzten 20 Jahren in
dieser Hinsicht eher verschlechtert (großer Lauschangriff, die
Steuerbehörden können jederzeit Deine Konten kontrollieren
…). Eingriffe in die Privatsphäre sind normal geworden,

Nun gehört Hr. Schäuble der Partei mit dem großen C an. Und
ist gewiss ein gläubiger Christ. Den Konflikt trägt er so in
sich - und sein C-Faktor scheint allmählich zu dominieren.

Und Herr Schröder gehört der Partei mit dem großen S an und hat ohne C-Faktor diesen Trend ins Rollen gebracht in einem Maße, das sich bisher kein C-Faktor jemals erlaubt hat. Aber hier zeigt sich die Schwäche der Vernunft. Sie ist nicht vernünftig, sie reagiert nach Etiketten. Der hat ein C, den Rest brauchen wir gar nicht mehr zu wissen. Hat natürlich nicht viel mit Vernunft zu tun, eher schon mit Feindbildern. Nur stehen Feindbilder einer logischen Alternative eher im Wege.

Und Ratzi war nicht ohne Grund Chef der
Glaubenskongreation, also, sprechen wir es mal offen aus, der
Inquisition.

Ist mir bekannt. Er bezeichnete die Inquisition in Interviews
ja auch als ingesamt nützliche Errungenschaft.

Er erläuterte seine Haltung auch mit Mitteln der Vernunft. Was mir die Sache aber auch nicht gerade sympathischer machte.

Es ist nicht
zuverlässig bekannt, dass er oder seine Vorgänger sich jemals
deutlich z.B. von den mittelalterlichen Hexenverbrennungen
distanziert haben.

Warum sollte er? Wie bereits mehrfach festgestellt waren die
Hexenverbrennungen Aktionen der Staatsmacht, nicht der
Kirchenmacht.

Die Kirche spielte aber die Rolle des geneigten Beraters und
Gutachters. Das war mindestens Beihilfe zum Massenmord.

"http://www.gymnasium-syke.de/faecher/religion/hexen/…

Kam es darauf zur Anklage, so wurde das Verfahren zu einem
weltlichen Gericht durchgeführt, weltliche Richter sprachen
das Urteil. Den Vertretern der Kirche kam die Rolle von
„Gutachtern“ zu. Sie traten gleichsam als „Sachverständige“
auf. Wurden die Vorwürfe von den Angeklagten bestritten,
wurden „Hexenproben“ veranstaltet, z.B. die „Tränenprobe“,
ausgehend von der Vorstellung, eine Hexe könne nicht weinen.
Dann wurde die Folter angewandt, um ein Geständnis zu
erreichen. Die Folter führte meist zum „Geständnis“. Zwei,
drei Tage später folgte die Hinrichtung, meist durch
Verbrennung."

Zitat ENDE.

Oh Mann, das war aber jetzt eine der untersten Schubladen. Also ist die Kreisbildstelle jetzt auch schon geschichtliches Expertengremium? Und weil selbst das nicht passt, machst Du aus dem Wort „Gutachter“ gleich mal Beihelfer.
In der frühen Kirche stellte man sich gegen Hexenverbrennungen, da das ganze Hexenwesen aus Sicht der frühen Theologen, beginnend bei Irenäus über Ambrosius von Mailand bis hin zu den Päpsten etwa im 6.Jahrhundert, Aberglaube war. Das wiederum führte aber zu dem Effekt, dass insbesondere bestimmte machthungrige Kirchenfürsten in einzelnen Provinzen immer wieder mitzogen, um die Massen zu gewinnen, die dem Aberglauben folgten. Was diesen Herren dann wieder Ärger mit Rom einbrachte.
Selbst im 13.Jahrhundert erließ Papst Alexander IV eine Anweisung, Hexen seien nicht aktiv zu verfolgen, allerdings bei Anzeige festzunehmen. Bei Zeitmangel seien Hexenprozesse zurückzustellen. Unter Gregor X stellte sich die Kirche dann weider mit dem Argument, der Hexenwahn sei Aberglaube erneut gegen die Hexenverfolgung. Damit wurde die Gutachterfunktion der Inquisitoren in vielen Fällen dermaßen zu einer Verteidigerposition (nur soweit es Hexenverfolgung betraf), dass die weltliche Obrigkeit weitestgehend auf die Gutachter verzichtete.
Soweit es die spanische Inquisition betraf, befasste sie sich überhaupt nie mit Hexen. Sie hatte keine Gutschterfunktion, keine Richterfunktion und auch keine Klägerfunktion. Wie in der gesamten Inquisition galt auch hier das Augenmerk Häretikern.

Die Quintessenz aber ist zu wesentlich, um sie einfach zur
Seite zu schieben, nur, weil Ratzi es ausgesprochen hat. Es
gibt einen Werteverfall. Es gibt ihn schon lange. Lassen wir
mal dahingestellt, ob das unchristlich ist oder nicht, aber
scheun wir mal nach Deutschland und suchen Werte.

Nun wirft das Faktum, dass Papa Razzia den Werteverfall
beklagt, bereits ein bedenkliches Licht auf die Frage, ob denn
ein solcher nun wirklich vorliegt. Ich denke, dass es ihm
darum geht, alle anderen Weltanschauungsmodelle außer dem
christlichen zu diskreditieren.

Das einzige, was Du hier diskreditierst ist Deine vorgebliche Vernunftpolitik. Ratzi ist Dein Feindbild - Punkt. Ab diesem Moment geht gar nichts mehr. Der macht das alles nur um die Inquisition wieder einzuführen und am Besten verbrennen wir ihn glaich, dann ist Ruhe. Aber das ist keine Vernunft, das ist Selbstindoktrination. Und unabhängig von Ratzi, nenne mir doch mal Werte die in Deutschland noch einen sozialen Konsens hinter sich haben.

Das Christentum hat durch
seine jahrtausendewährende Monopolstellung im Abendland nach
seinem Niedergang ein geistiges Scheinvakuum hinterlassen, das
das Aufkommen rein materialistischer Anschauungen begünstigte.
Na und? Für PR ein Werteverfall. Für mich ein neuentstehender
Ackerboden, auf dem andere, positivere Weltbilder wachsen
können - und es ja auch tun. Die Werte sind nicht verfallen,
sondern in einer Transformation begriffen.

Und wieder, nenne mir die Werte, die auf diesem Ackerboden wachsen. Altersversorgung, Steuerparadies? Was?

100.000, das hatte Saddam und sein Chemie-Ali in einer Woche
per Giftgas in Kurdistan erledigt.

Ist bekannt. Auch ich war froh, als es ihnen an den Kragen
ging.

Aber andererseits reichten die Werte die auf besagtem Ackerboden wuchsen nicht, um Farbe zu bekennen.

Aber hier zeigt sich auch wieder das Problem eines
kritikfreien Pazifismus. Kritikfrei in dem Sinne, das
Pazifismus zum Maß aller Dinge wird und man den, der dieser
Ansicht nicht folgt bis zum letzten Blutstropfen bekämpft.

Mein Posting hatte nicht den Sinn, einen absoluten Pazifismus
zu propagieren, denn ich habe nicht diese Einstellung. Ich
denke mal, dass ich da eher auf deine Linie bin.

Da spreche ich jetzt nicht nur über Dich und Mich, da spreche ich jetzt über Deutschland. Da wird über Menschenrechte gesprochen, aber nur für sich selbst. Und das bedeutet, das anderswo in der Welt andere Leute andere Ansichten zu dem Thema haben. Und die tragen diese Ansichten mit Bomben in die Welt hinaus. Es wird Zeit, zu begreifen, dass im Rahmen einer globalisierten Welt ein solches Inseldasein nicht mehr funktionieren kann. Und das Deutschland gerade was den Terrorismus angeht, lange Zeit Glück hatte weil es aufgrund struktureller Unfähigkeiten zum Bereitstellungsraum für Al-Queida wurde, halte ich eher für peinlich. Selbst Pakistan ist erfolgreicher, etwas zu tun als Deutschland. Und die haben eigentlich viel wildere Probleme.

In logischer Konsequenz muss
jeder, der etwas tut zum Feindbild werden. Das sind die
einzigen Werte, die in Deutschland noch zählen, Feigheit und
Selbstüberschätzung.

Sofern ich dich da verstehe, stimme ich dir zu, was den Mangel
an innerem Engagement für weltweite Menschenrechtsverbreitung
betrifft.

Nimm Schröder, der damals nach Peking flog. Das Thema Menschenrechte blieb außen vor damit man die Wirtschaftsverträge unter Dach und Fach bekam. Die wiederum dienen Siemens und Mercedes-Benz (die waren ja damals noch nicht ausgewandert) und deren Aktienbesitzern. Da wurde der Pakt mit dem Teufel gemacht um Geld zu verdienen. Und das sind die Werte, die in Deutschland zählen. Die Menschenrechte für dreißig Silberlinge verkaufen? Sofort, 2% Skonto wenn Du gleich zahlst. Und das ist es, was mich traurig macht, wenn ich nach Deutschland blicke.

Und deswegen reagieren natürlich viele
getroffen, wenn ein Ratzinger das Wort „Werte“ auch nur in den
Mund nimmt.

Siehe oben. Er will mit Sicherheit die ALTEN Werte zurück. Das
kann Atheisten natürlich nicht begeistern.

Hier kommt der Punkt, wo ich an die Vernunft appelieren muss. Zunächst einmal sollte man anschauen, welche Werte er will. Einige, wie Gottesfurcht, kann er von mir aus in der Pfeife rauchen. Ich fürchte meinen Zahnarzt und die Steuer, sonst gar nichts. Aber wenn er Werte wie Familie meint, Zusammengehörigkeit, auch wenn er meint, den Mut, die eigenen Ansichten zu vertreten, dann habe ich, rein aus Vernunftsgründen heraus bereits eine Basis gefunden, auf der ich mit ihm reden könnte. Was natürlich nichts nützen würde, weil sich dann immer noch so und so viele Millionen andere Gedanken drüber machen müssten. Die Annahme, dass man nicht miteinander reden kann ist, bis zum Beweis des Gegenteils unvernünftig. Vor allem in so einem Fall in dem bereits klar ist, dass die Zielsetzungen sich überlappen. Prügeln kann man sich, wenn sich zeigt, das eine Seite gar nicht zum Reden bereit ist, aber dann bitte richtig.

Einfach immer nur Wegsehen, weil es ja in anderen Teilen
der Welt ist, bedeutet doch in Wirklichkeit nur abwarten, bis
einen der Hammer daheim trifft.

Wie du das mit Ratzinger verknüpfst, verstehe ich nicht. Es
geht ihm doch nicht wirklich um die Verbreitung der Demokratie
und des Pluralismus.

Ooops, da habe ich wohl zu viele Schritte übersprungen. Ratzinger hat sich u.a. auf das amerikanische Gesellschaftsmodell bezogen. Das wiederum hat ohne näheres Hinsehen zu völliger Ablehnung geführt. Die bösen Amis sind ja hergegangen und haben Saddam erledigt. Das, was Du auch als einzigen relevanten Faktor zum amerikanischen Gesellschaftsmodell hingestellt hast (siehe Dein früheres Posting).
In Wirklichkeit jedoch sind die Dinge etwas komplizierter. Natürlich wäre der Irak-Krieg ohne einen gewissen Rückhalt in der Gesellschaft nicht möglich gewesen. Das ist der Fakt, der in Europa durch die Berichterstattung sorgfältig verschleiert wurde. Amerika ist eine Wertegesellschaft und wie ich früher bereits sagte, Werte können abgelehnt, aber nicht in ihrem Wesen diskutiert werden. Amerikaner glauben an Freiheit. Die einzige Entscheidung ist, schätzen sie diesen Wert hoch genug ein um für andere zur Waffe zu greifen oder nicht? Und diese Entscheidung ist individuell. Und weil Amerikaner es im Allgemeinen auch bunt und laut lieben, haben sie diese Diskussion mit unglaublicher Vehemenz geführt. Was dann in Europa, wo man Meinungen, wenn man denn welche hat, eher leise ausspricht.
Es geht bei dieser Verknüpfung also um zwei Dinge:
a.) Amerika ist eine Wertegesellschaft, was uns wieder zu Ratzingers Forderung zurückbringt, auch wenn Werte wie Demokratie und Pluralismus nicht aufseinem Konzeptpapier stehen.
b.) Es ging mir darum, dass Du, sowie Du Amerika hörtest, sofort ein Zitat aus einer m.E. eher dubiosen Quelle zum Thema „Böse Cowboys im Irak“ gebracht hast ohen auch nur auf die Hintergründe zu sehen. Das ähnelte dann schon wieder der gleichen Feindbildhaltung, die Du auch im Zusammenhang mit Ratzinger gezeigt hattest.

andererseits aber auch hundertfachen
Aufruf zum Völkermord, angeblich auf direkten Befehl von Gott:
»Rüstet unter euch Leute zum Kampf gegen die Midianiter,

Ja, das ist so nett. Man kann immer eine Stelle aus dem
Kontext reißen und sie belegt alles.

Eine Schwäche, die das Buch Gottes nicht gerade glaubwürdiger
macht. Dass so etwas ÜBERHAUPT darin steht, ist bedenklich
genug.

Im Prinzip kann man aus jedem Text etwas Sinnentstellendes herausfiltern und zu Propagandazwecken mißbrauchen. Das ist genau die Spezialität von „Denk-Mit“. In der Bibel wird ein klarer Unterschied zwischen Töten im Sinne von Mord und Krieg gemacht. Vor allem, das scheint mir hier immer noch ein wesentlicher Punkt zu sein, bekommt jeder seine Warnungen, wenn er dann trotzdem noch angreift, gibt es vom Herrn und seinen Hebräern gehörig eins auf die Mütze. Aber so, dass er es sich in Zukunft zweimal überlegt.
Nur so btw, Du hast mir ja auch mal Texte geschickt, soll ich aus denen mal so ein Beispiel zusammenschnipseln? Das geht auch, nur, um den Effekt klarer zu machen.

Gruß
Peter B.

Moin,

Pazifismus bedeutet nicht, „nichts“ zu unternehmen.

Das ist aber genau das, was der derzeitige Pazifismus immer
wieder tut. Es fehlen die Resultate, aber das interessiert
nicht, weil ja alles weit weg ist.

Das ist doch lächerlich. Keine Resultate? Ist dir eigentlich
klar, dass du in einem Land lebst, dass seit über 50 Jahren
keinen Krieg mehr mit seinen Nachbarn geführt hat? Dass aus
ehemaligen Todfeinen jetzt Länder geworden sind, die eine
gemeinsame Währung, einen Wirtschaftsraum, gemeinsame
Außengrenzen und alles mögliche anderen teilen? Was glaubst du
wohl, wer die Stabilität des Friedens zwischen ehemals übel
verfeindeten Ländern in Europa geschaffen hat? Der
Weihnachtsmann?

a.) ich lebe nicht mehr in diesem Land.
b.) Wenn ich mich richtig erinnere, waren in Deutschland NATO-Truppen stationiert, die seit dem zweiten Weltkrieg bis zum Fall der Mauer die Verteidigung Westdeutschlands sicherstellten. Gerade an der inndeutschen Grenze standen sich die stärksten und bestausgerüsteten konventionellen Streitkräfte gegenüber die es auf diesem Planeten jemals gab und hielten sich über Jahrzehnte in Schach. Was wäre wohl passiert, wenn eine Seite einfach demilitarisiert hätte? Die Antwort ist m.E ziemlich klar.
Vielleicht war es wirklich der Weihnachtsmann der das möglich gemacht hat. Aber er trug einen Zylinderhut. Und während ständig zwischen einer halben und einer Viertelmillion Amerikaner ihr Land verließen um im Falle eines Falles für Deutsche den Kopf hinzuhalten, bildete sich in Deutschland die Tradition des Antimaerikanismus.
Aber vielleicht trug der Weihnachtsmann auch eine Melone. Die Rheinarmee war ja auch hunderttausend Mann stark. Nur, um ein Land zu verteidigen, in dem jeder Soldat erstmal als potentieller Mörder galt.
Du kennst den Preis Deiner eigenen Freiheit nicht, weil Du ihn nicht hast bezahlen müssen. Die, die z.B. auf der anderen Seite der Grenze lebten, hätten sich solche Äußerungen nicht leisten können, dann wären sie in Bautzen gelandet. Es ist leicht, so etwas zu vergessen, wenn es andere sind, die Freiheiten aufgeben um Leute wie Dich zu verteidigen, sollte es hart kommen.

Hier waren seit 45 Europäer am Werk, die ein gemeinsames Ziel
hatten und dieses Ziel über die Jahrezehnte und alle
ehemaligen Feindschaften hinweg beharrlich verfolgt haben:
Frieden in Europa. Und es ist ihnen gelungen. Wenn das für
dich „kein Resultat“ ist, dann zieh doch mal in den Sudan.
Vielleicht lernst du dann die Arbeit von Pazifisten zu
würdigen.

Vielleicht solltest Du Dir mal die Geschichte der Europäischen Union genauer ansehen, dann wüsstest Du die Arbeit von Historikern zu schätzen. Die Dinge begannen nicht damit, „Frieden zu schaffen“. Die Dinge begannen mit ganz knallharten wirtschaftlichen Interessen und der Montanindustrie. Es ging um Geld.
Dann ging es um nationales Geltungsbewußtsein. Treibende Kraft war hier Frankreich. Frankreich ist ja früh aus der NATO ausgetreten, hatte aber anderseits immer noch Überseeinteressen. Das galt zwar prinzipiell auch für die Engländer, aber die waren NATO-Mitglied, waren in bilateralen Vereinbarungen mit SEATO-Staaten und verfügten außerdem über ausreichende Flottenkapazitäten. Und was Deutschland betraf, so wollte man endlich wieder wer sein, was auch bedeutete, eine richtige Armee zu haben. Was alle drei ehemaligen Großmächte gemeinsam hatten, war, dass sie keine Rolle mehr spielten. Das wollten sie aber. Und so entstand zunächst der Verteidigungsrat, viel später dann noch das Eurokorps, das ja von Anfang an materialmäßig für internationale Einsaätze vorgesehen war. Mit anderen Worten, man mochte sich zwar immer noch nicht, aber man konnte gemeinsam wieder Großmacht spielen. Was England und Frankreich Jahrzehnte taten, Deutschland ging aufgrund interner Befindlichkeiten subtilere Wege.
Und so weiter, und so weiter. Es gibt tausend Vernunftgründe, die für ein vereinigtes Europa sprechen. Und im Laufe der Zeit gewöhnte man sich auch aneinander. Aber das war nicht das Werk von Pazifisten. Die sprangen nur auf den Zug auf. Sich jetzt damit zu brüsten ist, als würde ich mich mit Gutenberg und dem Buchdruck brüsten.
Wenn Du mal Zeit hast, dann schau Dich mal um, was die derzeitigen Themen in der EU sind. Da wird über Weltsicherheitsrat gefeilscht, da geht es um Abstimmungsverhältnisse die verschiben werden sollen und da geht es u.a. auch um eine ganz knallharte internationale Militärpolitik. Die Leute, die Europa machen sind keine Pazifisten, das sind Realpolitiker. Was aus meiner Sicht nichts Schlechtes ist.

Ein konsequenter
Pazifismus hätte einen Sadam Hussein auch nicht unterstützt,
während er seinen Giftgaskrieg in Kurdistan führte und seine
Folterkeller betrieb, hauptsache er vertritt US-amerikanische
Interessen.

Er betrieb den Giftgaskrieg, er betrieb Folterkeller. Er wurde
allerdings dabei nicht von den USA unterstützt.

Mir scheint, du bist da ein wenig ahnungslos. Ich will das
Thema hier nicht breit treten, weil es nicht in das Brett
Religion gehört, aber vielleicht hilft dir dieser Link:
http://www.gwu.edu/~nsarchiv/NSAEBB/NSAEBB82/ und die darin
verlinkten Dokumente weiter.

Die USA haben den Irak politisch anerkannt … wie 189 andere UNO-Staaten auch. Und das Waffen aus den Beständen anderer Länder geleifert wurden, habe ich ja bereits angesprochen. Das amerikanische Waffen überall auf der Welt in den Arsenalen sind, ist klar. Genauso wie russische Waffen. Wo also ist der Punkt?
Und wenn Du Dokument 51 und dessen Hintergrund betrachtest belegt das auch ganz klar, was ich früher sagte. Die Ächtung chemischer Waffen auf Druck der USA hin. Das der Irak darin nicht explizit genannt wurde, war ein Zugeständnis im Rahmen der damals laufenden Verhandlungen über einen Nahost-Sicherheitsrat. Gerade da haben sich die Amerikaner also sehr an die Spielregeln des Pazifismus gehalten. Genützt hat es im Endeffekt nichts. Kuwait wurde ja dann doch besetzt und die ganze Debatte um den Nahostsicherheitsrat scheiterte einmal mehr.
Und so ganz am Rande, wann warst Du das letzte Mal dort?

Deine übrige aggressive Polemik kommentier ich nicht weiter.
Aber ich freue mich, dass Pazifisten in ganz Europa dafür
gesorgt haben, dass auch du hier in Frieden leben kannst.
Vielleicht machst du dir doch nochmal Gedanken darüber, was du
mit diesem Geschenk anfängst.

Ich war Soldat, allerdings habe ich mich größtenteils bei der NATO rumgetrieben. Ich lebe auch nicht mehr in Deutschland, zu viele Pazifisten haben die Angewohnheit, Leute wie mich als potentielle Mörder zu sehen. Allerdings weiß ich, dass ich einen Teil meines Lebens für diesen Frieden eingesetzt habe und zwar m.E. durchaus aktiv. Nicht nur in Deutschland.
Ich glaube, unser Problem ist, dass ich zur Gattung Hirtehund zähle, weniger zur Gattung Schaf.

Gruß
Peter B.

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Moin Marion,
wirklich sehr blauäugig, Deine Sicht. Hat uns doch schon vor
25 Jahren ein Heiner Geissler aufgeklärt, dass Pazifisten für
Auschwitz verantwortlich waren. Nix dazugelernt …

Es war nicht Geissler, es war Franz-Josef Strauss. Aber natürlich kann man trotzdem mal die Frage stellen, was passiert wäre, wenn der deutsche Duckmäuser sich gegen Hitler gewandt hätte, statt ihn zu wählen.

Immerhin hat die Regierung des „Project for The New American
Century“ (vgl.
http://www.opednews.com/new%20american%20century.htm ;
http://pnac.info/) die Bedrohung der freien Welt durch die
irakischen Massenvernichtungswaffen beseitigt, nicht wahr?
Zwar konnte deren Existenz ebenso wenig bewiesen werden wie
die irakische Unterstützung Al Qua’idas - aber immerhin gelang
es, Al Qua’ida in den Irak zu locken, wo man sie nun effektiv
bekämpfen kann. Der Irak ist nun endlich eine Demokratie mit
einer frei gewählten Regierung und ein wichtiger
Stabilitätsfaktor für die ganze Nahostregion.

Tatsächlich hat der Irak eine gewählte Regierung. Und mit Zeit und Unterstützung könnte ja was draus werden. Warum sind eigentlich alle Pazifisten so gegen eine Demokratie im Irak, ich verstehe den Punkt nicht so ganz. Ok, es ist derzeit nicht stabil und wird es im Falle eines cut&run wahrscheinlich nicht werden, aber das wäre dann ja wohl eher einer dieser ungeheuren Pazifistenerfolge, nicht wahr? Vielleicht hätte man den Job von Anfang an einfach konsequent machen sollen?
Natürlich waren die Massenvernichtungsmittel vielfach ein vorgeschobener Grund. Den wahren Grund, den Massenmörder Hussein zu greifen, dürfte man ja auf Grund diplomatischer Gepflogenheiten nicht aussprechen. Aber es kann mir keiner erzählen, dass Du so dumm bist, dass Du das nicht von Anfang an erkannt hättest.

Nicht zu vergessen die Sicherung der für die Weltwirtschaft so
wichtigen Ölressourcen; ein stabiler Ölpreis auf niedrigem
Niveau ist schließlich Garant für das Wirtschaftswachstum.

Öl ist wichtig für die Weltwirtschaft. Aus der Sicht von jemandem, der in Amerika lebt, fragt sich nur, warum die Amerikaner nichts davon für sich selbst genommen haben.

Wenn das mal nicht ein paar Tote wert ist - oder der Verzicht
auf Einhaltung elementarer Menschenrechte oder solcher
Kinkerlitzchen wie des Folterverbots. Sind ja alles
Terroristen. Und wo es mal Amerikaner trifft - in den
Großstädten der USA gibt es Nachschub an Menschen ohne Arbeit
und Perspektive im Überfluss.

Das liebe ich so an Pazifisten. Sie sind immer bereit, andere zu opfern, solange es nicht sie trifft. Macht diese Sorte Mäuse irgendwie vorhersagbar, nicht wahr?
Ach übrigens, die Arbeitlosenquote ist hier geringer als in Deutschland, vielleicht wäre da ja eine Lösung von Ackermanns Wohlstandsmüllproblem möglich?

Gruß
Peter B.

Hallo Ralf,

Du bist bereits Zyniker, lass es Dir nicht nehmen. Und das wir verschiedene Ansichten haben, tut einem gepfelgten Zynismus keinen Abbruch, nicht wahr?
Barbara Tuchmann ist eine große Historikerin, zweifellos. Und eine der wenigen, die das Problem geschichtlicher Mechanismen wirklich sieht. Allerdings ist Barbara Tuchmann auch eine erklärte Pazifistin, was die politischen Schlußfolgerungen erklärt.
Was Pazifisten und Brachialpazifisten angeht, ist es, glaube ich, Zeit für eine Erklärung. Wenn jemand Pazifist ist, sich für Frieden einsetzt und wirklich etwas tut, dann habe ich davor Hochachtung. Große Hochachtung.
Wenn jemand behauptet, ein Pazifist zu sein, nichts tut, jeden mit anderer Meinung sofort bis zum letzten Blutstropfen bekämpft, weil er befürchten muss, beim Wort genommen zu werden, dann ist er unglaubwürdig. Und davor habe ich keine Hochachtung.
Wenn jetzt jemand behauptet, er sei Pazifist, er habe den Stein der Weisen, und seine Idee sei die einzig richtige und im gleichen Atemzug Opfer in anderen Teilen der Welt als uninteressant klassifiziert oder sogar die, die die Opfer bringen als böse Cowboys und Mörder diffamiert ohne selbst jemals einen Finger krumm gemacht zu haben, ist unglaubwürdig, moralisch sehr fragwürdig und ein Heuchler. Und wenn dann auch noch der Faktor einer aggressiven blindwütigen Defensivhaltung, wilder Propaganda, gefälschter Geschichte und intellektuellen Ausweichmanövern („Ich kommentiere nicht“ bedeutet ja nur, sich dem Problem nicht zu stellen), dann spreche ich von Brachailpazifisten. Denn die sind für meinen Geschmack schon wider viel zu nahe daran, alle mit anderen Meinung in Lagern zu internieren.
Nur so um die Unterschiede klar zu machen.

Gruß
Peter B.

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Das tun „die“ schon seit vielen Jahren. Aber andererseits, ich leben in den USA. Hier gibt es viel mehr Volksgruppen und sie sind zahlenmäßig weitaus stärker. Das klappt nicht perfekt, kalr, und vor allem, wenn etwas nicht perfekt klappt, neigen Amerikaner dazu daran herumzudrehen in der Hoffnung noch einen besseren Dreh zu finden. Also ist alles irgendwie dynamisch, aber es scheint zumindest sehr weitgehend zu funktionieren. Wobei das Schlüsselwort nicht unbedingt „Integration“ zu sein scheint. Aber irgendwie gibt es einen Konsens. Ich bin noch nicht lange genug hier und nicht genug unterwegs gewesen um es völlig zu durchblicken, aber rein gefühlsmäßig würde ich sagen, da gibt es was für uns Europäer zu lernen.

Gruß
Peter B.

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hallo Peter,

Es war nicht Geissler, es war Franz-Josef Strauss.

auch da irrst Du Dich. Zitat: „Der Pazifismus der 30er Jahre, der sich in seiner gesinnungsethischen Begründung nur wenig von dem unterscheidet, was wir in der Begründung des heutigen Pazifismus zur Kenntnis zu nehmen haben, dieser Pazifismus der 30er Jahre hat Auschwitz erst möglich gemacht.“ - Heiner Geissler am 15.06.1983 im Deutschen Bundestag.

Öl ist wichtig für die Weltwirtschaft. Aus der Sicht von
jemandem, der in Amerika lebt, fragt sich nur, warum die
Amerikaner nichts davon für sich selbst genommen haben.

Vorschlag: kauf Dir mal den aktuellen Spiegel (Ausgabe von heute) und schau auf Seite 96 nach.

Freundliche Grüße,
Ralf

Heute braucht man keine Horden mehr, ein paar Spinner mit
Bomben reichen. Die waren ja bekanntlich schon ein paar Mal
unterwegs. Da war was, WTC … Cole … Beirut … Dortmund
(das hat ja nicht geklappt, aber bestimmt nicht, weil in D die
Pazifisten so lieb sind).

Mir ist der Unterschied zwischen „Islamistischen Horden“ und
Terroristen durchaus klar. Dir auch?
Die Chiffre „islamistische Horden“ bedeutet, dass sich, sei es
durch Zuwanderung, sei es durch den häufig herangezogenen
„Geburtenüberschuss“ die Zusammensetzung der Bevölkerung
signifikant verändert. Diese Angst wird gerne in politically
incorrecten Kreisen verbreitet.

Na ja, einerseits ist da viel Propaganda drin, andererseits gibt es in den Großstädten türkische Viertel. Aber z.B. in Dortmund kenne ich ein Viertel in dem Du nur in Polnisch nach dem Weg fragen kannst.
Ich habe weiter oben GuVo auf ein Posting geantwortet und mich auf das bezogen, was ich hier in den USA so sehe. Wobei man immer vorsichtig sein muss, der mittlere Westen und New York könnten auf zwei verschiedenen Planeten liegen so unterschiedlich wie sie in einigen Dingen sind. Trotzdem klappen die Dinge weitgehend, obwohl wir hier natürlich auch besagte politisch inkorrekte Kreise haben (sie sind hier nicht braun- sondern weiß-arisch).

Dummerweise ist von diesen islamistischen Horden weit und
breit nichts zu sehen. Und von einer „Moslemisierung“ der
Gesellschaft kann ja wohl keine Rede sein, ausser man leidet
unter Paranoia.

Paranoia zu haben beweist noch lange nicht, dass niemand hinter Dir her ist. Sorry, ich konnte jetzt nicht widerstehen. Aber im Ernst, es gibt immer verschiedene Ecken, auch in Deutschland. Ich weiß jetzt nicht, wo Du lebst, aber ich kenne ein paar Viertel in deutschen Großstädten die sich auch in Istanbul gut machen würden. Wobei selbst das gar nicht das Problem ist. Die Probleme fangen dann an, wenn z.B. junge Türken in einer türkischen Isolationswelt leben und nicht rauskommen. Wenn sie die Wahl nicht haben. Dann entsteht Frust, dann entsteht Unruhe und dann werden Leute anfällig für die Spinner mit den Bomben. Nur eine kleine Minderheit, natürlich, aber die reichen ja auch.

Ein paar Terroristen sind per se nicht in der Lage derartiges
zu bewirken. Sie können ein Klima der Angst verbreiten, sie
können bewirken, dass Überwachungsfanatiker und
Schnüffelstaatbefürworter die Oberhand gewinnen…

Einerseits das, andererseits sträuben sich mir immer die Haare, wenn ein Krieg ganz gezielt gegen zivile Ziele geführt wird. Es sind zwar nicht immer Kollateralschäden vermeidbar, aber gleich ganz gezielt gegen Zivilisten loszugehen, da komm ich nicht mit. Vielleicht bin ich aber auch nur ein überholtes Modell.
Was die Überwacher und Schnüffelstaatler angeht, so gab es die ja immer. Nur haben sie natürlich mit Hilfe der Terroristen das notwendige Oberwasser bekommen. Wie viele Terroristen hat das Finanzamt denn gefangen seit es alle Konten kontrollieren kann? Keinen einzigen. Aber Steuerhinterzieher ohne Ende. Das zeigt natürlich auch die Zielrichtung der meisten Überwachungsmaßnahmen auf. Da geht es nicht um Terroristen, da geht es nur darum ein Volk zu kontrollieren. Die Gefahr ist also nicht, dass ein Bombenschmeißer die Bevölkerung moslemisiert. Die Gefahr ist viel mehr, dass die Gesellschaft selbst sich deswegen in eine Falle begibt aus der sie nicht mehr herauskommt.

BTW: dir ist bekannt, wie viele Attentate mit islamistschen
Hintergrund in der EU verübt werden und wie viele ohne?

Wenn Du alle zusammenrechnest, also IRA, RAF, ETA usw, dann würde ich einfach mal schätzen, die Islamisten liegen so in der Größenordnung 1-2%, aber genaue Zahlen habe ich nicht. Hängt aber auch davon ab, welchen Zeitraum Du betrachtest. Was aber nur aufzeigt, dass Terrorismus im Allgemeinen und nicht nur der islamistische, der Gegner ist.

Gruß
Peter B.

Hallo Peter,
wie ich sehe war meine Assoziation zu Heiner Geisslers stringenter Analyse des Zusammenhangs von Pazifismus und Auschwitz von vor 25 Jahren durchaus nicht unangebracht. Wobei man fairerweise nicht verschweigen sollte, dass sich Heiner Geissler seither als lernfähig erwiesen hat.

Freundliche Grüße,
Ralf

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Moin,

Jemand, der weiter oben in diesem Thread
einen Wegseh-Pazifismus propagiert,

Wegseh-Pazifismus? Vielleicht solltest du mal nachschauen,
welche Organisationen die meisten Verbrechen gegen die
Menschlichkeit publik machen.

Ja, und in den Ländern, in denen eine stabile Demokratie herrscht bewirken sie damit etwas. In Ländern wie dem Iran oder Nordkorea eher nicht.

Deine Wegseh-Pazifisten dürften anrücken, wenn irgendwelche
größenwahnsinnigen Militär mal wieder einen Teil der Welt in
Brand geschossen haben in Kriegen, bei denen es auf jeder
Seite immer die gleichen Verlierer gibt, nämlich die
Zivilbevölkerung. Dann dürften die lieben Pazifisten anrücken
und veruschen so gut es geht das Elend zu lindern und zu
verhindern, dass aus einem lokalen Brandherd ein großer wird,
an dessen Ende vielleicht mal wieder ein paar Atomsprengköpfe
fliegen.

Soweit ich weiß, sind die meisten deutschen humanitären Operationen durch die Bundeswehr durchgeführt worden. Sei es Abwurf von Nahrund und Medikamenten über Bosnien oder medizinische Versorgung in Afghanistan. Trotzdem habe ich so ein Gefühl, dass diese „größenwahnsinnigen Militärs“ sich degegen sträuben würden, als Pazifisten bezeichnet zu werden.
Und wo sind denn die lieben Pazifisten bei der Waffenblockade vor dem Libanon? Wo sind sie denn in Afghanistan? Ach ne, da waren sie ja und wurden von den lieben Taliban enthauptet … Was dann wieder mal ein ganz klarer Erfolg war.
Es gibt eine Zeit für Verhandlungen, es gibt eine Zeit, in der man auch mal zuschlagen muss. Wie siehst Du das mit dem Iran? Verhandeln bis die Bombe fertig ist oder vorher was unternehmen? Und wenn ja, was? Ahminedschab ist nämlich auch kein lieber Pazifist. Nur ein Beispiel von vielen. Wir stehen da vor einer grundsätzlichen Frage. Nehmen wir als Beispiel mal Nordkorea. Da wird soviel Geld in Rüstung gesteckt, dass die Bevölkerung verhungert. Hilfsorganisationen läßt man nicht ins Land und laut offizieller Regierungsaussage gab es keine Hungersnot. Nordkorea steht nicht nur in G.W. Bushs Schurkenliste sondern auch in den Amnesty Reports (die werden zu einem großen Teil in Amerika gedruckt, ich hoffe, Du erkennst sie trotzdem an). Willst Du zusehen? Abwarten, wie viele Menschen noch sterben? Aber eine militärische Lösung ist ebenfalls ausgeschlossen, weil NK Atommacht ist. Weil es politische Bindungen gibt, die in andere Länder mit einer langen Tradition der Menschenrechtsverletzung führen, die ihrerseits Atomwaffenarsenale besitzen. Was also willst Du tun?

Falls dir Lesen zu anstrengend und alle Quellen außer die
US-Amerikanischen irgendwie zu dubios sind empfehle ich dir
ein kleines Filmchen: „The Fog of War“, Hauptdarsteller Robert
S. McNamara,
http://www.amazon.de/Fog-War-Robert-McNamara/dp/B000…

Nur so als Nachtrag: Die Statistik, wer welche Waffen nach Afghanistan geleifert hat, ist schwedischen Ursprunges. Die amnesty-reports sind in Amerika gedruckt, jedenfalls die, die ich hier habe. Die Einschätzung, dass es noch etwa 7 Jahre dauern würde, bis der Iran die Atombombe hat stammt von der internationalen Atomenergiekommission und wurde durch SIPRI so bestätigt (also wiederum schwedisch). Allerdings halte ich Quellen für dubios, die bereist in der Kopfzeile ihre politische Meinung kudtun, dann geschichtliche Fakten vorsätzlich verfälschen und bereits in der Präambel den Anspruch erheben, dass jeder der ihnen nicht glaubt sowieso dumm sei.

Nun, was das Filmchen angeht:

„The fog of war" hinterläßt einen bitteren Nachgeschmack! Statt uns voller Naivität auf eine friedliche Welt zu freuen, sollten wir uns wohl eher auf weitere Kriege einstellen und den Schaden und das Leid so gering wie möglich halten. Das sind schlimme, aber wohl realistische, Aussichten.
(aus einer Amazon Kritik)

Doch hier wird keineswegs eine Glorifizierung betrieben. Auch die „elf Regeln“ sind keineswegs aus Dogma zu verstehen, was die Dokumentation propagieren will. Sondern Denkansätze von McNamara, die vieles erklären, zum Nachdenken anregen, und einen herausfordern, selbst Stellung zu beziehen.
(ebenfalls aus einer Amazon Kritik)

Ich habe den Film nicht hier, aber vielleicht finde ich ihn ja irgendwo. Amazon.de hat etwas das Problem nicht an amerikanische Lieferadressen liefern zu können. Also mal bei .com schauen.
Trotzdem, und soviel habe ich aus den Kritiken bereits mitbekommen, Krieg ist ein schauriges Geschäft. Politik, vor allem, wenn es um Kriege geht, ist es nicht minder. Das läßt sich natürlich alles wunderschön mit entsprechender Musik und Großaufnahmen von Hamburger Hill emaotional verkaufen.
MaNamara hat u.a Bush wegen des Irak-Krieges kritisiert. Nicht nur in diesem Film. Dabei ist der Schlüsselsatz, dass man, wenn man nicht einmal Verbündete mit ähnlicher Kultur dafür gewinnen kann, nochmal nachdenken sollte. Das ist sicher richtig, aber haben Deutschland, Frankreich und die USA ähnliche Kulturen? Hier kommen wir wieder auf die Ursprungsfrage zurück. Die amerikanische Gesellschaft ist eine Wertegesellschaft. Deutschland und zu einem Teil auch Frankreich sind es schon lange nicht mehr. Wenn es also um die Frage geht, für Werte einen Krieg vom Zaum zu brechen, den man dann wegen Befindlichkeiten anderer noch nicht mal so definieren kann, dann stehen amerikanische und deutsche Kultur sicher an zwei verschiedenen Enden eines Spektrums.

sollte sich hier unten ein
paar Gedanken darüber machen, bevor sie Werte fordert, die es
später notwendig machen könnten, auch dafür einzustehen.

Ich habe keine Probleme für meine Werte einzustehen und finde
etliche Gemeinsamkeiten mit Leuten, die diese Werte teilen,
über alle Religionen und Landesgrenzen hinweg.

Aber was sind nur deine Werte?

  • Freiheit, insbesondere die Freiheit eine Meinung zu haben und diese zu äußern. Nicht nur für mich, sondern für alle.
  • Familie, Familienzusammenhalt. Auch wenn das nichts mit dem Thema zu tun hat, es ist ein Wert.
  • Ehre, auch wenn das jetzt furchtbar veraltet klingt. Aber wenn Menschen mehr darauf achten würden, was sie ihrer persönlichen Ehre zumuten können, würde vieles nicht geschehen.
  • Mut, besonders den Mut, auch mal Dinge beim Namen zu nennen, sich Problemen zu stellen. Und zu den eigenen Meinungen zu stehen.
  • Für andere einzustehen. Weil jeder irgendwann mal an einem Punkt steht, wo er alleine nicht mehr weiterkommt.
  • Loyalität, ich glaube, das erklärt sich von selbst.

und ein Punkt, der nicht global sondern nur für mich persönlich gilt. Es steht jedem frei, sich anzuschließen: Historische Wahrheit. Ich kann halt den Geschichtler nicht verleugnen.

Das sind Werte, an die ich glaube. An die ich genug glaube und schon lange geglaubt habe, um dafür auch bisweilen zu kämpfen.
Und was hast Du getan? Massengräber in Kurdistan exhumiert? Flüchtlinge versorgt? Du sagst, Du hast keine Angst, für Deine Werte einzustehen. Dann erzähl mal von Afghanistan, vom Irak, von den Emiraten, den Philippinen. Oder warst Du in Malaysia, in Indonesien? Vielleicht mal Nordafrika außerhalb der Tourismusregionen? Da gibt es großen Bedarf an Pazifisten. Wo hast Du zu Deinen Werten gestanden?

Gruß
Peter B.

Ach übrigens, die Arbeitlosenquote ist hier geringer als in
Deutschland, vielleicht wäre da ja eine Lösung von Ackermanns
Wohlstandsmüllproblem möglich?

Vor dem Bürgerkrieg herrschte in den Südstaaten der USA sogar Vollbeschäftigung - auch und gerade für Schwarze. Aber angesichts beispielsweise 47 Millionen Menschen ohne Krankenversicherung und einer doppelt so hohen Kindersterblichkeit wie in Deutschland - ein zuverlässiger Indikator für Unterschiede in der sozialen Entwicklung und für Ungleichheit innerhalb der Gesellschaft eines Landes - halte ich das amerikanische Modell nicht für wirklich importwürdig.

Freundliche Grüße,
Ralf