Rentenerhöhung - wieder (fast) nichts

Hallo Allerseits,

meine Frage richtet sich an die Rentenbezieher. Seit einigen Jahren ist die Rente nicht mehr erhöht worden und auch dieses Jahr wird scheinbar nur eine nicht nennenswerte Erhöhung geben. Faktisch läuft dies auf eine schleichende Rentenkürzung hinaus

Wie denkt ihr darüber?

  • Das ist himmelschreiendes Unrecht.
  • Das ist eine sinnvolle Methode die unausweichliche Senkung der Renten vorsichtig über zwei Generationen zu verteilen.

Gruß
Carlos

Hallo Carlos,

weder noch, in dieser Polarität.

Da wir in der BRD schon seit Jahren eine leichte Inflation haben, ist das Geld schleichend immer weniger wert.
Die Lohnsteigerungen halten mit der Inflationsrate nicht schritt, also kann man sich nicht mehr so viel kaufen für das verdiente Geld.

Die Rentenhöhe ist per Gesetz an das Lohnniveau angebunden.
Also können sich Rentner auch immer weniger kaufen.

Die Mehrbelastungen der Rentner durch höhere Krankenkasenbeiträge etc. korrelieren mit der Mehrbelastung der Lohnempfänger durch höhere Sozialabgaen.

Es passt also bezüglich der Kaufkraft und der Lohn/Renten-Höhe schon.

Dass es „ungerecht“ ist für ALLE, sich einschränken zu müssen, weil wir in den vergangenen Jahren über unsere Verhältnisse gelebt haben und durch die Globalisierung in einem Wettbewerb mit anderen Ländern stehen, ist subjektiv auch richtig.

Meint WB

Hallo Allerseits,

Hallo, Einerseits :smile:
Nein, Carlos,
auch für die Masse der Arbeitnehmer gab es in den letzten Jahren keine Steigerung des Reallohns. Etwaige geringfügige Lohnsteigerungen wurden regelmäßig aufgefressen durch Inflation und/oder Erhöhungen der Beiträge zu RV/KV/AV.

Zudem hat sich durch die hohe Arbeitslosigkeit die verteilbare Masse spürbar verkleinert.

D.h. Wir haben in den 16 Jahren Kohl zu sehr von der Substanz gelebt und das müssen wir jetzt büssen. Und zwar alle zusammen.

Dass sich die , die den direkten Zugriff auf die Moneten haben, zunächst selbst bedienen ist natürlich klar. Nur in den eklatantesten Fällen werden sie dann vor Gericht gestellt und auch dann machen sie eben ihren Handel mit der Justiz.

Gruß
Eckard

Hallo,
wen meinst Du mit Rentenbezieher?
Es wird allen Rentenbeziehern die Rente nicht erhoeht, und zwar den heutigen Rentenbeziehern und auch den heute 40jaehrigen Rentenzahlern wird ihre zukuenftige Rente heute nicht erhoeht. So gesehen ist es fast schon wieder gerecht verteilt auf alle.
Gruss Helmut

Hallo Carlos,

Hallo Waldbeisser !
Einspruch euer Ehren !

weder noch, in dieser Polarität.

Da wir in der BRD schon seit Jahren eine leichte Inflation
haben, ist das Geld schleichend immer weniger wert.
Die Lohnsteigerungen halten mit der Inflationsrate nicht
schritt, also kann man sich nicht mehr so viel kaufen für das
verdiente Geld.

das stimmt nun mal leider.

Die Rentenhöhe ist per Gesetz an das Lohnniveau angebunden.

das stimmt schon mal so nicht.
denn da gibt es noch den demografischen faktor - sprich - die legale möglichkeit die renten zu kürzen wann immmer man will. und dies sogar RÜCKWIRKEND !

Also können sich Rentner auch immer weniger kaufen.

ausdrücklich zustimmung.

Die Mehrbelastungen der Rentner durch höhere
Krankenkasenbeiträge etc. korrelieren mit der Mehrbelastung
der Lohnempfänger durch höhere Sozialabgaen.

das stimmt nun wieder explizit nicht. aber absolut ganz und gar nicht.
er zahlt 100% KK plus Krankentagegeld VS - die er gar nicht braucht.
macht in meinem Fall rund 8 bis 9% weniger inne täsch.
abzüglich keiner steigerung abzüglich inflationsrate abzüglich Steuer.

Es passt also bezüglich der Kaufkraft und der Lohn/Renten-Höhe
schon.

nö - kann ja gar nicht sein.

Dass es „ungerecht“ ist für ALLE,

N E I N - das ist ungerecht für die aktuellen rentner !!

sich einschränken zu müssen,
weil wir in den vergangenen Jahren über unsere Verhältnisse
gelebt

nicht WIR sondern unsere führungselite hat eklatant versagt.

haben und durch die Globalisierung in einem Wettbewerb
mit anderen Ländern stehen, ist subjektiv auch richtig.

aber OBJEKTIV FALSCH !
ich kaufe meine brötchen nicht in indien oder pakistan sondern „um die ecke“

Meint WB

Warum bin ich sauer ? weil keine einzige betroffene Person sich in diesem lande aufrafft und was unternimmt.!!!
selbst die kumpel im pott gehen mit gesenktem haupte ohne laut nach hause. vor jahren haben die noch richtig randale gemacht. mit polizeieinsatz und so. aber heute ? rentner und randale ?
hast du welche gesehen ?

Fakt ist doch es war genug geld für alle da. bis man es zweckentfremdete.
stell dir vor du gehts in den supermarkt packst dein wägelchen voll zahlst höflich und gewissenhaft an der kasse und strebst deinem autochen zu - da kommt der filialleiter angerannt stoppt deinen vorwärtsdrang und sagt: na mei gudsder da ham wir uns aber fein verrechnet. ich war das natürlich nicht - das war der filialleiter vor mir - aber die butter und das kölsch und die flasche astispumante muß ich leider zurückfordern. und in zukunft machen wir das immmer so.
und zum jahresende buchen wir nochmal einen kleinen dankeschön obulus ab. (sprich da wird nachversteuert)
Danke.
mir reichts.
sm

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Hallo!

Fakt ist doch es war genug geld für alle da. bis man es
zweckentfremdete.

Die Rentenversicherung ist kein Sparstrumpf, in dem sich Kapital in nennenswerter Höhe ansammelt. Das System lebt von der Hand in den Mund. Die Umlage von den Beitragszahlern zuzüglich eines Zuschusses aus dem Bundeshaushalt wird sogleich an die Rentner verteilt. Für Zweckentfremdungen bietet das Umlagesystem keine Chance.

Wie erwähnt, reicht das laufende Beitragsaufkommen nicht, die laufenden Renten zu bezahlen. Der Fehlbetrag kommt aus dem Bundeshaushalt. Wenn man die Höhe der Renten als zu niedrig bemängelt, muß man angesichts des geschilderten Sachverhalts verraten, wovon höhere Renten bezahlt werden sollen. Dafür gibt es folgende Möglichkeiten:

  • Erhöhung des Bundeszuschusses, wobei man sich aussuchen kann, ob man höhere Verschuldung oder Kürzung an anderer Stelle haben möchte;
  • Höhere Beiträge der Versicherten;
  • Verlängerung der Lebensarbeitszeit, also höheres Renteneintrittsalter.

So, jetzt Du. Welches Schweinderl hättest Du gerne?

Gruß
Wolfgang

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Silberstreif am Horizont?
Hallo, Carlos, ich noch mal.
nach einer Meldung von vergangenem Freitag soll es (mit vielem ‚Wenn und Aber‘) nun doch in diesem Jahr eine kleine Aufbesserung geben. http://de.news.yahoo.com/26012007/286/politik-renten…

Aber ehe jemand schon mal im Vorgriff größere Ausgaben macht - warten wir mal ab, frühester Termin für eine Neuanpassung der Renten ist sowieso erst im Juli. Und wenn überhaupt wird eine eventuelle Erhöhung eher ein Schönheitspflästerchen sein.

Gruß
Eckard

Danke für eure Antworten
Hallo Leute,

danke für eure Antworten. Ich bin fast etwas enttäuscht, weil ich bei diesem emotional stark belegten Thema relativ wenige Antworten bekommen habe, die bis auf eine dazu noch sehr abgeklärt und pragmatisch sind.

Den Spruch mit den zweckentfremdeten Renten habe ich schon häufiger bei meiner Oma gehört. Auf die Frage in welcher Form, kommt dann die Geschichte mit den Offizieren, die sehr früh in Rente geschickt wurden.

Psychologisch lässt sich die Aufregung vieler Rentner verstehen. Sie haben in ihrer Jugend Notzeiten erlebt, dann haben sie üblicherweise viele Jahre gearbeitet und das in den 50ern und 60ern mit längeren Arbeitszeiten und schlechteren Arbeitsbedingungen. Ihre Rente fassen sie als Entschädigung für Notzeiten und als Belohnung für „treue Dienste“ auf. Und da die Löhne, Gehälter und Renten Zeit ihres Lebens angestiegen sind, sehen sie stagnierende, bzw. real schrumpfende Renten als Verrat an. Das gilt natürlich nur für die Rentner, die nicht verinnerlicht haben, wie unser Rentensystem funktioniert.

In zwei drei Jahrzehnten, falls die Gesellschaft in ihrer heutigen Form noch existiert, sehe ich Massen von verarmten Rentnern, die keine zusätzliche Altersvorsorge betrieben haben. Diese werden möglicherweise ob ihrer „ungerechten“ Armut demonstrieren und sie werden den Blümschen Spruch „Die Rente ist sicher“ als Vorwurf für den Betrug der Politik skandieren. Dass sie es damals schon nicht geglaubt haben und dennoch weitgehend untätig blieben, fällt dann der Verdrängung heim.

Gruß
Carlos

Hallo!

Fakt ist doch es war genug geld für alle da. bis man es
zweckentfremdete.

Die Rentenversicherung ist kein Sparstrumpf, in dem sich
Kapital in nennenswerter Höhe ansammelt. Das System lebt von
der Hand in den Mund. Die Umlage von den Beitragszahlern
zuzüglich eines Zuschusses aus dem Bundeshaushalt wird
sogleich an die Rentner verteilt. Für Zweckentfremdungen
bietet das Umlagesystem keine Chance.
Gruß
Wolfgang

Moin Wolfgang,

Deine Antwort spiegelt die Gnade (?) der späten Geburt wieder. Die Rente ist/war eben kein Umlageverfahren. Jedenfalls solange nicht bis unser aller geliebter Conny Wahlgeschenke machen wollte.
Auf den Hinweis „spätestens in 30 bis 40 Jahren“ wird ihre Umstellung nicht mehr funktionieren, anwortete Conny sinngemäß: was stört mich das ! da bin ich schon lange tot.
Und alle Bundeskanzler und Minister nach Conny haben NIE den Mut gefunden hier mal wieder die Korsettstangen gerade zu rücken.
Und das ist die grosse sauerrei - keine zivilcourage.
aber das zieht sich ja durch die gesamte republik.
sm

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Hallo Leute,

Hallo Carlos !

danke für eure Antworten. Ich bin fast etwas enttäuscht, weil
ich bei diesem emotional stark belegten Thema relativ wenige
Antworten bekommen habe, die bis auf eine dazu noch sehr
abgeklärt und pragmatisch sind.

und ausserdem noch falsch.
abgeklärt ? ich denke eher resigniert und schlaff.

Den Spruch mit den zweckentfremdeten Renten habe ich schon
häufiger bei meiner Oma gehört. Auf die Frage in welcher
Form, kommt dann die Geschichte mit den Offizieren, die sehr
früh in Rente geschickt wurden.

den blödsinn höre ich zum erstenmal.
die armen offiziere haben das loch nun wirklich nicht gerissen.
frag doch mal unsere jungs in berlin wo das geld hingeflossen ist (und in welcher höhe) du wirst aus dem staunen nicht mehr rauskommen. kannst ja mal berichten hier in diesem forum. (aber ob du ne richtige antwortbekommen wirst, wohl eher nicht)

Psychologisch lässt sich die Aufregung vieler Rentner
verstehen. Sie haben in ihrer Jugend Notzeiten erlebt, dann
haben sie üblicherweise viele Jahre gearbeitet und das in den
50ern und 60ern mit längeren Arbeitszeiten und schlechteren
Arbeitsbedingungen.

sie haben unter ADENAUER angefangen einzuzahlen !
und danach haben sie unseren politikern nur zu gerne geglaubt.
die rente ist sicher. Stimmt. aber in welcher höhe ! darüber hat keiner auch nur einen mucks gesagt.

Ihre Rente fassen sie als Entschädigung
für Notzeiten und als Belohnung für „treue Dienste“ auf.

son quatsch.

Und
da die Löhne, Gehälter und Renten Zeit ihres Lebens
angestiegen sind, sehen sie stagnierende, bzw. real
schrumpfende Renten als Verrat an. Das gilt natürlich nur für
die Rentner, die nicht verinnerlicht haben, wie unser
Rentensystem funktioniert.

bis vor wenigen jahren klang das aber noch ganz anders.

In zwei drei Jahrzehnten, falls die Gesellschaft in ihrer
heutigen Form noch existiert, sehe ich Massen von verarmten
Rentnern, die keine zusätzliche Altersvorsorge betrieben
haben. Diese werden möglicherweise ob ihrer „ungerechten“
Armut demonstrieren und sie werden den Blümschen Spruch „Die
Rente ist sicher“ als Vorwurf für den Betrug der Politik
skandieren. Dass sie es damals schon nicht geglaubt haben

und
dennoch weitgehend untätig blieben,

das ist ja eine bodenlose frechheit !!
wie soll einer der weniger als 7 € die stunde brutto verdient privat fürs alter vorsorgen ? der ist froh wenn er überlebt.
schau dir mal das einkommen einer Frisöse oder einer verkäuferin an!
von den übrigen weiss und blau Kragen proleten gar nicht zu reden.

fällt dann der Verdrängung

schön wenn er sich noch selbst belügen kann.

heim.

Gruß
Carlos

carlos Carlos
setzen fünf. keine sechs wg. guter absicht
sm

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Hallo!

Die Rentenversicherung ist kein Sparstrumpf, in dem sich
Kapital in nennenswerter Höhe ansammelt. Das System lebt von
der Hand in den Mund. Die Umlage von den Beitragszahlern
zuzüglich eines Zuschusses aus dem Bundeshaushalt wird
sogleich an die Rentner verteilt. Für Zweckentfremdungen
bietet das Umlagesystem keine Chance.

Die Rente ist/war eben kein Umlageverfahren.
Jedenfalls solange nicht bis unser aller geliebter Conny
Wahlgeschenke machen wollte.

Mit ihrer Einführung unter Bismarck war die Rentenversicherung als eine Art Sparstrumpf angelegt. Aus Beiträgen von Arbeitgebern und Arbeitnehmern wurde Kapital angespart. In der gesamten Zeit bis zur Umstellung auf das Umlagesystem (1957, Regierungszeit Adenauers) gab es keinen einzigen Rentner, der in den Genuß seiner vollen Altersrente kam. In den Anfangsjahren war die Rente ohnehin nicht als Vollversorgung tauglich, von der jemand leben konnte. Die Beiträge waren dafür viel zu niedrig. Zudem war die durchschnittliche Zeit des Rentenbezugs aufgrund niedriger Lebenserwartung nur kurz. In den 20er Jahren verlor die Rentenversicherung im Zuge von Wirtschaftskrise und Inflation ihr gesamtes Vermögen. Damit brach auch die ohnehin niedrige Altersversorgung vollends zusammen mit den Folgen von Not und Hunger unter den Alten. Bis Mitte der 30er Jahre hatte sich die Wirtschaftslage erholt und es folgten unter dem Gröfaz hinsichtlich Beschäftigung und Einkommensentwicklung einige Boomjahre. Dummerweise handelte es sich nur um Strohfeuer. Mit Rüstung kann man zwar Beschäftigung schaffen, aber gleichzeitig ist das eine sehr sichere Methode zum Ruinieren einer Volkswirtschaft, denn mit der Produktion selbst genutzter Rüstungsgüter bindet man viel Geld und Material, das aber dem Wirtschaftskreislauf entzogen wird. Panzer, Haubitzen und Schlachtschiffe sind volkswirtschaftlich wie ein riesiges schwarzes Loch, in dem Arbeit, Geld und Rohstoffe auf Nimmerwiedersehen verschwinden. Das gilt auch für die Besoldung der Soldaten. Das Militär muß bezahlt werden, leistet aber keinen Beitrag für die Volkswirtschaft, ist nur Kostgänger. Das kann sich keine Volkswirtschaft lange leisten und so war das Deutsche Reich Ende der 30er Jahre gigantisch überschuldet und pleite. Jede nur greifbare Kasse, auch die Rentenkasse, wurde geplündert. Der dann folgende Krieg wurde zwar mit allerlei ideologischem Firlefanz verbrämt, war aber nichts weiter als ein gewöhnlicher Raubzug und er war wirtschaftlich unverzichtbar, um das System durch planmäßig herbeigeführten Ruin der Volkswirtschaften der besetzten Länder am Leben zu halten. Es ist sattsam bekannt, wie gründlich die Rechnung in die Hose ging. Natürlich war auch die Kasse der Rentenversicherung leer. Sie war schon längst geplündert und selbst ohne Plündern der Rentenkasse wäre von ihr nichts übrig geblieben, weil unsere Altvorderen die Währung gründlich ruinierten. Als der Spuk zu Ende war, folgten ein paar Jahre übler Not, man konnte mit Zigaretten bezahlen, aber für Geld gab es nichts. Das änderte sich mit der Währungsreform und Gründung der Bundesrepublik. Die Rentenkasse hatte natürlich immer noch kein Geld und so herrschte drückende Altersarmut. Dieser Zustand hätte viele Jahrzehnte angedauert, eben so lange, bis ein junger Beschäftigter genug in die Kasse eingezahlt hat, um daraus eine Rente zu beziehen. Die ersten Rentner mit voller Altesrente hätte es erst nach etwa 40 Jahren, also um 1990 geben können. Solche Denkweise war zu Kaisers Zeiten üblich, aber nicht mehr in den ersten Jahren der Bundesrepublik.

Mit der 1957 erfolgten Umstellung vom Kapitalstock auf das Umlagesystem mußte man keine 40 Jahre Wartezeit und Armut in Kauf nehmen, sondern hatte augenblicklich eine funktionierende Altersversorgung. Das war also ein sehr kluger Schritt. Nur im Bewußtsein vieler Menschen ist die Umstellung nie angekommen. In vielen Köpfen geistert bis heute, also nach einem halben Jahrhundert, die Vorstellung von eingezahlten Beiträgen herum, die angespart werden.

Es gab aber auch von Anfang an etliche Fehlentwicklungen, die in breiten Kreisen das Denken verhinderten und dazu führten, daß Mahner überhört oder sogar lächerlich gemacht wurden. Zu einer dieser Fehlentwicklungen gehörte der Spruch vom deutschen Wirtschaftswunder. Hohe Zuwachsraten aus bescheidenen Anfängen sind alles andere als ein Wunder und noch viel weniger verwunderlich ist es, wenn Zuwachsraten der Wirtschaftsleistung in absoluten Zahlen durchaus ahnsehnlich sind, aber prozentual asymptotisch gegen Null streben. Daß es mit alljährlich zweistelligen Zuwachsraten nicht auf ewig weitergehen würde, konnte jeder schon in den 60er, spätestens in den 70er Jahren wissen, wer es überhaupt wissen wollte. Aber es wollte kaum jemand wissen. Ausnahmslos jede Bundesregierung beteuerte alljährlich, daß man keine weiteren Schulden machen könne, um aber genau das dann doch zu tun. Das gleiche Bild bei den jährlichen Rentenerhöhungen. Es handelt sich immerhin um viele Millionen Wähler und denen tut niemand gerne weh. Die Gefahr, daß irgendein zukünftiger Rentner oder irgendein Rentner selbst nachdenkt, war stets sehr gering und ist es bis heute.

Schon als ich mich Anfang der 80er selbständig machte, erzählte ich meinen Angestellten, sie mögen vorsorgen, ein kleineres Auto, ein Urlaub weniger und dafür z. B. Wohneigentum schaffen. Ich bot vom Unternehmen bezahlte Fortbildungen an, um dauerhafte Wettbewerbsfähigkeit jedes Einzelnen zu sichern. Die Resonanz auf alle Vorschläge läßt sich in Zahlen exakt beziffern: Null. Egal wie deutlich sich eine Entwicklung abzeichnet, wollen die meisten Menschen nichts wahrnehmen, solange nicht der Sachzwang wie eine Keule daher kommt.

Aktuell veranstalten Gewerkschafter Arbeitsniederlegungen und Kundgebungen gegen die Anhebung des Renteneintrittsalters. Markige Sprüche und Gegröhle, aber nicht ein einziger Vorschlag, wie man das System auf andere Weise tragfähig erhält. Keiner der Demonstranten und keiner ihrer Vorturner hat begriffen, wie das Rentensystem funktioniert. Sie hängen immer noch an der alten Ansparrente, die es seit genau 50 Jahren nicht mehr gibt und die im halben Jahrhundert zuvor eindrucksvoll zeigte, wie anfällig und untauglich sie als alleinige Versorgung ist und zu wie viel Elend und Altersarmut sie führte.

Gruß
Wolfgang

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Hallo sm,

frag doch mal unsere jungs in berlin wo das geld hingeflossen
ist (und in welcher höhe) du wirst aus dem staunen nicht mehr
rauskommen. kannst ja mal berichten hier in diesem forum.
(aber ob du ne richtige antwortbekommen wirst, wohl eher
nicht)

Ich fasse das mal so auf. Du bist der festen Überzeugung, dass Renteneinzahlungen veruntreut wurden, weisst aber nicht, in welcher Form. :wink:

und
dennoch weitgehend untätig blieben,

das ist ja eine bodenlose frechheit !!
wie soll einer der weniger als 7 € die stunde brutto verdient
privat fürs alter vorsorgen ? der ist froh wenn er überlebt.
schau dir mal das einkommen einer Frisöse oder einer
verkäuferin an!

Wenn Menschen von Armutslöhnen leben, bleibt ihnen für die Altersvorsorge nichts übrig, ganz klar. Glücklicherweise ist das die Minderheit.
http://www.destatis.de/themen/d/thm_loehne.php
http://www.destatis.de/indicators/d/lrver07ad.htm
Auch bei denen, die normal oder gut verdienen, harpert es sehr häufig mit der Altersvorsorge.

Gruß
Carlos

In zwei drei Jahrzehnten

…In zwei drei Jahrzehnten, falls die Gesellschaft in ihrer
heutigen Form noch existiert, sehe ich Massen von verarmten
Rentnern

Hallo,
wenn die Rentner eine wahlpolitisch ausreichende Anzahl erreichen, beschliessen sie alles rentnergerecht. Wenn dann die Jungen auswandern, wirds schwierig.
Gruss Helmut

Hallo sm,

Ich fasse das mal so auf. Du bist der festen Überzeugung, dass
Renteneinzahlungen veruntreut wurden, weisst aber nicht, in
welcher Form. :wink:

Hallo,
wissen weis ich schon, veruntreut hat der staat doch nie und nimmer nicht was ! (nur wenn ich schreibe soll’s schon halbwegs handundfuß haben)
Kennst doch die Antwort wo der Kunde die Bank fragt: mein Geld ist weg! Darauf der MA: Ihr Geld ist nicht weg - das hat jetzt nur jemand anders!:
Eigentlich wollte ich Dir die Arbeit zuschieben. Irgendjemand muß doch präzise angeben können welche Zahlungen wohin geflossen sind.
mfG
sm

Gruß
Carlos

Hallo!

Irgendjemand muß doch präzise angeben können welche Zahlungen wohin
geflossen sind.

Offensichtlich ist mein Versuch kläglich gescheitert, zu erklären, auf welche Weise die Rentenversicherung in den 20er, 30er und 40er Jahren des vorigen Jahrhunderts ihr Kapital einbüßte/geplündert wurde, was letztlich vor 50 Jahren zur Umstellung auf das Umlagesystem führte. Die letzte Plünderung durch Hitler und seine Finanzkünstler ist Vergangenheit, die nicht nachwirkt, denn von den damals betroffenen Beitragszahlern, deren Geld in der Kriegskasse verschwand, lebt von wenigen Ausnahmen abgesehen keiner mehr. Die wenigen heute noch Lebenden waren damals sehr jung, konnten deshalb noch keine wirklich schmerzhaften Beträge eingezahlt haben und erhielten darüber hinaus angerechnete Beitragszeiten.

Seit der 1957 erfolgten Umstellung auf das Umlagesystem sind alle Geldflüsse nachvollziehbar. Das hindert manche Leute nicht, aus Frust und Unzufriedenheit substanzlose Legenden in die Welt zu setzen. Dabei führen schon einfache Überlegungen über Lebensarbeitszeit, Beitragshöhe und Entwicklung von Alterstruktur und Rentenbezugsdauer bzw. steigender Lebenserwartung zum Ergebnis, daß der Anspruchshaltung gegenüber dem Rentensystem Grenzen gesetzt sind. Es gibt keine Kasse, in der riesige Beträge angespart werden, sondern das von den Beitragszahlern gezahlte Geld wird (mit kleinem Zeitversatz) an die Rentner ausgezahlt. Die arbeitenden Menschen zahlen also nicht für ihre eigene Rente, sondern für die Rente der aktuellen Rentner. Weil das Beitragsaufkommen nicht reicht, um die laufenden Renten zu bezahlen, zahlt der Bund aus dem Haushalt dazu. Hier anschaulich aufbereitete Zahlen: http://www.bpb.de/wissen/K40VGO,0,Bundeszuschuss_zur…

Es bleibt dabei: Wer höhere Renten fordert oder die aufgrund der demographischen Entwicklung fällige Anhebung des Renteneintrittsalters nicht will, darf nicht einfach nur maulen oder substanzlose Legenden erzählen, sondern muß sagen, woher das Geld kommen soll. Die dafür zur Verfügung stehenden Möglichkeiten hatte ich weiter unten aufgeführt und leider keine Antwort erhalten.

Gruß
Wolfgang

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Danke Wolfgang,
deine Artikel sind meine Lieblingslektüre.

Gruß
Carlos

Hallo Allerseits,

auch hallo !
das ist ja alles richtig. mehr oder weniger.
was mich auf die palme bringt ist, dass man den versprechungen der handelnden personen absolut nicht vertrauen kann.
ich kann nicht ein angebot machen, wie auch immer - alle haben nur zu gern den herren geglaubt, und wenn der „Kunde“ gekauft hat sagen - das haben wir nicht gewollt. oder was auch immer. die kasse ist leer.
so geht das nicht.
wenn schon ein einschnitt dann in drei schritten:

  1. bis heute gibt es die rente wie verspochen. basta.
  2. über 25 Jahre - eine generation - (evtl auch 15 jahre, aber wohl kaum kürzer) wird die rente auf einen sockelbetrag herrunter gefahren)
  3. alle „Neueinsteiger“ müssen eine private RV (wie beim auto) abschließen. mindestens bis zum aktuellen gehalt/einkommen.
  4. gilt auch für die gruppe 2.
    das würde ich für akzeptabel halten.
    aber das was jetzt abläuft ist merde.
    und wird noch verstärkt durch die KK. so ein mist !
    ich frage mich was man damit erreichen will.
    da kann man wirklich sagen : wir sind übern berg!
    von nun an gehts bergab.
    sm

meine Frage richtet sich an die Rentenbezieher. Seit einigen
Jahren ist die Rente nicht mehr erhöht worden und auch dieses
Jahr wird scheinbar nur eine nicht nennenswerte Erhöhung
geben. Faktisch läuft dies auf eine schleichende Rentenkürzung
hinaus

Wie denkt ihr darüber?

  • Das ist himmelschreiendes Unrecht.
  • Das ist eine sinnvolle Methode die unausweichliche Senkung
    der Renten vorsichtig über zwei Generationen zu verteilen.

Gruß
Carlos

Hallo SM,

seit Mitte der 80er Jahre ist das Problem mit den Renten im Bewusstsein der Bevölkerung. Berühmtberüchtigt ist Blüm mit seiem Slogan „Die Rente ist sicher“. Hast du ihm geglaubt? Falls nein, was hast du getan?

wenn schon ein einschnitt dann in drei schritten:

  1. bis heute gibt es die rente wie verspochen. basta.

Aber die gibt es doch. Weil die Rente an den Nettolöhnen gekoppelt wurde, und durch die Anpassung der Rentenformel blieben die letzten Jahre halt die Erhöhungen aus.

  1. über 25 Jahre - eine generation - (evtl auch 15 jahre, aber
    wohl kaum kürzer) wird die rente auf einen sockelbetrag
    herrunter gefahren)

Siehe Hinweis auf die Anpassung der Rentenformel. Außerdem hat die Erhöhung des Renteneintrittsalters auf 67 eine ähnliche Wirkung und die betrifft nicht mehr die jetzigen Rentner, sondern nur noch die Zukünftigen

  1. alle „Neueinsteiger“ müssen eine private RV (wie beim auto)
    abschließen. mindestens bis zum aktuellen gehalt/einkommen.

Das ist bisher freiwillig, Riester, Rürup und co…

Im Prinzip haben die letzten drei Regierungen auf die abzeichnende Entwicklung reagiert. Zuerst hat die Kohl-Regierung die Rentenformel angepasst. Die Schröder-Regierung hat die Anpassung kurz rückgängig gemacht, um sie dann doch wieder zu vollziehen. Außerdem hat die Schröder-Regierung die zusätzliche private Altersvorsorge propagiert.
Die Merkel-Regierung schließlich erhöht das Renteneintritsalter in feinen Stufen. Was man den Regierungen vorwerfen kann, ist, dass sie zu spät und zu zögerlich agiert haben. Vor allem die Blüm-Kampagne war kontraproduktiv.

Noch etwas zu Punkt 1.
Seit Mitte der 80er ist das Problem in der Öffentlichkeit. Wer heute in Rente geht, hatte 20 Jahre Zeit vorzusorgen. Und die Renten haben in ihrem reellen Wert bisher nur wenig eingebüßt. Wer vor 20 Jahren in Rente ging, hat keine allzu hohe Lebenserwartung mehr.
Die heutigen Arbeitnehmer zahlen höhere Beiträge für die Rentenversicherung, als ihre Eltern und Großeltern und werden eine geringere Rente erhalten. Gleichzeitig verlangt man von ihnen, dass sie nennenswertes Geld für eine private Altersvorsorge abzweigen. Dennoch werden sie weniger Geld haben als heutige Rentner.

Warum also sollten sie noch mehr zahlen, damit die Rente der jetzigen Rentner erhöht werden kann?

von nun an gehts bergab.

Genau so ist. Komischerweise jammern die Rentner mehr, als die Mitglieder der Sandwichgeneration, die alles voll abkriegt.

Gruß
Carlos

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Ich musste mir als Beamter in Hessen mit 3 Kindern mehrere Null-Runden und eine Erhöhung der wöchentlichen Dienstzeit von 38,5 auf 42 Stunden bei Null-Beförderungsaussicht durch CDU-Koch gefallen lassen.

Armer Rentner!

Kleine Ergänzung:

… und wer morgen seine eigene Rente noch beziehen möchte, muss dafür sorgen, dass Kinder vorhanden sind, die dann einen Ausbildungs- und/oder Arbeitsplatz finden, damit sie Beitragszahler werden können. Die Idee des Erfinders der dynamischen Rente, die Höhe der Rentenzahlung von der Anzahl der erzogenen Kinder abhängig zu machen, ist nicht von der Hand zu weisen. Heute ist das leider immer noch genau umgekehrt. Mütter, manchmal auch Väter, erhalten eine Mini-Rente, während die von diesen Müttern/Vätern erzogene Kinder die höheren Renten derjenigen finanzieren, die sich in der Vergangenheit kopfschüttelnd über diese „Asozialen“ Ihrer Karriere und Luxusreisen zugewandt haben.