Morgen Rainer,
nur wenn es eine Alternative gibt.
Man kann auch selber an Alternativen arbeiten. Mensch muß
nicht immer wie „klein Doof“ vor dem Schaufenster stehen.
Willst Du damit sagen, daß die Pflichtversicherung gar keine
Pflicht ist? Das wär mir aber neu.
Hier hätten alle Beteiligten (auch arme Bürokaufmänner/-frauen)
in den letzten jahrzehnten was ändern müssen/können. Wurde
nicht getan, aus Bequemlichkeit, aus Unvermögen die Situation
in den kommenden Jahren abzuschätzen oder oder oder. Jetzt
rummosern ist jedenfalls fehl am Platze.
Nö. Der Versicherte hat ja auch nur 45 Jahre gezahlt.
Wie kann er ad eine Gegenleistung erwarten?
Zeig mir den Vertrag, der dir x% Rendite garantiert. Oder eine
feste, wie auch immer gelagerte, sichere Verzinsung. Zeig mir das
Konto, auf dem die eingezahlten Prämien liegen und aus dem, im Falle
des Falles (Renteneintritt), ausgezahlt wird.
Wer redet denn auch davon. Es geht um Beiträge und Leistungen
einer Versicherung. Woher nimmst Du die Frechheit, aud einem
Beitragszahler, Anspruchsinhaber, einen Bittsteller zu machen?
Es ist doch defakto keine Versicherung. Es ist ein Topf, in
den alle AN einzahlen. Von diesem Topf werden im Folgemonat
die Renten gezahlt. Punkt. Eine Gesellschaft, die dieses
System freiwillig aufrecht erhält, in der Hoffnung daß das
Prinzip auch dann noch funktioniert, wenn fast gar keiner
mehr einzahlt aber immer mehr entnehmen, hat viel Fantasie
und/oder den Realitätssinn verloren.
Dieses Umlageverfahren ist übrigens ein Merkmal dessen, was
ich weiter oben mit „starker Gesellschaft“ beschrieb.
Und es ist keine Frechheit meinerseits, wenn ich diese Zusammenhänge
aufzeige. Sondern schlicht und ergreifend Fakt.
Tut mir leid, aber wenn ich eine blaue Wand sehe, sage ich
immer noch blaue Wand dazu. Ich gehöre nicht zu den Künstlern,
die in einer blauen Wand die transzendente Daseinsweise einer
konstanten Quelle allen Erlebens und Lebens erkennen.
Darf mich der Künstler ob meiner „Unfähigkeit“ nun als frech und
unverschämt titulieren?
Nö. Wer 30 Jahre lang für das Existenzminimum arbeitet und
dabei zwangsweise Beiträge in eine Rentenversicherung zahlt,
hat keine Alternative, keine Möglichkeit, etwas anders zu
machen. ‚Schuld‘ implementiert ja immer eíne positive
Alternative. Wo soll die hier sein?
1975 und in den Jahren davor und danach war die BRD, sozusagen,
eine „fette Sau“. Da war für alle genug dran. Dummerweise
haben alle dazu beigetragen, daß der Speck zur falschen
Zeit am falschen Ort aufgezehrt wurde. Keiner, weder Politiker
noch Wähler, wollten ernsthaft irgendwelches Gefasel
von langfristigen und nachhaltigen Methoden
hören. Darin liegt die „Schuld“ von der ich Sprach. Keiner
kann sich da rausnehmen. Denn jeder trägt sein kleines Bißchen
zum Erscheinungsbild der Gesellschaft bei. Auch wenn man nicht
zur Wahl geht, wie das einige Stolz verkünden. Kleinvieh macht
auch Mist.
hmmm Beispiel? Der Lebensgefährte einer Kollegun von mir ist
Musiker, arbeitslos.
Musiker sind grundsätzlich arbeitslos. Musik machen und damit
Millionen scheffeln ist nur einer verschwindend geringen
Gruppe vergönnt. Danach kommt ein ganz ganz dünnes Mittelfeld,
und der große Rest wurschtelt sich so durch. Wer also Musiker
wird muß ein ganz großer Idealist sein und darüber hinaus
bei seiner Entscheidung akzeptieren, daß er höchstwahrscheinlich
niemals zur wohlversorgten Oberschicht gehören wird.
Vor wenigen Monaten hat er noch bei einem
Glaser gearbeitet, der den Betrieb geerbt hat. Der Chef hatte
keine Lust zum Arbeiten, warum auch, es gibt ja ein
Millionen-Vermögen.
Jetzt ist wieder der böse Kapitalistenchef schuld. Wenn’s regnet
und dein Musiker nicht beim Bauern auf dem Feld arbeiten kann,
ist Gott, Petrus oder der heilige Geist schuld. Wenn totaler
Frieden ausbricht, Rüstungsfirmen arbeitslos werden, dann ist
der Verteidigungsminister an den tausenden arbeitslosen Rüstungs-
ingenieuren schuld … [Liste bitte selber vervollständigen]
Die Firma ist jetzt zu, der ‚Bekannte‘
arbeitslos und nach Deiner Theorie selbst Schuld, daß er bis
dahin für acht Euro gearbeitet hat und sich deshalb keine
Vorsorge leisten konnte?
[…]Wem gehört der Tritt? Hedem, der
keiner Gewekschft angehört? Wenn Du’s so meinst, kann ich Dir
zustimmen. 
Die Gewerkschaft soll ihm, deinem Künstler, also mal wieder
das Denken und Handeln abnehmen? Wieso soll jeder in Abhängigkeit
und Unfähigkeit gehalten werden? Gewerkschaften in Maßen, gut.
Aber darin für jeden das alleinige Allheilmittel zu sehen ist
pure Volksverdummung.
Grüße, René