Liebe Experten!
Ich habe jemanden kennengelernt, bei dem es mich friert, wenn er erzählt.
Er ist Arzt, aber offensichtlich nicht aus einem Helferimpuls heraus, sondern weil ihn mal Naturwissenschaften interessiert hatten.
Er erzählt häufig mit äußerster Verachtung von seinen Patienten, die er für dumm, verweichlicht, naiv oder unverschämt hält. Um sie zu erziehen schreckt er nicht davor zurück, eine 80-Jährige zweimal in seine Praxis kommen zu lassen, nur weil sie ihm nicht glaubte, dass es ein bestimmtes Medikament nicht gibt.
Er selbst ist extrem Leistungsorientiert, er kann Sport nicht ohne Ehrgeiz betreiben und akzeptiert Freunde anscheinend nur, wenn sie irgendeinen „Ruf“ genießen ( Lehrer auf ner Eliteschule und so).
Manchmal gehe ich mit einem ganz erschütterten Gefühl aus solch einem Gespräch nach Hause, weil er mit anderen Menschen - und letztlich auch mit sich selbst - so dermaßen unerbittlich und erbarmungslos umgeht. Ich hab ihm bspw. von einer Klassenfahrt erzählt, bei der ein Schüler umkam und der Lehrer angeklagt wurde - sein Kommentar: Wenn der Schüler zu blöd ist - richtig so, weg damit! Was hat der Lehrer damit zu tun!! Ich finde das gruselig!
Er sagt auch selbst, dass er es bedauert, dass es keinen Sozialdarwinismus gäbe und dass Altruismus bei ihm nicht vorkommt. Sehe ich auch so.
Meine Frage: Wie wird denn ein Mensch so? Seine Eltern sind Lehrer gewesen auf Sonder- bzw. Förderschulen, die können doch nicht dieselbe Einstellung gehabt haben bei seiner Erziehung?
Ich bin irgendwie richtig fassungslos und frage mich, ob er selbst soviel Härte erlebt hat oder ob er möglicherweise antiautoritär erzogen wurde und deshalb immer nach so harten Grenzen schreit.
Ist ein langer Text geworden, aber es beschäftigt mich sehr. Über Kommentare, Meinungen und fachliche Erläuterungen freue ich mich.
Gruß, Noi