Wie gut muss ein Kind sein?
Hi!
Ideologische Debatten gibt es zu dem Thema tausende und sie
helfen mir und meinem Kind kein Stück.
Ja, das sehe ich auch so.
Zu meinem Hintergrund: Meinem Sohn(jetzt12) wurde recht häufig ADHS „nachgesagt“, eine Lehrerin forderte mich erst letztes Jahr mehr oder weniger auf, doch „mal mit ihm zum Arzt zu gehen, evtl. bräuchte er Medikamente“. Das Thema verfolgt mich schon eine Weile, zum Glück hatten wir immer Kinderärzte (Mehrzahl, da häufig umgezogen), die uns gut beraten haben. Inzwischen bin ich mir sicher, dass mein Sohn kein ADHS hat, er hat einen enormen Bewegungsdrang (gepaart mit einem nicht gerade riesigem Selbstbewusstsein) und reagiert auf jede Art von Druck mit extremer Zappelei. Auch wenn viele (Laien), die in in Aktion erleben und erlebten vermuten, er müsse hyperaktiv sein. Nur, um zu erklären, warum ich hier eine Meinung äußere und wie ich zu dieser gekommen bin.
Er ist auch nicht wilder als andere „Bengel“, finde ich
jedenfalls.
ADS heißt ja eben nicht „wilder“…
Der entscheidende Punkt ist sicher, dass er selber unter sich leidet. Ihm da nicht zu helfen fände ich auch nicht in Ordnung. Das Ritalin kann da eine gute Hilfe sein. Neben anderen.
Die Vorgeschichte der Kindes ist ja auch nicht so einfach.
Er hat Wahrnehumgssdefizite und Angst vor
Anforderungen und seine eigentlich guten Fähigkeiten und
Leistungen gehen in den Kämpfen unter. Das Kind leidet. Und
zwar jetzt.
Wer schätzt das ein? Dass er „eigentlich gute Fähigkeiten und Leistungen“ erbringt? Ist nicht böse gemeint, mir fiel der Satz nur auf. Vielleicht ist er einfach unterdurchschnittlich begabt (Der Gedanke fiel mir zu meinem eigenen Kind auch schwer)? Und alle Welt erwartet zuviel von ihm und vermittelt ihm, dass er hinter seinen „eigentlichen“ Fähigkeiten zurückbleibt, weil etwas mit ihm nicht in Ordnung ist. (Diese Einstellung wurde mir selber während meiner Kindheit ständig vermittelt und es ist bis heute nicht gesund für mich immer zu denken, ich könnte besser sein, wenn ich mich nur richtig anstrengen würde.)
Was ich sagen will: Ich habe erfahren, welch ungute Wirkung Druck auf Kinder haben kann. Druck wird nicht immer bewusst aufgebaut, man muss sich da immer wieder selber kritisch beäugen, ob man nicht unbewusst enormen Druck ausübt.
Wir sind engmaschig in ärztlicher und psychologischer
Betreuung, die Einschulung im letzten Sommer hat aber extreme
Probleme für ihn verursacht.
Ist er in einer Regelschule? Vielleicht könnte eine andere Schulform ihm ja helfen? Eine Montessori-Schule z.B.
als wenn ein 7-jähriger dauerndes gefühltes
„Versagen“ aushalten muss, trotz riesiger Anstrengung und
„Schule“ letztlich mit negativen gefühlen besetzt wird.
Gegen gefühltes Versagen gibt es ja zwei Wege: Einmal das Versagen abzustellen und zum anderen das „gefühlt“ zu verändern.
Das Ritalin hilft bei ersterem, seine Einstellung und seine Erwartungshaltung könnte man versuchen herunterzuschrauben. Das könnt nur ihr oder ein Therapeut (und das dauert natürlich länger, dafür hält die Wirkung aber u.u. lebenslang)
Kommt sowas praktisch vor oder eher nicht ?
Das kann Euch niemand vorher sagen. Es gibt da gewissen Wahrscheinlichkeiten, aber das ist ja im Prinzip ein Lottospiel… Das ist ein Abwägen von Risiko und Wirkung. Mich würde in dem Zusammenhang mehr die Frage interessieren: Gibt es Nebenwirkungen, die bleiben, also nicht verschwinden, wenn man das Medikament absetzt. Wenn nicht, dann würde ich es auf jeden Fall wachen Auges auf den Versuch ankommen lassen.
Ich bin daher für alle Erfahrungen dankbar !
Tut mir leid, dass ich mit Ritalin keine Erfahrungen schildern kann, nur meine Gedanken zum Thema. Ich hoffe, dass die eine oder andere Anregung trotzdem hilfreich sein kann. Was nicht passt, darfst Du gern überlesen 
Grüße
kernig