Ritalin Behandlung

Hallo !

Für meinen Sohn (7) wird (nach ausführlichen psychologischen Tests und Behandlungen)eine Therapie mit Ritalin geplant. ich bin nicht sehr dafür, wenn es ihm allerdings helfen würde, ok. Außerdem ist es ein Pflegekind und der Vormund hat gegenüber dem Arzt zugestimmt so dass ich relativ schlechte Karten habe.

In der Literatur werden Nebenwirkungen beschrieben, die wahrhaft gruselig sind und sich für mich eigentlich kontraindiziert anhören.
Nun weiß ich aber, dass die Beschreibungen von Medikamenten oft viel schlimmer sind, als sich das in der Anwendung darstellt und zeigt.

Trotzdem bin ich besorgt und verunsichert.

Gibt es hier Eltern, dessen Kinder solche medikamente bekommen und die mir mitteilen mögen, wie es sich tatsächlich auswirkt ?

Mir ist klar, dass es auch von Kind zu Kind unterschiedlch ist und das keine Aussage darüber machen wird, wie es meinem Sohn damit ergehen kann, ich möchte mir aber ein von den ärztlichen Aussagen unabhängiges Bild über mögliche Wirkungen machen.

Danke !

Hallo,

eine Nachfrage: gegen welche Probleme wurde das Ritalin verordnet?

Ich kenne Ritalinbehandlung nur vage und aus dem Bekanntenkreis bei einem rel. normalem Kind mit eher sozialen und schulischen Problemen. Wie sich das im Lauf der Jahre weiterentwickelt hat, weiß ich leider nicht genau, da die Familie weggezogen ist.

Ein wirklich hyperaktives Kind habe ich allerdings zufällig bei einem Vorschulsportkurs meines Sohnes mal erlebt - das war eine außergewöhnliche Erfahrung, die entsprechend hängen geblieben ist.
Ein so pausenlos quirliges, ständig in Bewegung befindliches und dabei fragendes und redendes Kind habe ich sonst nie erlebt - und mehr als die zehn Minuten beim Umziehen hätte ich auch nicht ausgehalten.

Es hat mich schlicht total nervös gemacht, Fragen von jemandem zu beantworten, der einen Moment an der Tür schaukelt, im nächsten unter den Tischen durchkrabbelt und ehe die Antwort fertig ist, die nächste Frage stellt und das nächste Kletterziel erreicht. Und das Pausenlos.
Dabei war der Junge durchaus nett und freundlich.

Die Mutter muss wirklich Drahtseilnerven gehabt haben.

Gruß, Paran

Hallo

ich möchte mir aber ein von den ärztlichen Aussagen unabhängiges Bild über mögliche Wirkungen machen.

Ich würde (vielleicht zusätzlich) in einem ADHS-Forum diese Frage stellen, in diesem hier zum Beispiel: http://www.adhs-anderswelt.de/

Hier bei w-w-w kriegt man vermutlich zu wenige Antworten (bzw. von zu wenigen verschiedenen Usern), um sich ein Bild machen zu können.

Ich habe jedenfalls letztens noch was Negatives im Radio gehört über neue Erkenntnisse zu Ritalin, ich glaube, dass es süchtig macht und sehr häufig überflüssigerweise verschrieben wird, oder so was ähnliches.

Viele Grüße

Vielen Dank, speziell auch für den Link !

Hallo Jutta,

in unserem Fall stand auch die Entscheidung pro oder contra Ritalin an. Wir haben den Einsatz in die Zukunft verschoben, allerdings weil unser Kind doch eher gering ausgeprägte Symptome zeigt, andere Hilfen und Therapien erfolgversprechend sind und sich unser „Leidensdruck“ im Rahmen hält.

Was wir uns überlegen und was für dich eventuell auch bedenkenswert sein könnte, wäre eine einmalige Probegabe. Ritalin wirkt sofort und man kann die Tests zum Vergleich wiederholen und untersuchen, ob das Medikament einen hinreichend positiven Einfluss auf deinen Sohn hat.

Ritalin ist, soweit ich weiß, das bestuntersuchte Medikament der letzen zehn Jahre. Einerseits prima, weil die Wirkung hervorragend erforscht wird. Andererseits will auch die siebenhundertachtundzwanzigste Studie noch etwas gänzlich Neues, noch nie Veröffentlichtes herausfinden und findet vielleicht einen statistisch signifikanten Effekt über den Ladendiebstahl von Vogelfutter in den Vormittagsstunden bei der Ritalin-Vergleichsgruppe.

Zu Simsys Bedenken: Es stimmt, dass Substanzen in Ritalin (Amphetamine) süchtig machen. Allerdings ist die Dosis bei Ritalin so gering, dass eine Suchtschwelle wohl nie erreicht werden kann. Vielleicht wie beim Hustensaft: Der enthält auch den eigentlich süchtig machenden Alkohol, aber ich schließe es ziemlich aus, dass Hustensaft zum Alkoholismus führt.

Wenn wir über einen langfristigen Einsatz von Ritalin entscheiden, dann wird unser Kind ein gewichtiges Wort mitsprechen. Es muss sich mit Ritalin besser fühlen und merken, dass es sich nicht mehr so sehr selbst im Weg steht wie vorher.

Gruß
Hardey

Warum nicht gleich?
Der Gewinn an Lebensqualität ist unbezahlbar, sofern Nebenwirkungen nicht hervortreten.

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Es hat mich schlicht total nervös gemacht, Fragen von jemandem
zu beantworten, der einen Moment an der Tür schaukelt, im
nächsten unter den Tischen durchkrabbelt und ehe die Antwort
fertig ist, die nächste Frage stellt und das nächste
Kletterziel erreicht. Und das Pausenlos.

Das ist im Vergleich zu anderen eine wahre Schlaftablette :smile:

Dabei war der Junge durchaus nett und freundlich.

Die Mutter muss wirklich Drahtseilnerven gehabt haben.

Daran gewöhnt man sich sehr schnell dran.

Man muss sich immer sagen „Das Kind kann nichts dafür - und ich auch nicht!“ und danach handeln.

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Leon Eisenberg
Kürzlich in der FAZ: http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/ritalin-ge…

"(…)In den späten sechziger Jahren hatte er dafür gesorgt, dass die Hippeligkeit und Konzentrationsschwäche, die er bei einigen Kindern feststellte, unter dem Namen ADHS als psychische Erkrankung klassifiziert wurde. Doch als die ADHS-Diagnosen wucherten und die Ritalin-Verschreibungen explodierten, kamen ihm Zweifel. Vierzig Jahre später, kurz vor seinem Tod, gestand Eisenberg dem Wissenschaftsjournalisten Jörg Blech, dass er nicht mehr an ADHS glaubt. ADHS, sagte er, sei „ein Paradebeispiel für eine fabrizierte Erkrankung“.

LG
sine

Ich habe einmal einen Beitrag im Radio gehört. Demnach würde Ritalin oft zu sorglos verschrieben und Diagnosen zu eilfertig erstellt. Man spricht von 60 … 80 % Fehldiagnosen bei einfach nur verwöhnten und verzogenen Saubraten.

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Ich habe einmal einen Beitrag im Radio gehört. Demnach würde
Ritalin oft zu sorglos verschrieben und Diagnosen zu eilfertig
erstellt. Man spricht von 60 … 80 % Fehldiagnosen bei
einfach nur verwöhnten und verzogenen Saubraten.

Lass das nicht Tilli lesen!

/t/gibt-es-wirkungsluecken-bei-strattera/5868677/5

Aber hier noch ein eventueller „Mehrwert-Thread“ für die UP

/t/adhs-ritalin/6775851/48

Viele Grüße

Kathleen

jedenfalls
Hi!

Wichtig ist vor allem, dass der Sohn engmasching ärztlich betreut wird, finde ich. Dass Ihr einen kompetenten Ansprechpartner habt (dem ihr vertraut)um Fragen loszuwerden, gegenzusteuern etc.

Ich habe neulich mal in einer Sendung einen Prof. irgendwas gehört, der sehr vernünftig klang. Der sagte das selbe zum Thema. Und er beschrieb, dass er seinen Patienten immer wieder Pausen vom Ritalin verordne. Etwa an Wochenenden oder in den Ferien. Und dass er niemanden über einen längeren Zeitraum mit Ritalin versorge. Ich meine mich zu erinnern, dass er von max. 1Jahr sprach, eher ein halbes.

Für meinen Sohn (7) wird (nach ausführlichen psychologischen
Tests und Behandlungen)eine Therapie mit Ritalin geplant. ich
bin nicht sehr dafür, wenn es ihm allerdings helfen würde, ok.
Außerdem ist es ein Pflegekind und der Vormund hat gegenüber
dem Arzt zugestimmt so dass ich relativ schlechte Karten habe.

Begeistert wäre ich an Deiner Stelle auch nicht. Würde aber bei dem Stand der Dinge eher auch auf das „wie“ achten. Gibt es Begleittherapien, Betreuung, Kontrollen etc.? Ein Enddatum für die Behandlung?

In der Literatur werden Nebenwirkungen beschrieben, die
wahrhaft gruselig sind und sich für mich eigentlich
kontraindiziert anhören.

Naja, lies mal die Nebenwirkungen der „Pille“ genauer durch. Da wird Dir beim Lesen schon schlecht. Versuche, das richtig einzuordnen (die Häufigkeiten) - evtl. mit Hilfe eines Apothekers oder Arztes.

Grüße
kernig

Moin,

schön, wenn als Einsteiger von mir eine zerhackte Antwort gepostet wird, die ich auf ein Sammelsur von gängigen Vorurteilen (ruhigstellen etc. schrob). Die wenigsten scheinen Postings, in denen ich ihre Meinung nicht geteilt habe, zu vergessen und können sie noch nach Jahren aus dem Archiv kratzen.

Scheint sich gewandelt zu haben, das Klima. Nur vernünftige Antworten bisher. Oder die anderen sind alle im Osterurlaub.

Mein Sohn hätte mit Methylph. eine wesentlich schönere Grundschulzeit gehabt.
Für uns war das Zeug ein Segen.
Nun, mit 14, ist er nicht süchtig und immer noch am Leben. Er nimmt das Zeug von allein, manchmal vergessen wir es alle. Aber es ist einfacher für ihn, wenn er es nimmt.
Sonst perlen die Aufträge/Ideen/Vorhaben an ihm ab wie an einem Blatt mit Lotoseffekt.

ADS nicht verwechseln mit ADHS.
Ich kenne nur das erste.

Tilli

Pimp your kids
Moin,

Was wir uns überlegen und was für dich eventuell auch
bedenkenswert sein könnte, wäre eine einmalige Probegabe.
Ritalin wirkt sofort und man kann die Tests zum Vergleich
wiederholen und untersuchen, ob das Medikament einen
hinreichend positiven Einfluss auf deinen Sohn hat.

definiere „positiv“

http://www.zeit.de/campus/2009/02/ritalin

Gruß,
M.

Servus,

definiere „positiv“

Aber gerne:
…, damit er in der Lage ist, analog wie sein Zwillungsbruder an eine Aufgabe, i.e. an seine Hausaufgabe, heranzugehen, sich beim Beginn nicht selbst vollständig blockiert und aufhört, an der Situation und dem Bewusstsein seines eigenen subjektiven Versagens zu leiden.

Mir persönlich ist in zwanzig Jahren ein glücklicher Facharbeiter zehnmal lieber als ein depremierter Akademiker, selbst wenn du es mir vielleicht nicht glaubst. Aber wenn mein Kind heute ein Problem hat, welches es definitiv bedrückt, dann denke ich über alle Hilfsmöglichkeiten nach. Auch wenn manche Alternativen in manchen Kreisen und in manchen Zeitschriften nicht en vogue sind…

Gruß
Hardey

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Hi!

Ich habe neulich mal in einer Sendung einen Prof. irgendwas
gehört, der sehr vernünftig klang. Der sagte das selbe zum
Thema. Und er beschrieb, dass er seinen Patienten immer wieder
Pausen vom Ritalin verordne. Etwa an Wochenenden oder in den
Ferien.

„Mein Prof.“, also der, bei dem ich meine Psychiatrie-Vorlesungen damals absolviert habe, sprach sich ganz deutlich gegen solche Pausen aus, was ich selbst auch so sehe aus folgenden Gründen:

  1. Ein Kind, das wirklich Psychostimulantien braucht, das braucht es definitiv NICHT NUR wegen der Schule, sondern im gesamten Alltag, und vor allem im Kontakt mit anderen Kindern. Deshalb genauso in den Ferien und am Wochenende.
    Ein Kind, das es nur in der Schule braucht, das braucht es gar nicht.

  2. Aus pharmakologischer Sicht sind die Pausen sinnlos, weil sich die Hypothese, dass man mit „Pausen“ einer möglichen Toleranzentwicklung gegenwirken müsse, nicht bestätigt hat. Es gibt keine Toleranzentwicklung.

  3. Auch für die Eltern-Kind-Interaktion beim Ritalin (für mich ein ganz wichtiger und viel zu wenig thematisierter Punkt) sind die Pausen ungünstig, weil das ewigen Anfangen und Aufhören immer wieder elterliche Kontrolle mit sich bringt.
    Außerdem bekommt ein Medikament, das nur für die Schule eingesetzt wird, schnell einen ganz faden Beigeschmack für das Kind. Und die Schule gleich mit.

E.T.

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Mein Banknachbar hatte auch ADHS, nur dass es das damals in dem Sinn noch gar ned gebb hat.

Pausenlos quasseln, zappeln, provozieren und bewegen, Sport, rennen, ohne die geringsten Anzeichen von Erschöpfung.

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Moin,

…, damit er in der Lage ist, analog wie sein Zwillungsbruder
an eine Aufgabe, i.e. an seine Hausaufgabe, heranzugehen, sich
beim Beginn nicht selbst vollständig blockiert und aufhört, an
der Situation und dem Bewusstsein seines eigenen subjektiven
Versagens zu leiden.

Wie heißt es so schön: There is no such thing as a free lunch. Sprich: Selbst wenn er plötzlich super toll an seine Hausaufgaben rangeht wie sein Zwillingsbruder, dann wird er die Zeche dafür woanders zahlen, auch wieder im Vergleich mit seinem Zwillingsbruder. (Und wenn es auch nur das Gefühl ist, nur unter Drogen akademisch so zu funktionieren wie sein Zwillingsbruder, was dieser ihm aber sicher NIEMALS vorwerfen wird *g*).

Und wie lange willst du das so weitermachen? Wenn er jetzt nicht lernt damit fertig zu werden, dass andere in mancher Hinsicht besser sind als er, wann dann?

Welche Maßnahmen wurden denn sonst schon versucht, die Konkurrenzsituation mit dem Gefühl der Unterlegenheit des einen zu entzerren? Verschiedene Klassen? Verschiedene Schulen?

Nicht für ungut, aber wenn man in jeder Familie anfängt, Geschwisterkinder mit Ritalin zu behandeln, die in der Schule nicht so erfolgreich sind wie das ein oder andere Geschwisterchen (und ja, das kann schon auch frustrieren), dann werde ich demnächst meinen Aktienbestand an Novartis-Aktien erhöhen.

Gruß
M.

Und was macht er jetzt?
Ich hatte das wahrscheinlich auch.
Es war sehr unangenehm. Keinen hats interessiert…

Ist das gut?

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Und er beschrieb, dass er seinen Patienten immer wieder
Pausen vom Ritalin verordne. Etwa an Wochenenden oder in den
Ferien.

Ich glaube, diese FOAF kommt daher, dass sich die Leute ein Kind mit Ritalin eher zugedröhnt, high, ruhiggestellt oder sonswie neben der Kappe vorstellen.

T

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Er ist 4-köpfiger Familienvater und von Beruf selbstständig.

Und zum Klassentreffen hat er immer noch gebabbelt, gehibbelt und das alles mit maximaler Lautstärke.