Rossbreiten

Gerade lese ich über die frühen Forschungsfahrten der Portugiesen und
Spanier. Dabei mussten die Flautenzone der Rossbreiten und der Kalmen
durchfahren werden. Die Etomologie der Rossbreiten erklärt Wikipedia
so: „Die wegen des Futtermangels verendeten Pferde wurden über Bord
geworfen, wodurch das Meer mit Pferdekadavern übersät war.“ Doch mir
scheint diese Worterklärung etwas fragwürdig, denn ich glaube nicht,
dass die Kadaver der Pferde nicht von der Besatzung aufgegessen wurden.
Wer kennt eine andere Erklärung?
Alexander

Das ist, lieber Alexander,

eine typische wikipediische Schludrigkeit.

Die Etomologie der Rossbreiten erklärt Wikipedia so: „Die wegen des Futtermangels verendeten Pferde wurden über Bord geworfen, wodurch das Meer mit Pferdekadavern übersät war.“

Oder eine Ausmalung der Schiffsleute, also Seemannsgarn.

Richtig ist, dass Schiffe, die in den Rossbreiten - 25° - 35° Breite - in der Tat in Flauten gerieten und deshalb viel länger für die Reise nach Südamerika brauchten als vorgesehen.
Und dann konnte es eben passieren, dass für Tiere, wie etwa Rösser, die ja ein bisschen mehr fressen als z. B. Hühner, nicht genug Futter an Bord war und daher eingingen. Es lassen sich auch andere Gründe für deren Tod denken.

Ich glaube eher, dass die Pferde dann geschlachtet und gegessen als über Bord geworfen wurden. Es sei denn man fürchtete, das Fleisch der krepierten Pferde könnte giftig sein.

Die Vorstellung von „von Pferdekadavern übersätem Meer“ ist schon deshalb kaum glaublich, da es dort im Meer Lebewesen gibt, die sich an solchen Happen sicher mit Freude gütlich getan haben.

Erinnert übrigens an eine Szene aus „Aguirre“ von Herzog.

Gruß Fritz

Was für eine tolle Herkunft, das mit den Rössern.

Die Bezeichnung „Rossbreiten“ stammt von dem englischen Kapitän James Clark Ross, der mit der „Erebus“ und der „Terror“ Entdeckungsreisen durchführte.
Es gibt auch noch die „Rossinsel“, das „Rossmeer“ und das „Ross-Schelfeis“.

mfgConrad

Noch etwas zu Capt. Ross :

Nach ihm wurde auch die „Rossrobbe“ benannt.

Hallo Conrad,

…Die Bezeichnung „Rossbreiten“ stammt von dem englischen
Kapitän James Clark Ross, der mit der „Erebus“ und der
„Terror“ Entdeckungsreisen durchführte.
Es gibt auch noch die „Rossinsel“, das „Rossmeer“ und das
„Ross-Schelfeis“.

Vielen Dank für diese Antwort. Sie macht einfach mehr Sinn. Die
Erlärung bei Wikipedia macht einfach keinen Sinn. Die Erklärung bei
Wikipedia wurde vermutlich von dem pfeiferauschenden Kapitän aus der
Sendung mit der Maus gemacht.
Vielen Dank, Alexander

Nicht Kapitän Ross
Hallo,

Was für eine tolle Herkunft, das mit den Rössern.

Ich habe schon bemerkt, was Du von Wikipedia hältst - aber nur weil etwas dort steht, muß es nicht falsch sein.

Die Bezeichnung „Rossbreiten“ stammt von dem englischen
Kapitän James Clark Ross, der mit der „Erebus“ und der
„Terror“ Entdeckungsreisen durchführte.
Es gibt auch noch die „Rossinsel“, das „Rossmeer“ und das
„Ross-Schelfeis“.

Schön und gut, aber

(1) hießen sie bis zur Rechtschreibreform in Deutschland Ro ß breiten

(2) heißen sie in England „horse latitudes“

(3) [hab auf die Schnelle keinen sicheren Beleg] taucht der (englische) Begriff bereits im 18. Jahrhundert auf, Ross war aber erst im 19. Jahrhundert unterwegs. http://www.etymonline.com/index.php?search=horse+lat…

Gruß,
Ralf

1 Like

Hi,

(2) heißen sie in England „horse latitudes“

Aber da habe ich gefunden, dass der Begriff „horse latitudes“ eine Rückübersetzung aus dem Deutschen ins Englische ist, weil ein deutscher Geograph aus den „Ross latitudes“ Roßbreiten(Pferdebreiten) machte.

http://www.knmi.nl/~koek/glossary.html#H

Und nu?

Gruß

Axel

1 Like

Hallo, Ralf,
Conrad hat schon recht. Mit Pferden hat diese Weltgegend nichts zu tun.
was named after Sir James Ross, a British naval-officer from the 19th century. In 1870, a German geographer read about the „Ross-latitudes“ and translated „Ross“ into the German word „Pferd“
Der Artikel (aus dem auch das Zitat stammt) http://team.abnamro.com/web/show/id=44970/contentid=… benennt auch den Schuldigen: einem Belgier namens Hugo Poppe.

Weil halt die Story so schön ist, fanden die „Pferdebreiten“ ihren Weg als Rückübersetzung ins englische „horse-latitudes“.

Grüße
Eckard

Hallo Eckard,

jetzt würde mich aber doch noch der (angebliche) Artikel im Oxford English Dictionary interessieren. Ich habe sowas leider nicht zur Verfügung, vielleicht kann das wer anders verfizieren?

Hier http://groups.google.co.uk/group/alt.english.usage/b… findet sich

_The OED (2nd edition) adds a bit more to that:

„1777 G. FORSTER Voy. round World II. 581 The latitudes where these calms
chiefly reign, are named the horse-latitudes by mariners…because they are
fatal to horses and other cattle which are transported to the last
mentioned continent [America]. 1826 H. N. COLERIDGE West Ind. 330 A dead
calm for five days in the horse latitudes. 1850 MAURY Notice to Mariners
(ed. 2) 10. 1851 Winds & Currents 38. 1860 Phys. Geog. Sea (Low) §514.
1883 R. H. SCOTT Elem. Meteorol. xiv. 268 The Horse Latitudes, a title
which Mr. Laughton derives from the Spanish El Golfo de las Yeguas, the
Mares’ Sea, from its unruly and boisterous nature…in contradistinction to
the Trade-wind zone, El Golfo de las Damas, so called from the pleasant
weather to be met with there.“_

und hier http://www.etymonline.com/index.php?l=h&p=11 steht auch
[…] Horse latitudes first attested 1777, the name of unknown origin, despite much speculation. […]

Wenn der Begriff schon 1777 erwähnt (und [vielleicht irrtümlich] mit über Bord geworfenen Pferden erklärt) wurde, kann er schlecht auf James Ross zurückgehen, der erst 1800 geboren wurde.

Gruß,
Ralf

Danke für diesen Link, Ralf,
ja, das rückt die Sache wieder in die Richtung auf die Pferde, doch nehme ich sehr ungern dazu Zuflucht.

Man müsste jetzt die Erwähnungen der Calmen in den alten Logbüchern verfolgen um darauf zu kommen, wer hier Ross und wer Reiter war (excuse the pun).

Der gute James Ross scheint sich in der Tat aber aus dem Zusammenhang zu mogeln - die Gnade der späten Geburt.

Lass uns an dieser Stelle die Sache mal zur Seite legen und noch etwas mehr Material sammeln. Auch welche Bezeichnung die Rossbreiten in anderen Seefahrerkreisen trugen sollte man untersuchen.
Grüße
Eckard

Ratlos
Ganz ratlos bin ich nun. Laut einer Quelle wuren also tatsächlich die
aren Viecher, also Rinder und Rosse über Bord geworfen. Wer aber über
die Ernährungslage der silors Bescheid weiß, dem ist bekannt, dass die
Unglückseligen an Skorbut und Hugers starben. Da war doch ein todtes
Roß eine Gottesgabe. Mir ist es fast unverständlich zu glauben, dass
die Rossbreiten an den toten Rössern zu ertkennen waren. I will
scrutenize all links very carefully.
Dass sich die Community hier, sich meiner Frage so gründlich angenommer
at, dafür danke ich in die Runde.
Mit Gruß, Alexander

Hallo Alex!
Vielleicht gibt es ja einen Sternenbild „Pferd“. Vielleicht hängt das damit zusammen.
mfgConrad

Hallo,

na, da geht noch Einer.
An der Erklärung mit den Pferden hatte ich immer heimliche Zweifel.
Seit ich mal auf der Ostsee mitsegeln konnte, nenne ich mich Seemann. Hier ist mein Garn:
http://encyclopedia.jrank.org/HIG_HOR/HORSE_LATITUDE…

M.E. auch nicht von der Hand zu weisen.

Ahoi Roland

Hi Conrad M.

Vielleicht gibt es ja einen Sternenbild „Pferd“. Vielleicht
hängt das damit zusammen.

Diese Art von Humor ist gewiss Englisch. I like that.
PS Alex is my neighbour. He is a blody fool, so I might be mistaken by
him. Do you want that?
Alexander

Wieso das??? Viele Namen, Orte in der Seefahrt kommen von den Sternenbildern, da Navigation ohne Sterne nicht möglich ist. Vielleicht sieht man in den Rossbreiten genau dieses Sternenbild und hat es als Navigationshilfe genommen!!!
Humor?
mfgConrad

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

…Viele Namen, Orte in der Seefahrt kommen von
den Sternenbildern, da Navigation ohne Sterne nicht möglich
ist. Vielleicht sieht man in den Rossbreiten genau dieses
Sternenbild und hat es als Navigationshilfe genommen!!!

Das einzige Pferdesternbild ist Pegasus. In der Nautik spielte es aber
nie eine wichtige Rolle. Zudem ist es nur im Winter zu sehen. Aber als
Brainstorming war dein Gedanke hilfreich. Mittlerweile habe wir also
zwei Theorien zu den Rossbreiten: Die armen Pferde im Wasser, an die
ich jedoch nicht glauben mag — und an den Käptn Ross, der aber auch
nicht sicher ist, aber meine Frage gut beantworten würde.
Alexander on a hyppo

Mittlerweile habe
wir also
zwei Theorien zu den Rossbreiten: Die armen Pferde im Wasser,
an die
ich jedoch nicht glauben mag — und an den Käptn Ross, der aber
auch
nicht sicher ist, aber meine Frage gut beantworten würde.

Also mein Geographielehrer brachte uns seinerzeit auch die Pferdetheorie bei, die - zugegeben - etwas nach Volksethymologie klingt.

Wobei ich nicht glaube, daß es dabei um im Wasser treibende Pferdekadaver ging, die dort überall zu sehen wären (dazu war der Schiffsverkehr damals wohl zu dünn und die maritimen Interessenten für derartige Leckerbissen zu zahlreich). Auch ist etwas dran, daß die damaligen Seeleute das Pferd vor dem über-Bord-werfen wohl bis auf die Knochen abgenagt hätten.

Allerdings stelle ich mir die Versorgung von Pferden auf einer Seereise schwieriger als die von Menschen vor - Pferde fressen Pflanzen mit niedrigen Energiegehalt pro Masse und verwerten diese auch noch ausgesprochen schlecht (keine Wiederkäuer). Das heißt sie benötigen enorme Ladekapazitäten für ihre Versorgung

Wenn die Kalulation des Kapitäns nun durch eine ungeplante Flaute in diesen Breiten nicht aufgeht, wären Pferde wohl die ersten Schiffsbewohner, die stürben (da ein Ausweichen auf andere Nahrungsquellen wie zB beim Menschen unmöglich wäre).

LG
Stuffi

Mittlerweile haben wir also zwei Theorien zu den Rossbreiten:
Die armen Pferde im Wasser, an die ich jedoch nicht glauben

;mag — und an den Käptn Ross, der aber auch nicht sicher ist,

aber meine Frage gut beantworten würde.

Hallo, Alexander,
dann wollen wir aber auch Rolands Fischlein nicht vergessen.
Also haben wir vier "Hippo"thesen:

  1. Pferde/Rösser - Die deutsche, englische und die spanischen Bezeichnungen scheinen darauf hinzuweisen.
  2. Charles Ross, der aber ausscheidet, weil es die Bezeichnung bereits vor seiner Geburt gab.
  3. Das Sternbild Pegasus (oder ein anderes)
  4. Die Horse-mackerel Pomatomus saltatrix, die in der Tat in dieser Weltgegend häufig war.

Man kann sichs also aussuchen.
Grüße
Eckard

Nach der einen Erklärung sind dort häufig Flauten, weshalb man die
Tiere ißt. Nach der anderen Erklärung ist die Gegend stürmisch wie
wilde Pferde. Was denn nun? Falls die entsprechenden Breiten auch im
Nordatlantik als Roßbreiten bezeichnet werden, können sie wohl nicht
nach dem die Antarktis erforschenden Kapitän Ross benannt sein. Meyers
enzyklopädisches Lexikon ist der Meinung, daß es die Roßbreiten im
Norden und Süden gibt und daß die Bezeichnung auf verendende Pferde
(wie schon von anderen ausgeführt) zurückgeht.

Nordatlantik als Roßbreiten bezeichnet werden, können sie wohl
nicht
nach dem die Antarktis erforschenden Kapitän Ross benannt
sein.

Das verstehe ich nicht!
Er mußte schließlich zur Antarktis gelangen. Geflogen ist er nicht!
mfgConrad