Rüde Ersthund 10J. schnappt nach neuem Welpen!

Hallo,

ich durchforste schon seit Wochen das Internet und bin total frustriert…
Ich möchte euch gerne erstmal mein Problem schildern:
Wir haben einen 10-jährigen Mischlingshund der sich generell (seit der Kastration) nicht mehr so gut mit anderen Hunden (speziell Rüden) versteht! Mit Weibchen hatten wir so eigentlich noch nie Probleme! Da unsere Tochter (5 Jahre) derzeit so eine starke Bindung zum Hund aufgebaut hat und wir auch eigentlich nie ohne Hund sein wollen, haben wir uns entschieden, uns noch einen Welpen hinzuzuholen (Weibchen)… auch mit dem Hintergedanken, dass unser „alter Herr“ dem Frischlig bestimmt noch etwas beibringen kann!
Nunja, letzte Woche Donnerstag haben wir die kleine Maus abgeholt und haben die beiden bei Freunden auf der Wiese miteinander bekannt gemacht. Stitch (unser Rüde) hat sich garnicht für sie interessiert, er hat zwar mal geschnuppert, ist dann aber direkt weitergezogen… Wir sahen das an sich als gutes Zeichen und sind nach Hause gefahren! Wir haben ihn die ganze Zeit gelobt und geknuddelt, wie toll er das doch macht etc.
Zuhause abgekommen, habe ich mich mit der kleinen Maus aufs Sofa gesetzt und unseren Rüden an mich rankommen lassen (habe ihm die ganze Zeit gut zugeredet), aber auf einmal hat er ohne Grund nach ihm geschnappt! Ich habe ihn sofort angeschimpft, weil ich mit der Situation überfordert war! Er ist gleich beleidigt davongedackelt! Ich war total fertig!
Bekannte sind noch vorbeigekommen und haben mit meinem Mann zusammen versucht die beiden nochmal draußen in unserem Garten zusammenzuführen, allerdings hat Stitch direkt wieder nach ihr geschnappt!
Da unser Stitch bei uns im Schlafzimmer auf dem Teppich schläft, ich total fertig war, dass die Zusammenführung nicht geklappt hat und auch Angst habe, bin ich abends noch zu meiner Mama gefahren und habe die Kleine dort erstmal untergebracht! Seit dem her holen wir die Maus jeden Tag ab und nehmen sie mit zu uns,damit Stitch versteht, dass wir sie willkommen heißen und er sich an sie gewöhnt! Allerdings haben wir uns bis jetzt noch nicht getraut die Kleine auf dem Boden zu setzen…
Das Verhältnis wird entspannter… er schnuppert mittlerweile auch an ihr ohne den Versuch zu starten nach ihr zu schnappen und wir können sogar mittlerweile zusammen spazieren gehen, allerdings beachtet er sie dann nicht! Er kommt auch zu mir und lässt sich streicheln, wenn ich sie auf dem Arm habe (das hat er am 1. tag nicht gemacht), allerdings hab ich immernoch Angst sie runterzulassen! Gestern habe ich die kleine zwischen meine Beine gesetzt (ich habe auch auf dem Boden gesessen) und er kam an, hat geschnuppert, und wollte dann soagr spielen! Allerdings hatte ich noch zu viel Angst, und weiß nicht, ob er nicht doch packen würde! Er hat keinen Kamm und wackelt auch mit dem Schwanz - allerdings macht er das auch, wenn er vor verschlossener Terrassentür sitzt und draußen eine Katze sieht! Doch sobald die Tür auf ist, rennt er los und versucht die Katze zu packen!
Wir würden die kleine so gerne einfach zu uns nehmen, aber meine Angst, dass er ihr was tut und sie davon Schäden mitbekommt, sind einfach zu groß!
Was würdet ihr tun? Hat einer dieselbe Situation durchgemacht?
Ich danke schon mal vorab für jeden guten Rat!!

LG

Auch Hallo,

wir hatten vor ein paar Jahren eine ähnliche Situation:
Unsere Münsterländerhündin war damals 4 Jahre alt, als wir uns einen Boxerwelpen (auch weiblich) ins Hausgeholt haben.

Der erste Tag verlief ohne Probleme, aber die folgenden drei Wochen waren echt stressig. Die Althündin hat dem Welpen immer wieder mal gedroht und auch hin und wieder mal geschnappt. Sie hat aber nie den Welpen verletzt obwohl es manchmal gefährlich aussah.

Eines Tages lagen beide dann zusammen in einem Körbchen. Von da ab waren sie ein Herz und eine Seele, wenn auch die Münsterländerin immer die Chefin war. Als der Münsterländer starb, hat der Boxer diese nur ein halbes Jahr überlebt.

Wege die beide früher gemeinsam gelaufen waren, konnten wir gar nicht mehr gehen. Immer hat sich der Boxer umgedreht und gesucht, so stark war die Bindung.

Mein Rat: Beobachten, möglichst nicht eingreifen, das Verhalten des Althundes dient auch der Erziehung des neuen.

LG
Gerd

Alles wird gut
Hallo,

dein Stitch verhält sich völlig normal. Und nein: Es ist nicht davon auszugehen, dass er der Hündin was tun wird.

Was euch allerdings bevorsteht, ist ein möglicherweise umfangreiches Erziehunsgprogramm. Der alte Herr wird dem Fräulein in den ersten Tagen und Wochen erklären, wie die Dinge bei euch so geregelt sind. Sein oberster Grundsatz wird dabei vermutlich sein: „Alles meins: Mensch, Fressen, Decke, Sofa, Spielzeug…“. Da er ein Hund ist, wird er sich dabei nicht mit erhobener Pfote hinsetzen und „Du-du!“ machen. Er wird ihr das auf Hundeart erklären: Durch Knurren, Fauchen, Schnappen, Runterdrücken, Anrempeln.

Die gute Nachricht: Alles das ist völlig okay. Es wird dramatisch aussehen und noch viel fürchterlicher klingen. Und der Welpe wird möglicherweise schreien, als würde ihm der Hals umgedreht und/oder pinkeln. Das ist sein Job bei der Sache: Er verkündet auf diese Weise: „Hey, ich bin ein Baby, du Büffel, ich kann dir nix tun!“ Ganz eventuell wird Babyhund auch mal eine Macke abkriegen, weil Mr. Stich ein wenig zu eifrig war. Auch das gehört zum Erziehungsprogramm. Für diesen Fall hilft es, ein wenig Betaisadona-Salbe im Haus zu haben (auch sonst sehr nützlich, wenn man Hunde hat).

Es gibt nur eine einzige Situation, wo ihr dazwischen müsst: Wenn der Rüde die Kleine im Genick packt UND (!) zu schütteln beginnt. Damit würde er nämlich ernsthafte Verletzungsabsichten hegen. Damit zu rechnen ist nicht. Das Risiko ist bei Hündinnen deutlich größer. Im Genick packen und auf den Boden drücken hingegen ist okay.

Wir haben ihn die ganze Zeit gelobt und geknuddelt, wie toll er das doch macht etc.

Was genau glaubst du, hat dein Hund dabei verstanden :smile:? Ich kann dir verraten, was er nicht verstanden hat: Dass eure Streichle- und Lobesorgie irgendwas mit seinem Verhalten gegenüber dem Welpen zu tun hat. Hunde verstehen keine Wörter - auch wenn sie manchmal so aussehen.

Zuhause abgekommen, habe ich mich mit der kleinen Maus aufs Sofa gesetzt und unseren Rüden an mich rankommen lassen (habe ihm die ganze Zeit gut zugeredet), aber auf einmal hat er ohne Grund nach ihm geschnappt!

Dein Dicker hatte jede Menge Gründe, das Baby zu verwarnen:

  1. Es saß auf SEINEM Frauchen.
  2. Es saß auf SEINEM Sofa.
  3. Frauchen hat es gestreichelt.
  4. Frauchen hatte Stress in der Stimme, irgendwas muss an der Sache faul sein.
  5. Das Baby hat sich möglicherweise bewegt, ihn angeguckt oder gar berührt…

Ich habe ihn sofort angeschimpft,

Armer Dicker. Jetzt kriegt er auch noch eins auf die Mütze. Warum versteht er nicht.

Er ist gleich beleidigt davongedackelt!

Er war mitnichten beleidigt. Hunde können nicht beleidigt sein. Er hat deine Strafe nicht verstanden.

Seit dem her holen wir die Maus jeden Tag ab und nehmen sie mit zu uns,damit Stitch versteht, dass wir sie willkommen heißen

Das ist - sorry - das Dümmste, was ihr machen könnt. Wie soll der alte Knabe begreifen, dass die Neue zur Familie gehört, wenn sie immer wieder abhaut. Er lernt dabei, dass sein Verhalten erfolgreich ist, weil die Vertreibung immer wieder gelingt. Dass ihr sie „Willkommen“ heißt, begreift er nicht. Wie soll er auch? Er ist ein Hund.

Mein Rat: Holt den Welpen nach Hause und lasst ihn da. Setzt ihn auf den Boden, wo er hingehört und kümmert euch nicht mehr drum. Ein Auge drauf halten, ist okay, aber alles andere überlasst den Hunden. Die müssen sich zusammenraufen und werden das auch.

Wenn ihr die Kleine dauernd in Schutz nehmt, lernt sie, dass sie sich gegenüber Stitch alles Mögliche rausnehmen kann. Ihr könnt sicher sein, dass es Gründe gibt, wenn Stitch sie anrüffelt. Ihr erkennt sie bloß nicht. Hunde kommunizieren primär über Körpersprache. Und wenn Madame sich nicht angemessen bewegt oder zu frech guckt, ist das eine Unverschämtheit dem Altrüden gegenüber, auf die er natürlich reagieren muss. Sonst tanzt sie ihm schnell auf der Nase rum. Im Moment bringt ihr der Hündin bei: Sie kann sich jede Frechheit herausnehmen. Wenn er sie zurechtweist, sorgt ihr schon dafür, dass er eine auf die Mütze kriegt. Das ist definitiv KEIN guter Lerneffekt.

Gewähre ihr KEINEN Schutz! Stelle weder deine Beine zur Verfügung noch deinen Schoß oder deine Arme. Du machst das Ganze nur kompliziert.

Vertrau deinem Hund, er wird das prima hinkriegen :smile:!. Wenn es dich beruhigt, kannst du einen Eimer Wasser bereit stellen, um für den Fall der Fälle (nämlich den, dass er die Kleine im Genick packt und schüttelt) die beiden schnell zu trennen. Das wird aber mit höchster Wahrscheinlichkeit nicht passieren.

In ein paar Wochen wird Madame ihn vermutlich um den Finger wickeln dürfen - aber erst muss sie lernen, wo ihr Platz ist. Und das müsst ihr eurem Stitch überlassen.

Schöne Grüße,
Jule

Hallo!

Danke Jule für deine Antwort… dir Gerd natürlich auch!
Und… was soll ich euch sagen… wir haben unsere kleine Lilo einfach mal heute in den Garten gesetzt und die beiden haben gespielt :smile:) Ich bin so überglücklich, dass kann man sich garnicht vorstellen!!!
Natürlich ist er immer noch auf Distanz, aber spielen will er und heute waren wir nicht schnell genug und sie ist zum Wassernapf von ihm um was zu trinken und er hat sie gewähren lassen!
Wenn er liegt und sie kommt, dann haut er gerne noch ab, aber ich denke, dass es auch nicht einfach ist als „Opa“ noch so einen kleinen Wirbelwind um sich rum zu haben! Verständlich…
Ich bin gespannt wie sich die nächsten Tage entwickeln und wie heute unsere erste gemeinsame Nacht wird :wink:

Vielen lieben Dank für euern Rat, dass hat uns sehr weitegebracht!!

LG
Maraike

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Hallo Maraike,

und heute waren wir nicht schnell genug und sie ist zum Wassernapf von ihm um was zu trinken und er hat sie gewähren lassen!

Noch mal mein eindringlicher Rat: Mischt euch nicht ein! Die machen das besser ohne euch :smile:. Eure Angst macht bei den Hunden zusätzlich Stress und führt u.U. zu Aggressionen, die anders gar nicht entstünden.

Schöne Grüße,
Jule

OT -> Alles wird gut
Danke Jule, super erklärt.

Musste ein paar mal kichern und in mich rein schmunzeln…

Herzliche Grüße