Sächsischer Dialekt Schreiben

Hallo, liebe Experten,

Ich suche jemanden, der mir einen relativ kurzen Dialog in Mundart übersetzen kann. Ich habe mir zwar Literatur besorgt, aber wenn das ein waschechter Sachse liest, wird der nur müde lächeln. Und es soll ja nach Möglichkeit authentisch sein.

Hi,

ich bin gebürtig aus Westsachsen und kanns mal versuchen. Kein Anspruch auf Wissenschaftlichkeit oder exakte Passung auch für andere sächsische Gebiete.

LG

Da bin ich aber gespannt. Ich kann zwar einige Dialekte, abe mit dem Schreiben haperts meist, gerade beim Sächsischen.

Also
schon wieder einmal Neese?

Mensch, Plumpe, der ist doch der Richtige.
Der ist uns di­rekt vom Himmel heruntergefallen. Der braucht doch nur so­ viel
Grips zu haben, daß er dort stehenbleibt, wo man ihn hin­stellt. Und dann, man
kann ihn doch so ausstaffieren, daß ein waschechter Hund von der Kommune ein
Waisenknabe gegen ihn ist.

Kleinigkeit, ‚Plumpe‘, Kleinigkeit! Das
werden wir gleich morgen Früh befingern. Wozu sitzt Hermann denn oben? Einen
kleinen Zettel wird er schreiben müssen, verstehst du? Anwei­sung vom
preußischen Innenministerium. Gleich aufs Janze! – So … und nun nimm mal erst
einen Schluck. Siehst angegriffen aus, ‚Plumpe‘! Bißchen blümerant… so, als hätten wir den Fakeltanz mit
negativem Erfolg hinter uns. Oder hast du dir mal wieder die Tülle verbogen?

Wir haben die ganze Chose noch einmal durchberaten.
Ich glaube, sie steht jetzt,

Maul halten! Jetzt rede ich!

Also ‚Plumpe‘: Ich sagte, die Schlachtordnung steht.
Vier Fackelträ­ger müssen es sein. Weil an vier Ecken zugleich getanzt werden
soll. Sieh mal her – er zeigte Fiedler
eine weiße Papierser­viette, auf der mit Bleistift einige Linien und Punkte gezeichnet
waren; Pfeile liefen mit den Linien parallel – also hier, Punkt eins: Das Restaurant, dort tanzt die erste Fackel. Und
hier, Punkt zwei: Garderobe, die zweite Fackel. Punkt drei: Plenar­saal, die
dritte Fackel. Punkt vier: Bismarck-Saal, die vierte Fackel. Und dazu die
entsprechenden Verbindungen. Verstan­den, ‚Plumpe‘? Vier Fackeln müssen es
sein, vier Fackelträger also.

Klar, alle Vier. An vier Ecken Fackeltanz der
Kommune. Vier Brandstifter, alle Parteibuch in der Tasche. Komplott, dar­auf
fällt das Volk rein und die Kommune uns radikal in die Hände.

Sie werden von uns geschnappt und nicht von der
Polizei. Anderer Dreh kommt gar nicht in Frage. Auch werden die Kerle von uns
fotografiert, und Hinkepoot wird die entspre­chenden Waschzettel dazu machen.
Und dann Trommeln und Posaunen für die ganze Welt: ‚Die Bolschewiken haben den
deutschen Reichstag angezündet!‘ Und als ganz besonderes Schlußtableau für die
kochende Volksseele: Die vier Galgen, an dem die Kerle hängen, direkt unter dem
Bismarck-Denkmal.

Nee, ‚Plumpe‘! antwortete der Graf. Störungen
… die gibt es bei uns nicht. Wir bleiben bei Vier. Zwei hast du schon sicher,
den Dritten holst du dir aus der Gummizelle … und den Vierten … soll’s der
Teufel holen … den besorge ich.

Also
… dann Schluß für heute?

Hallo,
bestimmt gibt es in Sachsen einen Heimatverein o.ä.
Dort könntest Du Glück haben, dass der Dialekt gepflegt wird und man Dir helfen kann.
LG, Mao

Servus,

authentisch ist, wenn jemand Dialekt spricht und Standarddeutsch schreibt.

Es gibt keinen einzigen Dialekt im deutschen Sprachraum, der geschrieben werden kann, ohne Schaden zu nehmen. Die deutschen Dialekte sind keine Schriftsprachen.

Probiere es mal mit Deinem angestammten Dialekt aus: Lässt der sich denn schreiben?

Schöne Grüße

MM

Hi,

bedingt. Wenn man Schriftsteller ist, lässt man unter Umständen eine Figur Dialekt sprechen. Teil der Figurencharakterisierung.

die Franzi

1 Like

Man kann zwar einige Dialektwörter einbauen, die erkennen lassen, worum es sich hier handelt, aber wirklich so zu schreiben, dafür reichen die Buchstaben nicht aus, weil manchmal nur Nyancen den unterschied ausmachen und das sind manchmal einfach nur kurze Kehllaute oder ähnliches

1 Like

Servus,

ja schon - aber das Interessante daran ist, dass solchermaßen charakterisierte Figuren nur ganz wenige Worte, Wendungen oder auch Besonderheiten der Aussprache verwenden, aber trotzdem beim Leser wirken, als sprächen sie Dialekt. Recht gut gelungen ist das z.B. bei Felix Hubys Kommissar Bienzle, der nicht nur in den Tatort-Verfilmungen, die naturgemäß überall im deutschen Sprachraum verständlich sein müssen, sondern auch in den gedruckten Vorlagen nur ein ganz paar Worte Schwäbisch spricht, aber dennoch beim Leser durchgehend schwäbisch wirkt. Gleichzeitig gibt man jedem Dialekt beim Versuch, ihn beim Schreiben durchgehend und ausschließlich zu verwenden, eine Mischung aus folkloristischer Kitschigkeit und zähem, mühevollem Gewicht mit.

In dem vorgelegten Textabschnitt würde es wahrscheinlich schon genügen, wenn man für ‚Maul halten! Jetzt rede ich!‘ eine genuin sächsische, aber trotzdem in Restdeutschland verständliche Formel fände.

Schöne Grüße

MM

Hi,

In der deutschsprachigen Literatur kenne ich mich nicht aus, in der englischen eher, und da ist Dialekt ein gängigängiges Mittel- die Geschwister Bronte und Charles dickens fallen mir spontan ein. Und die lassen regelmäßig Charaktere Dialekt sprechen. Vorsichtig ausgedrückt, weil genauere Recherche zeitaufwändig wäre, deutlich mehr als einzelne Worte.
Wie auch immer. Der vorliegende textausschnitt hat überhaupt nichts mit sächsisch zu tun, auch wenn es wohl ein Versuch sein soll. Ein einzelner Begriff würde nicht helfen, da das sächsische allgemein mit einer bestimmten Aussprache verbunden wird und nicht mit Redewendungen. Und auch mit der Aussprache bräuchte man einen Spezialisten. Denn das sächsische ist, wie jeder Dialekt, nicht einheitlich. Sprecher können teilweise den genauen Ort erkennen, wo jemand herkommt. Man sollte im mich zumindest eine grobe Unterscheidung Leipzig, Dresden, Erzgebirge, Lausitz hinkriegen.

Die Franzi