Scanner-Persönlichkeit

Hallo,

ich bin jetzt im Netz mehrfach über den Begriff der „Scanner-Persönlichkeit“ gestolpert und wüsste gerne, ob das nun eine anerkannte Verhaltensform ist.
Man liest dazu was von multi-begabt, kann sich auf nichts richtig festlegen oder fokussieren und fühlt sich offenbar immer unterfordert, weil es soviel gibt und man nur nicht alles machen kann.

Was sagt die Psychologie oder Psychiatrie dazu?
Kennen die die Scanner-persönlichkeit oder verbirgt sich dahinter ein ganz anderes - schon längst?- beschriebenes Verhalten?

lg kitty

Moin,

außer Werbung für Bücher findet sich wohl nichts Ernsthaftes zum Thema.

Was mich immer wieder amüsiert: Kaum findet jemand einen zugkräftigen Namen, unter dem er (hier öfter sie) einen Mangel vermarktet, taucht unweigerlich die „Multi“-Begabung auf. Früher nannte man sowas einen Zappelphilipp, im fortgeschrittenen Alter Überflieger - an allem interessiert, zu nichts zu gebrauchen.

Die Psychiatrie kennt das Stichwort Scannen nicht als Verhalten, sondern als Methode, mittel eines PET-Hirn-Scans die Erfolgsaussichten einer Behandlung von Depressionen einzuschätzen.

Gruß
Ralf

Weißt du denn, wie die Defintion von Scanner- oder das Gegenteil wird als Taucher bezeichnet- in der Psychologie eingeordnet wird? wie würde die Beschreibung dort aussehen?
„Zappelphillip“ ist ja auch kein Begriff aus der Psychologie :wink:

lg

Ich bin nicht sicher, ob unter den Psychologen das Bedürfnis sehr ausgeprägt ist, jeden Quark aus der Ratgeber-Literatur in ihr Repertoire aufzunehmen.

Gruß
Ralf

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Das nicht aber Hyperaktivität ist es. ist eines der Symptome bei ADHS. ramses90

Hello kitty,

am besten befragt man dazu die Autorin, die diesen Begriff vor 13 Jahren in die Literatur eingeführt hat: → Barbara Sher: „Refuse to Choose!: A Revolutionary Program for Doing Everything That You Love“ (2006)

Zwar nicht speziell in die psychologische Fachliteratur, aber in die Öffentlichkeit derer, die auch anderweitig mit Persönlichkeiten und deren Verhaltens- und Erlebens-Konflikten befasst sind, d.h. was insbesondere im amerikanischen social life als Coaching, Career Counceling, Conflict Management, Profiling etc. bezeichnet wird.

Einen Begriff vorzuschlagen macht immer Sinn, wenn jemand ein wiedererkennbares Muster bzw. Syndrom erkennt. Und wenn dieses Syndrom/Muster sogar häufig relevant ist, dann kann es sein, dass der Begriff auch in wissenschaftlicher Literatur aufgeriffen wird. Fast alle Syndrome haben auf diese Weise ihren Namen bekommen, und damit auch ihren Stellenwert in Fachliteraturen. (Als Beispiel sei mal das Anna-Karenina-Prinzip oder das Stockholm-Syndrom genannt).

Zu der „scanner personality“ hier ein Excerpt aus Shers Buch. Und hier ein Review.

Was die zugehörigen Diskussionen in der Psychologie betrifft, so wird ja vielfach argumentiert, daß der „Scanner Typus“ bereits mit ADS bzw. ADHS abgedeckt sei. Ich bestreite das, zumal der Begriff ADS vielfach als irreführend aufgefasst wird, weil es sich sehr oft gar nicht um ein Defizit an Aufmerksamkeit handelt, sondern um ein Übermaß. Nur eben verbunden mit einem Mangel an Durchhaltevermögen, der aber nicht unbedingt als Unvermögen verstanden werden muß.

Daß ADS auch ganz anders interpretiert und begründet werden kann, hatte Thom Hartmann („Eine andere Art die Wlet zu sehen“, 1997 und ff) bereits erwiesen. Wir hatten vor Jahren in diesem Brett darüber häufig ausgiebig diskutiert. Zum Beispiel hier → „Hunter once again“.

Dieser von Hartmann beschriebene „Hunter Typus“, den er mit dem „Farmer Typus“ kontrastiert (siehe den und andere frühere w-w-w-Artikel) hat m.M.n. vielmehr Verwandtschaft mit Shers Scanner Typus.

Auch eine weitere Komponente, die oft mit der traditionellen ADS-Interpretation assoziiert wird, die aber ebenfalls eher mit Hartmanns Hunter und auch mit Shers Scanner assoziierbar ist: der Hyperfokus, kann hier ins Feld geführt werden. Über den Hyperfokus hatte mal - ebenfalls vor Jahren - eine nicht mehr aktive Userin anlässlich einer Frage gepostet: → clickmich.

Für mich bilden „Scanner“, „Hunter“ und „Hyperfokus“ lediglich drei Aspekte eines bestimmten Persönlichkeitstypus, mit leicht unterschiedlichen Schwerpunkten. die sich aber terminologisch zu unterscheiden lohnen.