Hallöchen,
toll - ein Einzelfall, der zur Allgemeinverbindlichkeit
hochgepuscht wird - ich hätt da auch einen:
ich bin ja auch kein Freund davon, Einzelfälle überzubewerten, aber hier möchte ich etwas anmerken, nicht ohne zuvor einen weiteren Einzelfall zu erwähnen. Die Süddeutsche Zeitung meldete 2002 oder 2003, daß einem Mitarbeiter des Frankfurter Flughafens ebenfalls die Unbedenklichkeit entzogen wurde. Dummerweise hatte er wohl vor eine Moschee geparkt, die zu diesem Zeitpunkt observiert wurde.
Einzelfall, klar. Wieviele Menschen arbeiten schon an einem deutschen Flughafen? Ich schätze mal um die 250.000. Wieviele Moscheen gibt es in Deutschland? Wikipedia sagt 2.500. Wie hoch ist nun die Wahrscheinlichkeit, daß ein Mitarbeiter eines Flughafens vor einer Moschee parkt, die gerade überwacht wird? Keine Ahnung, aber nicht besonders hoch, würde ich behaupten wollen.
Das gleiche Spielchen ließe sich mit Hobby-Piloten und Autonomen-Demos veranstalten: Die Zahl der Fälle ist gering und die Wahrscheinlichkeit, daß ein unglückliches Zusammentreffen erfolgt, auch.
Was aber, wenn sich die Wahrscheinlichkeit ändert? Wenn man irgendwann nicht mehr „erst dann“ verdächtig ist, wenn man vor einer Moschee parkt, sondern schon dann, wenn man vor einem türkischen Kulturverein, einer Dönerbude oder Geschäft für Anglerbedarf? Was ist, wenn nicht mehr nur Piloten und Flughafenmitarbeiter im Falle einer Auffälligkeit Probleme bekommen, sondern alle, die in irgendeiner Weise sicherheitsrelevant sind? Lehrer, Polizisten, Putzfrauen, Bankangestellte…?
Ich halte die Entwicklung für bedenklich. Die Schmerzgrenze wird scheibchenweise verschoben. Wie Malte schon richtig schrieb: Es wird etwas ungeheuerliches vorgestellt, dann auf etwas unerträgliches abgemildert und das ganze anschließend als Minimalkompromiß verkauft.
Was haben wir denn in den letzten sechs Jahres alles schon mitmachen dürfen? Biometrische Ausweise (helfen sehr, wenn die potentiellen Täter aus einem Drittland einreisen), umfangreiche Datensammlung inkl. umfangreicher biometrischer Daten bei Einreise in die USA, Vorratsdatenspeicherung Mobilfunk/Internet, Stammdatenabfrage bei Konten, Luftsicherheitsgesetz (am BVerfG gescheitert), präventive Hinrichtung von Verdächtigen (noch in der Planungsphase).
Und dann noch aus der Abteilung Schwachsinn das Verbot von Flüssigkeiten, Nagelscheren und -feilen an Bord von Flugzeugen.
Wahrscheinlich habe ich noch was vergessen, das soll aber mal nicht stören. Ich für meinen Teil glaube nicht daran, daß wir schon das Ende der Fahnenstange erreicht haben. Bisher sind die Vorschläge im Zeitablauf extremer geworden (Flugzeuge abschließen, Verdächtige beseitigen) und ich glaube nicht daran, daß sich daran etwas ändert wird.
Übrigens: Ich habe auch keine Angst davor, daß bei mir illegale Software gefunden wird, weil es die bei mir nicht gibt. Ich bin vielmehr der Ansicht, daß der Staat schon alle Mittel hat, die er braucht. Alles, was derzeit geplant ist, birgt m.E. mehr Risiken als Chancen und dann sollte man es lassen.
Gruß
Christian