Schamajim = esch + majim

Liebe Gemeinde und vor allem liebe Juden und Judaisten,

ich suche Literaturangaben zu der rabbinischen Feststellung, die besagt, dass sich im Wort Himmel schon immer zwei Gegensätze (nämlich Feuer und Wasser) vereinen. Kontext muss das tägliche Friedensgebet „Friede sei auf Erden wie im Himmel“ sein.

Zitiert wird die Passage, leider ohne Angaben, in „Von Judentum lernen“ (Hans Ucko, Frankfurt 1995, S. 127).

Vielen Lieben Dank.

Chris

schamajim ≠ 'esch + majim
Hi Chris - auch außerhalb einer Gemeinde :wink:

zu dem Zusammenhang mit einer „rabbinischen Feststellung“ kann ich leider nichts sagen.

Daher nur etwas zu der wüsten, abwegigen sowohl etymologischen als auch mythentheoretischen Spekulation, die dem offenbar unterliegt:

Bei Wasser, מַיִם majim und Himmel, שָׁמַיִם schamajim liegt ein sog. Plural absolutus vor. Anders gesagt ein Pluraletantum. Für majim kann man den Singular מי mj zwar erschließen, aber er ist nicht nachgewiesen. Der Plural des Begriffs schamajim beruht einerseits auf akkadischer und babylonischer, andererseits auf ugaritischer/kanaanäischer Kosmologie, die ich hier nicht weiter explizieren will, weil es für die Frage nicht wichtig ist.

Jedenfalls hat in beiden Kosmologien, der ugaritisch-kanaanäischen und der akkadisch-babylonischen (beide gehen der israelitischen voraus), der „Himmel“ die Funktion, die „unteren und oberen Wasser“ (die Himmel und Erde umfließen) zu trennen, bzw. auseinanderzuhalten, nachdem Himmel und Erde gebildet wurden aus der Zerstückelung des Ur-Ungeheuers tamtu, tiamtu, tiamat (= Urozean, der existierte, bevor die Welt entstand. Als tehom findet sich diese Wesen auch in 1.Mose 1.2). In allen diesen Kosmologien spielt Feuer nicht die geringste Rolle!

Der Radikal von schamajim ist שמ schm und nicht mj. Er ist etymologisch gekoppelt an das akkadische schmsch (schamasch) = „Sonne“. Auch hebr. ist שֶׁמֶשׁ schämäsch = „Sonne“. Nach der kanaanäischen Kosmologie ist das eine der Leuchten, die am Himmel befestigt werden. Das findet sich auch 1. Mose 1.14 (dort nicht namentlich „Sonne“ genannt), wobei schamajim der Name der „festen Schale“, raquija, ist, die die oberen Wasser (majim) von den unteren Wassern (majim) scheidet. Dabei spielt bei dieser Himmelsleuchte das Licht eine Rolle, das weder mit Feuer, noch mit einem Gegensatz Feuer/Wasser etwas zu tun hat.

Ganz abgesehen von dem Unsinn, שָׁמַיִם schamjim aus מַיִם majim und אֵשׁ 'esch (! nicht „esch“!) zusammengesetzt zu denken. Daß ein Anfangs-Aleph (das ist ein Konsonant!) mirnichts-dirnichts und grundlos wegfallt, dürfte in den semitischen Sprachen wirklich ein Unikum sein, das ins Museum gehört. Aber wie gesagt, ist es ja eh eine völlig aus der Luft gegriffene Phantasie einer Mythenspekulion, die im gesamten semitischen Raum keinerlei Grundlage hat - und einen Anlaß ebenfalls nicht

Wo diese Spekulation herkommt würde mich allerdings auch interessieren.

Gruß

Metapher

Hi,

sicherlich ist das grammatikalisch nicht richtig. Es entstammt ja auch einer Art Gleichniss…
Ich könnte mir gut vorstellen, das es sich dabei um rabbinische Überlegungen handelt… Beweisen kann ich es leider aber nicht… Wenn sich hier niemand meldet, werde ich mal einen Judaisten fragen…

LG

Chris

Hallo Chris,

sicherlich ist das grammatikalisch nicht richtig.

Jede Auslegung muß mit dem übereinstimmen, was als Text (schwarzes Feuer) da steht. Man kann keine Ansicht mit dem begründen, was nicht aus dem Text herzuleiten ist. Nach jüdischem Verständnis hat jeder Buchstabe der Torah eine Bedeutung.

Es entstammt
ja auch einer Art Gleichniss…

schon, aber das heißt ja nicht, daß man das Blaue vom Himmel phantasieren kann. Auch das „weiße Feuer“, also was zwischen den Zeilen steht, muß sich immer auf das schwarze Feuer beziehen lassen.

Ich könnte mir gut vorstellen, das es sich dabei um
rabbinische Überlegungen handelt…

Und worauf sollte die sich stützen? Und Metapher hat ja schon ausgeführt, daß da kein „aleph“ ist.

Viele Grüße

Iris

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Hi,

nun. Die Vermutung gründet sich zunächst aus dem Text, in dem einer kommt, der einen Rabbinen fragt usw… Das ist für mich schon sehr rabbinisch.
Der Schriftsteller, also Hans Ucko, ist Verantwortlicher im ÖRK für christlich-jüdische Beziehungen. Ich denken nicht, dass er aus Schriften wie „Ein lustiger Spruch für jeden Tag“ oder so zitiert. Natürlich wird er eine seriöse jüdische Schrift zitieren…
Das Feuergleichniss kenne ich natürlich auch. Es hat die Rabbinen (die es als feste Gruppe so ja nicht wirklich gibt) jedoch nie vor Spekulationen bewahrt… Und das ist ja auch gut so…

LG

Chris

Es hat die
Rabbinen (die es als feste Gruppe so ja nicht wirklich gibt)
jedoch nie vor Spekulationen bewahrt… Und das ist ja auch
gut so.

Hallo!

Nur kurz: Die rabbinischen Traditionen wimmeln nur so auch von handfesten Herumfantastereien, welche einem beinah vorkommen können wie Vorboten eines späteren literarischen Mittels der freien Konfabulation.

Warum nicht?

abifiz

PS
Mehrzahl = „Rabbiner“
.