Scheinbar/anscheinend usw

Liebe Sprachexperten,

mir fällt auf, dass Wörter wie „scheinbar“ und „anscheinend“ inzwischen oft völlig beliebig eingesetzt bzw. durch einander ersetzt werden, ohne dass auf den kleinen, aber wesentlichen Bedeutungsunterschied geachtet wird.
Welche ähnlichen Beispiele fallen euch ein, welche „Verflachungen“ der deutschen Sprache stoßen euch auf?
Ich habe mit Entsetzen festgestellt, dass ich selber schon Fehler mache, die mir früher nie passiert wären (das betrifft allerdings bislang mehr das Verwenden des richtigen Falls, da bin ich manchmal schon ganz verunsichert) - wohl weil man falsche Formulierungen inzwischen fast überall hört und liest. Ich finde, da muss gegengesteuert werden, und am Besten gelingt mir das, indem ich mir bewusst mache, wo die Fallen liegen… :smile:

Liebe Grüße und vielen Dank für Eure Antworten!
Elisabeth

gelingt mir das, indem ich mir bewusst mache, wo die Fallen
liegen… :smile:

Hallo, Elisabeth,
weiteres Beispiel: Der Unterschied zwischen „selber“ und „selbst“
Grüße
Eckard

Lieber Eckard,
ich muß gestehen, daß ich diesen Unterschied nicht kenne. Hilfst Du mir mal auf die Sprünge? (spontane Vermutung: „selber“ ist nur Nominativ???)

Ich hab aber auch noch ein Beispiel: Verwechslung von „denn“ und „weil“. Immer öfter hört man „weil“ zur Einleitung eines Hauptsatzes. Finde ich schrecklich.

Gruß
Aia

Hallo eliza,

mir fällt dazu ein:

als – wie („Klaus ist größer wie Tom“, „Rolf ist gleich groß als Heinz“)

der/die/dasselbe – der/die/dasgleiche („Eva stellte fest, daß sie denselben Ring wie Doris trug“)

Gruß
Martin

selbe/gleiche (owT).
A.B.

Nochmal Hallo :smile:

„trotzdem“ findet man häufig an Satzanfängen, wo eigentlich „obwohl“ stehen müßte: „Trotzdem seine Verletzung noch nicht völlig ausgeheilt war, trainierte er schon wieder“.

Gruß
Martin

Auch beliebt:
„Desto mehr das je vergessen wird, desto schlimmer wird es“

auch wissen will!
Hallo,
da ich in meinem Posting das Wort „selber“ verwendet habe, interessiert es mich natürlich auch… Über diesen Unterschied habe ich noch nicht weiter nachgedacht. Ich dachte eher, es wäre eine Stilfrage!?
Also, Eckard, klär’ uns auf! :smile:

Liebe Grüße und danke für eure Antworten,
Elisabeth

„Im Keller vom Haus“ anstelle „Im Keller des Hauses“… Grässlich!!! Allerdings wusste ich bis vor kurzem nicht, dass es den Begriff „diesen Jahres“ nicht mehr gibt. Heißt grundsätzlich „dieses Jahres“.

Grüße
Natascha

siamesische Ringsträgerinnen :smile: owt
Danke, und Gruß auch, Elisabeth

der/die/dasselbe – der/die/dasgleiche („Eva stellte fest, daß
sie denselben Ring wie Doris trug“)

Gruß
Martin

Auch nochmal Hallo!

Da ist mir auch lange immer ganz schlecht geworden dabei (ich meine, wozu gibt’s das Wort „obwohl“ denn…) - inzwischen habe ich diese Formulierung aber so oft in der Literatur gelesen (auch bei Fontane z.B.), dass ich mir denke, vielleicht ist es nicht falsch, sondern einfach nur hässlich?

In diesem einen Fall also übe ich mit Bauchweh Nachsicht *seufz*

)

Liebe Grüße,
Elisabeth

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oops, ‚Ringträgerinnen‘ natürlich… *schäm* owt

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halten es offenbar manche Zeitgenossen, hartnäckig „damit“ zu verwenden, wo ausschließlich „dass“ richtig wäre. - Oder kann es sein, damit sie ganz einfach den Unterschied nicht kennen? :wink:

Schaudernden Gruß
Kreszenz

nachhaltig
Hi Elisabeth,

ein wenig bekannter Schund: Nachhaltig wird im Sinne von dauerhaft gebraucht. Dauerhaft steckt zwar in der Nachhaltigkeit, umgekehrt wird es peinlich: Die Nachhaltigkeit kommt aus der Forstwirtschaft und meint ein Wirtschaften, bei dem die Substanz nicht angetastet wird. Aber was will man machen - es klingt nun mal so modern und verantwortungsbewusst. Erst gestern ein Herr Wulff aus Niedersachsen: „Wir haben unser Regierungshandeln nachhaltig angelegt“.

Gruß Ralf

Hi,

es klingt nun mal so modern und verantwortungsbewusst.

für modern und verantwortungsbewußt halten sich zweifellos auch unsere geschätzten deutschen Behörden, die sich jedoch mit einem ganz bestimmten Adverb schwerzutun scheinen, oder wie sollte man es sich sonst erklären, daß wichtige und dringende Entscheidungen neuerdings zeitnah – statt schlicht und ergreifend schnell – gefällt werden? Nein, schnell ging es in Amtsstuben noch nie zu, aber „zeitnah“ ist ja auch schon mal was :smile:.

Gruß
Martin

Hallo, Aia und Eliza,
inzwischen habe ich mich selbst etwas schlauer gemacht.

„selber“ ist der erstarrte Nom.Sing.Masc. von „selb“ und kann seit dem 12.Jh. für alle Kasus eintreten. Diese Form gilt im Nhd. als umgangssprachlich für die indeklinable Pronominalform „selbst“.
(Quelle: Ethym. Wörterbuch d. Deutschen, W. Pfeifer)

Offenbar kann wohl jeder für sich selber entscheiden, welcher Form er/sie den Vorzug gibt. Für mich selbst habe ich diese Entscheidung getroffen.

Grüße
Eckard.

…oder
wie sollte man es sich sonst erklären, daß wichtige und
dringende Entscheidungen neuerdings zeitnah – statt
schlicht und ergreifend schnell – gefällt werden? Nein,
schnell ging es in Amtsstuben noch nie zu, aber „zeitnah“ ist
ja auch schon mal was :smile:.

Hallo Martin.
Aber Vorsicht! ‚Zeitnah‘ läßt sich nicht überall durch ‚schnell‘ ersetzen. ‚zeitnah‘ wird oft im Sinne ‚zeitgemäß, modern, dem Zeitgeist nahe, aktuell‘ benutzt.
Mit freundlichen Grüßen
Alexander Berresheim

Dass das das gibt… :wink:
Hallo Elisabeth,

erschreckend finde ich, dass sehr viele nicht verstehen, dass das dass, das eine ganz andere Bedeutung als das das hat, nicht zwangsläufig hinter einem Komma steht.

Na, 3 Mal gelesen? :wink:

Gruß, Markus

Zeitnähe versus Geschwindigkeit
Wenn es bei wichtigen und dringenden Entscheidungen zeitnah zugehen soll, aber nicht schnell , dann kann es an der Zeitnähe auch bald wieder hapern :smile:
Amüsierte Grüße euch allen,
Elisabeth

Hallo Markus,

*schwitz* unter eineinhalbmal hab ich’s schon kapiert :smile:

Einwand: Eigentlich ist es doch so, dass das „dass“ hinter einem Komma steht, oder sag ma genauer, am Anfang eines Nebensatzes steht… wobei…
Dass der Nebensatz auch vorne stehen kann, stimmt natürlich, und insofern hast ja wieder recht.

Was auch eine komplizierte Sprache das!
Grüße,
Elisabeth

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