Das stimmt einfach nicht
Hallo!
diese geschichte ab 4 aufwaerts gibt es eigentlich in der
grundschule nicht, und wenn sie auftritt, werden die eltern
sehr schnell herangezogen, um das zu ergruenden.
Nein, das ist nicht immer der Fall. Und zumindest hier (Bayerische Landgrundschule) zieht das Tempo in der 3.Klasse massiv an. Die Noten fallen rapide. 4 und aufwärts sind an der Tagesordnung und zwar nicht nur bei einzelnen Schülern, sonder der ganzen Klasse meines Sohnes.
Bei uns kam noch erschwerend ein krasser Lehrerwechsel dazu. Ich schrieb dazu an anderer Stelle.
Das Zeugnis der 2. Klasse mit überwiegend 1en und vereinzelten 2en lies uns (vergeblich) hoffen. Die ersten Noten waren dazu geeignet, unser Kind quasi sofort an der Förderschule anzumelden. Über eine 3 hätten wir uns in den ersten Wochen der 3.Klasse sehr gefreut. Es war sogar eine 6 dabei in einem Diktat… Dazu kamen noch Auffälligkeiten im Verhalten unseres Kindes, wir dachten schon, es geht alles den Bach runter.
adhs oder alle anderen „krankheiten“, die mit ad… anfangen ,
sind normalerweise keine begruendungen fuer schlechte
schulische leistungen, sondern vorgeschobene begruendungen
mangelndelnder zuwendung zu dem kind bzw ein hausgemachtes
unwohlsein !!!
Die Anzahl der Ausrufezeichen ist umgekehrt proportional zum fachlichen Inhalt der Aussage.
die leistungsansprueche in der altersstufe 9 jahre sind nicht
so hoch, dass hier schon bewusst ausselektiert wird .
Wir müssen gerade das Gegenteil feststellen. Hier wird in der 3. Klasse ein enormer Leistungsdruck aufgebaut.
Meine Tipps an die Fragestellerin: Mein Sohn ist ebenfalls 9 Jahre alt und in der 3.Klasse. So wie diverse Kinderärzte es einschätzen, ist er von ADHS ein ganzes Stück weit entfernt, aber besonders stromlinienförmig ist er trotzdem nicht.
- ADHS ordentlich und unvoreingenommen diagnostizieren lassen (falls noch nicht geschehen). Falls es wirklich festgestellt wird, in fachlich kompetente Hände begeben. Evtl. auch Medikamente in Betracht ziehen, möglichst aber in Verbindung mit einer anderweitigen therapeutischen Unterstützung.
- Druck raus! Male Dir den schlimmsten Fall doch mal genau und ganz praktisch aus. Angenommen, dein Sohn müsste ein Jahr wiederholen? Na und, dann hat er eine zweite Chance. Angenommen, er wird eine Hauptschule besuchen? Mit Deiner Unterstützung stehen ihm auch mit dem Quali einige Optionen offen. Und evtl. kann er ja noch auf eine andere Schulart wechseln, falls der „Knoten“ eben ein paar Jahre später platzt.
- Mache das Thema Noten und Schule nicht zum Dauerbrenner zwischen Dir und Deinem Kind. Versuche ganz bewusst, schöne Dinge mit ihm zu unternehmen um eine gute Basis zwischen Euch herzustellen und zu erhalten. Dass eine 4 nicht die beste Note ist, dass wird er schon selber wissen.
- Reiß Dich zusammen. Sprich mit anderen über Deine Sorgen, aber zeige sie nicht in vollem Umfang Deinem Kind. Wie soll denn ein 9jähriger damit umgehen, wenn seine Mutter ständig supertraurig wegen seiner schulischen Leistungen ist?
- Sprich mit der Lehrkraft. Und zwar ruhig und besonnen, nimm Dir eine Begleitung mit, die Dich dabei unterstützt. Frage nach Problemen und frage, was Du tun kannst. Manchmal helfen schon ganz kleine Dinge: Den Sitznachbar wechseln, kleine Belohnungssysteme einführen, ein entspannterer Start in den Tag morgens, früher zu Bett gehen oder sowas.
- Überlege Dir, was Dir wirklich wichtig ist für Dein Kind: Gute Noten oder ein kindgerecht unbeschwertes Leben. Natürlich wünscht man sich Ersteres, weil man einfach weiß, dass es mit guten Noten einfacher ist, die Schullaufbahn zu meistern. Aber nicht jedes Kind ist ein Einstein oder ein anderes Genie, das ist doch eigentlich auch ganz gut so. Vielleicht ist Dein Sohn ein toller Sportler, kann fantasievolle Geschichten erzählen, schöne Bilder malen, anspruchsvoll basteln, Menschen zum Lachen bringen oder sonstwas.
Auch ein guter Handwerker kann glücklich durchs Leben gehn, auch ohne gute Schulnoten gehabt zu haben. Gute Zeugnisse sind kein Garant für ein zufriedenes Leben (eigene Erfahrung
) und umgekehrt.
Das alles ist nicht so einfach umzusetzen, wir haben das gerade durch, bzw. sind selber erst die ersten Schritte dazu gegangen. Manche Vorstellung vom eigenen Kind hat man sehr fest im Kopf festgeschrieben, das zu revidieren dauert ein Weilchen. Aber die ersten Erfahrungen zeigen, dass es sich lohnt, innerlich ganz bewusst beim Thema Schule locker zu lassen. Die Leistungen unseres Sohnes haben sich sogar ein wenig verbessert und das Wichtigste: Unser Verhältnis zueinander auch.
Schöne Grüße
kernig