Schlittschuhe selber schleifen ?

Gibt es ein Werkzeug, mit dem man Schlittschuhe selbst schleifen kann?
Habe mal jemanden mit sowas gesehen, weiß aber nicht, ob das selbst gemacht war oder ob man es irgendwo kaufen kann.

In Werkzeug- oder Sportgeschäften zucken alle nur mit den Schultern. :frowning:

Mit dem Dremel oder sowas geht es nicht, hab ich schon probiert.

Irgendjemand 'ne Idee? - Danke im voraus!

Hallo!

Ich kannte mal einen pensionierten Ingenieur und begeisterten Eistänzer, der sich selbst eine Schleifmaschine gebaut hatte und damit recht ordentlich schleifen konnte. Und zwar tat er das quer und nicht längs der Schiene, wie es die Schleifer an der Eisbahn tun.

Kern des Ganzen war eine Bohrmaschine mit einem Schleifaufsatz von geschätzten 3-4 Zentimetern im Durchmesser. Dazu kam natürlich eine Vorrichtung zum Einspannen der Schiene.

Im Grunde gibt es zwei Dinge, die man dabei unbedingt beachten muss: Man muss sichergehen, dass die Drehachse der Bohrmaschine unbedingt auf der Mittellinie der Schiene liegt und dass das so bleibt, wenn man die Schiene am Schleifaufsatz vorbeibewegt. Der andere Punkt ist, dass Schienen und Läufer unterschiedlich sind. Hockeyschienen sind schmaler und werden tiefer geschliffen, Kunstlaufschienen breiter, aber je nachdem, welcher Läufer sie benutzt, werden auch sie mal etwas tiefer und mal flacher geschliffen. Man bräuchte also verschiedene Aufsätze.

Richtig gut laufen die Schienen, wenn sie nach dem Schleifen poliert werden, also braucht man noch einen Polieraufsatz. Gerade im Hinblick darauf, dass man quer und nicht längs geschliffen hat, war das schon ziemlich wünschenswert, das Querrillen den Schlittschuh doch ziemlich langsam machen könnten.

Wenn man eine solche Aktion starten will, muss man schon leidenschaftlich dabei sein und selbst dann lohnt sich das nur, wenn es vor Ort keinen guten Schleifer gibt.

Auch mein Bekannter tat das, weil „unser“ Schleifer zwar sehr gut Hockey-Schienen schleifen konnte, sein Schliff für die Kunstläufer aber einfach zu tief war.

Bedenken sollte man auch, dass man eine richtig fett verschliffene Schiene kaum wieder oder nur ganz schwer wieder gebrauchsfähig bekommt und die Lebensdauer darunter sehr stark leidet. Deshalb sollte man das Schleifen - egal, ob mit selbstgebauter oder gekaufter Schleifmaschine - erst einmal an ausgedienten Schienen ausgiebig üben.

Dieser ganze Aufwand lohnt sich ganz sicher nicht, um bei Schlittschuhen für Freizeitläufer mal die 3-5 Euro Schleifgebühr für’s einfache Schleifen einzusparen. Wenn die Schlittschuhe sehr oft geschliffen werden müssen und es ins Geld geht, würde ich eher zu einem hochwertigeren Modell raten und dafür sorgen, sorgfältig mit ihnen umzugehen, also die Schienen sorgfältig abzutrockenen, beim Herumlaufen außerhalb der Eisbahn Schoner zu benutzen (aber nicht zum Transport) und verschmutzte Natureisbahnen zu meiden.

Es ist einfach so: Je schlechter die Schiene, desto häufiger ist ein Schliff nötig. Hockeyspielern ohne einen guten Schleifer in der Nähe würde ich sogar zu T-Blades raten. Die werden gar nicht geschliffen, sind aber ziemlich widerstandsfähig und werden nach Gebrauch ausgetauscht. Für uns Kunstläufer ist sowas allerdings (noch???) keine Alternative.

Es gibt aber auch Geschäfte, denen man die Schlittschuhe zum Schleifen schicken kann und die sie anschließend wieder zurücksenden. Das kostet dann natürlich extra Versandkosten. Aber das ist immer noch billiger, als ein total verschliffenes Spitzenmodell.

Aber eins sollte Dir ganz klar sein: Schlittschuhe schleift man nicht mal eben so aus dem Handgelenk wie einen Stahlbohrer. Es ist eine Wissenschaft für sich und geht nicht mal eben nebenbei. Nur Eisschnellläufer schleifen selbst und per Hand. Aber wie das funktioniert, weiß ich auch nicht. Ich meine aber, sie verwenden keinen Hohlschliff, so dass ein Versatz der Mittellinie der Schiene mit der des Schliffs gar nicht erst entstehen kann. Aber wehe man schleift versehentlich eine Kuhle in die ursprünglich gerade Schiene…

Eine verschliffene Schiene ist aber ein Graus und kann durchaus Ursache für einen oder mehrere eklige Stürze sein und sorgt auf jeden Fall für verzweifelte Eisläufer.

Viele Grüße

Anne

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Hallo Anne!

Vielen Dank für den tollen Bericht.
Einen Schleifstein für die Bohrmaschine mit etwa 25 mm bis 30 mm Durchmesser (Gibt dann einen gängigen Hohlschliffradius von ca. 12 bis 15 mm)zu besorgen ist kein Problem.
Allerdings kann man die Kufen dann nicht von Hand drüberziehen und eine exakt immer mittige Führungshalterung ist sehr aufwändig zu bauen.
(nicht umsonst kosten elektrische Maschinen weit über 1000,- Euro)

Bei den normalen elektrischen Schleifmaschinen, bei denen die Kufen längs zur Schleifscheibe geführt werden, wird die Schleifscheibe mit
einem Diamant kalibriert.
Da dadurch die Scheibe jedesmal an Material und Durchmesser verliert,
verändern die Schleifer den Hohlschliffradius sehr selten, Sonderwünsche sind da kaum möglich, oder kosten extra.

(Und die meisten Schleifer wissen nichtmal, welchen Schliffradius sie eigentlich einschleifen)

Ich werde nächste Woche mal in München auf der Wintersportmesse nach einer günstigeren Methode fragen… :smile:

Hallo!

Vielen Dank für den tollen Bericht.
Einen Schleifstein für die Bohrmaschine mit etwa 25 mm bis 30
mm Durchmesser (Gibt dann einen gängigen Hohlschliffradius von
ca. 12 bis 15 mm)zu besorgen ist kein Problem.
Allerdings kann man die Kufen dann nicht von Hand drüberziehen
und eine exakt immer mittige Führungshalterung ist sehr
aufwändig zu bauen.
(nicht umsonst kosten elektrische Maschinen weit über 1000,-
Euro)

Oh ja! Mit der Hand geht es gar nicht. Und wenn der Schleifer einen Fehler beim Einspannen macht, ist die Schiene hin oder zumindest so verschliffen, dass die Korrektur viel Material kostet. Wobei ich mich immer noch frage, wie diese Leute mit den sehr speziellen Kunstlaufschienen klarkommen, die eben nicht plan sind. Eine wie meine…:wink: Schau mal: http://www.theworldsbestblades.com/mk-blades.html Oder klick mal auf Parabolic.

Bei den normalen elektrischen Schleifmaschinen, bei denen die
Kufen längs zur Schleifscheibe geführt werden, wird die
Schleifscheibe mit
einem Diamant kalibriert.
Da dadurch die Scheibe jedesmal an Material und Durchmesser
verliert,
verändern die Schleifer den Hohlschliffradius sehr selten,
Sonderwünsche sind da kaum möglich, oder kosten extra.

Mein Schleifer kann das, macht es aber nur selten. Sein Vorgänger im selben Geschäft vermerkte sogar den Radius auf einem kleinen Aufkleber, den er unter die Sohle klebte. Ohne Aufpreis.

Bei einem guten Kunstlaufschleifer ist das kein großes Problem, aber die Jungs, die die 08/15-Dinger schleifen, geben sich leider meist wenig Mühe. Da kann man glücklich sein, wenn hinterher die Zacken noch alle vorhanden sind.

(Und die meisten Schleifer wissen nichtmal, welchen
Schliffradius sie eigentlich einschleifen)

Ich werde nächste Woche mal in München auf der
Wintersportmesse nach einer günstigeren Methode fragen… :smile:

Du hast Glück! Da wollte ich auch immer mal hin, aber die Reise ist mir zu weit und die Unterkunft zu teuer.

Ich habe bei Ebay mal so kleine Geräte gesehen, die man zum Schleifen per Hand über die Schienen zieht. Ich habe sie noch nicht getestet, aber ein Bekannter aus dem Internet schrieb mal, dass man damit zwar einen 08/15-Schliff ein wenig aufpeppen kann oder ein wenig Rost entfernen. Aber einen echten Neuschliff für anspruchsvolle Läufer bekommt man damit nicht hin.

Aber warum willst Du unbedingt selbst schleifen? Hast Du einen Schlittschuh-Verleih?

Wenn Du Dich noch weiter in die Materie einarbeitest, wirst Du feststellen, dass nicht nur der Radius des Hohlschliffs eine Rolle spielt, sondern auch der Radius der Schiene so gut wie möglich erhalten bleiben sollte. Sonst ist nämlich irgendwann Schluss mit sauberen Drehungen und sicheren Sprüngen.

Viele Grüße

Anne