Hallo!
Ich kannte mal einen pensionierten Ingenieur und begeisterten Eistänzer, der sich selbst eine Schleifmaschine gebaut hatte und damit recht ordentlich schleifen konnte. Und zwar tat er das quer und nicht längs der Schiene, wie es die Schleifer an der Eisbahn tun.
Kern des Ganzen war eine Bohrmaschine mit einem Schleifaufsatz von geschätzten 3-4 Zentimetern im Durchmesser. Dazu kam natürlich eine Vorrichtung zum Einspannen der Schiene.
Im Grunde gibt es zwei Dinge, die man dabei unbedingt beachten muss: Man muss sichergehen, dass die Drehachse der Bohrmaschine unbedingt auf der Mittellinie der Schiene liegt und dass das so bleibt, wenn man die Schiene am Schleifaufsatz vorbeibewegt. Der andere Punkt ist, dass Schienen und Läufer unterschiedlich sind. Hockeyschienen sind schmaler und werden tiefer geschliffen, Kunstlaufschienen breiter, aber je nachdem, welcher Läufer sie benutzt, werden auch sie mal etwas tiefer und mal flacher geschliffen. Man bräuchte also verschiedene Aufsätze.
Richtig gut laufen die Schienen, wenn sie nach dem Schleifen poliert werden, also braucht man noch einen Polieraufsatz. Gerade im Hinblick darauf, dass man quer und nicht längs geschliffen hat, war das schon ziemlich wünschenswert, das Querrillen den Schlittschuh doch ziemlich langsam machen könnten.
Wenn man eine solche Aktion starten will, muss man schon leidenschaftlich dabei sein und selbst dann lohnt sich das nur, wenn es vor Ort keinen guten Schleifer gibt.
Auch mein Bekannter tat das, weil „unser“ Schleifer zwar sehr gut Hockey-Schienen schleifen konnte, sein Schliff für die Kunstläufer aber einfach zu tief war.
Bedenken sollte man auch, dass man eine richtig fett verschliffene Schiene kaum wieder oder nur ganz schwer wieder gebrauchsfähig bekommt und die Lebensdauer darunter sehr stark leidet. Deshalb sollte man das Schleifen - egal, ob mit selbstgebauter oder gekaufter Schleifmaschine - erst einmal an ausgedienten Schienen ausgiebig üben.
Dieser ganze Aufwand lohnt sich ganz sicher nicht, um bei Schlittschuhen für Freizeitläufer mal die 3-5 Euro Schleifgebühr für’s einfache Schleifen einzusparen. Wenn die Schlittschuhe sehr oft geschliffen werden müssen und es ins Geld geht, würde ich eher zu einem hochwertigeren Modell raten und dafür sorgen, sorgfältig mit ihnen umzugehen, also die Schienen sorgfältig abzutrockenen, beim Herumlaufen außerhalb der Eisbahn Schoner zu benutzen (aber nicht zum Transport) und verschmutzte Natureisbahnen zu meiden.
Es ist einfach so: Je schlechter die Schiene, desto häufiger ist ein Schliff nötig. Hockeyspielern ohne einen guten Schleifer in der Nähe würde ich sogar zu T-Blades raten. Die werden gar nicht geschliffen, sind aber ziemlich widerstandsfähig und werden nach Gebrauch ausgetauscht. Für uns Kunstläufer ist sowas allerdings (noch???) keine Alternative.
Es gibt aber auch Geschäfte, denen man die Schlittschuhe zum Schleifen schicken kann und die sie anschließend wieder zurücksenden. Das kostet dann natürlich extra Versandkosten. Aber das ist immer noch billiger, als ein total verschliffenes Spitzenmodell.
Aber eins sollte Dir ganz klar sein: Schlittschuhe schleift man nicht mal eben so aus dem Handgelenk wie einen Stahlbohrer. Es ist eine Wissenschaft für sich und geht nicht mal eben nebenbei. Nur Eisschnellläufer schleifen selbst und per Hand. Aber wie das funktioniert, weiß ich auch nicht. Ich meine aber, sie verwenden keinen Hohlschliff, so dass ein Versatz der Mittellinie der Schiene mit der des Schliffs gar nicht erst entstehen kann. Aber wehe man schleift versehentlich eine Kuhle in die ursprünglich gerade Schiene…
Eine verschliffene Schiene ist aber ein Graus und kann durchaus Ursache für einen oder mehrere eklige Stürze sein und sorgt auf jeden Fall für verzweifelte Eisläufer.
Viele Grüße
Anne
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