Auch guten Abend!
Aber so funktioniert Massendemokratie nun mal - und zwar
grundsätzlich.
Das ist mir zu lapidar. Natürlich verändert allein die Tatsache, dass Medien über ein Ereignis berichten, die Realität. Solange Medien sich als neutrale Berichterstatter verstehen und in der Beobachterposition bleiben ist es auch okay.
Man hat aber inzwischen den Eindruck, dass medial inszeniert wird weil nur die Überspitzung noch irgendwen hinter dem Ofen hervorlockt. Und damit habe ich ein Problem. Egal ob Guttenberg oder DSDS, man überhöht eigentlich banale Dinge (Vorsingen oder in der Dissertation fehlerhaft zitieren) und achtet nicht mehr darauf, dass hinter allem fühlende Menschen stehen und die Sachlage gar nicht mehr zu dem Hype passt, der darum gemacht wird.
Eigentlich ist im Falle Guttenberg alles klar: man hat fehlerhafte Zitate gefunden, die Uni prüft, es gibt ein Ergebnis mit Konsequenzen. Damit wäre es erledigt. Ein Dreizeiler würde reichen um die Sache zu berichten. Tatsächlich beherrscht das Thema aber alles - und das weniger wegen des zugrunde liegenden simplen Sachverhalts, sondern weil nach einem Push&:stuck_out_tongue_winking_eye:ull-Prinzip Helden aufgebaut werden um sie dann wieder vom Thron zu stürzen. Das könnte ich bei RTL und BILD noch als gottgegebenes Übel sehen, aber wenn auch alle angeblich seriösen Anstalten und Verlage mitmischen finde ich das bedenklich.
Was du -oder auch andere- hier andeutest, geht aber darüber
hinaus, und es geht in Richtung gezielte politische Demontage
Guttenbergs, als sei eine Verschwörung in Gange.
Da muss man differenzieren. Politische Feinde (oder meinetwegen auch Parteifreunde, deren Karriere er im Weg ist) haben natürlich ein Interesse am Rausmobben eines unbequemen Kollegen. Medien haben ein Interesse an der Schlagzeile.
Ich sehe da weniger den großen Schattenmann im Hintergrund, der wie im James Bond-Film die Strioppen zieht weil er die Welt beherrschen will. Vielmehr ist es eine stillschweigende Koalition von Profiteuren, die jeweils ihr eigenes Süppchen kochen, aber hier zusammenwirken.
Ich wüsste aber auch nicht, was an den Umständen der
Aufdeckung so wichtig sein soll, da es doch prinzipiell jeder
hätte aufdecken können. Da ist ja nichts geheimnisvolles dran.
Man verkauft die Leute für blöd. Hätte ein Prof sich die Dissertation während der Arbeitszeit aus beruflichem Interesse vorgenommen oder meinetwegen auch im Auftrag von irgendwem, der diese Arbeit mal gerne überprüft sähe, wäre das in Ordnung. Hier wird aber eine auf den ersten Blick nicht sonderlich glaubwürdige Geschichte aufgetischt, wonach jemand rein zufällig gerade jetzt auf Ungereimtheiten gestoßen sei. Und derjenige kommuniziert nicht mit der betroffenen Uni, nicht dem betroffenen Doktoranden, er veröffentlicht es nicht in der Fachliteratur - nein, es wird sogleich der Presse zugespielt… Der Jemand ist dann auch noch ein sehr junger Professor, der seinen Namen mit dieser Nummer bekannt macht und der eine auffällige Nähe zum politischen Gegner hat.
Das beweist zwar noch nichts, aber wir sind nicht im Wolkenkuckucksheim. Es ist schon sehr auffällig und hat ein Gschmäckle.
Ich bin sicher, es gibt kaum eine Dissertation einer
prominenten politischen Person, die nicht auf Bedenkliches hin
untersucht worden wäre.
Untersucher oder Auftraggeber werden dabei regelmäßig diejenigen gewesen, die nach Dreck am Stecken suchen. Alle anderen haben keinen Grund nach Angriffsflächen zu suchen.
Guttenberg ist medial viel präsenter als Schröder, Guttenberg
polarisiert die Menschen (auch die Medienvertreter) ungleich
stärker als sie, und Guttenbergs Plagiat ist wunderbar medial
darstellbar (linke Spalte die Diss, rechte Spalte das
gleichlautende Original. Die FAZ hat eine ganze Bildstrecke
daraus gemacht, Guttenplag eine ganze Webseite, auf der das
unterhaltsame Gesellschaftsspiel „Suchs Plagiat“ angeboten
werden kann, wir im www spekulieren und amüsieren uns
darüber). Bei Schröder dagegen ist es der abstrakte Vorwurf,
sie habe sich unerlaubt helfen lassen. Das ist medial viel
weniger anschaulich darstellbar.
Aber wozu dient diese mediale Inszenierung? Malermeister Hanswurst ist, bei allem Respekt, kein Schiedsrichter, der sich ein Urteil über eine wissenschaftliche Dissertation erlauben kann. Und das Tool ist ja auch nicht für jede Dissertation greifbar, sondern man stellt speziell Guttenbergs Werk zur Disposition. Jeder ist eingeladen den Denunzianten zu spielen. Ich hatte eigentlich gehofft, dass man in 70 Jahren dazugelernt hätte. Aber es scheint wieder salonfähig zu werden Leute an den Pranger zu stellen.
Es würde allemal reichen wenn die Uni und damit diejenigen, die Ahnung davon haben, den Vorgang prüfen - und nicht jeder Internetnutzer.
Im Superwahljahr 2011 stehen alle Nase lang Wahlen an.
Eben! Und deswegen ist es interessant den politischen Gegner zu schwächen.
Das heißt aber noch lange nicht, dass von irgendeiner Instanz
(wer denn eigentlich?) nun jahrelang genau auf diesen
Zeitpunkt gewartet wurde, um Guttenberg mit Plagiatsvorwürfen
zu konfrontieren.
Na wie gesagt, ich habe da kein einfaches, eindimensionales Weltbild von einem kleinen Zirkel an Verschwörern, sondern sehe divere Interessenvertreter, die aus unterschiedlichen Motivationen heraus agieren und ihre Kräfte jetzt bündeln. Wahrscheinlich nicht mal bewusst und in gegenseitiger Absprache, sondern im Rahmen einer unausgesprochenen Allianz, von der jeder auf seine Weise profitiert.
Hmm?
http://www.welt.de/politik/article5522765/Karl-Theod…
enberg-schliesst-Ruecktritt-aus.html
Ach so… Der Beschuss selber lag in Jungs Zeiten und du meinst jetzt die Kritik am damaligen Informationsfluß seitens Guttenberg. Genau das ist ein sehr gutes Beispiel: da wird ein relativ kleiner, harmloser Aspekt zu einem Skandal eskaliert anstatt erstmal die wesentlichen Fragen zu stellen: wenn du verstanden hast warum die Bundeswehr überhaupt in Afghanistan ist würde ich gerne eine Erkläung bekommen damit ich es auch begreife. Glaubt jemand wirklich diesen Satz, am Hindukusch werde unsere Freiheit verteidigt? Es gibt tausende naheliegendere Ideen, die unserer Sicherheit dienlich wären als ausgerechnet deutsches Militär in einem nicht zu gewinnenden Konflikt weit weg von hier. Ein guter Weg wäre z. B. die Spaltung zwischen arm und reich zu verkleinern, soziale Teilhabe, Umweltschutz und ähnliches global zu verbessern.
Gewollter Prozess ja, aber nicht Prozesse hinter denen der
Wille irgendeiner definierbaren Gruppe steht, die das den
ganzen Inszenierungsprozesse nach ihrem Willen gestalten
könnte.
Das habe ich auch nicht behauptet.
Gruß,
MecFleih