Schon wieder Guttenberg

Teilst du bitte mit, durch welche Verordnung oder welches
Gesetz in Deutschland der Adel abgeschafft wurde. (Von
Österreich weiß ich es.)

Er wurde nicht abgeschafft,

Na also! Das war aber doch gerade die Behauptung, der ich widersprach.

aber zu einem normalen
Namensteil.

Was ist an einem Namen normal, wenn er mit „Prinz von …“ und „Landgraf von …“ beginnt?
H.

Guten Abend!

Der Zeitpunkt und die Art und Weise sind mehr als dubios. Die
Vorwürfe Gorch Fock, Feldpost und toter Soldat in Afghanistan
wurden von den Ereignissen in Ägypten überlagert, Guttenberg
war kein Thema mehr. Ägypten ist jetzt erstmal befriedet, und
genau da kommt passend der nächste „Guttenberg-Skandal“. Das
ist schon auffällig.

Es ist ja völlig unbestritten, dass es die Medien sind, die Ereignisse inszenieren, genauso wie sie Personen inszenieren. Die Person Guttenberg ist ein perfektes Beispiel dafür.
Dass die von dir genannten Ereignisse die Inszenierung des Plagiats-Skandals antreiben, ist auch klar.
Genauso wie klar ist, dass Guttenbergs politische Feinde ein Interesse an der Inszenierung des Skandals haben.

Aber so funktioniert Massendemokratie nun mal - und zwar grundsätzlich.

Was du -oder auch andere- hier andeutest, geht aber darüber hinaus, und es geht in Richtung gezielte politische Demontage Guttenbergs, als sei eine Verschwörung in Gange.

Und was die Art und Weise angeht: ausgerechnet ein
aufstrebender Jungprofessor in Diensten des politischen
Gegners deckt die Ungereimtheiten auf. Samstagsabends will er
bei einem Glas Rotwein auf dem Sofa auf die Plagiate gestoßen
sein… Schon klar, samstagabends gibt’s nichts Spannenderes
als bei einem guten Glas Wein freiwillig dröge berufsbedingte
Texte zu lesen. Und dann kommt dem Mann auch noch, einer
Eingebung folgend, etwas komisch vor. Er fischt dann auch noch
aus einem fast 500 Seiten langen Text ausgerechnet einen Satz
oder eine Passage heraus, die einen Google-Treffer erzielt.

Ich glaub dem Fischer-Lescano die Geschichte auch nicht. Vielleicht kommt er sich dabei einfach cool vor.
Ich wüsste aber auch nicht, was an den Umständen der Aufdeckung so wichtig sein soll, da es doch prinzipiell jeder hätte aufdecken können. Da ist ja nichts geheimnisvolles dran.

Und dann passiert es auch nicht bei irgendeinem harmlosen
Minister, einer harmlosen Ministerin - sondern ausgerechnet
der beliebten Lichtgestalt der Union.

Du führst Kristina Schröder doch selbst an …
Was ist an Kohls Doktorarbeit damals nicht alles zerpflückt worden.

Ich bin sicher, es gibt kaum eine Dissertation einer prominenten politischen Person, die nicht auf Bedenkliches hin untersucht worden wäre.

Bei Familienministerin Schröder hätte man gedacht, dass die
schwangerschaftsbedingt eh bald kürzer tritt. Sie ist auch
nicht „gefährlich“. Guttenberg hat aber sehr gute
Beliebtheitswerte…

Das ist mir viel zu verschwörungstheoretisch.

Guttenberg ist medial viel präsenter als Schröder, Guttenberg polarisiert die Menschen (auch die Medienvertreter) ungleich stärker als sie, und Guttenbergs Plagiat ist wunderbar medial darstellbar (linke Spalte die Diss, rechte Spalte das gleichlautende Original. Die FAZ hat eine ganze Bildstrecke daraus gemacht, Guttenplag eine ganze Webseite, auf der das unterhaltsame Gesellschaftsspiel „Suchs Plagiat“ angeboten werden kann, wir im www spekulieren und amüsieren uns darüber). Bei Schröder dagegen ist es der abstrakte Vorwurf, sie habe sich unerlaubt helfen lassen. Das ist medial viel weniger anschaulich darstellbar.

Warum denn gerade jetzt?

  • weil Landtagswahlen anstehen

Ach ge!
Im Superwahljahr 2011 stehen alle Nase lang Wahlen an.
Das Argument überzeugt nun wirklich nicht.

  • weil Guttenberg durch Gorch Fock, die Feldpost, den toten
    Soldaten in Afghanistan und seine Darstellung zu Weihnachten
    (mit Gattin und Kerner in Afghanistan) eh unter Druck steht.

Ganz unbestritten machen diese Dinge es den Medien und den Oppositionspolitikern leichter, Guttenberg nun einem Imagewechsel zu unterziehen.
Das heißt aber noch lange nicht, dass von irgendeiner Instanz (wer denn eigentlich?) nun jahrelang genau auf diesen Zeitpunkt gewartet wurde, um Guttenberg mit Plagiatsvorwürfen zu konfrontieren.

  • Zum Zeitpunkt der Kundus-Affäre wäre Schummelgutti nicht
    weniger als heute Topthema gewesen. Damals war er m.E. sogar
    politisch angeschlagener als bis vor kurzem.

Guttenberg war damals nicht Verteidigungsminister. Insofern
konnte man ihm das nicht anlasten. Dafür musste Minister Jung
gehen.

Hmm?

http://www.welt.de/politik/article5522765/Karl-Theod…

Dass man einen Guttenberg-Skandal inszeniert ist doch nur
Ergebnis gewollter Prozesse

Gewollter Prozess ja, aber nicht Prozesse hinter denen der Wille irgendeiner definierbaren Gruppe steht, die das den ganzen Inszenierungsprozesse nach ihrem Willen gestalten könnte.

Das ist aber genau das, was manche hier recht verschwörungstheoretisch andeuten.

E.T.

Seltsam… Da werden ja auch Passagen als geklaut angekreidet, die er mit Fußnote versehen hat. Wundert mich nicht, wenn gar soo viel als geklaut gekennzeichnet ist. Sollen mal lieber welche vom Fach machen als Anfänger…

Es gibt ja nun genügend Vergleiche, zwischen den Textstellen

Mir sind zu viele aufgefallen, bei denen seltsame Zahlen als „Unterschied zum Original“ enthalten waren.

Da nennt er schon seine Quellen, wird aber trotzdem als geklaut deklariert…

Auch guten Abend!

Aber so funktioniert Massendemokratie nun mal - und zwar
grundsätzlich.

Das ist mir zu lapidar. Natürlich verändert allein die Tatsache, dass Medien über ein Ereignis berichten, die Realität. Solange Medien sich als neutrale Berichterstatter verstehen und in der Beobachterposition bleiben ist es auch okay.

Man hat aber inzwischen den Eindruck, dass medial inszeniert wird weil nur die Überspitzung noch irgendwen hinter dem Ofen hervorlockt. Und damit habe ich ein Problem. Egal ob Guttenberg oder DSDS, man überhöht eigentlich banale Dinge (Vorsingen oder in der Dissertation fehlerhaft zitieren) und achtet nicht mehr darauf, dass hinter allem fühlende Menschen stehen und die Sachlage gar nicht mehr zu dem Hype passt, der darum gemacht wird.

Eigentlich ist im Falle Guttenberg alles klar: man hat fehlerhafte Zitate gefunden, die Uni prüft, es gibt ein Ergebnis mit Konsequenzen. Damit wäre es erledigt. Ein Dreizeiler würde reichen um die Sache zu berichten. Tatsächlich beherrscht das Thema aber alles - und das weniger wegen des zugrunde liegenden simplen Sachverhalts, sondern weil nach einem Push&amp:stuck_out_tongue_winking_eye:ull-Prinzip Helden aufgebaut werden um sie dann wieder vom Thron zu stürzen. Das könnte ich bei RTL und BILD noch als gottgegebenes Übel sehen, aber wenn auch alle angeblich seriösen Anstalten und Verlage mitmischen finde ich das bedenklich.

Was du -oder auch andere- hier andeutest, geht aber darüber
hinaus, und es geht in Richtung gezielte politische Demontage
Guttenbergs, als sei eine Verschwörung in Gange.

Da muss man differenzieren. Politische Feinde (oder meinetwegen auch Parteifreunde, deren Karriere er im Weg ist) haben natürlich ein Interesse am Rausmobben eines unbequemen Kollegen. Medien haben ein Interesse an der Schlagzeile.
Ich sehe da weniger den großen Schattenmann im Hintergrund, der wie im James Bond-Film die Strioppen zieht weil er die Welt beherrschen will. Vielmehr ist es eine stillschweigende Koalition von Profiteuren, die jeweils ihr eigenes Süppchen kochen, aber hier zusammenwirken.

Ich wüsste aber auch nicht, was an den Umständen der
Aufdeckung so wichtig sein soll, da es doch prinzipiell jeder
hätte aufdecken können. Da ist ja nichts geheimnisvolles dran.

Man verkauft die Leute für blöd. Hätte ein Prof sich die Dissertation während der Arbeitszeit aus beruflichem Interesse vorgenommen oder meinetwegen auch im Auftrag von irgendwem, der diese Arbeit mal gerne überprüft sähe, wäre das in Ordnung. Hier wird aber eine auf den ersten Blick nicht sonderlich glaubwürdige Geschichte aufgetischt, wonach jemand rein zufällig gerade jetzt auf Ungereimtheiten gestoßen sei. Und derjenige kommuniziert nicht mit der betroffenen Uni, nicht dem betroffenen Doktoranden, er veröffentlicht es nicht in der Fachliteratur - nein, es wird sogleich der Presse zugespielt… Der Jemand ist dann auch noch ein sehr junger Professor, der seinen Namen mit dieser Nummer bekannt macht und der eine auffällige Nähe zum politischen Gegner hat.

Das beweist zwar noch nichts, aber wir sind nicht im Wolkenkuckucksheim. Es ist schon sehr auffällig und hat ein Gschmäckle.

Ich bin sicher, es gibt kaum eine Dissertation einer
prominenten politischen Person, die nicht auf Bedenkliches hin
untersucht worden wäre.

Untersucher oder Auftraggeber werden dabei regelmäßig diejenigen gewesen, die nach Dreck am Stecken suchen. Alle anderen haben keinen Grund nach Angriffsflächen zu suchen.

Guttenberg ist medial viel präsenter als Schröder, Guttenberg
polarisiert die Menschen (auch die Medienvertreter) ungleich
stärker als sie, und Guttenbergs Plagiat ist wunderbar medial
darstellbar (linke Spalte die Diss, rechte Spalte das
gleichlautende Original. Die FAZ hat eine ganze Bildstrecke
daraus gemacht, Guttenplag eine ganze Webseite, auf der das
unterhaltsame Gesellschaftsspiel „Suchs Plagiat“ angeboten
werden kann, wir im www spekulieren und amüsieren uns
darüber). Bei Schröder dagegen ist es der abstrakte Vorwurf,
sie habe sich unerlaubt helfen lassen. Das ist medial viel
weniger anschaulich darstellbar.

Aber wozu dient diese mediale Inszenierung? Malermeister Hanswurst ist, bei allem Respekt, kein Schiedsrichter, der sich ein Urteil über eine wissenschaftliche Dissertation erlauben kann. Und das Tool ist ja auch nicht für jede Dissertation greifbar, sondern man stellt speziell Guttenbergs Werk zur Disposition. Jeder ist eingeladen den Denunzianten zu spielen. Ich hatte eigentlich gehofft, dass man in 70 Jahren dazugelernt hätte. Aber es scheint wieder salonfähig zu werden Leute an den Pranger zu stellen.

Es würde allemal reichen wenn die Uni und damit diejenigen, die Ahnung davon haben, den Vorgang prüfen - und nicht jeder Internetnutzer.

Im Superwahljahr 2011 stehen alle Nase lang Wahlen an.

Eben! Und deswegen ist es interessant den politischen Gegner zu schwächen.

Das heißt aber noch lange nicht, dass von irgendeiner Instanz
(wer denn eigentlich?) nun jahrelang genau auf diesen
Zeitpunkt gewartet wurde, um Guttenberg mit Plagiatsvorwürfen
zu konfrontieren.

Na wie gesagt, ich habe da kein einfaches, eindimensionales Weltbild von einem kleinen Zirkel an Verschwörern, sondern sehe divere Interessenvertreter, die aus unterschiedlichen Motivationen heraus agieren und ihre Kräfte jetzt bündeln. Wahrscheinlich nicht mal bewusst und in gegenseitiger Absprache, sondern im Rahmen einer unausgesprochenen Allianz, von der jeder auf seine Weise profitiert.

Hmm?

http://www.welt.de/politik/article5522765/Karl-Theod…
enberg-schliesst-Ruecktritt-aus.html

Ach so… Der Beschuss selber lag in Jungs Zeiten und du meinst jetzt die Kritik am damaligen Informationsfluß seitens Guttenberg. Genau das ist ein sehr gutes Beispiel: da wird ein relativ kleiner, harmloser Aspekt zu einem Skandal eskaliert anstatt erstmal die wesentlichen Fragen zu stellen: wenn du verstanden hast warum die Bundeswehr überhaupt in Afghanistan ist würde ich gerne eine Erkläung bekommen damit ich es auch begreife. Glaubt jemand wirklich diesen Satz, am Hindukusch werde unsere Freiheit verteidigt? Es gibt tausende naheliegendere Ideen, die unserer Sicherheit dienlich wären als ausgerechnet deutsches Militär in einem nicht zu gewinnenden Konflikt weit weg von hier. Ein guter Weg wäre z. B. die Spaltung zwischen arm und reich zu verkleinern, soziale Teilhabe, Umweltschutz und ähnliches global zu verbessern.

Gewollter Prozess ja, aber nicht Prozesse hinter denen der
Wille irgendeiner definierbaren Gruppe steht, die das den
ganzen Inszenierungsprozesse nach ihrem Willen gestalten
könnte.

Das habe ich auch nicht behauptet.

Gruß,

MecFleih

Hallo,

Das heißt aber noch lange nicht, dass von irgendeiner Instanz
(wer denn eigentlich?) nun jahrelang genau auf diesen
Zeitpunkt gewartet wurde, um Guttenberg mit Plagiatsvorwürfen
zu konfrontieren.

Das wohl nicht. Wenn es diesem Prof. Fischer-Lescaro aber vorrangig um wissenschaftliche Aspekte gegangen wäre, dann hätte er eine Besprechung in seiner Zeitschrift veröffentlicht und gleichzeitig die Uni Bayreuth informiert. Das wäre ein wissenschaftliches Verhalten gewesen. Zu Guttenberg vorab einmal anzurufen und zu sagen: „Pass auf, ich mach’ jetzt deine Diss platt“, wäre menschlich anständig gewesen.
Statt dessen hat er aber wohl - noch vor Veröffentlichung seiner Postille - die gesamte Presse scharf gemacht.

Das ist es, was ich so fragwürdig finde und den Ruch der Kampagne hat.

MFG Cleaner

Hallo,

wohl dem, der von den Zinsen leben kann, denn die kommen ja
gottseodank von der Bank und keiner muss sie erarbeiten. so
wie der Strom aus der Steckdose kommt.

das ist eigentlich eine Diskussion, die in diesem Zusammenhang hier fehlgeht.
Dennoch werde ich mich wohl bei Gelegenheit einmal bei Dir melden und dich um ein Darlehen bitten. Mal sehen, ob du dafür Zinsen verlangst.

MFG Cleaner

Da nennt er schon seine Quellen, wird aber trotzdem als
geklaut deklariert…

Es geht ja darum, dass einige Quellen tatsächlich nicht genannt wurden. Dafür ist vielleicht weniger die Plagiatsseite im Internet auschhlaggebend. Und ja, in einer wissenschaftlichen Arbeit nutzt man Quellen, hat aber auch eidesstattlich versichert, alle anzugeben.

Was ist an einem Namen normal, wenn er mit „Prinz von …“
und „Landgraf von …“ beginnt?

Das liegt dann natürlich dann im Auge des Betrachters.

T.

An diesen „bisschen Schummeln“, was schon deutlich mehr ist als nur ein bisschen, hängt viel Geld und Karriere! Indirekt hat sich Guttenberg also eine ganze Menge Geld erschlichen. Stimmt, man sollte sich darüber nicht aufregen.

zu C: wie naiv will man sein, um einen anscheinend verehrten Politiker weiß zu halten? Das behauptet ja noch nicht einmal Guttenberg selbst inzwischen.
Zu: Zustimmung

Das wohl nicht. Wenn es diesem Prof. Fischer-Lescaro aber
vorrangig um wissenschaftliche Aspekte gegangen wäre, dann
hätte er eine Besprechung in seiner Zeitschrift veröffentlicht
und gleichzeitig die Uni Bayreuth informiert. Das wäre ein
wissenschaftliches Verhalten gewesen. Zu Guttenberg vorab
einmal anzurufen und zu sagen: „Pass auf, ich mach’ jetzt
deine Diss platt“, wäre menschlich anständig gewesen.

Statt dessen hat er aber wohl - noch vor Veröffentlichung
seiner Postille - die gesamte Presse scharf gemacht.

Er hat nicht die ganze Presse scharf gemacht, sondern lediglich die Süddeutsche. Der Rest ist dann Selbstläufer gewesen.

Mir ist das auch deutlich zu viel Medienrummel um das Thema, vor allem deshalb, weil wichtige andere Themen von den Plätzen 1-x verdrängt werden.

Was aber generell die Medienaufmerksamkeit angeht: Guttenberg spielt die gesamte Klaviatur der PR! Guttenberg nutzt die Medien, wo er nur kann. Er stimmt die Farbe seiner Kleidung und die seiner Frau nicht nur aufeinander, sondern auch auf Medienwirksamkeit ab. Das kann man alles machen. Aber dann sollte man

A: nicht behaupten, dass es einem nur um Inhalte geht und vor allem
B: damit leben, dass die Medien auch Themen beackern, die einem nicht so lieb sind.

Mit diesem „Dilemma“ lebt jeder Prominente! Es gibt die, die sich ständig selber in die Medien lancieren, bis hin zu Einblicken ins Private, und es gibt jene, die das nur im nötigen Rahmen tun. Es ist nicht von ungefähr so, dass jene in den Medien besonders intensiv zerrissen werden, wenn es etwas gibt, die vorher auf der positiven Medienwoge sich gerne haben ganz hoch tragen lassen.

Wer den positiven Effekt (bei Guttenberg sogar heischend) sucht, muss mit dem negativen leben.

Etwas anderes zu erwarten wäre… Gutsherrenart.

Ich kann es nicht hier belegen und werde das hier am Stammtisch auch gar nicht erst versuchen.

Aber du wolltest noch erklären, wo du dein phänomenales Überblickswissen über sämtliche bundesrepublikanische Prüfungsordnungen hast, das dich Erhaben macht darüber, mal etwas nachzulesen.

Du verhältst dich genauso absurd, wie der Fall Guttenberg läuft. Hier soll sich der rechtfertigen müssen, dass er Infos prüft, bevor er sie in die Breite tritt und nicht derjenige, der eine Prüfung ablehnt. Dort ist es derjenige, der einen Sachverhalt veröffentlicht, der der schwarze Bube ist und nicht der, der den Sachverhalt geschaffen hat.

Das ist ein ziemlich narzisstisches Verhalten.

Aber es wird sicher wieder Exegeten geben, die das alles für
„ganz nornal“ halten. Nein, ist es nicht. Es würde keinem
Minister, der etwas Wichtiges mitzuteilen hat, einfallen, das
im eigenen Haus zu verkünden, während zwei Kilometer weiter
die Bundespressekonferenz tagt. Daß es zu dieser
Überschneidung kam, kann man mE nur mit völliger politischer
Unkenntnis
oder böser Absicht erklären.

Unkenntnis bei einem Minister, der die Klaviatur der PR so beherrscht wie Guttenberg?

Interessant ist ja auch, dass es von diesem Auftritt zwei Videos gibt. Ein „original“, bei dem er sich ordentlich verhaspelt und dann noch Variante 2, wo er sein Statement noch einmal wiederholt. Es waren also nicht nur kritische Fragen nicht erwünscht, sondern es sollte alles minutiös nach Drehbuch Guttenberg ablaufen. Das ist wirklich Gutsherrenart.

Noch mehr als Gutsherrenart habe ich an dem Statement allerdings empfunden, dass Guttenberg nicht nur in generösem Akt auf seinen Titel bisweilen verzichtet (was er nicht kann! So ein Titel ist auch eng mit Ehre im Sinne einer Verpflichtung verknüpft. Aber das interessiert viele, auch ihn offenbar nicht), sondern dass er jetzt schon davon ausgeht, dass er ihn nach der Prüfung wieder führen wird. Das bedeutet entweder, dass er so mit der Prüfungskommission verwoben ist, dass er dieses Ergebnis zu Recht voraussehen kann, das wäre dann richtig ein Skandal, oder er geht in selbstherrlicher Art und unter völliger Respektlosigkeit vor der Prüfungskommission davon aus, dass er den Titel behalten kann.

Wollte er wissenschaftlich und ordentlich arbeiten, hätte er
nicht absichtlich geschludert.

Richtig.

Also bieten sich doch nur zwei Erklärungsmöglichkeiten:

Entweder hat er es nicht absichtlich getan sondern schlicht
vergessen/ eben geschludert. (Ich persönlich finde das bei
einer so umfangreichen Arbeit, die auch noch neben einer
nicht-wissenschaftlichen Berufstätigkeit und Familiengründung
geschrieben worden ist, zumindest menschlich.)

Du bist ja wunderbar auf diese Tränendrüsennummer von Guttenberg reingefallen. Genau das war seine Absicht. Die Erklärung hat 1 Minute gedauert und viele Fragen, die brennend auf dem Tisch lagen, offen gelassen. Aber die Info hat er untergebracht. Zufall? Wohl kaum. Aber der Erfolg gibt ihm Recht. Die Leute fallen drauf rein.

Du hältst es also für „Schludern“, wenn jemand gleich mehrfach ganze Absätze abschreibt, ohne Zitatzeichen zu setzen? Du kannst nicht wissenschaftlich gearbeitet haben. Das zieht sich wie ein roter Faden durch die Karriere eines Studenten. „Du darfst nicht!“ „Böse“. Da wird jedes Zitat tunlichst sofort als solches gekennzeichnet. Denn normalerweise, wenn man bei so etwas in diesem Umfang erwischt wird bei Haus- oder Diplomarbeiten, dann ist die Unikarriere wenn nicht beendet, dann ordentlich angeschlagen. Das erlaubt man sich höchstens ein Mal.

Er kann auch nicht sein nicht-wissenschaftliche Berufstätigkeit als Entschuldigung heranziehen. Denn, wer hat ihn denn dazu verpflichtet, den Doktor zu machen? Keiner. Wenn er aber den Doktor macht, dann muss er sich an die Spielregeln halten. Oder erwartet er, dass die Spielregeln für ihn geändert werden?

Oder er hat die Arbeit schreiben lassen, weil er sich sowieso
nicht damit belasten wollte, und der Autor hat eben
geschludert.

Das glaube ich eher, wobei ich das Wort „schludern“ extrem verharmlosend finde. Man unterschreibt eine Ehrenerklärung. So ein Vorgang wird bei einem Schüler oder Studenten als Betrug / Betrugsversuch gewertet!

Und noch ein Wort zu den Entdeckern dieses „Skandals“. Ich
finde es unglaublich bezeichnend, dass sich die Herren vor
Veröffentlichung der eigentlichen Rezension in ihrer
Zeitschrift (Kritische Justiz … naja), direkt an die Presse
gewandt haben.

Wieso? Guttenberg wendet sich doch selber gerne auch an die Presse? Oder soll Guttenberg bestimmen dürfen, was über ihn berichtet wird?

Wenn dich das stört, wie bewertest du dann den Vorgang, dass Guttenberg gestern nicht wie üblich sich der Hauptstadtpresse (= für solche Informationen akkreditierte Journalisten einer breiten Medienlandschaft) gestellt hat und einem Prozedere, bei dem auch kritische Fragen erlaubt sind, sondern die Erklärung vor einer kleinen Schar handverlesener Journalisten abgegeben hat - ohne Rückfragen und mit der Möglichkeit, so lange dieses kurze Statement zu wiederholen, bis es ohne Versprecher rüber kommt.

Wäre es ihnen nur um die wissenschaftliche Analyse gegangen,
hätten sie ihren Artikel veröffentlicht, und vielleicht hätte
die Presse dann davon Wind bekommen.

Wäre es ihm um eine sachgerechte Information und Aufklärung der Öffentlichkeit gegangen, dann hätte sich Guttenberg der Bundespressekonferenz gestellt.

Auch mit diesem Vorgang hat sich Guttenberg einmal mehr nicht an die Spielregeln gehalten, sondern schafft sich seine eigenen.

Ich kann es nicht hier belegen und werde das hier am
Stammtisch auch gar nicht erst versuchen.

is schon klar - und dann mit einem angeblichen stammtisch rechtfertigen ist schon sehr billig…

Aber du wolltest noch erklären, wo du dein phänomenales
Überblickswissen über sämtliche bundesrepublikanische
Prüfungsordnungen hast, das dich Erhaben macht darüber, mal
etwas nachzulesen.

wollte ich keineswegs und daran erkennt man, dass du meine beiträge gar nicht gelesen hast

Du verhältst dich genauso absurd, wie der Fall Guttenberg läuft.

ich verhalte mich wie ein fall läuft - naja, ok, wenn du meinst

Hier soll sich der rechtfertigen müssen, dass er Infos
prüft, bevor er sie in die Breite tritt und nicht derjenige,
der eine Prüfung ablehnt. Dort ist es derjenige, der einen
Sachverhalt veröffentlicht, der der schwarze Bube ist und
nicht der, der den Sachverhalt geschaffen hat.

genau - irgendjemand hat behauptet irgendjemand wäre beim abi durchgefallen wegen…

jetzt könnte ich ja behaupten, der irgendjemand ist ein kinderschänder - das muss ich nach deiner definition ja dann auch nicht belegen…

gruß
ad

Es war nach Abdankung vom Kaiser.

http://www.wdr.de/themen/kultur/stichtag/2005/06/23…

Damit wurde der Adel endgültig abgeschafft. Die Namenszusätze sind so geblieben.

http://de.wikipedia.org/wiki/Weimarer_Verfassung

Hallo,

Dennoch werde ich mich wohl bei Gelegenheit einmal bei Dir
melden und dich um ein Darlehen bitten. Mal sehen, ob du dafür
Zinsen verlangst.

was immer noch nicht die Frage beantwortet, wo die Zinsen herkommen. Vom Weihnachtsmann? Oder erarbeitet sie gar derjenige, der kein Geld zum Verleihen hat?
Nur mal zur Relativierung der Polemik, wer auf wessen Kosten lebt.

Gruß
T.

Moin auch,

wie Torsten schon sagte: Zum Korrigieren muss ich keinen Doktor haben. Von Begutachtung habe ich nichts gesagt.

Ralph

Es geht ja darum, dass einige Quellen tatsächlich nicht
genannt wurden. Dafür ist vielleicht weniger die Plagiatsseite
im Internet auschhlaggebend. Und ja, in einer
wissenschaftlichen Arbeit nutzt man Quellen, hat aber auch
eidesstattlich versichert, alle anzugeben.

Stimme völlig zu. Wollte nur darauf hinaus, dass diese Seite (die von Kamikatze genannte?) sogar den ordentlichen Teil seiner Arbeit als geklaut kennzeichnet bzw keiner überprüft, was Laien dort posten und es zählt dann nur die Übersichtsgraftik. Gestern waren es so um die 30%.

Funktioniert bei allen der Artikelbaum in der gegenwärtigen Breite nicht mehr?

Moin auch,

beim Fußball gibt es Spielregeln und bei einer Doktorarbeit
auch.

jepp!

Und um die zu kennen, brauche ich weder Fußballer noch Doktor
zu sein.

Nein? Du widersprichst dir eben selber, wenn du der Meinung bist, dass das Verbot des Abschreibens in einer Dissertation die einzige Regel ist. Und wie die anderen lauten weißt du wahrscheinlich auch nicht.

Jeder weiß: Wenn im eigenen Strafraum ein Gegenspieler
gefoult wird, gibt es einen Elfer. Und darin sind sich auch
all die Millionen Bundestrainer einig.

Ja. Aber die 85 Millionen wissen auch immer besser als der aktuelle Bundestrainer, warum die Mannschaft schlecht gespielt hat, welcher Spieler hätte ein-/ausgewechselt werden müssen und welche Taktik die bessere gewesen wäre. Und momentan wissen sie erstaunlicherweise auch, gegen welche Regeln Herr zu Guttenberg alles verstoßen hat.

Ralph

PS: Ich verteidige ihn nicht! Mich ärgert es nur immer wieder, dass Menschen von einem Thema zwar keine Ahnung haben, aber nichts auf Dieter Nuhr geben (den ich noch nicht einmal mag, aber mit dem Zitat hat er recht.)