Schuldenkrise? Inflation?

Hallo,

in Deutschland, sowie vielen anderen westlichen Ländern, wird in den nächsten Jahren viel Geld benötigt werden, u. a. für Militärausgaben, Entwicklungshilfezahlungen für die Ukraine…. Dazu kommen Umverteilungen in Form von Renten, Pensionen, Sozialleistungen… die aufgrund der Demographie zunehmen werden.

Weil Steuer- und Abgabenerhöhungen politisch genau so wenig durchsetzbar sind wie ein höheres Renteneintrittsalter oder Kürzungen bei den Sozialausgaben, wird es wahrscheinlich auf höhere Schulden und langfristig auf eine höhere Inflationsrate hinauslaufen.

Dass sich Investoren und Zentralbanken auf inflationäre Zeiten einstellen signalisiert auch der hohe Goldpreis.

Was denkt ihr wie die westlichen Länder die anstehenden Probleme lösen könnten?

Gruß

Desperado

Sagen wir es mal so: viele Staaten haben sich im Zuge der Finanzkrise enorm verschuldet, um Konjunkturpakete zu finanzieren. Es hat dennoch bis 2021 gedauert, bis die Inflationsrate wieder ein normales Maß erreicht hatte und das war zu dem Zeitpunkt eine relativ unmittelbare Folge der Corona-Situation.

In Japan hat der Zustand niedriger Inflation (bis Deflation) - bei ebenfalls enormer Staatsverschuldung ziemlich genau 30 Jahre angehalten, um dann 2023 durch die allgemeine Steigerung der Preise für Energie ein Ende zu finden.

Vor dem Hintergrund dieser beiden Beispiele ist mir nicht klar, wieso Du von steigenden Staatsschulden unmittelbar auf steigende Inflation schließt. Einen derartigen Automatismus gibt - nebenbei bemerkt - auch keine Wirtschaftstheorie her.

Für substantielle Inflation braucht man Preissteigerungen und die sind entweder angebots- oder nachfrageinduziert. Der Inflationsschub der letzten Jahre resultiert aus steigenden Preisen knapper gewordener Güter (insbesondere Energie mit Folgeeffekten in ganz vielen Branchen). Investitionsprogramme führen. Er ist also ein Beispiel für angebotsinduzierte Inflation.

Nachfrageinduzierte Inflation resultiert daraus, dass auf einmal ganz viel Geld im System ist, das zu steigenden Preisen führt, weil die Leute mit ihrer Kauflaune die Preise hochtreiben. Das ist bei den von Dir erwähnten staatlichen Zahlungen für Renten, Pensionen usw. nicht zu erwarten, weil die Leute im Ruhestand nicht mehr Geld haben als in ihrem Arbeitsleben, sondern weniger und deswegen weniger konsumieren werden und nicht mehr. Insofern ist, wenn man wirklich einen Effekt aus der demographischen Entwicklung auf die Preise ableiten will, eher zu befürchten, dass es zu einem Rückgang des Preisniveaus kommt.

Keine Ahnung, was die Zentralbanken mit dem Goldpreis zu tun haben sollen, aber der Goldpreis ist in den letzten Jahren nicht gestiegen, weil es Inflationserwartungen gibt, sondern weil sich seit acht Jahren eine Krise an die nächste reiht: Trumps 1. Amtszeit, Corona, Ukraine-Krieg, Trumps 2. Amtszeit.

Wenn man die Zeitreihen von Goldpreis und Inflation nebeneinander hält, findet man nur ganz wenige Zeitabschnitte, in denen diese in die gleiche Richtung laufen und das sind in der Regel Phasen einer gleichförmigen Entwicklung (z.B. 2014-2018). Was übrigens auch ganz logisch ist, weil in Zeiten moderater Inflation Investitionen in Aktien viel lukrativer sind.

Inflationsraten in einer Höhe, in der Aktien unattraktiv werden und Gold als Wertaufbewahrungsmittel interessant wird, hatten wir in den Industriestaaten seit ungefähr 50 Jahren nicht mehr.

Welche Probleme?