Schulweg 1979

Halloooo,

wie erinnert Ihr Euch an Eure Schulwege in der Grundschule?

Ich bin 1979 in Frankfurt am Main eingeschult worden. Soweit ich mich erinnere bin ich normalerweise zur Schule gelaufen (etwa 10-15 Minuten schaetze ich) zusammen mit zwei Klassenkameraden die im selben Haus wohnten. Nach einem umzugsbedingten Schulwechsel bin ich dann von der zweiten Klasse an oft alleine zur Schule gelaufen oder mit dem Fahrrad, wiederum wahrscheinlich etwa 10-15 Minuten, manchmal mit anderen Kindern, aber nicht immer (glaube ich), dafuer allerdings bei praktisch jedem Wetter. Das war uebrigens in einer Kleinstadt. Ich denke dass viele andere Kinder das auch so gemacht haben, ich wusste nur von wenigen die z.B. von ihren Eltern mit dem Auto an der Schule abgeliefert oder wieder abgeholt wurden.

Klingt das ungewoehnlich fuer heutzutage? Wie stark haben sich die Zeiten geaendert und evtl. das Bewusstsein fuer Gefahr / Risiko fuer Kinder auf dem Schulweg usw.?

Ich wohne mittlerweile im Ausland. Hier scheinen mir die Leute sehr viel vorsichtiger (vielleicht sogar aengstlicher) diesbezueglich. Deswegen meine Frage. Besten Dank fuer Kommentare!

Hallo

allerdings bei praktisch jedem Wetter.

Wieso ‚praktisch‘ bei jedem Wetter? Wenn es zuu schlecht wurde, bist du dann zu Hause geblieben? Oder wurdest du dann gefahren?

ich wusste nur von wenigen die z.B. von ihren Eltern mit dem Auto an der Schule abgeliefert oder wieder abgeholt wurden.

Gab es bei uns auch nicht, das war allerdings noch Anfang 60iger Jahre, in einer Großstadt im Ruhrgebiet. Die Grundschule lag so, dass da keine Busse oder Bahnen in der Nähe hielten. Wir sind 2 km zu Fuß gegangen. Das hat ca. eine halbe Stunde gedauert. Wir sind immer gegangen, gefahren wurden wir niemals, und zu Hause bleiben wegen schlechten Wetters gab es auch nicht. Dafür gab es so extrem hässliche Regenumhänge aus minderwertigem Kunststoff.

Das erste Mal ist wohl unsere Mutter mitgegangen, das musste reichen, soviel ich weiß. Auf dem Hinweg konnten wir oft zu mehreren gehen. Die Rückwege waren oft extrem langweilig.

Am Anfang hatte ich ein Nachbar-Mädchen in der Klasse. Mit dem habe ich mich erstmal auf dem Rückweg verlaufen. Ich fand dieses Erlebnis im Großen und Ganzen sehr interessant, zunächst jedenfalls. An das Ende erinnere ich mich nicht mehr.

Klingt das ungewoehnlich fuer heutzutage? Wie stark haben sich die Zeiten geaendert und evtl. das Bewusstsein fuer Gefahr / Risiko fuer Kinder auf dem Schulweg usw.?

Die Zeiten haben sich in der Hinsicht sehr stark geändert. Ich bin jedenfalls sehr froh über die Erlebnisse, die wir damals noch haben durften. Wir sind sogar mit ca. 9 oder 10 Jahren mit gleichaltrigen bzw. jüngeren Kindern alleine zum Picknick an die Ruhr gegangen, und haben in leerstehenden (vielleicht einsturzgefährdeten?) Gartenlauben Räuber und Gendarm gespielt. Das war sehr prickelnd.

Sicher kann da was passieren, aber ständiges Sitzen halte ich für viel gefährlicher.

Ich wohne mittlerweile im Ausland. Hier scheinen mir die Leute sehr viel vorsichtiger (vielleicht sogar aengstlicher) diesbezueglich.

Noch ängstlicher als die Deutschen mittlerweile geworden sind?

Viele Grüße

Wieso ‚praktisch‘ bei jedem Wetter? Wenn es zuu schlecht
wurde, bist du dann zu Hause geblieben? Oder wurdest du dann
gefahren?

Hi Simsy Mone!

Nicht er, aber ich z.B. musste, wenn es über Nacht >1m Schnee heruntergeschmissen hat und der Sturm am Morgen unvermindert weiterging, so dass der Tag zur Nacht wurde, nicht in die Schule. Das war aber nur 2 oder 3 Mal in den 12 Jahren der Fall - leider :wink:

LiGrü
igel

Hallo,

also wir sind auch gelaufen.

Da war aber ein sehr, sehr kleines Dorf. Die Klasse bestand aus nur 12 Schülern. Die ganze Schule, hatte vier Klassen und drei Lehrer :smile:

Wir waren immer eine große Gruppe, die in der Früh den vielleicht 5 Minuten Schulweg gemeistert hat.

Später musste ich dann vielleicht 4 km mit dem Fahrrad fahren. Bei Schnee und Eis musste ich zuhause bleiben. Wir sind den Berg nicht hoch gekommen. Auch die Autos hatten Probleme. So sind manch ein Schultag ausgefallen, weil wir aus unserem Tal nicht rausgekommen sind :smile:

Hatte auch was für. Die Kinder heute, haben das Glück nicht mehr. Heute lieg nicht mehr so viel Schnee. Außerdem werden die Meisten ja eh gefahren.

Gruß Lulea

Hallo Tille,

ich wurde 1990 eingeschult.
Das mit dem Schulweg sah bei mir (und Mitschülern) so aus wie bei dir.
Bin ab der 1. Klasse alleine zur Schule gegangen; die Grundschule befand sich direkt im Ort, die Realschule war ca. 10 km entfernt und die zugehörige Haltestelle befand sich neben der Grundschule.

Das hier

ich wusste nur von wenigen die z.B. von
ihren Eltern mit dem Auto an der Schule abgeliefert oder
wieder abgeholt wurden.

traf nur auf diejenigen zu, deren Eltern auf dem Weg zur Arbeit direkt an der Realschule vorbei gekommen sind. Diese Schüler wurden morgens mitgenommen, sind aber - klar - mittags Bus gefahren.

Ansonsten wurden noch diejenigen gefahren, die die verletzungsbedingt keinesfalls alleine den Bus benutzen konnten (Schüler mit Krücken z.B., oder ich als ich nach einer Wirbelsäulen-OP keinesfalls angerempelt werden durfte (in den Bussen wurde extrem viel geschubst)).

Bei sehr starkem Schneefall, wenn die Schulbusse nicht mehr fahren konnten (und zu Fuß wäre nicht möglich gewesen - 10 km lange enge Serpentinenstraße), fiel die Schule aus; das war schon ca. 3 mal im Jahr der Fall.
Zur örtlichen Gegebenheit: Kleiner Ort im Bayerischen Wald, nahe der Tschechischen Grenze (daher die Schneemenge).

Viele Grüße,
Nina

Hallo,

mein Schulweg in der Grundschule (auch so um die Zeit - in einer Großstadt) war zwei Kilometer lang (und wurde bei jedem Wetter zu Fuß zurückgelegt). Manchmal bin ich auf dem Hinweg Klassenkameraden begegnet (die einen längeren Weg hatten), oft bin ich auch allein gegangen. Den Rückweg haben wir (mit Freunden) gemeinsam begonnen und sind dann irgendwann abgebogen.

Da der Schulweg sehr meinem Kindergartenweg ähnelte (den ich bereits ein Jahr lang nachmittags allein zurückgelegt hatte), hat mich meine Mutter an den ersten drei Tagen hingebracht, danach dann nicht mehr (ich wollte das auch nicht…).

Und heute?
Zu Beginn des Schuljahres mussten wir es einer Mutter abgewöhnen, dass sie mit ihrem Auto auf das Schulgelände, direkt vor den Haupteingang fährt, um ihr Kind in den Klassenraum der 5. Klasse zu bringen…
Auch sehr viele andere Eltern bringen ihre Kinder per Auto in die Schule. Morgens und mittags gibt es ein fürchterliches Verkehrschaos.
Allerdings haben wir noch Glück: Bei uns (ab Klasse 5) steigen die meisten Kinder aus, bekommen von den Eltern den Schulrucksack aus dem Kofferraum gereicht, werden noch einmal ermahnt / umarmt und gehen dann selbständig vom Straßenrand auf das Schulgelände.
Die Grundschulen haben rund um ihre Schulen ein Parkverbot einrichten lassen - an das sich niemand hält. Es wird wild kreuz und quer geparkt, Feuerwehrzufahrten zu Schulen müssen ja nicht beachtet werden. Rund 2/3 aller Kinder werden bis in den Klassenraum gebracht - und so lange steht das Auto im Halteverbot / in zweiter Reihe / in den Rettungswegen / … (und nein, ich übertreibe nicht).

Ich finde es wichtig, dass Kinder den Schulweg allein zurücklegen. Beim Zur-Schule-Laufen werden sie wenigstens wach und können einige Energien loswerden (und sich dann besser auf den Unterricht konzentrieren), beim Rückweg kann das Gelernte noch ein wenig verarbeitet werden, der Bewegungsdrang (nach sechs Stunden sitzen) kann ein wenig ausgelebt werden.

(Und die Welt ist auch nicht unsicherer geworden, als sie es vor 30 Jahren war - nur die blutrünstigen Reportagen im TV sind häufiger geworden. Mehr Sicherheit ist zwar schön und gut, aber in diesem Zusammenhang kein Argument.)

Hallo Mifäniein,

Ich finde es wichtig, dass Kinder den Schulweg allein
zurücklegen. Beim Zur-Schule-Laufen werden sie wenigstens wach
und können einige Energien loswerden (und sich dann besser auf
den Unterricht konzentrieren), beim Rückweg kann das Gelernte
noch ein wenig verarbeitet werden, der Bewegungsdrang (nach
sechs Stunden sitzen) kann ein wenig ausgelebt werden.

dem kann ich zustimmen und möchte noch eine Ergänzung anbringen:
Sozialkontakte!

Die Pausen sind doch relativ kurz - und auf dem Schulweg kann nochmal ausgiebig geplaudert werden, z.T. auch mit anderen Kindern als in der Pause (man lernt z.B. Kinder näher kennen, die eine andere Schule besuchen oder in eine andere Klasse gehen; man erwischt sich auch mal ohne z.B. die beste Freundin des anderen gleich mit dabei (wenn die von woanders kommt) etc.).

(Und die Welt ist auch nicht unsicherer geworden, als sie es
vor 30 Jahren war - nur die blutrünstigen Reportagen im TV
sind häufiger geworden. Mehr Sicherheit ist zwar schön und
gut, aber in diesem Zusammenhang kein Argument.)

Dem stimme ich auch zu.
Viel, viel sinnvoller ist es da, Kindern bestimmte Verhaltensregeln beizubringen - nicht mit Leuten mitgehen auch wenn diese scheinbar gute Gründe angeben (typisch: „Mama ist krank, komm ich nimm dich mit wir müssen zu Mama ins Krankenhaus“), damit sind schon mal geschätzte 95 % der Fälle abgedeckt. Sie müssen ja auch „irgendwann“ lernen, einen Weg alleine zurückzulegen - und „nicht geübt ist nicht gekonnt“, d.h. unsicher sein/wirken macht ein Kind schon mal als Opfer „attraktiv“.
Denn: Was ist denn bzgl. Alltag, Freizeit? Z.B. erstmalig im Laden am Ort einkaufen gehen, erstmalig zur Freundin ein paar Straßen weiter gehen - den Weg geht man meist alleine. Da ist es doch besser, solche Situationen zu mehreren zu üben, als Schulweg.

Viele Grüße,
Nina

Hi

Also ich bin noch in den 90ern (1993-97) grundsätzlich zu Fuß (15 Minuten durch die Stadt, über 3 Straßen und eine Hauptstraße omg!) zur Grundschule gegangen.

Danach wurde oft aufs Auto umgestiegen wegen Unzugänglichkeit der Schule (Für den Bus hätte ich von einem Ende der Stadt zum anderen fahren und von dort aus zur Schule fahren müssen) weil der Hinweg einfach zu lange gedauert hätte. Nach Hause musste ich aber oft per Bus oder zu Fuß, da war ja egal wann ich ankam.
Ein großer faktor war aber auch Gewicht.

Es gibt heutzutage ja keine Spinte mehr in den Schulen. Eine blöde Entwicklung. Schüler müssen heutzutage unglaublich viele dicke Bücher mit sich rumschleppen. Ich erinner mich noch gut an die Infoblätter die wir immer wieder bekamen, dass ein Rucksack nur so-und-so schwer sein durfte während der Wachstumsphase.

Dieses Gewicht habe ich glaube ich nie unterschritten sondern das drei-bis vierfache mit mir rumgeschleppt. Ein Schuljahr lang wog mein Rucksack 25 kilo, das war zwar schon im 9. Schuljahr aber hallo? Bin ich Möbelpacker, oder was? (Dank der minderwertigen Bestuhlung ist mein Rücken jetzt schon fast hinüber…).

Ich denke mit Spinten könnte man die Autofahrerei gut einschränken, ist ja auch ein Argument vieler überängstlicher Eltern „Die Tasche ist viel zu schwer!“ ob das in dem Fall dann stimmt oder nicht.

lg
Kate

Hallo,

wenn das Wetter richtig schlecht war sind wir glaube ich ab und zu gefahren worden (typischerweise hat mich dann der Papa eines Freundes aus der Gegend mitgenommen, der seinen Sohnemann normalerweise eh mit dem Mercedes zur Grundschule brachte :wink:).

In der Oberschule (3km entfernt) war es Fahrrad, in den ersten paar Jahren im Winter Bus. Dann war ich irgendwann recht abgehaertet und habe erst bei weniger als 10 Grad Celsius Morgentermperatur lange Hosen angezogen…!

Total interessante Antworten soweit, hoffentlich noch ein paar!

Hallo Kate,

Danach wurde oft aufs Auto umgestiegen wegen Unzugänglichkeit
der Schule (Für den Bus hätte ich von einem Ende der Stadt zum
anderen fahren und von dort aus zur Schule fahren müssen) weil
der Hinweg einfach zu lange gedauert hätte.

sowas sehe ich definitiv ein!

Es gibt heutzutage ja keine Spinte mehr in den Schulen. Eine
blöde Entwicklung. Schüler müssen heutzutage unglaublich viele
dicke Bücher mit sich rumschleppen. Ich erinner mich noch gut
an die Infoblätter die wir immer wieder bekamen, dass ein
Rucksack nur so-und-so schwer sein durfte während der
Wachstumsphase.

kann ich nur zustimmen.
Ich hatte damit jahrelang ziemliche Probleme, da ich aus gesundheitlichen Gründen nur maximal 5 kg tragen durfte/darf (gut, mittlerweile um die 7 kg).
Es wäre sehr praktisch gewesen, Dinge einfach in der Schule einsperren zu können.
Da das nicht ging, musste ich Bücher, Materialien für den Kunstunterricht, Hefte etc. auf eigene Gefahr offen in einem Schrank liegen lassen (Bücher hatte ich für zu Hause doppelt, an Heften habe ich mir die für die Hausaufgaben oder fürs Lernen mit nach Hause genommen).

Ich bin froh, dass es an der Uni Spinde gibt.

Ich denke mit Spinten könnte man die Autofahrerei gut
einschränken, ist ja auch ein Argument vieler überängstlicher
Eltern „Die Tasche ist viel zu schwer!“ ob das in dem Fall
dann stimmt oder nicht.

Dem stimme ich zu!

Mit „überängstlich“ hat das meiner Meinung aber teils nix zu tun;
ab einem bestimmten Gewicht ist es auch für ein gesundes Kind eine Zumutung, und oft müssen Dinge transportiert werden, die einen durchschnittlichen Aufenthalt in einem Schulbus nicht überstehen (riesige Zeichenblöcke, Gebasteltes - hinterher oft zerknickt und zerfleddert).
Den von dir erwähnten 25-kg-Rucksack in der 9. Klasse würden sicherlich die meisten Neuntklässlerinnen nicht tragen können (teils mehr als die Hälfte des Körpergewichts).

Viele Grüße,
Nina

heutige Beobachtung
Hallo,

ein paar heutige Beobachtungen:

Ich wohne aktuell in einer Kleinstadt nahe Heidelberg, komme auch oft so um die Schulanfangs- und Endzeiten am Schulzentrum vorbei.
Hier jedenfalls sehe ich noch „auffallend“ viele Kinder (so ab geschätzt 2. Klasse), die den Schulweg zu Fuß oder per Fahrrad zusammen mit ein bis drei Mitschülern zurücklegen und sich dann auf den letzten paar Metern trennen.

Viele Grüße,
Nina

Hi,

ich ging von 1979 bis 1991 in die Schule (abi nach der 12., in der DDR). Die ersten 10 Schuljahre war die Schule im Ort, die ersten anderthalb davon die alte Schule im Oberdorf, da ging es mit dem Fahrrad hin, ca. 10min Weg. Zweimal musste dabei die Hauptverkehrsstraße überquert werden.
Dann öffnete die neue Schule, 5min zu Fuß, zwei Hauptstraßen überqueren, an einer anerkannt gefährlichen Kreuzung vorbei (jede Woche gab es da mindestens eine Notbremsung, jeden Monat einen Blechschaden… wir haben die Bremsen immer in der Schulegehört und unsere Witze gemacht, was es denn heut in der Schulspeisung zu Mittag gibt…)
Die letzten zwei Schuljahre mit dem Fahrrad 5min zum Zug, in die Kreisstadt fahren, dann 5min zu Fuß bis zur Schule.
Der Weg zur Schule im Grundschulalter wurde geübt und nach ein paar mal alleine zurückgelegt. Dann mit 16 den neuen Weg musste man mir nicht beibringen :wink:

Heutzutage ist es völlig anders. Ich wohne und unterrichte in einem Ort, der ungefähr so groß ist wie mein Heimatort (dh knapp über 10000 Einwohner). Am benachbarten Gymnasium bilden sich zu Unterrichtsende Autoschlangen - Eltern, die ihre Kinder abholen.
Wenn ich zu Fuß in die Schule unterwegs bin (ich besitze werder Auto noch Motorrad, das Fahrrad, das ich mir am Anfang gekauft hatte, wurde mir nach einem Vierteljahr gestohlen), werde ich von Kindern, die mit dem Fahrrad in Begleitung von Mutti auf dem Fußweg unterwegs sind, fast umgefahren. Klingeln, abbremsen, etwas ausweichen, damit ich eine Chance habe, die Kollision zu vermeiden, ohne auf die Straße zu treten, ist ganz unmodern. Einmal habe ich was gesagt - und bin von der Mutti angeschnauzt worden.

die Franzi

Hallo,

ebenfalls Nostalgiegeschichte: ich habe mich mit vier Jahren geweigert, in den Kindergarten gebracht zu werden. Ich durfte allein gehen - mein Opa verfolgte mich, von Hauseingang zu Hauseingang hüpfend und sich dort versteckend bis ich im Kindergarten war (ein knapper Kilometer Weg). Er hat das gemacht, bis ich in die Schule kam. Heute würde man den Mann einsperren oder zumindest hätte er des öfteren wegen möglicher pädophiler Neigungen bestimmt Ärger bekommen.

Schulweg war dann allein hin und nach Hause mit Freunden (wobei wir an einem Spielplatz vorbei mussten und dort oft bis zum Erbrechen (sic!) auf dem kleinen Karusell spielten. Wir hatten zuhause oft kaltes Mittagessen und Standpauken zu erwarten.

Heute arbeite ich in einer Grundschule. Allmorgendlich Verkehrschaos. Unsere Schule hat einen sehr weitläufigen Einzugskreis (da Versuchsschule) und nur minimale Busanbindung, das heißt, viele Eltern müssen die Kinder mit dem Auto bringen. Allerdings bringen auch viele Eltern, die das nicht müssten, weil sie nur 1km weit weg wohnen, die Kinder mit dem Auto. Das wird, so kommt es mir oft vor, als demonstratives „ich bin ein guter Elternteil“-Gehabe benutzt. Wahrscheinlich denken sie, sie tun den Kindern etwas gutes.

Allerdings stelle ich fest, dass der deutsche Normalfall - Kinder gehen allein nach Hause, bzw. um eins ist die Schultür erstmal zu und die keiner kümmert sich darum, ob und wie die Kinder heimkommen, bei vielen ausländischen Eltern auf totale Verwunderung stößt. Auch der Hinweis, dass eine Straßenbahnhaltestelle etwa 10min Gehweg von der Schule entfernt sei und die Kinder von dort - ohne eine breite Straße überqueren zu müssen - zur Schule laufen könnten, stößt auf - milde gesagt - oftmaliges Entsetzen: „Warum gibt es keinen Shuttle-Service von der Haltestelle zur Schule?!“.

Einerseits spielt der Sicherheitsgedanke mit (im Winter ist es ja zu Schulanfangszeiten auch oft noch stockdunkel / Verkehr überhaupt), andererseits geht die Tendenz schon dahin Kinder in Watte zu packen (Schulweg ist anstrengend/Wetter ist schlecht etc.). Dabei ist ein selbständer Schulweg für die Entwicklung von Schulkindern wichtig. Zum einen wegen des sozialen Kontakte (auch heute noch achtet unsere deutsche Nachbargrundschule darauf, Klassen nach Wohngebieten zusammenzustellen, um gemeinsame Schulwege zu ermöglichen und stellt auch Kontakte zwischen Eltern von Kindern in höheren Klassen her, die um die Ecke wohnen, wenn dieser Kontakt noch nicht besteht), zum anderen wegen der Bewegung nach dem fünfstündigen Stillsitzen.
Ein weiterer Nachteil ist, dass wir immer öfter damit konfrontiert werden, dass die Grundschüler die Umgebung überhaupt nicht kennen und wenn sie doch mal gezwungen sind, sich selbständig zu bewegen, sich verlaufen (letztes Jahr zwei total aufgelöste Schüler, die ihr Haus nicht fanden bzw. auf dem Schulweg zur Schule verloren gingen!).
Leider werden diese Vorteile immer weniger gesehen.

Gruß
Elke

Hallo,

mein Sohn läuft auch seit der ersten Klasse in die Schule, ca. 20 min., zusammen mit 1-3 anderen Kindern. Und zwar bei jedem Wetter, außer wir haben Srturmwarnung :smile:. Das wird auch von der Schulleitung ausdrücklich so gewünscht, weil andernfalls ein Verkehrschaos ausbrechen würde. Die Unfallgefahr ist auch viel zu hoch, wenn pünktlich um 10 vor 8 100 PKWs vor der Schule parken und wenden wollen. Außerdem ist man dann morgens wenn die Schule anfängt richtig wach und mittags auf dem Nachhauseweg kriegt man den Kopf frei.

Finde ich also nichts besonderes, klar, ein paar unverbesserliche gibts immer, aber die gabs auch schon zu meiner Schulzeit.

Was zu meiner Zeit allerdings anders war: ich bin mit 3 Jahren zusammen mit einer Freundin alleine in den Kindergarten gelaufen, ca. 15 - 20 min. an einer Hauptbverkehrsstraße. Das ist heute nicht mehr erlaubt, was aber auch gut ist.
Grüße
Charlotte

Hallo,

Einmal habe ich was gesagt - und
bin von der Mutti angeschnauzt worden.

Ich habe bei unseren Kleinen immer Angst, dass sie von aus Parklücken zurückstoßende Autos (besondere Gefahr bei hohen SUVs) übersehen werden.
Wir haben deshalb mit Hilfe der örtlichen Polizei / dem Ordnungsamt unsere Parkplätze und Aussteigezonen so gut es in den Gegebenheiten eben geht neu organisiert. Die Eltern könnten nun etwas entfernt (100-200m) die Kinder wesentlich sicherer abladen. Viele machen das, aber es gibt immer wieder Idioten uneinsichtige Eltern, die meinen, sie müssten bis vor die Schultüre fahren (obwohl Einfahrt verboten - ohne Sondergenehmigung für z.B. Anlieferungen - bzw. absolutes Halteverbot). Ich habe es aufgegeben, solche Eltern darauf anzusprechen, weil ich mir morgens nicht meine Laune dadurch verderben möchte, von diesen Eltern angeraunzt, angepöbelt und sogar bedroht zu werden. Lieber rufe ich in regelmäßigen Abständen beim sehr kooperativen Ordnungsamt an und die schicken dann an einigen Tagen einen Polizisten, der Knöllchen verteilt. Das hilft immer für eine Weile. Übrigens machen die Ordnungshüter hier zu Schulanfangszeiten keinen anderen Dienst als bei allen Schulen in ihrem Gebiet bzw. auf Schulwegstrecken für Ordnung zu sorgen.

Gruß
Elke

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Hallo,

Hier jedenfalls sehe ich noch „auffallend“ viele Kinder (so ab
geschätzt 2. Klasse), die den Schulweg zu Fuß oder per Fahrrad
zusammen mit ein bis drei Mitschülern zurücklegen und sich
dann auf den letzten paar Metern trennen.

Natürlich gibt es die auch. Aber wenn eine GS 250 Schüler hat, reichen schon 50 uneinsichtige Eltern um ein Verkehrschaos zu verursachen.
Unsere Schule hat 2000 Schüler. Davon kommen bestimmt über 1500 Schüler zu Fuß oder mit Fahrrad oder mit ÖVP zur Schule, wahrscheinlich sogar mehr. Aber die sagen wir mal 200 Autos, die trotzdem kommen, reichen halt für eine katastrophale Verkehrslage (plus die Autos von Lehrkräftes und sonstigem Personal, die oft weiter weg wohnen und somit oft auf Autos angewiesen sind).

Gruß
Elke

Gruß
Elke

Hallo Elke,

Aber wenn eine GS 250 Schüler
hat, reichen schon 50 uneinsichtige Eltern um ein
Verkehrschaos zu verursachen.

Dem stimme ich voll und ganz zu.
Gerade darum (!) habe ich obiges hervorgehoben, da es mich (im Positiven) wundert, dass derartiges hier am örtlichen Schulzentrum nicht (!) stattfindet.
Ich gehe dort morgens oft vorbei auf dem Weg zur Haltestelle bzw. am frühen Nachmittag auf dem Rückweg, und sehe selten mal ein Auto vor der Schule. Hat mich im Positiven erstaunt.

Dass es an vielen anderen Schulen so wie von dir beschrieben abläuft, ist mir natürlich bewusst :smile:
Hatte dies an anderen Schulzentren schon zur Genüge gesehen…
(z.B. Grundschule, die nahe meiner Berufsschule gelegen war - für die Berufsschüler, die aufs Auto angewiesen waren, war oft kein Durchkommen morgens)

Viele Grüße,
Nina

Da gibts übrigens auch ein empfehlenswertes Projekt:
http://www.verkehrszaehmer.de/?page_id=8

Naja,
ich hatte immer einen recht langen Schulweg, in der Grundschule fünf Kilometer zu Fuß.
Aber 1979 waren es etliche tausend Kilometer, das ging eher mit dem Flieger und auch nicht mehr täglich, hehe.

Gruß

Marzeppa

Schulweg 1965
Hallo,

ich bin auf dem Land aufgewachsen und musste in den ersten 2 Jahren 5 Kilometer in die Schule laufen. Diese befand sich im Nachbarort, und der Weg führte entweder über die Felder oder an der Ortsstraße entlang, die wir nur im Winter bevorzugten.

Ich ging meist zusammen mit einer Freundin (meine Geschwister gingen bereits in eine andere Schule), wenn die Freundin mal krank war auch allein. Im Winter war der Weg morgens stockdunkel, aber Angst hatten wir ebensowenig wie eine Taschenlampe. Dafür trugen wir ein Holzscheit mit uns, das wir im Winter täglich mitbringen mussten, um den Ofen im Klassenzimmer zu heizen :smile:.

Gefahren wurden wir - in Ermangelung eines verfügbaren Autos samt Fahrer - nie. Ein Fahrrad bekam ich erst in der dritten Klasse, da war dann - dank des Schulwechsels in die Verbandsschule - der Schulweg aber schon auf 2 Kilometer reduziert.

Meine eigene Kinder habe ich - trotz ebenfalls weiter Wege - nie gefahren. Auch nicht bei Verschlafen oder Wehwehchens. Wenn sie krank waren, blieben sie zu Hause und ansonsten mussten sie mit den Konsequenzen ihres Verhaltens selber fertig werden.

Schöne Grüße,
Jule