Verschiedenes
Hallo!
wie erinnert Ihr Euch an Eure Schulwege in der Grundschule?
1977:
Ein Schulbus fuhr uns in die Schule, die etwas weiter als 3km entfernt war, die Landstraße dorthin ist kurvig, bergig, schmal, ohne Fuss- oder Radweg. An der Bushaltestelle unseres sehr kleinen Dorfes standen 3-6 Kinder. Auch bei jedem Wetter. Bei Glatteis mussten wir eine halbe Stunde warten, dann durften wir nach Hause und die Schule fiel aus. Ist - leider
- nicht oft passiert.
Der Weg zur Bushaltestelle bestand hauptsächlich aus Schlammpfützen. Wegen unserer dreckigen Schuhe wurden wir oft ausgelacht oder geschimpft.
Ganz selten wurde ich mit dem Auto abgeholt, vielleicht 5mal pro Schuljahr. Gebracht wurden wir eigentlich nie, weil meine Mutter um 7 Uhr morgens zur Arbeit musste (der Vater noch früher) und wir allein aus dem Haus sind.
Klingt das ungewoehnlich fuer heutzutage? Wie stark haben sich
die Zeiten geaendert und evtl. das Bewusstsein fuer Gefahr /
Risiko fuer Kinder auf dem Schulweg usw.?
Zum einen ist einfach mehr Verkehr auf den Straßen. Die von mir beschriebene Straße fahre ich selber mittlerweile nur mehr ungern mit dem Rad (früher als ich älter war, wurde uns die Busfahrkarte gestrichen und ich bin dort täglich gefahren). Mein Kind würde ich dort allein weder laufen noch fahren lassen.
Zum Anderen sind viel viel weniger Kinder unterwegs, sie können sich also nicht mehr in Gruppen bewegen, sondern müssen häufiger allein laufen.
In meiner Umgebung habe ich festgestellt, dass viele Eltern schreckliche Angst vor dem grausamen Kinderschänder-Triebtäter haben. Obwohl diese Einschätzung jeder Vernunft und Realität (Die Zahlen dieser Taten ging kräftig zurück in letzter Zeit, Täter bei Missbrauch sind häufig Bekannte etc.) widerspricht haben die Medien an dieser Front ganze Arbeit geleistet.
Ich versuche fast ständig, Überzeugungsarbeit zu leisten, ich denke, dass selbstständige und selbstsichere Kinder nicht so leicht zum Opfer werden wie überbehütete und sichtbar ängstliche. Respekt habe ich vor dem motorisierten Verkehr, mehr als andere wahrscheinlich. Wobei wir viel gemeinsam mit dem Rad unterwegs sind, ich mir Mühe gebe, ein vorsichtiges Vorbild zu sein und ich meinen Sohn auch frühzeitig auf einzelnen Strecken allein fahren lasse.
Die Autobegeisterung hier auf dem Land tut ein Übriges: Es findet sich immer ein Grund oder eine Ausrede, warum das Kind mit dem Mama-Taxi gefahren wird: Ach, ich kam eh grad vorbei (*lol*), auf den Bus müsste er ja eine Viertel Stunde warten, da wird es so spät, das Turnzeug ist so schwer, die Sonne brennt so heiß, das Kind könnte sich im Regen auflösen…
Mein Sohn wird ungefähr so oft von mir abgeholt, wie ich damals und gebracht ebenso. Selbst wenn ich durch den Ort fahre, in dem er zur Schule geht und es ist kurz vor Schulschluß, lasse ich ihn mit dem Bus fahren und mache zuhause schonmal Mittagessen. Ich freue mich, wenn die Kinder vom Bus nach Hause gelaufen kommen und ich sie schon von Weitem höre. Auch morgens laufen 2 oder 3 gemeinsam. Das finde ich ein wertvolles Stück Tagesablauf. Die Kinder lernen außerdem, nicht zu sehr zu trödeln (in 4 Schuljahren haben sie noch nie den Bus versäumt) und trainieren ihr Weg-Zeit-Gefühl.
Der größte Vorteil: Mein Sohn kommt ziemlich entspannt von der Schule nach Hause. Den Effekt kann man auch bei sich selber beobachten, wenn man von der Arbeit nach Hause läuft oder mit dem Rad fährt.
Grüße
kernig